'Ein perfekter Freund' - Kapitel 06 - 10

  • Fabio tappt noch sehr im Dunkeln, es geht ihm nicht gut. Er fühlt sich "orientierungslos, betrogen, bestohlen, verraten, fremd, heimatlos, allein, im Stich gelassen, ausgestoßen"(S. 106). Ganz schön bitter! Doch er gibt nicht auf, sammelt Puzzleteilchen, auch wenn er sie noch nicht zusammen setzen kann und zunächst noch mehr verunsichert ist. Auf S. 100 heißt es: "Fabio war sich wieder ein Stück fremder geworden". Damit bringt Suter, wie so oft, mit einem Satz alles auf den Punkt :anbet.


    Von seiner Ex-Kollegin Sarah erhält er zumindest mal die Information, dass der "vergessene Fabio" ein ziemlich ätzender Typ gewesen sein muss. Stellt sich nun die Frage, warum er so geworden ist. Was hat ihn so verändert? Der ältere Fabio, der, an den sich der langsam Genesende erinnert, war wohl deutlich umgänglicher - und auch liebenswerter.
    Norina lässt ihn einfach nicht los, jetzt gesteht er sich auch ein, dass sie die Liebe seines Lebens ist.


    Die Witwe des Lebensmittelchemikers, der sich vor eine Lok geworfen hat, kommt auffallend häufig vor. Inzwischen glaube ich, dass "die große Sache" des vergessenen Fabio irgendwie mit dem Lebensmittelkonzern zusammenhängt, für den auch Marlen arbeitet. Bei den Recherchen um die Lokführer ist er zufällig auf etwas gestoßen .....


    S. 85: "Fabio war sich nicht sicher, ob er sich an Dr. Vogels Humor gewöhnen wollte". - Ich schon! Diesen Dr. Vogel find ich absolut cool. Hoffentlich hat er noch ein paar Auftritte!

  • Zitat

    Original von Lumos
    Fabio tappt noch sehr im Dunkeln, es geht ihm nicht gut. Er fühlt sich "orientierungslos, betrogen, bestohlen, verraten, fremd, heimatlos, allein, im Stich gelassen, ausgestoßen"(S. 106). Ganz schön bitter! Doch er gibt nicht auf, sammelt Puzzleteilchen, auch wenn er sie noch nicht zusammen setzen kann und zunächst noch mehr verunsichert ist. Auf S. 100 heißt es: "Fabio war sich wieder ein Stück fremder geworden". Damit bringt Suter, wie so oft, mit einem Satz alles auf den Punkt :anbet.


    Das muss wirklich schlimm sein. Genau wie Fabio vermuten wir Leser, dass hier einiges nicht stimmen kann. Lucas hat sich schon entpuppt. Marlen halte ich nach wie vor noch für verdächtig. Ihre Beziehung zu Fabio kann so nicht ganz stimmen.
    Norina halte ich dagegen für authentisch. Sie ist einfach die betrogene Freundin, die sich abwendet und anderen zuwendet. Ich meine, dass die Informationen, die er von ihr bekommt, wenn sie denn erreichbar sein wird, stimmen werden.


    Zitat

    Von seiner Ex-Kollegin Sarah erhält er zumindest mal die Information, dass der "vergessene Fabio" ein ziemlich ätzender Typ gewesen sein muss. Stellt sich nun die Frage, warum er so geworden ist. Was hat ihn so verändert? Der ältere Fabio, der, an den sich der langsam Genesende erinnert, war wohl deutlich umgänglicher - und auch liebenswerter.
    Norina lässt ihn einfach nicht los, jetzt gesteht er sich auch ein, dass sie die Liebe seines Lebens ist.


    Ihm fehlt genau der Zeitraum, in dem er sich zu einem anderen Typen entwickelte, und auch darüber weiß er nichts. Alle sind sauer auf ihn, was seine Nachforschungen nicht unbedingt erleichtert.


    Zitat

    Die Witwe des Lebensmittelchemikers, der sich vor eine Lok geworfen hat, kommt auffallend häufig vor. Inzwischen glaube ich, dass "die große Sache" des vergessenen Fabio irgendwie mit dem Lebensmittelkonzern zusammenhängt, für den auch Marlen arbeitet. Bei den Recherchen um die Lokführer ist er zufällig auf etwas gestoßen .....


    Abwarten! :grin

  • Ich poste jetzt mal nicht meine Gedanken, sondern beziehe mich nur auf die vorigen Beiträge. :-]


    Mit tut Fabio auch sehr leid. Da muss doch irgendwie schlimm sein, wenn einem soviel Zeit fehlt und man nicht weiß was da passiert ist. Ich kann mir das gar nicht vorstellen, weil ich glücklicherweise auch noch nie einen Filmriß durch Alkohol hatte. Ich habe schon gern die Kontrolle über mich, muss ich schon sagen. Und es wird ja auch nicht leichter, da er sich ja so verändert hat und ihm die Infos dadurch fehlen. Schön das er wenigstens durch Sarah etwas erfährt.


    Lucas ist jetzt also doch mit Norina zusammen. Für mich ist Lucas einfach nur feige, weil er nicht mal den Mut hat und Fabio alles zu erzählen. Auf solche Freunde kann man echt verzichten.


    Sehr interessant das Lucas und Marlen sich aus früheren Zeiten kennen. Inzwischen glaube ich immer mehr, das sie gemeinsame Sache gemacht haben und Fabio in eine Falle getappt ist. Dafür sprechen eigentlich Lucas Verschwiegenheit und Marlen hat ja auch was zu verbergen, ich denke da an das Terminteil von Fabio ( den Namen hab ich noch nie gehört von dem Teil ).


    Merkwürdig auch sein großer Coup bei der Zeitung, von dem niemand was weiß. Ich nehme auch Lucas nicht ab das er darüber nichts weiß, zumal er ja früher die Recherchen für Fabio gemacht hat. Vielleicht musste sich Fabio zum Kotzbrocken entwickeln, um in gewisse Kreise zu kommen bzw. Infos für den großen Coup zu bekommen. So wie es aussieht, hat es ja mit der Witwe des Lebensmitteltechnikers etwas zu tun. Sie hat ihm ja etwas übergeben, die Frage ist natürlich, was? Das Marlen zwar auch beim Lebensmittelkonzern als PR-Mitarbeiterin beschäftigt ist habe ich zwar gelesen, aber nie die Verbindung zum toten Lebensmitteltechniker gezogen. Aber ihr könnt Recht haben, soviel Firmen wird es da ja nicht geben. :gruebel

    Kein Buch ist so schlecht, dass es nicht auf irgendeine Weise nütze.
    (Gaius Plinius Secundus d.Ä., röm. Schriftsteller)

  • Ich tippe einfach mal ins Blaue und glaube, dass Lucas wirklich ein perfekter Freund ist. Alles andere wäre zu einfach. Mich wundert, dass Fabio in den Gesprächen zu seiner Vergangenheit nicht fordernder ist. Er wird belogen und nimmt das alles so hin. Von seiner Ex hätte er sicher noch mehr erfahren können.

  • Zitat

    Original von xexos
    Ich tippe einfach mal ins Blaue und glaube, dass Lucas wirklich ein perfekter Freund ist. Alles andere wäre zu einfach. Mich wundert, dass Fabio in den Gesprächen zu seiner Vergangenheit nicht fordernder ist. Er wird belogen und nimmt das alles so hin. Von seiner Ex hätte er sicher noch mehr erfahren können.


    Ich weiß nicht so Recht. Irgendwie muss es ja einen perfekten Freund geben, sonst würde das Buch ja nicht so heißen. Und als "Freund" kommt bisher ja wirklich nur Lucas in Frage. Ich bin ja schon weiter, aber trotzdem kann ich mir Lucas schlecht als perfekten Freund vorstellen. Schon allein die Tatsache das er jetzt mit Norina zusammen ist, macht ihn für mich gerade nicht zu einem perfekten Freund.


    Und warum Fabio nicht forderner ist, ich weiß auch nicht. Bei ihm ist es ja nur ein Gefühl das er belogen wird und vielleicht will er gerade dadurch das er alles nur hinnimmt mehr erfahren. Ich kann mich schwer in seine Situation versetzen, weil man dieses Gefühl der Leere nicht kennt.

    Kein Buch ist so schlecht, dass es nicht auf irgendeine Weise nütze.
    (Gaius Plinius Secundus d.Ä., röm. Schriftsteller)

  • Zitat

    Original von xexos
    Lucas könnte Fabio nur beschützen wollen oder das perfekt im Titel ist nur ironisch gemeint. Vielleicht ist Lucas aber mit dem Freund im Titel gar nicht gemeint? :gruebel


    Ich bin jetzt auch schon ein bisschen weiter, aber genau diese Frage beschäftigt mich inzwischen auch. Zwei Abschnitte weiter sogar noch mehr als im ersten Teil des Buches. Da war ich, im Gegensatz zu dir, noch relativ sicher, dass Lucas "der Böse" ist und "perfekter Freund" ironisch gemeint ist.

  • Auf Ironie wäre ich nun gar nicht gekommen. Wenn nicht gerade etwas in Anführungsstrichen steht, vermute ich nie Ironie dahinter. :rolleyes

    Kein Buch ist so schlecht, dass es nicht auf irgendeine Weise nütze.
    (Gaius Plinius Secundus d.Ä., röm. Schriftsteller)

  • Zitat

    Original von Lumos


    Ich bin jetzt auch schon ein bisschen weiter, aber genau diese Frage beschäftigt mich inzwischen auch. Zwei Abschnitte weiter sogar noch mehr als im ersten Teil des Buches. Da war ich, im Gegensatz zu dir, noch relativ sicher, dass Lucas "der Böse" ist und "perfekter Freund" ironisch gemeint ist.


    Ich habe das "perfekter Freund" auch eher in Anführungsstrichen gedacht und war sicher, dass es eher ironisch gemeint ist. Bin ich so misstrauisch?

  • Zitat

    Original von Lumos
    Auf S. 100 heißt es: "Fabio war sich wieder ein Stück fremder geworden". Damit bringt Suter, wie so oft, mit einem Satz alles auf den Punkt :anbet.


    Ich schalte mich hier mal kurz als Zaungast ein. Habe das Buch vor Jahren gelesen und kann mich auch nicht mehr an Einzelheiten erinnern. Aber dieser Satz ist einfach perfekt! Passt doch im Prinzip in jedes Buch von Suter rein. Das ist ja die Frage, die dieser Autor in seinen Büchern immer wieder anspricht: Wie gut kennt man sich selber eigentlich? Steckt da vielleicht nicht noch eine andere Persönlichkeit in einem drin?

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • Schlaues habe ich zum zweiten Abschnitt nicht viel beizutragen...


    Ich bin (wie immer) etwas konsterniert, dass Fabio in der Lage ist, einfach so mit Marlen, die ja im Prinzip eine Fremde für ihn ist, zusammenzuleben und sich auf eine emotionslose Beziehung (ausser, dass sie ihm auf die Nerven geht) einzulassen.
    Würde ich aus einem Koma aufwachen und hätte einen Filmriss von so vielen Tagen könnte ich nicht mit einem (fremden) Mann zusammenleben, sondern würde zusehen, dass ich da wegkomme. Geschweige denn, mich auch noch auf eine sexuelle Beziehung einzulassen.
    Aber da sind Männer und Frauen wohl unterschiedlich gestrickt. Was keine Kritik sein soll. An den Männern, meine ich.


    Übrigens könnte man beim Titel den Spieß auch umdrehen: vielleicht ist ja Fabio selber der "perfekte Freund". Nicht ironisch gemeint, sondern eher böse. Zum Ausnutzen.

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“

  • Zitat

    Original von killerbinchen
    Ich bin (wie immer) etwas konsterniert, dass Fabio in der Lage ist, einfach so mit Marlen, die ja im Prinzip eine Fremde für ihn ist, zusammenzuleben und sich auf eine emotionslose Beziehung (ausser, dass sie ihm auf die Nerven geht) einzulassen.
    Würde ich aus einem Koma aufwachen und hätte einen Filmriss von so vielen Tagen könnte ich nicht mit einem (fremden) Mann zusammenleben, sondern würde zusehen, dass ich da wegkomme. Geschweige denn, mich auch noch auf eine sexuelle Beziehung einzulassen.
    Aber da sind Männer und Frauen wohl unterschiedlich gestrickt. Was keine Kritik sein soll. An den Männern, meine ich.


    Übrigens könnte man beim Titel den Spieß auch umdrehen: vielleicht ist ja Fabio selber der "perfekte Freund". Nicht ironisch gemeint, sondern eher böse. Zum Ausnutzen.


    xexos hatte zu diesem aspekt gemeint - aber sie sieht doch gut aus :grin!


    Ich denke auch, dass Männer und Frauen da sehr verschieden sind (meistens, Ausnahmen gibt es immer). Frauen, die wegen des Geldes und/oder eines komfortablen Lebens bei Männern ausharren, gibt und gab es schon immer - obwohl sie diese in jeder Beziehung ätzend finden.
    Dann dürfen Männer das auch - wenn "sie" attraktiv ist - oder z. B. gut kochen kann :lache.


    Hier kommt noch hinzu, dass Fabio so direkt nach dem Krankenhaus und ohne Erinnerungen, sicher nicht direkt allein hätte zurecht kommen können. Zudem haben ihm die Ärzte eine möglichst stabile Umgebung empfohlen.

  • Zitat

    Original von killerbinchen
    xexos Ansicht


    Ich würde das eher "flapsige Aussage" nennen. ;-)
    Ich glaube aber nicht, dass Männer und Frauen da ein unterschiedliches Können haben (Beispiel: klick), sondern eher eine unterschiedliche Sozialisierung. Sex von Männern wird halt gesellschaftlich anders bewertet als Sex von Frauen.

  • Zitat

    Original von xexos
    Sex von Männern wird halt gesellschaftlich anders bewertet als Sex von Frauen.


    Ganz entgegen meiner Gewohnheiten (in Bezug auf Diskussionen, auf nichts anderes), lasse ich das einfach mal so stehen.

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“

  • Ich bin mit diesem Abschnitt noch nicht ganz durch (ja, ich weiss, ich bin eine Leseschnecke... :rolleyes). Da wir aber Daheim zurzeit kein Internet haben ( :cry), weiss ich nicht, wann ich das nächste Mal dazu komme, mich zu melden.


    Auch bei mir drängt sich immer mehr die Frage auf, wer mit dem "perfekten Freund" gemeint sein könnte... :gruebel


    Also Lucas kann ich mir da nicht so vorstellen - schliesslich hat er ein Tabu gebrochen, als er sich mit der Ex seines "Freundes" eingelassen hat.


    Was ist mit diesem Fredi, den Fabio nach so langer Zeit wiedergetroffen hat? Hat Fabio in ihm einen perfekten Freund gesehen? Oder war es Fabio's Bestreben, ein perfekter Freund für Fredi zu sein?


    Es sieht so aus, als ob Fabio sich ganz schön ekelhaft und unfair verhalten hat. Könnte es sein, dass sein Unterbewusstsein sich nicht daran erinnern möchte - so als Selbstschutz? :gruebel


    Eure Gedanken darüber, ob der Titel wörtlich genommen werden kann oder ironisch gemeint war, finde ich sehr interessant. Ich selber empfinde es eher als Metapher oder dann doch Ironie. Vor allem wenn man sich Suter's Erzählweise anschaut... ;-)


    Ich bin auf jeden Fall gespannt, wie es weiter geht und wer sich als "perfekter" Freund (in welche Sinne auch immer) entpuppt!

  • Zitat

    Original von Ayasha
    ...
    Was ist mit diesem Fredi, den Fabio nach so langer Zeit wiedergetroffen hat? Hat Fabio in ihm einen perfekten Freund gesehen? Oder war es Fabio's Bestreben, ein perfekter Freund für Fredi zu sein?
    ...


    Fredi halte ich für einen sehr unangenehmen Typen und nicht gerade den "Freund-Typ".
    Aber ich will hier nicht vorgreifen. :grin


    Der perfekte Freund ist mit Sicherheit, wenn es ihn überhaupt gibt, für jeden etwas und jemand ganz anderes. Das ist auch gut so. Und was ist perfekt? Menschen sind Menschen und haben und machen Fehler, auch in Beziehungen. Jemand, der sich perfekt verhält, ist mir nicht ganz geheuer. Ich hätte vielleicht das Gefühl, dass er irgendwas verbirgt oder sich verstellt.

  • Irgendwie hast Du ja Recht Clare, jeder Mensch macht Fehler und ist damit nicht perfekt. Aber ich weiß nicht, ob ich einem Freund/Freundin verzeihen könnte, wenn er/sie mit meinem Ex/aktuellen Partner etwas anfangen würde. Es gibt Fehler/Macken mit denen könnte ich bei einem Freund leben, mit anderen nun wieder gar nicht.

    Kein Buch ist so schlecht, dass es nicht auf irgendeine Weise nütze.
    (Gaius Plinius Secundus d.Ä., röm. Schriftsteller)

  • Zitat

    Original von Macska
    Irgendwie hast Du ja Recht Clare, jeder Mensch macht Fehler und ist damit nicht perfekt. Aber ich weiß nicht, ob ich einem Freund/Freundin verzeihen könnte, wenn er/sie mit meinem Ex/aktuellen Partner etwas anfangen würde. Es gibt Fehler/Macken mit denen könnte ich bei einem Freund leben, mit anderen nun wieder gar nicht.


    Ich wollte nicht sagen, dass ich ein wie von dir genanntes Beispiel tolerieren würde. Ich finde, auch beim Fehler machen gibt es Grenzen.