'Zeiten des Aufruhrs' - Teil 1. Kapitel 1 - 3

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    Original von Ellemir
    ...
    Besonders erschreckend finde ich die Tatsache, wie sehr die Kinder einfach nur so mitlaufen, keiner scheint sich wirklich für sie zu interessieren. Bei Frank scheint es mir sehr wechselhaft zu sein, mal nerven sie ihn nur, mal ist er glücklich, von ihnen geliebt zu werden (die Szene mit den Comics), hält die positiven Gefühle aber nicht sehr lange durch. April scheint hier genau so distanziert zu sein wie anderen Menschen gegenüber.


    Die Rolle, die die Kinder spielen, ist wirklich nicht sehr groß. Sie sind eben da, und die Eltern kümmern sich um sie, soweit sie es brauchen.


    Zitat

    Auch das Umfeld, in dem sie leben, wirkt auf mich ziemlich gruselig. Die Beschreibung der Siedlung, der Maklerin mit ihren Blumen, die Tratschgeschichte der Freunde (naja, des anderen Ehepaars, Freundschaft kann man das eigentlich nicht nennen) über den Sohn - da denkt man sich eigentlich nur, warum rennen die nicht schreiend weg? Wie kann man so leben?


    Ich weiß nicht, ob ich es als gruslig bezeichnen würde. Es gibt sicher Menschen, die sich so wohl fühlen, angekommen, für die diese Idylle Sicherheit ist und Frieden ausstrahlt. Manchen Menschen reicht das, und warum auch nicht.
    Die Freundschaft zu den Campbells ist so eine Sache. Alles scheint sich in der Oberflächlichkeit abzuspielen, und die Wheelers reden auch abfällig über Milly und Shep, aber sie laden sie immer wieder ein, bringen ihre Kinder schon mal bei ihnen unter. Und warum tun sie sich das an, wenn sie die Beiden gar nicht so sehr zu mögen scheinen? Weil man eben nicht allein und isoliert sein kann, auch nicht als Paar. Man braucht eben Andere. Das würden sie aber wahrscheinlich gar nicht so zugegeben haben.

  • Ja, aber auf mich wirkt das ziemlich gruselig - sicher mögen andere diese Sicherheit und Idylle.


    Du hast das ganz gut zusammengefasst, was ich in Bezug auf die Campbells meine - auf mich macht es eher den Eindruck einer Zweckgemeinschaft, weil man nicht allein sein kann oder will, als einer wirklichen Freundschaft. Eigentlich haben die Wheelers also niemanden, der ihnen wirklich nah ist - nicht mal einander. Was für ein einsames Leben.

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    Original von Clare
    Vielleicht bin ich ja zuerst fertig?


    Gaaaanz sicher bist du das. Ich hänge immer noch im 2. Abschnitt fest, da ich die letzten beiden Tage die meiste Zeit total schlapp im Bett gelegen und gepennt habe. Ein Magen-Darm-Virus hat mich dahingerafft, selbst Lesen war zu anstrengend - und das will was heißen ;-). Aber ab heute kann ich wieder lesen :-].


    Zitat

    Original von Clare
    Ich finde es interessant, wie sie sich winden, wie sie versuchen, etwas festzuhalten, was ihnen schon lange entglitten ist. April sehnt sich nach dem Bild zurück, das sie von Frank hatte und nach der Zeit, als ihr selbst noch alle Möglichkeiten scheinbar offen zu stehen schienen.Frank hingegen? Ich weiß nicht, ob er selbst weiß, wer und was er eigentlich ist. Ob er es früher wusste, in seiner Jugend? Ich weiß nicht recht.


    Zitat

    Original von Lipperin
    Auf mich wirken sie eher wie Leute, die sich den Anschein von Reife geben, obwohl sie von der noch meilenweit entfernt sind. Stellenweise fast schon ... kindisch-trotzig. Für mich haben sie irgendein Defizit, ohne dass ich genau benennen könnte, worin das besteht. Vielleicht, weil sie mehr scheinen wollen als sie wirklich sind?


    Die beiden Aussagen passen gut zu einander und spiegeln wider, was auch ich empfunden habe. Sie leben in einer Scheinwelt, die sie um sich herum konstruiert haben, sind totunglücklich und kommen da nicht wieder raus.
    War das typisch für Ehe und Familie in den 50er Jahren?

  • In einigen Fällen sicher - man hat ja häufig geheiratet, weil man das halt so macht oder weil man musste (die Verhütung war nur mäßig zuverlässig). Scheidung war noch nicht wirklich eine gesellschaftlich akzeptierte Alternative, besonders für die Frau. Also verharrte man häufiger in einer unglücklichen Ehe und redete sie sich schön. Aber ich denke, auch in den 50ern wird es viele glücklichere Ehen gegeben haben als diese.


    Wobei ich nicht so genau weiß, ob ich das andere Extrem, was ich heute manchmal so sehe, besser finden soll. Da wird sich schnell getrennt, ohne zu versuchen, an der Beziehung zu arbeiten. Aber da wirds definitiv off-topic hier.

  • Zitat

    Original von Ellemir


    Wobei ich nicht so genau weiß, ob ich das andere Extrem, was ich heute manchmal so sehe, besser finden soll. Da wird sich schnell getrennt, ohne zu versuchen, an der Beziehung zu arbeiten. Aber da wirds definitiv off-topic hier.


    Trotzdem hast du damit absolut recht. Das hab ich mir auch schon oft gedacht. Eine Beziehung ist nicht immer nur die reine Freude, es steckt auch einiges an Arbeit darin, damit sie auf Dauer funktioniert.
    Ich blicke da auf ein wenig Erfahrung zurück, da ich zu den Dinosauriern zähle, die bereits seit über 30 Jahren verheiratet sind. (Mein Mann allerdings auch zum 2. Mal, da hat er`s dann richtig gemacht ;-)).

  • Zitat

    Original von Lumos


    Trotzdem hast du damit absolut recht. Das hab ich mir auch schon oft gedacht. Eine Beziehung ist nicht immer nur die reine Freude, es steckt auch einiges an Arbeit darin, damit sie auf Dauer funktioniert.
    Ich blicke da auf ein wenig Erfahrung zurück, da ich zu den Dinosauriern zähle, die bereits seit über 30 Jahren verheiratet sind. (Mein Mann allerdings auch zum 2. Mal, da hat er`s dann richtig gemacht ;-)).


    :grin
    Wenn du ein Dinosaurier bist, dann bin ich vielleicht auch einer(knapp 18 Jahre verheiratet :-] )
    Aber zurück zum Buch:
    Ich denke, die beiden Wheelers arbeiten auch an ihrer Beziehung, aber nicht miteinander, sondern eher so, dass jeder für sich arbeitet. Sie arbeiten sich eher aneinander ab als einander auf, und das ist es doch, was eine Ehe sollte: nicht nur miteinander etwas aufbauen, sondern auch einander aufbauen. Das sehe ich hier nicht.

  • Zitat

    Original von Clare


    :grin
    Wenn du ein Dinosaurier bist, dann bin ich vielleicht auch einer(knapp 18 Jahre verheiratet :-] )
    Aber zurück zum Buch:
    Ich denke, die beiden Wheelers arbeiten auch an ihrer Beziehung, aber nicht miteinander, sondern eher so, dass jeder für sich arbeitet. Sie arbeiten sich eher aneinander ab als einander auf, und das ist es doch, was eine Ehe sollte: nicht nur miteinander etwas aufbauen, sondern auch einander aufbauen. Das sehe ich hier nicht.


    :write Es scheint mir eher ein Nebeneinander denn ein Miteinander zu sein.
    Und ich befürchte, diese Art von Ehe ist nicht unbedingt ausgestorben.

  • Zitat

    Original von Lipperin


    :write Es scheint mir eher ein Nebeneinander denn ein Miteinander zu sein.
    Und ich befürchte, diese Art von Ehe ist nicht unbedingt ausgestorben.


    Ich glaube auch, dass das nie verjähren wird. Solange zwei Menschen miteinander eine Beziehung eingehen, solange wird es auch diese Probleme geben.


    Der Trott des Alltags ist ein starker Strom, der sie in eine Richtung zieht, in die sie gar nicht wollten. Nicht jeder hat die Kraft, gegen diesen Sog aus Erschöpfung und Bequemlichkeit zu paddeln. Und für mich ist auch fraglich, ob sie sich der Probleme auch vollends bewusst sind.

  • Zitat

    Original von Clare


    Ich glaube auch, dass das nie verjähren wird. Solange zwei Menschen miteinander eine Beziehung eingehen, solange wird es auch diese Probleme geben.


    Der Trott des Alltags ist ein starker Strom, der sie in eine Richtung zieht, in die sie gar nicht wollten. Nicht jeder hat die Kraft, gegen diesen Sog aus Erschöpfung und Bequemlichkeit zu paddeln. Und für mich ist auch fraglich, ob sie sich der Probleme auch vollends bewusst sind.


    Ich glaube, sie ahnen sie, und daher kommen dann auch diese Spannungen, die für mich schon etwas von Kämpfen an sich haben.

  • Leider bin ich nicht so schnell beim lesen wie ihr :)


    es ist auch für mich das erste buch von diesem autor und mir sofort die ewig langen sätze aufgefallen. ich muss manche sätze dann auch zweimal lesen, weil ich sie sonst nicht verstehe.


    dass sie ihn nur liebt, wenn er nett ist, fand ich auch sehr schräg. fand aber seine antwort darauf sehr gut, denn genauso hätte ich auch reagiert.


    ich bin eig auch eher auf seiner seite und finde ihn nicht so unsympathisch wie ihr. dafür mag ich sie umso weniger. ich mag es nicht, wenn mensche andere menschen emotional erpressen. und das tut sie meiner meinung nach in jeder situation.


    allerdings kann ich die beziehung von frank zu seinen kindern auch nicht ganz einordnen. wie ihr schon geschrieben habt, freut er sich, wenn er ihnen comics vorlesen darf, aber wenn er nicht mehr mag wird er launisch...


    bin ja schon gespannt wie es weiter geht...

  • Zitat

    Original von pusteblume03
    Leider bin ich nicht so schnell beim lesen wie ihr :)


    Das macht nichts; wir sind ja immer noch da :wave



    Meine Theorie zu Männern mit ihren Kindern ist (meistens), dass sie ihre Kinder lieben, wenn sie ihre Frau auch lieben. Wenn es mit der Liebe zur Frau nicht mehr weit her ist, können sich viele Männer auch sehr leicht von ihren Kindern trennen. Das trifft natürlich nicht auf alle zu, aber ihr wisst, was ich meine.


    Und leider wird ja sehr schnell deutlich, dass die Beziehung der Ehepartner nur noch so halbseiden ist. Wenn sie überhaupt jemals etwas anderes war.

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“

  • Zitat

    Original von Clare


    :grin
    Wenn du ein Dinosaurier bist, dann bin ich vielleicht auch einer(knapp 18 Jahre verheiratet :-] )
    Aber zurück zum Buch:
    Ich denke, die beiden Wheelers arbeiten auch an ihrer Beziehung, aber nicht miteinander, sondern eher so, dass jeder für sich arbeitet. Sie arbeiten sich eher aneinander ab als einander auf, und das ist es doch, was eine Ehe sollte: nicht nur miteinander etwas aufbauen, sondern auch einander aufbauen. Das sehe ich hier nicht.


    Gründen wir einen Dino-Club? (17 Jahre warens im Sommer)


    Du hast das sehr schön formuliert, was das arbeiten an der Ehe bei den Wheelers angeht. Eigentlich möchte ich beim Lesen am liebsten beide anschreien und schütteln.


    pusteblume : Ja, die Scheidung gab es wohl, aber sie war nicht wirklich ratsam, außer in gut begründeten Ausnahmefällen. Männer konnten möglicherweise Karrierenachteile befürchten, Frauen waren erst recht stigmatisiert. Böse gesagt - Ware zweiter Wahl.

  • Zitat

    Original von pusteblume03
    Leider bin ich nicht so schnell beim lesen wie ihr :)


    Das macht doch überhaupt nichts. Wir sind alle noch da! :wave
    Ich konnte mich bloß nicht bremsen beim Lesen.


    Zitat

    Original von killerbinchen
    Meine Theorie zu Männern mit ihren Kindern ist (meistens), dass sie ihre Kinder lieben, wenn sie ihre Frau auch lieben. Wenn es mit der Liebe zur Frau nicht mehr weit her ist, können sich viele Männer auch sehr leicht von ihren Kindern trennen. Das trifft natürlich nicht auf alle zu, aber ihr wisst, was ich meine.


    Und leider wird ja sehr schnell deutlich, dass die Beziehung der Ehepartner nur noch so halbseiden ist. Wenn sie überhaupt jemals etwas anderes war.


    Über deine Idee mit der Liebe zu Partner und Kindern muss ich mal noch nachdenken. Spontan würde ich sagen, dass ich meine Kinder immer lieben würde, aber ich gehe mal zurück zum Roman.
    Es war vielleicht nie die große Liebe zwischen April und Frank, und die Kinder waren ja auch nicht die großen Wunschkinder.
    Selbst wenn die Liebe verloren geht, war sie einmal da. Das ist eine andere Situation, als wenn die Verliebtheit nicht zur Liebe reifen konnte und schließlich so etwas wie Gleichgültigkeit geworden ist. :gruebel

  • Man kann das ohnehin nicht über einen Kamm scheren, und als Mutter würde ich auch sagen, ich werde meine Kinder immer lieben. Ich sprach in dieser Hinsicht wirklich nur von der Männer-Theorie.

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“

  • Zitat

    Original von killerbinchen
    Man kann das ohnehin nicht über einen Kamm scheren, und als Mutter würde ich auch sagen, ich werde meine Kinder immer lieben. Ich sprach in dieser Hinsicht wirklich nur von der Männer-Theorie.


    Ich dachte auch nichts anderes.
    Ich wollte nur das ganze mal von dieser Seite beleuchten. Ist die Liebe eines Vaters an andere Bedingungen geknüpft als die Liebe einer Mutter? Oder hat es nur damit zu tun, unter welchen Voraussetzungen die Kinder gezeugt wurden? :gruebel

  • Ich kann leider bei dieser LR nicht teilnehmen, keine Zeit, aber ich hab mal kurz reingeschaut, wie ihr es so findet - und es tut mir nochmehr leid, dass ichnicht auch mitlesen kann! Ich kenne die Verfilmung und die war schon super!


    Außerdem hat mein Ex-freund so ne Ehe hinter sich und da würde mich das buch echt interessieren! Vielleicht lese ich es später für mich mal!