Corinna Kastner - Fischland-Rache

  • Kurzbeschreibung:


    Pensionswirtin Kassandra Voß dachte eigentlich, auf dem Fischland ginge es im November geruhsam zu. Tatsächlich sorgt zunächst auch nur das neu eröffnete Restaurant einer Star-Köchin für Wirbel bis eines Nachts auf dem Hohen Ufer ein Mord geschieht. Wie sich sehr schnell herausstellt, hatte halb Wustrow ein Motiv, den Mann ins Jenseits zu befördern. Kassandra beginnt auf eigene Faust zu ermitteln, und bringt Dinge ans Tageslicht, die besser verborgen geblieben wären.




    Meine Rezension:


    Bei "Fischland-Rache" handelt es sich um die Fortsetzung des Krimis "Fischland-Mord". Zwar kann er eigenständig gelesen werden, aber für das volle Vergnügen und das Verstehen der Beziehungen untereinander, würde ich empfehlen, zuerst den ersten Teil und dann erst "Fischland-Rache" zu lesen.


    Die beiden Hauptfiguren Kassandra und Paul werden auch hier in einen Mord hineingezogen und arbeiten mit Kommissar Dietrich von der Kripo zusammen, um herauszufinden, wer der Täter ist. Im Laufe der Geschichte gibt es viele Verdächtige und man muss schon gut aufpassen, um nichts zu verpassen und den Überblick zu behalten. Mit viel Spaß folgt man den Ermittlungen, nur um immer wieder einzusehen, dass man falsch lag ;-)
    Das Fischland wird so großartig geschildert, dass man am liebsten gleich hinfahren möchte und man merkt Corinna Kastner ihre Liebe zum Fischland an.
    Die Auflösung ist absolut überraschend, aber dabei stimmig und der Epilog lässt auf einen weiteren Teil hoffen.


    Den ersten Krimi fand ich schon sehr gut, aber diesen fand ich genial! Da hat einfach alles gepasst - die Atmosphäre, die privaten Verstrickungen der Figuren, der Fall selbst und die Auflösung - alles rundum gelungen.
    Ich kann diesen Roman nur empfehlen :-)


    Von mir gibt es 10 Punkte!

  • Ich verzichte darauf, den Klappentext zu wiederholen, da ihr ihn ja in der Rezension von Brummi vermutlich schon gelesen habt.


    Meine Lese-Eindrücke, meine Meinung


    Ich habe den ersten Band - Fischland-Mord - noch nicht gelesen, sondern bin in diese Leserunde zu Fischland-Rache direkt eingestiegen.
    Fischland-Rache ist ein eigenständiger Krimi, der auch gut zu verstehen ist, wenn man den ersten Band nicht kennt. Es wird das Eine oder Andere aus dem vorangegangenen Band kurz erklärt, wenn es zum Verständnis der Handlung und Bezüge notwendig ist. Zum Glück ist das nicht sehr viel, so dass es sicher auch noch spannend sein wird, den ersten Teil nachträglich zu lesen.


    Insgesamt fand ich diesen Krimi spannend, er ist voller überraschender Wendungen und erstaunlicher Ereignisse. Auch kann man nicht über zu wenig Action klagen, es ist nicht immer gemütlich im Küstenkrimi, sondern wird zeitweise sehr rasant! Die Problematik und Tragik in den Beziehungen der verschiedenen Menschen zueinander, die aufgrund der Stasi-Vergangenheit entstanden sind, ist mMn ein passendes Thema, das das Geschehen stark beeinflusst.
    Die Hauptfiguren Kassandra und Paul kamen mir manchmal ein wenig blass vor, doch das mag auch daran gelegen haben, dass ich die Entwicklung dieser Figuren im ersten Band verpasst habe.
    Besonders gefallen hat mir, das eine der Figuren so unverblümt böse ist, ohne Wenn und Aber. Und auch das Böse kann sehr kreativ sein, das führt uns die Autorin Corinna Kastner deutlich vor Augen.
    Dass ich mir mal "Längen" wünsche in einem Roman, hätte ich bis heute nicht für möglich gehalten! :grin Aber hier hätte ich mir manchmal tatsächlich mehr Längen gewünscht. Ich meine damit ein wenig mehr Zeit für innere Monologe und melancholische Momente. Angesichts dessen, was die Figuren in diesem Krimi an schweren Konflikten und Leid wegzustecken haben, wäre mehr Tiefe und Raum für traurige, schwere Gedanken und Melancholie (nicht Melodramatik) angemessen gewesen. Da reichlich Protagonisten eine wichtige Rolle im Gesamtgewebe des Krimis spielen, wäre dann allerdings ein wesentlich dickeres Buch daraus geworden. Vielleicht hätte das im Rahmen dieser Reihe nicht gepasst?


    Zwar kommen mehrfach Strandspaziergänge, die Erinnerung an düstere Träume beim Aufwachen u.a. vor, doch wurden solche Szenen recht kurz abgehandelt und schon ging es weiter mit neuen Verdachtsmomenten, Ermittlungen oder Besprechungen. Verdächtige Personen und Spekulationen darüber, wer welches Motiv gehabt haben könnte, gibt es sehr sehr viele, so dass es für mein Empfinden manchmal ein wenig zu viel wurde. Im recht rasanten Finale tritt dann noch eine völlig unerwartete Wende ein, mit der ich gar nicht gerechnet habe. Jedoch kam es dann zu einer Szene, die ich als zu dick aufgetragen empfand. Schade. Aber eins möchte ich hervorheben: Langweilig wurde es auf keinen Fall!


    Fazit: Insgesamt kann ich sagen, dass dieser Krimi einen ausgesprochen cleveren, geschickt ausgetüftelten Plot hat, in dem keine losen Enden unverknüpft herumbaumeln. Für spannende Unterhaltung mit vielen Überraschungen und unerwarteten Wendungen wird gesorgt und bis auf ein paar kleine Schwächen bietet dieser Krimi ausgezeichnete Unterhaltung, die über das, was ich von anderen Regional-Krimis gewohnt bin, hinausgeht.
    Lesenswert!
    8/10 Eulenpunkten

  • Ich habe dieses Buch in der Leserunde gelesen und bin begeistert.


    Nach "Fischland-Mord" war es schön in "Fischland-Rache" über die bekannten Personen wieder was zu lesen.


    Gekonnt wird der Leser hier in die Irre geführt. Wenn man glaubt, man hätte ein Rätsel gelöst, tauchen schon neue Rätsel auf. Das Buch ist spannend von der ersten bis zur letzten Seite. Außerdem wird die Gegend sehr schön beschreiben, so dass man das Gefühl hat vor Ort zu sein.


    Ich hoffe und wünsche mir eine Fortsetzung und gebe diesem Buch die vollen 10 Punkte. :anbet


    Vielen Dank auch für die sehr tolle Autorenbegleitung durch die Leserunde :danke


    Viele Grüße :wave

  • Corinna Kastner ist eine Reiseschriftstellerin. Eine Schriftstellerin, die eine Landschaft und ihre Geschichte und die darin lebenden Personen beschreibt. Das was diese Landschaft und diese Geschichte aus den Menschen gemacht hat und noch heute macht.


    Nun hat sie das zweite Mal ihre Geschichte als Krimi auf dem Fischland angesiedelt und der geschichtliche Hintergrund, der das Leben der Menschen noch heute beeinflusst ist die Lage des Fischlandes als Teil der DDR und die Realität der Verfolgung und Bespitzelung und der Vernichtung angeblicher Staatsfeinde durch die staatlichen Organe zuförderst die Staatssicherheit. Die Stasi hat Leben geprägt, Lebensläufe verbogen und Menschen gebrochen, das ist nicht einfach auf Null gestellt mit der Wende. Das ist überdeckt, begraben, versteckt bei den Alpträumen, aber es prägt nach wie vor das eigene Verhalten. Als nun eine Leiche auf dem Fischland gefunden wird stellt sich schnell heraus, das Opfer war einer, der damals ein Täter war, einer von denen, die mitgewirkt haben an der Zerstörung von Hoffnungen, Träumen, Lebensentwürfen und deshalb gibt es viele, sehr viele die ein Motiv haben könnten abzurechnen mit diesem Täter, diesem Mensch der sie in die Opferrolle gedrängt hat und sich daraus zu befreien, selbst aktiv zum Täter zu werden und diesen Bösen als Sinnbild des Bösen an sich zu beseitigen. Corinna Kastner zeigt auf, dass bei so einer Mordermittlung dann auch viele Verletzungen aufbrechen, da nach und nach die möglichen Motive aller Personen untersucht werden kommen derer Narben und blutenden Wunden ans Licht, auch die derer, die nicht zum Täter geworden sind. So entstehen neue Verletzungen, alte Wunden brechen auf.


    Die Suche nach dem Täter ist für die Polizei zunächst ganz einfach. Der nächstbeste Verdächtige wird verhaftet, Motiv, Gelegenheit, also der wars, Akte zu. Aus Fischland- Mord keinen wir die Protagonisten, die Pensionswirtin Kassandra, den Schriftsteller Paul und den Kommissar Kay Dietrich, die dem ersten Anschein nicht vertrauen und weiterermitteln, der Kommissar immer vorsichtig, dass seine Vorgesetzten nicht mitbekommen dass und wie intensiv er mit Privatpersonen zusammenarbeitet. Stück für Stück werden alle Details der Vergangenheit enthüllt und als sich der Leser denkt nun ist alles klar, die Grausamkeit der Tat des Opfers so offensichtlich, dass der Täter feststeht, da dreht uns die Autorin noch eine Nase und bringt eine Wendung ins Spiel, an die man durchaus hätte denken können, aber es eben nicht getan hat. Spannend bis zum Schluß, teilweise aktionreich, wie man es den drögen Nordlichtern gar nicht zugetraut hätte, aber immer Fischland.


    Wieder ein Spitzenbuch einer tollen Autorin, schade nur, dass es so schnell ausgelesen ist und nun so lange auf das nächste gewartet werden muss..


    Und ein Nachsatz für alle Kastnerfans- ja, ein schöner Friedhof kommt auch wieder drin vor.

    Nemo tenetur :gruebel


    Ware Vreundschavt ißt, wen mahn di Schreipfelerdes andereen übersiet :grin


    :lesend  :lesend

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  • Auch ich habe diesen Roman in der schon erwähnten LR gelesen.


    Mit der Fortsetzung von Fischland-Mord ist Corinna Kastner wieder ein spannender Krimi gelungen - und das mit den schon liebgewonnenen Figuren des ersten Bandes. Es war schön, mit Kassandra das Rätsel um Pauls Bruder Sascha zu lösen - auch wenn an jeder Ecke wieder neue Rätsel auftauchten.


    Alles in allem ein sehr stimmiger Roman mit interessanten Charakteren, einer wunderschönen Landschaft (und ich war leider immer noch nicht da) und dem Versprechen einer weiteren Fortsetzung - was will man da mehr? :grin


    Für mich 9 Punkte! :wave

  • Ein Regionalkrimi, der es in sich hat! Zahlreiche Verdächtigte, die allesamt ein Motiv, aber auch ein Alibi haben. Die vielen unterschiedlichen Motive mit ihren Hintergrundgeschichten fand ich für einen Regionalkrimi außerordentlich komplex. Sehr vielschichtig, allerdings habe ich immer wieder Einzelheiten vergessen. Wer musste wann welchen Schicksalsschlag hinnehmen und wer kennt wen warum bzw. wer war wann wo??? Das war dann doch alles etwas verwirrend. ?(


    Außerdem haben mich etlichen Ungereimtheiten gestört. Auch die ungewöhnlich gute Menschenkenntnis der Ermittlerin, die auf den ersten Blick ihr Gegenüber richtig einschätzen kann, fand ich übertrieben und wenig glaubhaft. Leider wurde der Mörder nach Sympathie gesucht, was ich ebenfalls sehr weltfremd fand.


    Trotzdem habe ich das Buch gerne gelesen, es ist äußerst kurzweilig und hat eine ganz tolle Atmosphäre. Ich war noch nie auf Fischland, aber der Roman verlockt, dort einmal hinzufahren. Gut gefallen hat mir auch die sehr geschickte Einbeziehung der DDR-Vergangenheit.


    Am besten aber fand ich Paul, der Partner von Pensionswirtin Kassandra. Er ist ein ganz eigener Menschenschlag, ein Dickkopf, aber sehr sympathisch. Gerade weil er so eigen und untypisch ist, mochte ich ihn. Er hat durch seine ganz besondere Art einen großen Reiz des Buches für mich ausgemacht, auch wenn ich mit seinen Handlungen nicht immer einverstanden war.


    Fazit: Trotz einiger Schwächen bezüglich glücklicher Zufälle und zu viel Vorahnung habe ich den Krimi gerne gelesen, was vor allem an der unkonventionellen Art eines Protagonisten und an der gelungenen Atmosphäre lag. Dafür gibt’s durchschnittliche 7 Punkte.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Mich konnte dieser Krimi so gar nicht fesseln. Ich habe mich mehr oder weniger durchgequält. Es kam - für mich - auch überhaupt gar keine Spannung auf. Die letzten Seiten habe ich nur quer gelesen.

  • „Fischland-Rache“ ist der zweite Band um die Fischländerin Kassandra Voß und ihren Lebensgefährten Paul Freese. Der Kriminalfall ist in sich abgeschlossen, die Geschichte funktioniert auch, ohne den ersten Band der Reihe zu kennen – empfehlenswert ist es dennoch, zunächst Band 1 („Fischland-Mord“) zu lesen.


    Die Geschichte spielt im späten Herbst, passt also recht gut zur aktuellen Jahreszeit. Das war auch der Grund, weshalb das Buch so lange bei mir im SuB schlummerte: Ich wartete jährlich auf einen ungemütlichen Novembertag, um damit anzufangen, nur, um es dann im November wieder zu vergessen… :chen


    Worum geht’s? Dreh- und Angelpunkt der Geschichte ist Pauls Bruder Sascha, der einiges auf dem Kerbholz und es sich mit so ziemlich jedem, aus den unterschiedlichsten Gründen, in Wustrow verscherzt hat. Jeder könnte ihn ermordet haben und so gibt es viel Raum für zahlreiche Spekulationen, falsche Fährten und interessante Wendungen. Dabei spielt Kommissar Kay Dietrich neben Kassandra und Paul eine nicht ganz unwichtige Rolle, glaubt er doch von Anfang an an die Unschuld des zunächst festgenommenen Verdächtigen und hält die Ermittlungen, wenn auch eher inoffiziell, am Laufen...


    Kassandra und Paul werden wieder einmal in einen Mordfall hineingezogen und es war äußerst spannend zu lesen, wie sehr der Fall mit ihrem eigenen Leben (bzw. Pauls Leben) verwoben ist. Zwischendrin ist nicht immer klar, wer wem überhaupt noch trauen kann, und so müssen sich die handelnden Personen oftmals doch eher auf ihre Menschenkenntnis als auf Fakten verlassen. Auch hilft das ein oder andere Mal der Zufall auf die Sprünge, die zufälligen Wendungen fand ich aber hinnehmbar.


    Die Fischländer sind allesamt sympathische Zeitgenossen, jeder mit seinen ureigensten Macken und Liebenswürdigkeiten. Ich habe mich gern eingefunden in diesem kleinen Ort an der Ostsee, bin gerne mit Kassandra am Strand entlang spaziert oder gespannt mit Paul in dessen DDR-Vergangenheit eingetaucht. Die Krimihandlung kam dabei keinesfalls zu kurz, immer war man dem Täter (oder der Täterin?) vermeintlich dicht auf der Spur. Kaum, dass sich ein konkreter Verdacht erhärtet hatte, musste man diesen schon wieder verwerfen, so schnell drehte sich die Handlung teilweise. Daher las sich das Buch recht flott und sehr unterhaltsam, da fällt auch die ein oder andere Ungereimtheit wenig ins Gewicht. Wer geballte Action erwartet, ist mit diesem Kriminalfall sicher falsch beraten. Das schmälert die Spannung jedoch keinesfalls!


    Ich hätte gerne weitergelesen und freue mich deshalb schon auf ein Wiedersehen mit Kassandra und Paul im dritten Band. Für diesen hier vergebe ich heute 8 Eulenpunkte.