'Untreue' - Seiten 001 - 078

  • Zitat

    Original von Fukuro
    ..., sondern ich bekomme während des Lesens selbst das Gefühl, leicht depressiv zu sein und das hält nach dem lesen so ein bisschen an.


    Ja, da muss man beim Lesen schon gehörig aufpassen, dass man nicht auf seine eigenen schwarzen Flecke geleitet wird. ;-)

  • Ich bin nun mit Teil 1 fertig. Ich mag das Buch, wenn auch die Stimmung sehr drückend ist. Wenn es um Symptome geht, dann hat man ja alles, auch eine Depression. Ich merke zB bei mir in der kalten Jahreszeit, dass ich viel müder und gedrückter bin als im Frühling/Sommer, was vor allem an der fehlenden Sonne liegt. Ich würde mich jetzt aber nicht als depressiv bezeichnen, da es vieles gibt, das mir Freude bereitet und ich das Leben sehr genieße.


    Ich kann mir nicht vorstellen, dass Linda jetzt schon reinen Tisch macht und ihrem Mann alles beichtet. Überhaupt bin ich unschlüssig in welche Richtung dieses Buch gehen wird bzw. wie es enden soll. :gruebel

  • So nun habe ich endlich die Zeit gefunden nicht nur rein zu lesen, sondern den ersten Abschnitt komplett zu lesen. Mir gefällt, dass dieses Mal der ganze Esoterikkram fehlt, den ich immer nicht so mochte.


    Was ich komisch finde ist das Alter der Protagonisten. Sind die nicht ein wenig jung? 10 Jahre verheiratet und 2 Kinder mit 31 Jahren? Das war vielleicht vor 20 Jahren so, aber heute? Und dann hat Linda so einen tollen Beruf, wie passt das zusammen?


    Ich selbst bin 29 und kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass man Abi, Studium, Heirat und Familie in so kurzer Zeit alles erreichen kann. Wären die Protagonisten 10 Jahre älter ok, aber so?


    Ansonsten kann ich Lindas Probleme durchaus nachvollziehen. Sie braucht mehr Action in ihrem Leben, aber ob sie das durch Fremdgehen erreicht? Ich denke eher nicht.


    Coelhos Schreibe gefällt mir jedenfalls super, lässt sich richtig entspannt weglesen.


    Zum Saturnthema musste ich lachen. Oh weh im Dezember ist dann bei mir der Saturn soweit. Ob ich an meinem Leben noch etwas ändern sollte?

  • So, jetzt bin auch ich endlich durch.
    Fazit: Linda ist gefangen in der prefekteb Eintönigkeit ihres Lebens. Sie wagt was Fremdes und Neues und entdeckt dabei eine neue Person in sich. Viele Weisheiten und Wahrheiten entdeckt sie, die schon richtig sind, aber ob sie den richtigen Weg aus ihrem Dilemma wählt?


    Ich warte immer noch darauf, dass sie sich gefühlsmäßig ihrem Mann anvertraut. Vor hat sie es ja.
    Die Frau ist auch leicht durcheinander zubringen. Eine Bemerkung von einem Schriftsteller, das gerede von dem zurückkehrenden Saturn und sie glaubt, mit ihrem Leben stimme etwas nicht.

  • Linda hat alles was man sich wünschen kann und was auch sie sich offenbar gewünscht hat, einen tollen Ehemann, zwei gesunde Kinder und "nebenbei" ist sie auch noch erfolgreich in ihrem Beruf. Ist es nicht oft so, dass gerade diejenigen, denen es eigentlich gutgehen müsste das Gefühl haben, es fehlt irgendwas.


    Mir fällt hier spontan eine Bekannte ein, die eigentlich in einer Lebenssituation ist, von der sie sich die meisten Menschen wohl wünschen würden und trotzdem ist sie von A-Z unzufrieden. Woran liegt das ? Haben Menschen, denen es das Leben nicht so gut gemeint hat nicht so hohe Ansprüche oder weniger Zeit sich Gedanken zu machen oder, oder oder.....


    Paulo Coelhos Schreibweise mag und kenne ich schon aus einigen Büchern von daher ist es keine Überraschung für mich, dass sie mir auch hier wieder so gut gefällt, dass ich direkt über das Abschnittende hinaus geschossen bin.

  • Zitat

    Original von Sandrah


    Mir fällt hier spontan eine Bekannte ein, die eigentlich in einer Lebenssituation ist, von der sie sich die meisten Menschen wohl wünschen würden und trotzdem ist sie von A-Z unzufrieden. Woran liegt das ? Haben Menschen, denen es das Leben nicht so gut gemeint hat nicht so hohe Ansprüche oder weniger Zeit sich Gedanken zu machen oder, oder oder.....


    Es macht wohl nicht wirklich glücklich, wenn man alles hat.
    Das hört und sieht man immer wieder.

  • Das ist mein erste Buch von Coelho, ich habe bisher nur mal Artikel von ihm gelesen.
    Die Schreibweise finde ich gut und paßt zum Buchthema.
    Es gibt ja verschiedene Arten von Depressionen und jeder Mensch ist ja auch verschieden.
    Linda hat bei weitem nicht *alles* finde ich .. sehr wichtige Dinge fehlen ihr und das macht sie wohl unzufrieden, was ich verstehen kann. Sie hat das *äußerliche* alles was man sich wünschen kann, so wie es der Außenstehende sieht. Sie weis nur nicht was ihr wirklich fehlt und das ist ihr Problem. Ihre Ehe würde ich nicht als glücklich bezeichnen, dafür fehlt mir da zuviel.
    Da ich schon weitergelesen habe möchte ich vorsichtshalber lieber nicht zuviel schreiben :grin

  • Zitat

    Original von xexos
    Es klingt alles wie so eine Art Bore-out. Die Herausforderungen fehlen und die eigene Bedeutung nimmt sie selbst nicht war. Paul Watzlawik nannte das mal "Man hüte sich vor dem Ankommen.". Erste Ziele erreicht und dann plätschert alles nur noch so dahin. Dies muss aber gar nicht auf hohes Einkommen abstellen. Auch andere Gehaltsgruppen können von so einem Bore-out betroffen sein. Gerade in einer extrem arbeitsteiligen Wirtschaft, in der man am Produkt seiner Arbeit gar nicht mehr unmittelbar beteiligt ist. Angefangen hat sowas mit der Fließbandproduktion von Ford. Jeder macht irgendeinen kleinen Handgriff und ist nur noch ein kleines Rädchen im Gesamtkonzept, das relativ schnell ausgetauscht werden kann.


    :write Bore-Out trifft es genau! :lache


    Ich habe mit dem Buch jetzt ja leider viel später anfangen können, als geplant, weil es ewig nicht ankam. Aber jetzt kann ich endlich starten!


    Das ist mein zweites Buch von Coelho nach "Veronika beschließt zu sterben" und es erinnert mich bisher ganz stark daran. Linda ist ein totales Klischee und ich bin sicher, dass das völlig beabsichtigt ist. Sie ist das Ideal, das wir in unseren Gesellschaften typischerweise anstreben. Viele von uns arbeiten genau auf diese Ziele hin: Heirat, zwei Kinder, Geld, erfolgreicher und interessanter Beruf. Ich denke, es wird darum gehen, dieses Ideal zu hinterfragen und aus diesem Grund ist Linda bewusst so entworfen. Wie früher in den Märchen, der "Archetyp" einer idealen Schweizerin. :grin


    Mir kommt Linda vor, als ob sie diese ganzen Meilensteine in ihrem Leben bisher abgehakt hat, wie Punkte auf einer Liste, ohne sich jemals zu fragen, ob sie das eigentlich will. Sie ist dadurch eine unreife Persönlichkeit, die keine Ahnung hat, was eigentlich für sie selbst im Leben wichtig ist. Stattdessen hat sie bisher einfach das unhinterfragt übernommen, was andere ihr darüber erzählt haben.


    Ich glaube ja nun nicht, dass eine Affäre das ist, was den "Sinn des Lebens" am Ende für sie ausmachen wird. :rolleyes

    It’s not enough for the phrases to be good; what you make with them ought to be good too. - Aldous Huxley