'Commissaire Mazan und die Erben des Marquis' - Seiten 091 - 179

  • Natürlich musste ich gleich weiterlesen.
    Und ganz ehrlich - diese Verführungsszenen sind wirklich gut! Das so hinzukriegen, dass es nicht wie die Imitation eines beliebigen Soft-Pornos wirkt. Sondern herauszuarbeiten, wie das funktioniert.
    Herausfinden, was für den Anderen reizvoll ist, Zeit lassen und dann auch noch einen Zipfel des ersehnten Glücks schon anzubieten ( und wenn es nur aus Nagellack besteht!) - ich war ganz hingerissen. Und dabei die Erwartung: das kann doch nicht gutgehen.

  • Zitat

    Original von Rumpelstilzchen

    Und ganz ehrlich - diese Verführungsszenen sind wirklich gut! Das so hinzukriegen, dass es nicht wie die Imitation eines beliebigen Soft-Pornos wirkt. Sondern herauszuarbeiten, wie das funktioniert.
    Herausfinden, was für den Anderen reizvoll ist, Zeit lassen und dann auch noch einen Zipfel des ersehnten Glücks schon anzubieten ( und wenn es nur aus Nagellack besteht!) - ich war ganz hingerissen. Und dabei die Erwartung: das kann doch nicht gutgehen.


    :write

    Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne. (Jean Paul)



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  • So nun habe ich den zweiten Abschnitt mit Genuss gelesen und glaube nun zu wissen, wo die Reise hingeht.


    Unser Commissaire Mazan wird beim Kampf mit dem Katzenchef verletzt, landet aber zum Glück in den Händen von Zadira. Wir erfahren, dass Jules Parceval, der Mann, der Zadira nackt hat baden sehen, Tierarzt ist und bald auch ihr Nachbar. Also wenn das kein Zufall ist. ;-) Gemeinsam pflegen sie Mazan. Ob er zum Stubentiger mutiert (ich meine natürlich Mazan, nicht Jules ;-) )?


    Das Zusammentreffen zwischen Zadira und Jules ist doch immer sehr amüsant. Die beiden sind so unterschiedlich und ziehen sich doch irgendwie an. Also wenn zwischen den beiden nicht bald was läuft...


    Die Erotikszene zu Beginn des Abschnitts hat mir gut gefallen, allerdings hat sie mich auch verwirrt, denn ich dachte: huch wo bin ich denn hier gelandet, ich dachte ich lese hier einen Krimi...


    Über Julie Roscoff, das Zimmermädchen erfahren wir nun auch mehr. Ihre Eltern sind tot und außer Katze Manon hat sie niemanden. Man kann sich gut vorstellen, was eine 19 Jährige, die für einen Hungerlohn arbeitet für Träume hat und dass sie kopflos ins Unglück rennt, wenn man ihr Reichtum bietet. Als die vier Erben des Marquis sie überredeten einen Vertrag zu unterschreiben, da war mir klar: das Mädel wird ein Opfer und so war es dann leider auch. Erstaunlich was Manon hier für ein inneres Gespür hatte als sie mit Julie vor dem Haus mit der Nr. 9 stand, denn sie witterte Gefahr, nur hat Julie nicht auf sie gehört.


    Doch wer war es? Die vier hochkarätigen Herrschaften (Victorine Hersant, Cesar Alexandre, Richter Lagadere und Notar Amaury) machen sich bestimmt nicht selbst ihre noblen Finger schmutzig. Ob es Mattia war? Aber das wäre wahrscheinlich auch zu einfach.



    Zadira und Sergeant Brell ermitteln im Fall Julie und auch Mazan mit seiner Katzentruppe begibt sich auf Spurensuche.


    Nach dem Tod von Julie haben wir also nun unseren Kriminalfall. Ich finde es gut, dass man das Buch nicht so richtig in eine Schublade stopfen kann, denn es gibt so viele Passagen, über die ich auch schmunzeln musste.


    Die Sicht der Katzen konnte ich hier jetzt noch besser nachvollziehen, weil ich mich wohl an die Beschreibungen aus der Mietzenperspektive gewöhnt habe. Die Katzen haben ja einen ganz schonen Gassenjargon *tztztz*.


    Für mich geht es dann morgen bei Abschnitt 3 weiter. Bin mal gespannt, was meine Mitleser von diesem Abschnitt halten und ob ihnen etwas aufgefallen ist, was ich nicht gesehen/ gelesen/ entdeckt habe.

  • Nun ist das Unvermeidliche geschehen. Julie wird nach den perversen Sexspielen mit dem Pariser Quartett ermordet. Unser Katzenkommissar nimmt die Fährte auf und Zadira versucht sich das Rauchen abzugewöhnen.


    Bis jetzt habe ich mich noch auf keine Seite gelangweilt, woran dieses "Genre durchbrechen" nicht ganz unschuldig ist. Mir gefällt Zadira ausgesprochen gut. Das ist ein Mensch mit Nachhall. Ich habe eigentlich keine Ahnung wer der Täter ist, vielleicht der Tierarzt? Das ist am unwahrscheinlichsten. Bislang ein echtes Lesevergnügen.

  • Ha, da haben wir es: perverse Sexspiele.
    Und die Frage, was pervers eigentlich ist. Keine Ahnung, ob das hier jemand thematisieren will, aber das einzige was ich an dieser Szene nicht mag ist, dass Julie dann doch nicht genau wusste, worauf sie sich da einlässt. Victorine hat sie zwar vorgewarnt, dass es keineswegs das sein wird, was sie erwartet. Ein wenig Blauäugigkeit auf Seiten Julies ist da schon im Spiel.
    Ansonsten ist Sadomaso einfach eine recht weit verbreitete Spielart der Sexualität - solange sie sich unter Erwachsenen und ohne Zwang vollzieht.


    Donaldduck - ihr Leben verbringen sie ja nicht so. Da hat jeder seine bürgerliche Fassade. Nur haben sie Mittel und Möglichkeiten, ihre Neigungen diskret auszuleben.
    Der Vierer-Zirkel dürfte an einer Ermordung und dem öffentlichen Aufsehen, das dadurch ausgelöst wird, nicht das geringste Interesse haben.


    Schön fand ich auch die Szene, als Zadira den guten Commissaire zum Tierarzt schleppte - netter Schlagabtausch!

  • Zitat

    Original von Donaldduck
    Beim Lesen geht mir folgende Frage besonders durch den Kopf:


    Was treibt die vier einflußreichen Pariser, die Erben des Marquis, an, ihr Leben so zu verbringen ??


    Erstens ihre Neigung und zweitens weil sie es können. Sie genießen es, andere Menschen zu beherrschen und zu demütigen.
    Ganz ohne Zwang läuft es nicht ab, siehe den Vertrag und Sadomaso ist eben nicht nur eine harmlose weit verbreitete Spielart der Sexualität. Die 4 zumindest sind schon darauf bedacht, dass ihre Vorliebe nicht an die Öffentlichkeit kommt. Der Druck ist zwar eher subtil aber durchaus vorhanden.
    Commissaire Mazan gefällt mir sehr gut, ich mag die Szenen in denen er die Hauptrolle spielt besonders gern.

  • LyFa - das ist das, was mir an der Geschichte nicht gefällt. Lucie hat nicht ausdrücklich erfahren, worauf sie sich einlässt. Die Andeutungen von Victorine waren für mich zwar ziemlich deutlich. Oft hört man ja nur, was man hören will.
    Aber sie ist freiwillig gekommen und sie wusste, dass es um nicht alltägliche Sexualpraktiken geht. Das ist mehr, als so manche junge Frau weiß, der irgendwas vesprochen wird und hier bei uns in der Zwangsprostitution landet. Und die sind oft genug noch nicht einmal volljährig.


    Von harmlos habe ich auch nicht gesprochen. Was ich meine ist, solange jeder weiß, worauf er, sie sich einlässt und niemandes Zwangslage ausgenutzt wird, möchte ich über die Vorlieben von Menschen nicht urteilen.

  • Zitat

    Original von nicigirl85
    Die Erotikszene zu Beginn des Abschnitts hat mir gut gefallen, allerdings hat sie mich auch verwirrt, denn ich dachte: huch wo bin ich denn hier gelandet, ich dachte ich lese hier einen Krimi...


    Ja, zweifellos sehr gut geschrieben war sie, aber auch ich hätte diese Intensität in einem Krimi nicht erwartet (und auch nicht gebraucht ;-)).


    Zitat

    Original von Rumpelstilzchen
    Was ich meine ist, solange jeder weiß, worauf er, sie sich einlässt und niemandes Zwangslage ausgenutzt wird, möchte ich über die Vorlieben von Menschen nicht urteilen.


    Das sehe ich im Prinzip auch so.
    Doch die Art und Weise wie hier Julie mit ihren Hoffnungen und Schwächen ausgenutzt und manipuliert wird ist für mich kriminell. Ihr wurden zwar ein paar verharmlosende Andeutungen gemacht, aber sie befand sich zu keiner Zeit auf Augenhöhe mit den anderen und wusste ganz sicher nicht, worauf sie sich letztlich einlässt. Sie wurde unter Drogen gesetzt und als ihr anlässlich dieser seltsamen Vertragsunterzeichnung Bedenken kamen, erneut von diesem César manipuliert. M. E. ist das durch nichts zu entschuldigen!
    Trotzdem sind die "Erben des Marquis" nicht für die Morde verantwortlich (jedenfalls nicht direkt).


    Ansonsten habe ich mich jetzt eingelesen. Am wohlsten fühle ich mich mit Zadira, Jules und ihren Tieren - die Charakterisierung von Atos ist wirklich der Hammer :-]. Nachdem die Ermittlungen nun in Gang kommen, entspricht die Geschichte mehr meinen Erwartungen und spannend ist es jetzt auch.


    Es hat ein bisschen gedauert, aber auch mit dem Parallel-Universum der Katzen von Mazan bin ich wärmer geworden. Es wird sicher interessant, wie die Ermittlungen sich ergänzen und koordiniert werden.

  • Verharmlosend würde ich die Erwähnung von Fesselungsspielen und dass gleich drei Männer was von ihr wollen, nicht nennen. Julies Wunsch nach einem anderen Leben war aber so groß, dass sie bereit war, so ziemlich alles dafür zu tun.


    Schön finde ich übrigens viele Kleinigkeiten, die mir, hätte ich das Buch alleine für mich gelesen, wohl nicht aufgefallen wären: der Name des Hundes, Atos als Beispiel. Klingt doch wie der Musketier Athos. Ein mich eher traurig stimmendes Beispiel: als Victorine Julie für das "Diner" vorbereitet und sie, über den Namen der Katze, auf die Opernfigur Manon zu sprechen kommen: "Die Geschichte eines Mädchens, das sein Glück suchte"

  • Julie war aus meiner Sicht in diesem Abschnitt schon sehr naiv. Ich konnte mich nicht wirklich in sie hineinversetzen und fand ihre Wünsche nach Macht über andere auch ziemlich unsympatisch. Der arme Dédé. Das ging doch schon deutlich über die Wünsche nach einer Zukunftsperspektive hinaus!
    Die vier Pariser haben sie völlig manipuliert, anscheinend waren ja auch irgendwelche Drogen im Spiel, die in den Bonbons versteckt waren.


    Mir gefällt die Katzenperspektive auch immer besser, je weiter ich lese. Ich bin auch schon gespannt, wie die zwei Ermittler am Ende zusammen finden.

    It’s not enough for the phrases to be good; what you make with them ought to be good too. - Aldous Huxley

  • Zitat

    Original von Rumpelstilzchen
    Schön finde ich übrigens viele Kleinigkeiten, die mir, hätte ich das Buch alleine für mich gelesen, wohl nicht aufgefallen wären: der Name des Hundes, Atos als Beispiel. Klingt doch wie der Musketier Athos. Ein mich eher traurig stimmendes Beispiel: als Victorine Julie für das "Diner" vorbereitet und sie, über den Namen der Katze, auf die Opernfigur Manon zu sprechen kommen: "Die Geschichte eines Mädchens, das sein Glück suchte"


    Cesar Alexandre finde ich immer noch am besten. Und stimmt, Atos, der Musketier - das passt ja dann auch wieder zu Parceval. :chen

    It’s not enough for the phrases to be good; what you make with them ought to be good too. - Aldous Huxley

  • Ich glaube, dass der viele ungewohnte Champagner wohl die größte Wirkung auf Julie hatte. Beim Inhalt der Bonbons scheint es sich eher um eine Art Aphrodisiakum gehandelt zu haben.
    Das seltsame Brennen zwischen den Beinen - klingt nach spanischer Fliege oder so was ähnlichem. In den hier zu bekommenden Dosierungen nicht wirklich schädlich, in hohen Dosen aber ein Nervengift.

  • Liebe BücherEulen,


    heute schreiben wir aus Flensburg, und dem schottischen Fleischbrater (WLAN für eine Stunde) und rufen kurz dazwischen:


    Es ist für uns wunderbar zu sehen, wie auch unsere kleinen, subtilen Andeutungen und Hinweise - Atos, Parceval, Manon/die Oper - wahrgenommen werden. Gerade bei einem Krimi, wenn die Spannung ziehen soll, gehen die manchmal unter. Auch waren wir sehr gespannt, wir Ihr es empfindet, dass wir das Opfer erst ausführlich vorstellen, bevor es getötet wird; wir haben uns Mitgefühl für Julie gewünscht, das Mädchen vom Land mit Träumen, aber ohne Erfahrung.


    Bis morgen - die Bagnols.


  • Mitgefühl hatte ich auf jeden Fall. Ich finde Julie kommt mit ihren Hoffnungen und Träumen sehr gut rüber. Ausserdem ist César schon ein Typ zum Anbeissen.


    :grin

  • Das die 4 Pariser sich die Erben des Marquis nennen und die Theorie des Marquis' lautete "Reichtum fördert die Gewaltlust" sagt ja schon einiges über diese Leute aus. Dann der Spruch von Madame Victorine: "Morgen kommt jemand, der sich um dich kümmert. Du kannst ihm vertrauen." Am nächsten Tag ist sie plötzlich tot. Und gleichzeitig lesen wir von Mattia, die Schilderung von seinem letzten Erlebnis könnte man durchaus als den Mord an Julie interpretieren.


    Irgendwie habe ich den Eindruck, dass man zuerst mit aller Gewalt glauben soll, dass die Erben des Marquis Mattia damit beauftragen, die Frauen zu töten, mit denen sie sich einmal vergnügt haben. Da Mattia gleichzeitig Katzenhasser ist, bringt er nebenbei immer auch noch mindestens eine Katze um. Aber gerade, weil es irgendwie den Eindruck macht, dass man genau das glauben soll, glaube ich eigentlich nicht, dass es tatsächlich so ist. Das wäre dann irgendwie zu einfach.

  • Und auch aus Sicht der "Vier" ziemlich unklug. Aufmerksamkeit können sie sicher gar nicht gebrauchen.


    Natürlich habe ich Mitgefühl für Julie. Und viel Bedauern, dass sie offenbar niemand hatte, der ihr beigebracht hat, dass man für alles im Leben einen Preis zahlen muss.
    Echte Wohltäter sind doch sehr selten.

  • Meiner Meinung nach sind die vier Pariser keine Mörder und von ihnen aus war nie geplant, dass Julie sterben sollte:
    Wenn sie den Mord geplant hätten, hätten sie sicher nicht auf Julies Unterschrift gewartet, bevor sie ihre Spielchen begannen
    Am Tisch haben sie über frühere Mädchen geredet, und davon, diese noch einmal einzuladen. Die haben also alle überlebt.
    Die teuren Geschenke deuten darauf hin, dass sie das Mädchen wirklich im Luxus leben lassen wollten wie versprochen.
    Ausserdem haben die Vier überall im Haus ihre Spuren hinterlassen und sich keine Mühe gemacht, irgendetwas zu verstecken.


    Dem Katzeninstink kann man nicht trauen. Beim ersten Lesen dachte ich, das Haus würde einem Tierquäler gehören, tatsächlich war es bloss der Tierarzt.

  • Zitat

    Original von Jean Bagnol
    wir haben uns Mitgefühl für Julie gewünscht, das Mädchen vom Land mit Träumen, aber ohne Erfahrung.


    Bis morgen - die Bagnols.


    ...natürlich haben wir Mitgefühl mit Julie. Sie ist jung und hatte Träume, wurde schon einige mal benutzt, wenn auch mit ihrem Einverständnis. Sie würde gern selbst auch dazugehören, zu den Reichen und Schönen, denen sie im Hotel dient.
    Sie sehnt sich nach Veränderung, nach Luxus und würde viel dafür tun, ahnt aber nicht, worauf sie sich genau einläßt, wie auch, sie ist trotz ihrer Erfahrungen unerfahren.
    César ist ein Meister der Manipulation und selbst wenn ihr Bedenken kamen, das edle Ambiente, die Oper, sie, das naive Mädchen vom Lande, gegen die vier weltgewandten Erben, sie hatte keine Chance für einen Rückzug.
    Die Erben wollten nicht ihren Tod. Sie hofften, sie möglichst lange "nutzen" zu können.


    Atos erinnert mich auch an Athos :grin