'Als wir unsterblich waren' - Seiten 001 - 085

  • Mich haben die beiden Zeiträume gereizt, in denen dieser Roman spielt. Den Mauerfall hab ich als Jugendliche im Fernsehen verfolgt, meine Jugendsendung (Elf 99, kennt die noch jemand?) hat davon berichtet.


    Schnell war ich im Buch, Alexandra war mir jedoch vollkommen fremd. Ich hab nicht verstanden, wie sie so weltfremd und zurückgezogen sein kann, wenn die Welt um sie herum auseinanderbricht und sich neue Möglichkeiten ergeben, da scheint was in ihrer Vergangenheit passiert zu sein, das mich neugierig macht. Dann das Drama um Momi, die in Panik ausbricht, als sie Oliver trifft. Das war schon ein Cliffhanger, der mich am Buch hielt.


    Dann der Sprung. Die Zeitsprünge waren für mich kein Problem, schon allein dadurch, dass sie deutlich abgegrenzt waren. Sehr schön fand ich die Zitate von Biermann und Brecht, jeder ein Mann seiner Zeit, sehr passend. Sonst mag ich das eher nicht.


    Paula, ihr fühlte ich mich näher. Mitten im Leben stehend, 16 Jahre jung und doch schon so reif, hatte ich den Eindruck. Die ganze Truppe stand mir deutlich vor Augen, lebensfroh, auf jede Herausforderung wartend, so ein Gegensatz zu Alex im anderen Abschnitt.


    Beides faszinierende Zeiten mit interessanten Figuren, wobei mich die Zeit der jungen Paula mehr fesselt.

  • Zitat

    Original von geli73



    Schnell war ich im Buch, Alexandra war mir jedoch vollkommen fremd. Ich hab nicht verstanden, wie sie so weltfremd und zurückgezogen sein kann, wenn die Welt um sie herum auseinanderbricht und sich neue Möglichkeiten ergeben, da scheint was in ihrer Vergangenheit passiert zu sein, das mich neugierig macht. Dann das Drama um Momi, die in Panik ausbricht, als sie Oliver trifft. Das war schon ein Cliffhanger, der mich am Buch hielt.


    Das konnte ich auch nicht nachvollziehen, aber für ich habe die Zeit auch komplett anders erlebt, weil ich mich da schon für Geschichte interessiert habe. Mir war da klar, daß ich jetzt das erlebe, was meine Kinder später im Geschichtsunterricht lernen werden. Von daher fand ich es schwer nachzuvollziehen warum Alex so gleichgültig der Welt gegenüber ist. Wo es doch grade spannend wurde.

  • Zitat

    Original von streifi
    Mir war da klar, daß ich jetzt das erlebe, was meine Kinder später im Geschichtsunterricht lernen werden.


    Den Satz finde ich bemerkenswert. Mein erstes Kind war zwei. Und ja - fuer ihn ist das Geschichtsunterricht. So wie Henry VIII. Wenn ich meinen Kindern erzaehle, dass wir alle nach Ost Berlin gefahren sind, um Club Cola zu trinken, kommt ihnen das vor, als wuerde ich behaupten, ich hatte victorianischen Kaese gegessen.


    Willkommen an Bord, geli! Ich freu mich, dass dir der Einstieg in die Geschichte nicht schwer gefallen ist.

  • Zitat

    Original von streifi


    Das konnte ich auch nicht nachvollziehen, aber für ich habe die Zeit auch komplett anders erlebt, weil ich mich da schon für Geschichte interessiert habe. Mir war da klar, daß ich jetzt das erlebe, was meine Kinder später im Geschichtsunterricht lernen werden. Von daher fand ich es schwer nachzuvollziehen warum Alex so gleichgültig der Welt gegenüber ist. Wo es doch grade spannend wurde.


    Zur Zeit des Mauerfalls war ich 16 Jahre alt und war sehr interessiert an Geschichte. Das war ich schon immer. Aber die aktuelle Politik hat mich in dem Alter überhaupt nicht interessiert. Ich habe den Mauerfall quasi zur Kenntnis genommen und habe mich dann weiter um meine eigenen Alltagssorgen und -freuden gekümmert, die ich als Teenager in dem Alter so hatte. Was für eine aufregende Zeit ich deshalb damals verpasst habe, ist mir erst später als Erwachsene klar geworden. Schade eigentlich...

  • Zitat

    Original von geli73



    Schnell war ich im Buch, Alexandra war mir jedoch vollkommen fremd. Ich hab nicht verstanden, wie sie so weltfremd und zurückgezogen sein kann, wenn die Welt um sie herum auseinanderbricht und sich neue Möglichkeiten ergeben, da scheint was in ihrer Vergangenheit passiert zu sein, das mich neugierig macht.


    Doch, ich kann das schon verstehen, dass man nur seine eigenen Sorgen kennt und ihre Momi hat das ja auch unterstützt. Als Meike Alex mitnehmen will sagt sie ja noch: Wenn Dich draußen eine Lawine losbricht, kannst Du auch im warmen sitzen und warten bis sie dich überrollt, oder: Wer sich ans Leben traut hat keine Ahnung davon. Diese Sprüche hat Alex so verinnerlicht, dass sie aus eigenem Ansporn keine Notwendigkeit sieht sich auf das Neue einzulassen.

  • Zitat

    Original von streifi
    Mir war da klar, daß ich jetzt das erlebe, was meine Kinder später im Geschichtsunterricht lernen werden


    So ähnlich dachte ich damals auch, allerdings nicht "was die eigenen Kinder lernen würden", weil da noch nicht an solche zu denken war. Aber daß das mal in den Geschichtsbüchern stehen würde, war mir klar. Und daß das, unabhängig von meiner oder mancher anderen Meinung, das einzig Richtige war, desgleichen.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • An Kinder hab ich damals auch nicht gedacht, ich war ja erst 17... Aber das es geschichtsträchtig war wie sonst noch war mir klar. Ich fand das sehr aufregend.


    Und ich bin noch dazu ein Mensch, der gern mal Gänsehaut kriegt wenn er in z.B. in der Wiener Hofburg steht und sich überlegt, daß da vor hundert Jahren Leute entlanggelaufen sind, die Weltgeschichte gestaltet haben. :-)

  • Hm... bisher gefällt mir der Handlungsstrang rund um Paula um einiges besser als der um Alex. Paula ist mir aus sympathischer. Ich fand allerdings diese Aufbruchsstimmung, die Alex in der Nacht des Mauerfalls erlebt, wirklich gut beschrieben. Ich war zu diesem Zeitpunkt erst knapp zwei Jahre alt und habe daher keine "richtigen" Erinnerungen an dieses Ereignis.


    Mal sehen, wie es weiter geht.

    "Ein Buch muß die Axt sein für das gefrorene Meer in uns."

    Franz Kafka, Brief an Oskar Pollak, 27. Januar 1904






    :lesend

  • Ich darf dieses tolle Buch als Wanderbuch lesen, und habe natürlich gleich viel weiter als nur den ersten Abschnitt gelesen. Das Buch hat schon nach den ersten Seiten eine richtige Sogwirkung auf mich ausgeübt! :-]
    Und wenn ich gewusst hätte, dass Charlotte Roth ein Pseudonym für Charlotte Lyne ist, hätte ich mich gleich zu der Leserunde angemeldet! ;-)


    Ich mag bis jetzt auch die Abschnitte rund um Paula etwas lieber, als die Handlung um Alex. Obwohl mir Alex nicht unsympathisch mit ihrer zurückhaltenden und vorsichtigen Art ist. Sie ist mir selber wahrscheinlich etwas ähnlich und ich kann sie schon verstehen, dass sie unsicher ist und sich fürchtet ihre gewohnte Umgebung zu verlassen und sich auf etwas neues einzulassen.


    Ich finde auch die Spitznamen "Schwämmchen" und "Süppchen" total süß, und auch die Erklärungen dazu gefallen mir richtig gut!