Verlag unbedingt notwendig???

  • Hallo zusammen,


    ich habe ein Kinderbuch geschrieben (www.schlafen-lernen-mit-igebitz.de), das gerade illustriert wird. Nun stell ich mir die Frage, ob es so sinnvoll ist, sich einen Verlag zu suchen? Klar, der Verlag ermöglicht es, sein Buch besser zu verkaufen, aber verliert man nicht trotzdem sehr viele Rechte an seinem eigenen Buch?


    Aktuelle strebe ich es an, mein Buch im Eigenverlag zu veröffentlichen und es über meine Webseite sowie über Amazon zu vertreiben. Ich bin hauptberuflich im Online-Marketing tätig und könnte meine Webseite also sehr gut vermarkten. Außerdem würde mir natürlich pro verkauftem Buch auch mehr bleiben, oder sehe ich das falsch?


    Wer hat gute Erfahrungen mit einem bestimmten Verlag gemacht bzw. sein Buch im Eigenverlag veröffentlicht? Ich würde mich über ein paar Erfahrungswerte sehr freuen.


    Ich habe auch schon öfter gehört, dass es unseriös ist, wenn ein Verlag vom Autor einen Druckkostenbeitrag verlangt? Der Druck ist ja eigentlich das Kostspielige, sofern man die Sache ohne Verlag angeht.


    Wie gesagt, ich bewege mich hier auf völligem Neuland und würde mich freuen, wenn mir jemand ein paar gute Tipps geben könnte.


    Liebe Grüße und danke schonmal,
    Edith

  • Ein Verlag wäre viel besser, damit das Buch in den verschiedenen Buchläden ausliegt. Kinderbücher habe ich fast nie über Amazon bestellt sondern meist spontan nach dem Durchschauen.


    Selbst drucken lassen ist wahrscheinlich sehr teuer, wenn du auf dickem Karton und mit speziellen Farben gedruckt haben willst. Und dann hast du dazu noch die Schwierigkeiten mit dem Verkauf.


    Ich denke nicht, dass Zuschussverlage so spezielle Bücher drucken. Ausserdem ist das sowieso nur Abzocke.

  • Hallo Xania,


    danke für deine Antwort.


    Ich hätte ein Angebot für einen Verlag bekommen, wo ich um rund 3.500 Euro 2.000 Exemplare drucken lassen kann. Das wäre dann also im Eigenverlag. Die Bücher würden auf dicker Pappe gedruckt werden, sodass sie auch kleinen Kinderhänden Stand halten können.


    Ist es denn überhaupt so, dass mein Buch sofort dann in einem Buchladen aufliegt, wenn ich mit einem Verlag zusammenarbeite oder auch nur dann, wenn es explizit von einem Interessenten bestellt wird? Ein Buchladen hat ja nicht alle Bücher, die existieren, aufliegen, sondern nur eine bregrenzte Auswahl. Denn unter diesem Umstand würde ich mein Buch wiederum nicht an den Mann kriegen.


    Puhhh, eine schwierige Sache/Entscheidung, wie mir scheint...


    Liebe Grüße :-)

  • Mit solchen "Verlagen" wäre ich ganz vorsichtig, meistens gibst du dabei Rechte ab, ohne wirklich Leistungen zu erhalten und steckst dann in einem Vertrag fest. In den Buchläden liegen sie dann auch nicht aus.
    Da würde ich entweder warten, bis du einen seriösen Verlag gefunden hast oder selbst veröffentlichen.
    Wenn du deine Bücher selbst vertreiben möchtest (wobei DKZV ohnehin keine große Hilfe sind), dann kannst du auch direkt mit einer Druckerei Vereinbarungen treffen.
    Es gibt auch verschiedene Dienstleister, die deine Bücher drucken, z.B. im Print on Demand Verfahren, vielleicht findest du dort auch passende Einstellungen zu Kinderbüchern. Du kannst dich ja mal bei ePubli, BoD und CreateSpace umschauen.

  • Hallo, Edith.


    Zu Deiner kurzen Frage kann man laaaaange Antworten schreiben. Ich mach's einfach mal. Also.


    1. Der Kinderbuchmarkt ist hart umkämpft, fast noch härter als der Markt für Erwachsenenbelletristik. eBook-Kinderbücher sind nahezu bedeutungslos; es werden gedruckte Bücher gekauft, die oft vergleichsweise teuer sind. Sehr viele Menschen denken, sie könnten Kinderbücher schreiben (fast jeder C-Promi hat das auf seiner To-Do-Liste), aber bei nur wenigen stimmt es auch.


    2. Der Buchhandel besteht aus dem Präsenzbuchhandel (Läden) und dem Online-Buchhandel. Letzterer hält derzeit ungefähr 20 bis 25 Prozent des Anteils, beherrscht von Amazon. (Unbekannte) Kinderbücher werden überwiegend im Präsenzbuchhandel gekauft, als Spontanware. Bei Kinderbüchern ist zudem der Herumsprechfaktor noch wesentlich wichtiger als bei Erwachsenenbelletristik. Der Abstand von der Spitze ("Der kleine König", "Conni" usw.) zu den Midlisttiteln ist hier viel größer als in anderen Bereichen.


    3. Es ist sehr schwer, einen Kinderbuchverlag für sich zu gewinnen. Siehe 1.


    4. Selbst wenn man sich im Online-Marketing auskennt, heißt das noch längst nicht, dass man damit erfolgreich wird, weil die Selfpublisher in diesem Bereich exzellent vernetzt sind und bereits alle viralen Systeme bis zur homöopathischen Ausdünnung nutzen.


    5. Wenn man ein (gedrucktes) Buch im Eigenverlag herstellt, muss man auch für Lagerhaltung, Vertrieb, Buchhandelsakquise usw. sorgen, wobei die beiden letztgenannten Positionen ausgesprochen schwierig für kleine Verlage und Eigenverlage sind, da die sog. Barsortimenter nicht mit ihnen zusammenarbeiten und auch der Buchhandel (ob des großen Angebots) kein grundsätzliches Interesse hat. Ein im VlB gelistetes Buch kann man zwar prinzipiell in jeder Buchhandlung bestellen, aber von selbst wird das der Buchhändler nicht von sich aus tun, es sei denn, der Titel ist ein Überraschungserfolg (wenn ein Kunde bestellt, liefert er natürlich). Im Normalfall landet man mit einem selbstverlegten Buch nicht im Präsenzbuchhandel. Amazon kann man zwar über "Marketplace" beliefern, aber auch dort muss man die Leute erst einmal dazu bringen, das Buch zu bestellen. Genau das versuchen aber ganze Heere von Selbstverlegern.


    6. "Verlage", die die Autoren am Risiko beteiligen, also die Kosten auf die Autoren abwälzen, verdienen auf diese Weise ihr Geld. Oft sind sie am Vertrieb der dann gedruckten Büchern kaum interessiert, zumal dieser Vertrieb sehr aufwendig und teuer ist.


    7. Per ACS (Amazon Create Space) oder per BoD (Book on demand) kann man ohne oder mit nur geringen Vorlaufkosten gedruckte Bücher verfügbar halten, die dann entweder nur bei Amazon (ACS) oder theoretisch im gesamten Buchhandel bestellbar sind. Allerdings sind dort die Ausstattungsmerkmale etwas eingeschränkt, außerdem muss man alle Leistungen (Lektorat, Satz, Ausstattung) weitgehend selbst übernehmen oder teuer einkaufen. Die Lieferfristen der on-demand-Dienstleister sind inzwischen akzeptabel und liegen zuweilen bei nur zwei bis drei Tagen. Dieser Weg ist vergleichsweise risikolos, während man, lässt man ein paar Tausend Bücher irgendwo drucken, erst einmal auf einer Wagenladung Papier sitzt, für die es vorerst keine Interessenten gibt.



    Wenn das Projekt gut und interessant und originell ist, spricht - wie immer bei dieser Ausgangssituation - nichts dagegen, bekannte Kinderbuchverlage oder literarische Agenturen, die Kinderbücher vertreten, zu kontaktieren. Dieser Weg ist grundsätzlich zu empfehlen. Man verdient zwar weniger als beim Eigenverlag, aber man muss sich auch nicht um Vertrieb und Marketing kümmern - das macht schließlich der Verlag.


    Nur meine paar Pipperlinge zur Frage. ;-)

  • Ach so:


    Zitat

    Klar, der Verlag ermöglicht es, sein Buch besser zu verkaufen, aber verliert man nicht trotzdem sehr viele Rechte an seinem eigenen Buch?


    Das Urheberrecht behält man immer; dieses Recht kann auch überhaupt nicht veräußert werden. Es schützt den Autor auch davor, dass der Verlag das Buch in einer Weise verändert, mit der der Autor nicht einverstanden ist. Ausgenommen hiervon sind die Titelei und die Ausstattung.


    Man tritt in aller Regel die Verwertungsrechte (zunächst in Buchform) ab, entweder für einen konkreten Zeitraum (zehn Jahre) oder unbegrenzt, was im Normalfall seine natürliche Begrenzung dadurch findet, dass der Verlag ein Buch nicht mehr vertreiben will oder keine Nachfrage mehr besteht. Dann fallen die Verwertungsrechte an die Autoren zurück. Es ist aber kein Beinbruch, dieses Verwertungsrecht zu "verlieren", weil man ja schließlich genau das will: Ein Verlag verwertet das Buch, im Idealfall gewinnbringend.


    An den Figuren und/oder der Geschichte verliert man die Rechte jedoch nicht, kann also jederzeit - auch in Zusammenarbeit mit einem anderen Verlag oder in Eigenregie - Folgebände schreiben, die die selben Figuren verwenden.


  • Wenn Du bei einem kleinen Verlag unterkommst, ist die Wahrscheinlichkeit eher gering, dass es Dein Buch auch in die Buchläden schafft. Oder nur in bestimmte. Bei großen Verlagen ist das schon eher gegeben. Allerdings ist es dort auch schwieriger unterzukommen.
    Wenn Du es selbst verlegst, ist es auch eher unwahrscheinlich, dass es Dein Buch in die Läden schafft, es sei denn Du bringst es selbst hin und verhandelt mit dem Inhaber.
    Vermarktest du es selbst, hast du unterm Strich natürlich pro Buch mehr Verdienst, verkaufst aber evtl einige Bücher weniger als bei einem großen Verlag, unter Umständen aber genausoviel, wie bei einem kleinen.
    Bei Selbstvermarktung musst du die Werbung alleine machen. Bei einem Verlag ist erst mal der gefragt.


    Edit: Tom hat das zeitgleich viel besser und ausführlicher formuliert :grin

    Liebe Grüße :wave
    Kirsten



    eine Welt ohne Bücher kann ich mir nicht vorstellen



    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Kirsten S. ()

  • Diese hier ist offensichtlich eine literarische Agentur mit dem Schwerpunkt Kinder-/Jugendbücher:


    http://www.literaturagentur-arteaga.de/


    Ich kenne diese Agentur allerdings nicht. Bis vor kurzem gab es auf der Website von Sandra Uschtrin, Herausgeberin des AutorInnenhandbuchs, sehr ausführliche Listen bekannter und seriöser Agenturen, aber Frau Uschtrin hat ihr Angebot offenbar umgestellt.


    Seriöse Agenturen nehmen im Erfolgsfall um die 15 % Provision (allerdings von allem - Vorschüsse, Tantiemen, Nebenrechte usw.). Gute Agenturen helfen aber dabei, den richtigen Verlag für das Projekt zu finden, erleichtern die Kontaktaufnahme drastisch und handeln - nicht zuletzt im Eigeninteresse - möglichst gute Konditionen aus.


    Grundsätzlich sei zudem empfohlen, sich den Kinderbuchmarkt genau anzuschauen, auch im Hinblick auf ähnliche Projekte. Pädagogische Kinderbücher sind ein besonders schwieriges Segment.

  • Empfehlung, wenn Du es schon selbst machen willst: Schau Dir mal das Ausstattungsangebot von BoD an:


    http://www.bod.de/autoren/buch…chen/buchausstattung.html


    Da gibt es auch spezielle Formate und Ausstattungen für Kinderbücher. Die Vorlaufkosten sind null oder - je nach Zusatzoption - vergleichsweise gering. BoD-Bücher können mit ISBN ausgestattet (und also im VlB gelistet) werden, sind also im Buchhandel bestellbar, außerdem beliefert BoD - ohne Kosten für die Autoren - natürlich den gesamten Onlinehandel. Leider sind BoD-Bücher im Vergleich zu Verlagsbüchern mit ähnlicher Ausstattung für Kunden etwas teurer, aber man hat keinen Stress mit der Logistik, da BoD auch die Abrechnungen übernimmt. Zu Sondertarifen kann man Autorenexemplare bestellen, etwa für Lesungen oder sonstige Präsentationen. Damit fährt man in meinen Augen deutlich besser als mit 2.000 Exemplaren, die man für 3.500 € hat drucken lassen, um sie im Keller zu lagern bzw. mühevoll einzeln an Kunden zu versenden. Allerdings muss man sich bei BoD aus dem Vertrag auskaufen, wenn ein richtiger Verlag Interesse zeigt, aber auch diese Kosten sind vergleichsweise gering. Ein weiterer Vorteil: Da Dein Titel ja offenbar bereits ziemlich durchdacht ist, was Satz und Illustrationen betrifft, könntest Du ihn innerhalb weniger Tage verfügbar machen.

  • [quote]Original von Tom
    Bis vor kurzem gab es auf der Website von Sandra Uschtrin, Herausgeberin des AutorInnenhandbuchs, sehr ausführliche Listen bekannter und seriöser Agenturen, aber Frau Uschtrin hat ihr Angebot offenbar umgestellt.
    quote]


    Über das Angebot von Frau Uschtrin kann ich mich nicht äußern.


    Darum nur dieser Hinweis aus eigener Kenntnis:


    Mir sind mehrere Agenturen bekannt, die im Ruf stehen, seriös zu sein, dies aber m.E. nicht sind, weil sie zweigleisig fahren: Einen Teil der angebotenen Manuskripte vermitteln sie mit der üblichen Honorar-Provision an seriöse Verlage. Ein anderen Teil geht an Bezahl-Verlage, dafür wird von den Autoren eine "Vermittlungsgebühr" kassiert.


    Bisher war mir bekannt, dass Bezahl-Agenturen an Bezahl-Verlage vermitteln. Es gibt offenbar aber auch eine Zusammenarbeit in die umgekehrte Richtung:


    Ein Autor veröffentlicht sein Manuskript in einem Bezahl-Verlag, die finanzielle Leistung des Autors besteht in der Abnahme von 300 Druckexemplaren.
    Der Verlag verspricht eine weitreichende Hilfestellung bei der Vermarktung. Kurz darauf meldet sich der Betreiber einer Literatur-Website, um den Autor über sein neues Buch zu interviewen. Das Interview erscheint auf der Website. Der Autor freut sich über die Werbung.


    Dabei erfährt der Autor: Besagter Website-Betreiber unterhält auch eine Literaturagentur. Er fragt an, ob der Autor nicht noch mehr schreiben möchte und bietet ihm für die Vermittlung an größere Verlage die Dienste seiner Agentur an. Schließlich kenne man sich doch schon, das Interview sei ja prima gelaufen. Der Autor willigt freudig ein und reicht sein nächstes Manuskript bei dieser Agentur ein. Wie sich herausstellt, ist das Manuskript noch nicht marktreif. Doch die Agentur arbeitet ja mit einem erfahrenen Lektoratsdienstleister zusammen...


    Bitte fragt mich nicht nach konkreten Namen. Die werde ich nicht nennen, auch nicht per pn.


    :wave


    Edit: ottograffi

  • Hallo, Nadja.


    Mit solchen und vergleichbaren Anekdoten könnte man dicke Bücher füllen. Da das (Autoren-)Angebot die Nachfrage bei weitem übersteigt, floriert die Eitelkeitsbranche nach wie vor. Die Geschäftsmodelle reichen von nutzlosen "Autorenschulen" über Ausstattungs- und Lektoratsdienstleistungen und Literaturagenturen bis zu den (Pseudo-)"Verlagen".


    Andererseits bietet das Internet eine Fülle von Informationen, die man nur suchen muss. Heutzutage gilt die Entschuldigung kaum noch, es nicht besser gewusst zu haben. Erfahrungsberichte, von denen man profitieren kann, gibt es wie Sand am Meer. Wenn sich also ein Partner anbietet - was in dieser Branche ohnehin eine Ausnahme wäre -, sollte man einfach mal schauen, ob man was zu diesem potentiellen Partner findet. Am hilfreichsten sind Gespräche mit anderen Autoren, die bereits mit ihm zusammengearbeitet haben. Seriöse Firmen veröffentlichen Klientenlisten. Schon der Verzicht auf so etwas deutet darauf hin, dass Vorsicht geboten ist.

  • Hallo!


    Zum Problem der Zuschussverlage ist genug gesagt, denke ich. Ich selbst kann nur zu einem Dienstleister, nämlich BoD - Books on Demand, Norderstedt, etwas beisteuern, weil ich dort tatsächlich Geschichten von mir habe drucken und binden lassen. Das kommt, denke ich, dem sehr nahe, was du mit "Eigenverlag" meinst. Man macht alles selbst, Text, Layout, Buchcover, lädt das Ganze über die BoD-Webseite hoch, und das Buch wird 1:1 so gedruckt, wie du es hochgeladen hast (inklusive aller unkorrigierten Fehler). Geht schnell, ist inzwischen in der "Classic"-Variante kostengünstig (19.- € und 1 Jahr Vertragslaufzeit, bei den Datenhaltungskosten müsste ich jetzt lügen, aber mehr als 1-2 Euro im Monat war das nicht), beinhaltet eine E-Book-Version (ePub und Mobi), entbindet dich von viel Verwaltungskram (ISBN, Belegexemplare an die Staatsbibliotheken, Umsatzsteuer) und deckt - theoretisch - den gesamten Buchhandel sowie bei den E-Books alle wichtigen Shops ab. In jedem Fall bekämst du dort (oder bei einem ähnlichen Dienstleister) ein funktionstüchtiges, buchähnliches Dingens für weit weniger als 3.500 Euro.


    In deinem konkreten Fall würde ich trotzdem abraten. Du möchtest ja, wenn ich richtig verstehe, ein Papp-Bilderbuch machen. Dafür ist BoD in der Grundvariante nicht ausgerichtet; würde sicher gehen, aber dafür müsstest du vermutlich schon ein teureres Paket buchen. Außerdem sind Farbbilder in BoD recht teuer, soweit ich das im Hinterkopf habe, und wirken sich direkt auf den Ladenpreis aus. Der ist ohnehin ein Problem, weil es, wenn ein Buch immer nur einzeln angefertigt wird, kaum möglich ist, die Preise von Büchern zu halten, die in einer Auflage von dreitausend Stück aufwärts erscheinen.


    Ich finde BoD (oder ähnliche Dienstleister) eine tolle Sache für Leute, die gern schreiben und möglichst einfach und schnell mal einen eigenen Text in Buchform in der Hand halten möchten. Sollte es dann irgendwo in Deutschland einen Menschen geben, der sich zufällig auch dafür interessiert (hey, man hat schon Pferde kotzen sehen!), ist das Buch sogar in jeder Buchhandlung bestellbar.


    Dann gäbe es noch eine Möglichkeit, die wahrscheinlich die kostengünstigste ist: du suchst dir eine Druckerei in der Nähe, lässt dort eine kleine Auflage drucken und vertreibst sie ganz eigenständig. Ist allerdings der größte Aufwand für dich persönlich, du musst selbst die Ladenpreiskalkulation durchführen, die Werbetrommel rühren, Bestellungen selbst abarbeiten, die Pakete selbst zur Post tragen, selbst die Mehrwertsteuer abführen und so weiter. In Amazon kämst du wohl nur über den "Market Place" rein. Und wenn ich das richtig sehe, beraubst du dich dabei einer ganz wichtigen Sache, nämlich der "Blick ins Buch"-Funktion. Zumindest ich würde nur in absoluten Ausnahmefällen ein Buch bestellen, in das ich nicht vorher habe hinein schauen können.


    Ein "richtiger" Publikumsverlag ist und bleibt aus meiner Sicht die beste Option.


    Meine 2 Cents ;).

    Meine Bewertungsskala: 1-4 Punkte: Mehr oder minder gravierende formale Mängel (Grammatik, Rechtschreibung, Handlung). 5/6 Punkte: lesbar. 7/8 Punkte: gut. 9/10 Punkte: sehr gut. Details und Begründung in der Rezi.

  • Ist es für die Suche nach einem Verlag oder einer Druckerei nicht noch zu früh? Wenn du dir vorstellst, dein Buch kommt in den Handel, auf welchem Tisch soll es dann liegen? Pappe für die Kleinsten oder Vorlesebuch für Kindergartenkinder?


    Wer ist deine Zielgruppe, willst du eine Geschichte für kleine Kinder ab 2 in einfachen Worten auf den Markt bringen (dazu würde die "Pappe" passen) oder ist "Ich will aber nicht ins Bett" eher ein Thema, das entwicklungspsychologisch dem "Trotzalter" zuzuordnen wäre? In dieser Zielgruppe wäre ein Pappbilderbuch eher ungeschickt, weil es von Vierjährigen dem Kleinkindalter zugeordnet werden könnte, zu dem sie nicht mehr so gern gehören wollen.


    Für wen wäre die Geschichte "pädagogisch wertvoll" - für die Mutter oder fürs Kind? Vertrittst du als Erzählerin der Geschichte die Perspektive und die Interessen des Kindes (sich in andere einfühlen und erkennen, dass man selbst auch diesen Widerspruchsgeist des Igelkinds hat) oder stehst du auf der Seite der Eltern, die ihr Kind ins Bett bekommen möchten. "Schlafen lernen" klingt eher nach Elternratgeber als nach einem Buchtitel, mit dem sich ein Vierjähriges identifizieren würde. Ein klassischer Bilderbuchtitel wäre "Ich will nicht ins Bett", "Igebitz sagt ..."

  • Ich habe noch keinen Buchtitel festgelegt. Die Domain wurde mit Absicht so gewählt - eben auch u.a. aus online-marketing-technischen Gründen, um in Google bei Begriffen, wie Schlafen, Einschlafen, Buch, Kinderbuch, Kinder, etc. gefunden werden zu können.


    Ich bedanke mich schon mal für die zahlreichen Antworten. Ich denke eher, dass ich mich trotz allem für den Eigenverlag entscheiden werde. Ich habe bereits viele Ideen im Kopf, wie ich meine Zielgruppe ansprechen und direkt abholen kann.


    Liebe Grüße und herzlichen Dank schon mal,
    Edith

  • Hallo, Edith.


    Zitat

    Ich habe bereits viele Ideen im Kopf, wie ich meine Zielgruppe ansprechen und direkt abholen kann.


    Ein Freund von mir - selbst Autor - bekam mal das Angebot, für einen Coach das Ghostwriting zu übernehmen. Dieser Coach hatte eine eigene Beratungsstrategie entwickelt, die er vergleichsweise erfolgreich in Seminaren vermittelte - es ging um mittleres Management. Diese Seminare, so der Coach, hätten bislang knapp 50.000 Leute besucht, und er ging davon aus, dass mindestens die Hälfte dieser Leute auch Interesse daran hätte, das fragliche Buch zu erwerben, zumal es bei entsprechenden Nachfragen in den Seminaren ordentliche Interessensbekundungen gegeben hatte. Eigentlich aber meinte er, tatsächlich 50.000 Exemplare an seine Zöglinge verkaufen zu können, weitgehend im Direktvertrieb, schließlich hatte er sämtliche Adressen. Mein Freund nahm das Angebot an, zumal das Honorar bemerkenswert war. Das Buch wurde aufwendig gestaltet und ist durchaus gelungen, wenn auch wenig interessant für die Allgemeinheit. Gedruckt wurde eine Erstauflage von 30.000 Exemplaren über einen Dienstleister (aber nicht über einen Zuschussverlag). Für den Vertrieb wurde eine eigene kleine Firma gegründet.


    Verkauft wurden insgesamt 700 Stück, obwohl alle ehemaligen Teilnehmer mehrfach direkt angeschrieben wurden und es zusätzliche, teure Werbemaßnahmen gab. In einem Zeitraum von fast 3 Jahren. Der Coach stand nach anderthalb Jahren kurz vor der Insolvenz und nahm letztlich einen Job im mittleren Management an.


    Was ich damit sagen will: Subjektive Zielgruppenabschätzungen sind immer gefährlich. Freundlich bekundetes Interesse und tatsächlicher Kauf sind zwei ganz unterschiedliche Dinge. Dies nur als kleine Warnung.

  • Das stimmt allerdings, dass Interesse und ein tatsächlicher Kauf zwei verschiedene Paar Schuhe sind. Trotz allem denke ich, dass sich meine Ideen sehr gut umsetzen lassen. Wie gesagt, ich komme aus dem Online-Marketing und habe bereits viele Erfahrungen in den Bereichen Vermarktungsstrategien, Zielgruppenmarketing, etc. gesammelt.


    Ich werde vorerst eine kleine Auflage von rund 2.000 Stück drucken lassen und dann lässt sich das Ganze schon ein bisschen abschätzen...

  • Hallo, Edith.


    Zitat

    Ich werde vorerst eine kleine Auflage von rund 2.000 Stück drucken lassen


    Das ist keine sehr kleine Auflage. Manch ein Debüt bei einem Publikumsverlag startet nur geringfügig höher, also mit drei- bis fünftausend Exemplaren.


    Aber es hängt natürlich von den Produktionskosten ab. Erfahrungsgemäß kosten mehr Exemplare bezogen auf das einzelne weniger als wenige Exemplare. Man zahlt also für 500 Stück 2.000 €, für 1.000 Stück jedoch nur 2.500 €. Muss man kalkulieren.


    Viel Glück!

  • Ich weiß ja nicht, wie weit dein Projekt mittlerweile gediegen ist.
    Ich wills dir auch nicht ausreden - nur einige Punkte zum Bedenken auflisten.


    [list=1]
    [*]Lagerraum: Das was du hier sehen kannst, ist ein Lager eines Kleinverlages (nämlich meines). Um genau zu sein, ist es eines von 3 meiner Lagerplätze. Dieses Regal ist 1,80 m hoch, 1,80 breit und 0,5 m tief. Auf dem Bild siehst du 1000 gelagerte Taschenbücher. Davon mal ganz abgesehen, dass Kinderbücher dank des größeren Formates und des weitaus dickeren Materials mehr Platz wegnehmen als Taschenbücher - es sind "nur" 1000 Stück.
    2000 Stück nehmen richtig viel Platz weg.


    [*]Der größte Kostenfaktor: Der größte Kostenfaktor ist nicht etwa der Buchdruck (das ist ehrlichgesagt Kleckerkram - die paar Euro). Der größte Kostenfaktor ist der Buchhandelsrabatt. Und du wirst es schwer haben, irgendwas über den Buchhandel verkaufen zu können, wenn du nicht zwischen 30 und 55 % einplanst. Und es gibt viele Buchhändler, die nicht wirklich ein Interesse haben, dein Buch zu bestellen, wenn du nicht mindestens 30 % bietest.


    [*]Die Wirksamkeit von Online-Marketing: Onlinemarkting funktioniert für viele Produkte gut. Für Bücher anscheinend nur sehr begrenzt. Wieso nicht? Keine Ahnung.
    Ich habe jedenfalls in den letzten 9 Jahren viele Leute mit Büchern eingehen sehen, die von sich und ihren Fähigkeiten als jahrelange Onlinevertriebler und Onlinemarketingspezialisten überzeugt waren und die sonst geschafft haben, Eskimos den Kauf eines Kühlschrankes interessant zu machen. Nur mit ihren eigenen Buch - sind sie allesamt baden gegangen.
    Ob es daran liegt, dass immer noch 80 % konventionell im Präsenzbuchhandel kaufen (bei Kinderbüchern ists sogar noch mehr)? Ich weiß es nicht.
    Oder obs daran liegt, dass man seit Jahren im Internet mit Werbung für Selfpublisher-Bücher komplett zugeschüttet wird und sich deswegen auf Empfehlungsmarketing (Bücherportale und Buchblogger) verläßt? Schon möglich.


    [*]Buchhandelsproblematik: Es wurde auch von den anderen schon öfters angesprochen - Kinderbücher verkaufen sich recht selten online. Entweder diese Bücher sind im Laden, oder es ist ein Megariesensuperzufall, dass man über ein Kinderbuch im Netz stolpert. Nimm doch einfach dein eigenes Kaufverhalten. Wie oft bist du zu amazon gegangen und hast gesagt: "So, jetzt schau ich mir mal Kinderbücher an."
    Lass mich raten - ganz selten bis gar nicht. Und so wie es dir geht, geht es mit hoher Wahrscheinlichkeit den meisten Kinderbuch-Kaufinteressenten.
    Also bist du eigentlich auf den Buchhandel angewiesen.
    Aber - auch das solltest du wissen - als Selfpublisher kommst du selten bis gar nicht in die Barsortimenter rein. Und ohne Barsortimentzugang wirst du oft nicht von den Buchhandlungen bestellt. Ich hab den Test gemacht. Nur 2 von 10 Buchhandlungen hätten die Bücher meines Verlages bestellt. 6 wollten mir erklären, dass die Bücher nicht existieren (was Schwachsinn war) und 2 wollten mir erklären, dass das ein popeliger Kleinverlag sei und sie grundsätzlich nicht bei Kleinverlagen direkt bestellen.
    Seitdem wir über Libri ausliefern, haben sich unsere Buchhandelsumsätze verfünffacht!
    Allerdings - auch das muss man noch mal erwähnen - wir haben uns in den letzten 9 Jahren einen Ruf erarbeitet.
    Du startest bei Null. Womit wir auch schon bei den letzten meiner Punkte wären


    [*]Die 15-Stück-pro-Jahr-Regel: Der Durchschnittsselbstverleger verkauft pro Titel und Jahr 15 Printexemplare.
    Diese Zahlen habe ich mir nicht ausgedacht - diese Zahlen kommen von direkt von Libri, die Mutterfirma von BoD

    Zitat

    Jeder der einen Taschenrechner hat, kann einfach die folgenden Zahlen mal durchrechnen.
    Mehr als 200.000 lieferbare Bücher hat BoD im Verlagsprogramm.
    Im Jahr 2010 werden bei BoD ca. 3 Millionen Bücher produziert.


    Nachdem Libri seit 3 Jahren keine Updates auf dieser Seite gefahren hat, ist anzunehmen, dass es keine Veränderung zum Besseren gegeben hat (sprich: Die Zahlen sind wohl nach wie vor aktuell).
    3 Mio / 200.000 = durchschnittlich 15 Verkäufe je Jahr und Titel.
    Oder - da BoD bis vor kurzem nur 5-Jahres-Verträge gemacht hat - durchschnittlich 75 Verkäufe während der Laufzeit eines SP-Titels.
    Ja, ich weiß - es sind Durchschnittswerte und es gibt auch Ausnahmen. Man sollte aber sich im Klaren sein, dass so eine Ausnahme wohl eher 1 von 100 oder sogar nur 1 von 1000 ist. Ansonsten wäre der Durchschnittswert nämlich entschieden höher.
    [/list=1]
    All die Punkten zusammengerechnet, würde ich mal schätzen: Wenn du 200 Stück verkauft bekommst, bist du schon recht gut.