Der Medicus

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    Das mit den Schmerzen nach der Blindarm-OP, bei der Rob mit dem Fingern in den Gedärmen des Schahs rumgewühlt hat, sehe ich ähnlich wie Carlinda. Ich glaube nicht, dass jemand im realen Leben nach so etwas aufstehen, geschweige denn reiten oder kämpfen könnte


    Im Kino fand ich es auch irgendwie seltsam. Aber jetzt bei genauerer Betrachtung glaube ich, das wäre durchaus möglich. Früher sind die Frauen nach einer Geburt auch wieder aufgestanden, rumgelaufen und sogar zur Arbeit aufs Feld - wie es so schön heißt. (Gut Frauen sind nicht so wehleidig. :lache) Aber ich denke durchaus, dass sowas möglich ist.
    Ich muss jetzt an den Film 127 Stunden denken, der auf der wahren Begebenheit beruht, dass ein Mann sich den Unterarm abschneidet, dann aus einer Höhle klettert und noch Stunden lang durch die Wüste rennt bis er gerettet wird.
    Ein eiserner Wille kann einen Menschen sicherlich zu so was bringen. Und der Schah musste weder selber gehen noch denke ich, dass der Kampf sehr lange gedauert hat bis ihn jemand getötet hat.

    Hollundergrüße :wave




    :lesend








    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, daß er tun kann, was er will, sondern daß er nicht tun muß, was er nicht will - Jean Rousseau)

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    Original von arter


    Wollte er das? Ich kann mich nicht erinnern, dass er so etwas verlauten lassen hat .... :gruebel Im Gegenteil, er hat sich neben seiner Leidenschaft zu Rebecca gleich mehrfach gegen geltende kirchlichen Normen gewandt.


    Das war sicher nicht sein vorrangiges Ziel. Schon alleine, sich als Jude zu "verkleiden" würde ein "guter" Christ doch nie tun. Für Rob ist die Heilkunst das allerwichtigste und um seine Fähigkeiten, Menschen wirklich zu helfen zu erweitern, ist er vor so gut wie nichts zurück geschreckt. Das kommt im Buch viel, viel besser heraus, als im Film. Sein Verhältnis mit der verheirateten Rebecca ist in meinen Augen nur der Filmdramaturgie geschuldet und hat mit dem echten Rob, wie ihn Noah Gordon angelegt hat, nichts zu tun.


    @hollyholunder: Das kann schon sein, aber "diesem" Schah traue ich das nicht zu. Für mich war das ein egozentrischer, verwöhnter Mann, leicht größenwahnsinnig und nicht dank seiner Fähigkeiten und Charakterstärke sondern durch Geburt mit sehr viel Macht ausgestattet und davon verdorben. Ich fand es lächerlich, wie er im Film am Ende so tut, als würde er sich für die Juden opfern. Er wollte einen guten Abgang, weil er sowieso dachte, dass er die Seitenkrankheit nicht überlebt, mit oder ohne OP. Ich muss wieder auf dem Buch herumreiten, aber Noah Gordon hat den Schah viel realistischer und charismatischer eingefangen und deshalb empfehle ich jedem, der es nicht kennt und dem der Film gefallen hat, es zu lesen.

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    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."

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    Original von arter


    Wollte er das? Ich kann mich nicht erinnern, dass er so etwas verlauten lassen hat .... :gruebel Im Gegenteil, er hat sich neben seiner Leidenschaft zu Rebecca gleich mehrfach gegen geltende kirchlichen Normen gewandt.


    Stimt schon, aber als er auf dem Weg zum Hafen in England war, hat er gebetet und auf Christus Hilfe gehofft. Daraus schliesse ich meine Aussage. Kann aber sein, dass ich da was falsch verstanden habe. Aber genau das hat mich verwundert, als er sich auf eine Liaison mit Rebecca eingelassen hat.

  • Für mich war es ein Film, der eher "nach Motiven von Noah Gordon" ist, so stark wurde vieles aus dem Buch verdreht. Und ein Film der verpassten Chancen.


    Als Rob gezeigt bekommt, wie er die Lederschnur zum Beten um den Arm wickeln muss, wird ihm im Buch erklärt, warum das so gemacht wird: Um den Namen des Unaussprechlichen mit der Schnur zu "schreiben". Weil Gott bzw. Jahwe niemals beim Namen genannt werden soll.
    Im Film wird ihm nur gezeigt "so macht man das", die interessante Erklärung wird unverständlicherweise weggelassen. Und in einer späteren Szene bittet ein jüdischer Geistlicher tatsächlich wörtlich Gott um Hilfe....


    Zu seiner Frau:


    Im Film kann Rob weder lesen noch schreiben, hat kein Arabisch oder Hebräisch gelernt und steigt fast problemlos in den Unterricht ein. Auch das ist im Buch ganz anders und erheblich glaubwürdiger.


    Über die Blinddarm-OP, dass Ibn Sina im Film mit Zeichnungen des menschlichen Körpers lehrt und etliches Andere.... breite ich lieber einen Mantel des Schweigens in Größe XXXXXXXXXL.


    Schöne Bilder, gute Schauspieler, inhaltlich mMn nur erträglich, wenn man das Buch nicht mehr so genau in Erinnerung hat.


    Dafür war es überraschend, wie gut mir das Buch auch beim zweiten Mal nach rund 20 Jahren gefallen hat. (die ungekürzte Hörfassung) :-)

    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
    ("Vielmehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.")

  • Ich habe nun die längere TV-Fassung gesehen und bin auch etwas gespalten. Sie haben das schon toll gemacht, ein sehr sympathischer Hauptdarsteller und Stellan Skarsgard ist NIE ein Fehler.


    Es ist eine Ewigkeit her, dass ich das Buch gelesen habe, aber das wusste ich schon noch, dass das mit dem dazu erfundenen Liebesdrama Käse ist. Schade, gerade hier, wo es mal eine erfrischende Abwechslung zum ewig gleichen gegeben hätte, hoffnungslose Liebe, aber man weiß doch eh, dass sie sich kriegen! Das stand mir daher viel zu sehr im Vordergrund.

  • Der erste Teil ist noch sehr stark. Vor allem diese Mittelalter-Atmosphäre hat mir sehr gefallen. Auch das Ende sowie der Aufbau der Story waren recht vielversprechend.
    Doch das hat Teil 2 leider wieder verdorben. Die Pest-Szenen sind zwar noch gelungen, aber das letzte Drittel hat mir dann überhaupt nicht mehr gefallen. So kündigt sich die ganze Zeit über eine epische Schlacht an, man sieht, wie die beiden Heere aufeinander zureiten und dann...wird weggeschnitten und später sieht man dann das Ende der Schlacht (also wenn alle schon tod sind). Da fühlt man sich schon verarscht!
    Das Ende des Films war dann wenigstens noch gut.
    "Der Medicus" ist also kein Überfilm, aber dennoch ein Zweiteiler, den man sich vielleicht ein mal angucken kann. Vor allem der erste Teil weiß zu beeindrucken und ich kann ihn vor allem Mittelalter-Fans nur empfehlen.


    LG