Tom Liehrs Fragen an Euch

  • Okay, hier also ein paar Fragen an Euch. ;-)


    Die ersten Rückmeldungen der Buchhändler, die den Roman bereits im Januar erhalten haben, aber auch die Resonanz, die ich ansonsten bekomme, zeigen ziemlich deutlich, dass "Leichtmatrosen" an zwei Stellen die Gemüter, äh, nein, die Geschlechter trennt. Nämlich einmal beim "Nuttenkapitel" - Tag 5 - (Männer: Jo!, Frauen: Musste das sein?) - und dann beim Schluss (Männer: Ha!, Frauen: Nee, ehrlich?). Ist das bei Euch auch so? Und, wenn ja - warum?


    Dann bin ich, zugegeben, etwas irritiert von Rezensionen in der Presse und anderswo, die dem (meiner Meinung nach nicht ganz glücklichen) Klappentext folgen und den Roman als "leichtes Sommerbuch" kategorisieren. Klar ist es das auch, schließlich geht es um Urlaub, Abenteuer, Naturerlebnisse und all das, aber im Kern doch - dachte ich wenigstens - um etwas, nein, deutlich mehr; letztlich sind Setting und Verlauf nur (durchaus wichtige) Kulisse für einen Text über Männer auf der Zielsuche. Es geht um deren Schwächen und Daseinsmissverständnisse, um Freundschaft, Liebe, Loyalität und um etwas, das recht unglücklich "Lebensplanung" genannt wird. Eigentlich sollten diese Aspekte im Mittelpunkt stehen. Woran liegt es, wenn das nicht so wahrgenommen wird? Oder, anders gefragt: Habt Ihr das auch so verstanden? Und, wenn ja: Wo habe ich den entscheidenden Fehler gemacht?


    Danke vorab! :-)

  • Das Nuttenkapitel hat mich nicht gestört, ich fand es ganz amüsant. Die Herren waren ihrer Sinne ja auch nicht mehr völlig mächtig :grin. Und zumindest Patrick hatte danach so ein leicht schlechtes Gewissen ... Es hat mich nicht gestört, weil es den Herren primär nur um den Trieb ging. Gefühle waren keine im Spiel.
    Edit: und zu diesem Zeitpunkt jeder der vier dann ausging, keine Beziehung zu einer Frau mehr zu haben.



    Anders verhält es sich mit dem letzten Satz. O.k. Ich weiß, wie Männer ticken, aber eigentlich ist Patrick ja jetzt in einer glücklichen offenbar intakten Beziehung. Und dieser Satz kommt so rüber, als wolle er seine Frau betrügen, mit einer Frau, die ihn zuvor gefühlsmäßig stark angesprochen hat. Deshalb gefällt er mir persönlich auch nicht.


    Der Roman an sich kommt durchaus als Sommer- und Urlaubsroman rüber. Einfach weil die Beschreibungen der Natur so auf den Leser wirken, dass, zumindest so ist es bei mir, Lust bekommen, auch mal sie eine Tour zu wagen. (Wir wollen so eine Bootstour machen, wenn unsere Jungs alle schwimmen können. Haben wir zumindest mal so geplant :-). Mit Führerschein :grin)


    Andererseits sind diese Beschreibungen für mich nur die Kulisse für den eigentlichen Roman. Und da kam schon deutlich rüber, dass es um das "Zu-sich-finden" der vier Männer geht. Und auch dass sich unter den völlig unterschiedlichen Männern eine tolle Freundschaft entwickelt hat.


    Ich würde ihn als einen Roman beschreiben, der gute Laune macht, streckenweise sehr amüsant zu lesen ist, aber durchaus Tiefgang hat.

    Liebe Grüße :wave
    Kirsten



    eine Welt ohne Bücher kann ich mir nicht vorstellen



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  • Hallo, Kirsten.


    Zitat

    Und dieser Satz kommt so rüber, als wolle er seine Frau betrügen, mit einer Frau, die ihn zuvor gefühlsmäßig stark angesprochen hat.


    Patricks "Problem", wenn man so will, besteht ja darin, dass er sich nicht entscheiden will, dass er einen kleinen Curt Henderson in sich spürt, dass er keine Lust darauf hat, durch die Entscheidung für die eine Option alle anderen auszuklammern. Als Cora am vorletzten Tag aufs Boot kommt, hat Patrick erstens ziemlich haarige Erlebnisse hinter und zweitens eine schwangere Frau, die er ja definitiv irgendwie liebt, vor sich. Vor diesem Hintergrund trifft er jene Entscheidung, mit der er sich ja auch - wenigstens vorläufig - wohlfühlt, zu der er steht, jedenfalls auf der praktischen Ebene. Aber, und darum geht's in jenem letzten Absatz - er bleibt Patrick. Er hat im Hinterkopf, was ihm Simon an jenem Abend in Priepert gesagt hat, und, natürlich, den Leitspruch der Leichtmatrosen: Auf dem Boot bleibt auf dem Boot. Was ich sagen will: Er ändert sich nicht. Nicht wirklich. Während er letztlich allen anderen dabei hilft, zu sich selbst zu finden, bleibt er sich, was in diesem Zusammenhang ein bisschen scheiße klingt, treu. Ich halte das ganz persönlich für den realistischeren Ausgang - vor dem Hintergrund der Figurenzeichnung.

  • Hallo Tom,



    Zitat

    Original von Tom



    Patricks "Problem", wenn man so will, besteht ja darin, dass er sich nicht entscheiden will, dass er einen kleinen Curt Henderson in sich spürt, dass er keine Lust darauf hat, durch die Entscheidung für die eine Option alle anderen auszuklammern. ... Aber, und darum geht's in jenem letzten Absatz - er bleibt Patrick. ... Was ich sagen will: Er ändert sich nicht. Nicht wirklich. Während er letztlich allen anderen dabei hilft, zu sich selbst zu finden, bleibt er sich, was in diesem Zusammenhang ein bisschen scheiße klingt, treu. Ich halte das ganz persönlich für den realistischeren Ausgang - vor dem Hintergrund der Figurenzeichnung.


    Das kam bei mir nicht so an, vielleicht, weil ich eine Frau bin :grin und das von einer anderen Seite betrachtet habe, bzw. es so betrachten wollte. Ich habe das, das er sich eigentlich nicht geändert hat, nicht so aus dem Text herausgelesen, oder es freudisch überlesen ... Wenn die Figur so ist, dann ist es o.k. Bin mal gespannt, was die anderen dazu meinen.



    Edit: Auf alle Fälle DANKE fürs Begleiten der Leserunde :wave

    Liebe Grüße :wave
    Kirsten



    eine Welt ohne Bücher kann ich mir nicht vorstellen



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  • Huhu, Kirsten.


    Zitat

    Auf alle Fälle DANKE fürs Begleiten der Leserunde


    Ich habe zu danken! :anbet


    Ach so:


    Zitat

    Wir wollen so eine Bootstour machen, wenn unsere Jungs alle schwimmen können. Haben wir zumindest mal so geplant. Mit Führerschein.


    Der Führerschein erspart einem die stundenlange Chartereinweisung und die praktischen Übungen mit dem Schiff - deshalb habe ich den SBF/B auch gemacht. Der wirklich leicht zu erwerben ist. Im Prinzip gibt es keine Fahrschulpflicht, man kann sich einfach zu Prüfung anmelden. Theoretisch. Die kurzen Kurse (meistens Wochenendkurse) sind aber zu empfehlen, vor allem, wenn man überhaupt keine Bootserfahrung hat. Die Theoriefragen sind zwar - im Vergleich zur PKW-Fahrerlaubnis - leicht und überschaubar, aber in den Kursen lernt man wirklich was, nicht zuletzt Knotenkunde, denn Palstek & Co. sind Prüfungsbestandteil. Und die Manöver kann man einfach nicht fahren, wenn man noch nie auf einem Boot war. Es kostet in aller Regel um die 200 Tacken, zwischen Kurs und Prüfung liegen meistens ein paar Tage oder zwei, drei Wochen, damit man noch lernen kann. Einige Anbieter ziehen im Rahmen von dreitägigen Kompaktkursen alles in einem Aufwasch durch.


    Allerdings - wenn man einmal eine Chartereinweisung mitgemacht hat und beim nächsten Mal erklärt, das bereits hinter sich zu haben, verzichten viele Charterer darauf, dass man abermals teilnimmt. Und bis 15 PS Motorleistung braucht man beides nicht, weder Chartereinweisung, noch Führerschein - das ist im Buch falsch (5 PS) erklärt; es hat sich kürzlich (nach der Drucklegung, die schon im Dezember war) geändert.

  • Zitat

    Original von Tom



    Die ersten Rückmeldungen der Buchhändler, die den Roman bereits im Januar erhalten haben, aber auch die Resonanz, die ich ansonsten bekomme, zeigen ziemlich deutlich, dass "Leichtmatrosen" an zwei Stellen die Gemüter, äh, nein, die Geschlechter trennt. Nämlich einmal beim "Nuttenkapitel" - Tag 5 - (Männer: Jo!, Frauen: Musste das sein?) - und dann beim Schluss (Männer: Ha!, Frauen: Nee, ehrlich?). Ist das bei Euch auch so? Und, wenn ja - warum?


    Mich hätte es nur gestört, wenn der ganze Roman in der Art des "Nuttenkapitels" geschrieben wäre :grin. Das wäre mir zu viel gewesen. So gehörte es aber dazu und war passgenau für einen "Abend der Befreiung" der vier Männer von was auch immer. Also in meinem Fall: Jo!


    Zitat

    Dann bin ich, zugegeben, etwas irritiert von Rezensionen in der Presse und anderswo, die dem (meiner Meinung nach nicht ganz glücklichen) Klappentext folgen und den Roman als "leichtes Sommerbuch" kategorisieren. Klar ist es das auch, schließlich geht es um Urlaub, Abenteuer, Naturerlebnisse und all das, aber im Kern doch - dachte ich wenigstens - um etwas, nein, deutlich mehr; letztlich sind Setting und Verlauf nur (durchaus wichtige) Kulisse für einen Text über Männer auf der Zielsuche. Es geht um deren Schwächen und Daseinsmissverständnisse, um Freundschaft, Liebe, Loyalität und um etwas, das recht unglücklich "Lebensplanung" genannt wird. Eigentlich sollten diese Aspekte im Mittelpunkt stehen. Woran liegt es, wenn das nicht so wahrgenommen wird? Oder, anders gefragt: Habt Ihr das auch so verstanden? Und, wenn ja: Wo habe ich den entscheidenden Fehler gemacht?


    Ich stelle mal eine Vermutung an: Die haben das Buch nicht gelesen.


    Ich finde den Klappentext nicht sehr treffend, denn er suggeriert meiner Meinung nach wirklich etwas Falsches.
    Was mich betrifft, so habe ich genau das in deinem Buch gelesen, was du erreichen wolltest: Vier sehr unterschiedliche Männer in Kippphasen ihres Lebens, an dem Punkt, wo man überlegt: War es das? Die Bereitschaft darüber nachzudenken ist bei ihnen unterschiedlich, aber letztendlich tun sie es alle vier.


    Die Zielsuche der Figuren habe ich als sehr intensiv empfunden, auch die Entwicklung ihrer Beziehungen zueinander, die als eher lockere Verbindung beginnt und damit endet, dass man das Kind nach den, und das sind sie am Ende, Freunden benennt. Es ist alles da. Für mich ist das kein leichtes Sommerbuch, sondern ein Roman, der unter die Haut geht, auch mal zum Schmunzeln animiert, aber das satnd für mich eher nicht im Mittelpunkt.


    Wo hast du den entscheidenden Fehler gemacht?
    Nirgendwo!
    Ich finde "Leichtmatrosen" großartig! Genau so, wie es ist.

  • Zitat

    Original von Tom
    zeigen ziemlich deutlich, dass "Leichtmatrosen" an zwei Stellen die Gemüter, äh, nein, die Geschlechter trennt. Nämlich einmal beim "Nuttenkapitel" - Tag 5 - (Männer: Jo!, Frauen: Musste das sein?) -


    Also ich fand das schon in Hannover genial und auch beim lesen fand ich es erfrischend.
    Ich wollte eh schon immer mal wissen, wie sich Männer so etwas vorstellen :grin



    Zitat

    Original von Tom
    und dann beim Schluss (Männer: Ha!, Frauen: Nee, ehrlich?). Ist das bei Euch auch so? Und, wenn ja - warum?


    Wie schon im letzten Abschnitt geschrieben: Jou, ist ok so - paßt zu ihm (Patrick ist halt ein Mann :chen )
    Und macht das Ende für mich realistischer, als wenn er plötzlich zum Mustermann und Mustervater mutiert wäre.



    Zitat

    Original von Tom
    und den Roman als "leichtes Sommerbuch" kategorisieren. Klar ist es das auch, schließlich geht es um Urlaub, Abenteuer, Naturerlebnisse und all das, aber im Kern doch - dachte ich wenigstens - um etwas, nein, deutlich mehr; letztlich sind Setting und Verlauf nur (durchaus wichtige) Kulisse für einen Text über Männer auf der Zielsuche.
    Es geht um deren Schwächen und Daseinsmissverständnisse, um Freundschaft, Liebe, Loyalität und um etwas, das recht unglücklich "Lebensplanung" genannt wird. Eigentlich sollten diese Aspekte im Mittelpunkt stehen. Woran liegt es, wenn das nicht so wahrgenommen wird? Oder, anders gefragt: Habt Ihr das auch so verstanden? Und, wenn ja: Wo habe ich den entscheidenden Fehler gemacht?


    Danke vorab! :-)


    DU hast keinen Fehler gemacht - eher der Klappentextverfasser, der sich wohl nicht so sehr mit dem Buch auseinandergesetzt hat.
    Für mich kam es genau so herüber, daß es zwar nach außen hin ein "Sommerbuch" mit Hausbootfeeling ist - aber eben doch wesentlich mehr - eben ein Aufarbeiten der Konflikte der vier Männer und ein Buch über das finden von Freunschaften.


  • Das Nuttenkapitel hat mich nicht gestört. (Vermisst hätte ich die Ausführlichkeit aber vermutlich auch nicht gerade.) Wahrscheinlich hab ich es den Knaben einfach irgendwie gegönnt.
    Und den Damen den Verdienst auch :grin
    Der Schluss - wäre nicht der meinige gewesen. Aber ich verstehe Toms Gedanken dahinter. Und außerdem weiß ja niemand zu 100%, was in Rheinsberg tatsächlich passieren wird.
    Zum letzten Punkt: Bei mir kommt es nicht als leichte Sommerlektüre an.
    Dass das bei vielen anders ist, liegt vielleicht (!) an den Unmengen von Alkohol und Späßen (wie zB dem vollgepullerten oder eben auch nicht Frischwassertank der Losbinde-oder-eben-auch-nicht-Familie.
    Auch das Cover, das mir nebenbei gesagt eigentlich gefällt, deutet eher auf Urlaubsfreuden ohne "Lebensplanungsprobleme" (es sei denn jene eines oder mehrerer Alkoholiker(s)) hin. :wave


    EDIT: Der Alkoholgeruch ist an meinen Vertippslern Schuld!*hicks* :-)

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

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  • Also ich empfand bei den beiden Stellen auch nichts falsches. Das hat schon so gepasst. Einzig der Übergang der Wortwahl war etwas abrupt. Ich rechnete nicht damit, plötzlich was von Nutten, Schwänzen und Kokain zu lesen. Da zuckte ich leicht. Aber es ist halt auch kein Kinderbuch.


    Bei Patrick dachte ich schon, dass er sich verändert hatte. Elternzeit, Home Office und das alles schon seit einem Jahr. Dass er plötzlich doch wieder Anna anrief, kam für mich unvorbereitet. Ausgerechnet Patrick. Dass Mark weiter kokst ist dagegen glaubwürdiger.

  • Zitat

    Original von Tom
    Okay, hier also ein paar Fragen an Euch. ;-)


    Die ersten Rückmeldungen der Buchhändler, die den Roman bereits im Januar erhalten haben, aber auch die Resonanz, die ich ansonsten bekomme, zeigen ziemlich deutlich, dass "Leichtmatrosen" an zwei Stellen die Gemüter, äh, nein, die Geschlechter trennt. Nämlich einmal beim "Nuttenkapitel" - Tag 5 - (Männer: Jo!, Frauen: Musste das sein?) - und dann beim Schluss (Männer: Ha!, Frauen: Nee, ehrlich?). Ist das bei Euch auch so? Und, wenn ja - warum?


    Also das Nuttenkapitel hätte mir erstmal die Sprache verschlagen, wenn ich nicht gewußt hätte, was da auf mich zukommt. Aber die "Frauenfrage": "Musste das sein?" kann ich als Frau ganz klar mit ja beantworten. Ich habe mich gefühlt wie ein Mäuschen, dass erlebt, wie es ist, wenn Jungs es so ganz ohne weibliche Zensur mal richtig krachen lassen. Du hast den Leser nachvollziehbar zu diesen Exzessen hingeführt und so hatte ich nicht das Gefühl, das steht um seiner selbst willen drin. Es hat einfach gepasst.


    Zitat

    Original von Tom
    Dann bin ich, zugegeben, etwas irritiert von Rezensionen in der Presse und anderswo, die dem (meiner Meinung nach nicht ganz glücklichen) Klappentext folgen und den Roman als "leichtes Sommerbuch" kategorisieren. Klar ist es das auch, schließlich geht es um Urlaub, Abenteuer, Naturerlebnisse und all das, aber im Kern doch - dachte ich wenigstens - um etwas, nein, deutlich mehr; letztlich sind Setting und Verlauf nur (durchaus wichtige) Kulisse für einen Text über Männer auf der Zielsuche. Es geht um deren Schwächen und Daseinsmissverständnisse, um Freundschaft, Liebe, Loyalität und um etwas, das recht unglücklich "Lebensplanung" genannt wird. Eigentlich sollten diese Aspekte im Mittelpunkt stehen. Woran liegt es, wenn das nicht so wahrgenommen wird? Oder, anders gefragt: Habt Ihr das auch so verstanden? Und, wenn ja: Wo habe ich den entscheidenden Fehler gemacht?


    Ich spekuliere jetzt mal drauf los, was dieses Empfinden "leichtes Sommerbuch" verursachen könnte. Zum einen Mal deine spezielle Art von Humor, wenn du manche Ereignisse fast schon ein bisschen slapstickartig rüberbringst. Ich denke da zum Beispiel an die Szene, wenn zu Beginn der Geschichte eine der beiden 50igjährigen Damen durch die nicht gelöste Leine zu Fall gebracht wird oder der Unfall mit dem Floß, den älteren Herren und den Pissbinden. Deine Beschreibung von Walter im String mit Schamhaaralarm. Mir gefällt deine lockere, leicht bissige Art solche Szenen zu beschreiben sehr gut, aber ich könnte mir vorstellen, dass sie dazu beiträgt, dass man das Buch nicht so "ernst" nimmt, wie du das vielleicht beabsichtigt hast. Sommerhit hast du deutlich "distanzierter" geschrieben, damit wirkt es in meinen Augen ernstzunehmender. Bei Leichtmatrosen hatte ich das Gefühl, dass du deinem humoristischen Übermut mehr Zügel gegeben hast. Und das war toll!


    Zum anderen liegt es vielleicht an Szenen, wie dem Nuttenkapitel und dem Albanerfiasko, die die ruhigeren Themen des Buches um Freundschaft, Liebe, Lebensziele, Selbsterkenntnis überstrahlen, so dass man diese nicht richtig würdigt.


    Aber ich finde, dass du mit dieser Einschätzung nicht unzufrieden sein musst. Du hast ein angenehm zu lesendes, witziges, leichtes Sommerbuch geschrieben und darin für den Leser unauffällig einige Perlen versteckt und ihm "schwere" Themen leicht verdaulich gemacht. Das wertet die Geschichte in meinen Augen nicht ab und lässt einen das leichte Sommerbuch im Vergleich zu anderen nicht so leicht vergessen. Derartige negative Gegenbeispiele sind für mich die Thommy Jaud-Bücher, denen dieser Spagat nicht gelingt. Das sind leichte Sommerbücher, die ich unter sinnlosen Klamauk einordne und sofort wieder vergesse.

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    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."

  • Die Nuttenszene war für mich tatsächlich der Höhepunkt des Buches. Durch die Rasanz, die drastische Wortwahl, die sprachliche Knappheit bezieht dieser Abschnitt seine Einzigartigkeit. Das ganze erfolgt aber nicht zum Selbstzweck, um einfach nur zu schockieren, sondern es geht darum, die hier ausgelebten vorgeblichen Männerträume auf den Seziertisch zu legen und mit genüsslicher Selbstironie in ihre primitiven Einzelbestandteile zu zerlegen. Und soweit ich es in Hannover beobachten konnte, war dies auch für die anwesenden Damen eine höchst amüsante Angelegenheit. Möglich, dass das ganze durch eine gute Lesung noch eine besondere Würze erhält, die man als Nur-Leser vielleicht für sich selbst nicht erzeugen kann.


    Über den Schluss hab ich ja schon mein "Ha!" kundgetan, letztlich kann das ja auch jeder für sich nach eigenem Gusto fortspinnen. Zum Glück, wird es mit großer Wahrscheinlichkeit auch keine Leichtmatrosen Teil 2 geben, sodass wir da auf der sichern Seite sind.


    Ob der Klappentext passend ist oder nicht, mag dahingestellt sein. Er ist sicherlich verkaufsorientiert und deshalb vielleicht nicht so ungeschickt, wie es den Anschein hat.

  • Mich hat das Nuttenkapitel auch nicht gestört. Ich fand es echt ganz witzig. Und mal ehrlich, Frauen unter sich stellen doch auch allen möglichen Scheiß an. Gut, das hat meistens nichts mit Sex gegen Bezahlung zu tun, aber Kinder von Traurigkeit sind sie auch nicht.


    Den Schluss fand ich O. K. Ich steh ja auf happy Happy Endings, aber das war hier echt gut gelöst. Ich glaube ja, dass es Patrick nicht ums Fremdgehen geht. Er hat jetzt eine Frau und ein Kind und macht grad Urlaub von ihnen. In meiner Phantasie geht es ihm nur ums Checken des Marktwertes. Er will nur wissen, ob er theoretisch noch Eindruck machen würde, wenn er wollte. Selbst wenn er sich also mit Anna treffen würde, würde vermutlich rein gar nichts passieren. Zumindest würden sie nicht im Bett landen. Darum kann ich damit wirklich gut leben. Und Patricks Familie auch ;-).


    Das mit dem Klappentext sehe ich ähnlich wie arter. Jetzt geht es doch wieder los mit den Urlaubsbüchern und was zieht da mehr als ein fröhliches Buch über eine Bootstour. Dass es kein klassisches Urlaubsbuch ist, merken einige vielleicht erst zu spät. Wäre es dir selbst denn lieber, es hätten einen anderen Text? Ich weiß ehrlich gesagt nicht so richtig wie und wonach "Normalos" ihre Bücher aussuchen. Und nach diesem unsäglichen Pseudonym-Thread will ich es auch gar nicht mehr wissen. :bonk

  • Zitat

    Original von Groupie
    In meiner Phantasie geht es ihm nur ums Checken des Marktwertes. Er will nur wissen, ob er theoretisch noch Eindruck machen würde, wenn er wollte. Selbst wenn er sich also mit Anna treffen würde, würde vermutlich rein gar nichts passieren. Zumindest würden sie nicht im Bett landen. Darum kann ich damit wirklich gut leben. Und Patricks Familie auch ;-).


    Deine edle und reine Phantasie möge dir erhalten bleiben !


    Meine geht anders ...

    „Streite niemals mit dummen Leuten. Sie werden dich auf ihr Level runterziehen und dich dort mit Erfahrung schlagen.“ (Mark Twain)