'Dunkle Wälder, ferne Sehnsucht' - Kapitel 06 - 12

  • Puh, dieser Müllau ist ja ein grauslicher Mensch *schüttel* Nicht nur die eigene Tochter, sondern auch noch am eigenen Sohn vergreift er sich. Ich war echt schockiert, so wie der Lehrer, als es herauskam. Und ich finde es toll, dass Martina Sahler hier nur sehr wenig ins Detail geht. Toll!!


    Ob aus Sophia und Jiri mal ein Paar wird? So ganz glaube ich nicht an die angebliche Verlobte... Aber wer weiß. Zumindest würde ich es Sophia gönnen, dass sie einen Mann wie Jiri an ihrer Seite hätte.


    Klaras Ängste kann ich zwar nachvollziehen, doch wie kann man so kalt gegenüber misshandelten Kindern sein. Ist es wirklich nur deshalb, weil es die Kinder ihres Vergewaltigers sind? Oder habe ich etwas aus Teil 1 verpasst?

  • Zitat

    Original von logan-lady
    Puh, dieser Müllau ist ja ein grauslicher Mensch *schüttel* Nicht nur die eigene Tochter, sondern auch noch am eigenen Sohn vergreift er sich. Ich war echt schockiert, so wie der Lehrer, als es herauskam. Und ich finde es toll, dass Martina Sahler hier nur sehr wenig ins Detail geht. Toll!!


    Das empfand ich auch sehr angenehm. Das Kopfkino tut das seinige, jede zusätzliche Beschreibung der Misshandlung wäre überflüssig. Den Müllau könnte ich auch gut ... naja, barfuß durch Sibirien laufen lassen.


    Zitat

    Original von logan-lady
    Klaras Ängste kann ich zwar nachvollziehen, doch wie kann man so kalt gegenüber misshandelten Kindern sein. Ist es wirklich nur deshalb, weil es die Kinder ihres Vergewaltigers sind? Oder habe ich etwas aus Teil 1 verpasst?


    Sie hat diese Vergewaltigung eigentlich in einer ganz entfernten Ecke ihrer Seele versteckt und wird nun damit konfrontiert. Es kommt alles wieder in der Erinnerung hoch und das will Klara nicht. Sie hat ja auch mit ihrem Mann nicht darüber gesprochen. Aber mich wundert es auch, dass sie dermaßen hart zu den Kindern ist, auch wenn es die ihres Peinigers sind. Sie erleiden die gleichen Misshandlungen und sind dem häufiger ausgesetzt.

  • Ja, der Müllau ist ein gruseliger Typ. Freut mich, dass ihr es zu schätzen wisst, dass ich hier auf Details verzichtet habe.


    Dass Klara so hart zu den Kindern ist, ist kein netter Zug, aber ich finde das nachvollziehbar: Für mich ist Klara eine "Entwurzelte", der alles Fremde Angst macht. Sie klammert sich an ihre Familie, ihre Schutzburg, und jeder, der da eindringen will, ist eine potentielle Gefahr. So sehe ich Klara.


    LG


    Martina

  • Dieser Müllau - ja er sollte barfuß nach Sibirien laufen


    Die Ängste von Klara kann man ganz klar nachvollziehen und ich hätte vor allem auch Angst um meine Töchter, wenn ein solcher Typ im Dorf einzieht.
    ... und sich dann auch noch an den eigenen Kindern vergreift :schlaeger
    ... und die Mutter Müllau, sie stellt sich nicht vor die eigenen Kinder. Klar sie hat Angst, weil sie vermutlich sonst Schläge kriegen würde, aber zusehen was der Vater anstellt :fetch


    Klara befindet sich in einer echten Zwickmühle, einerseits möchte sie sich schon um Mathilda kümmern, andererseits diese ständige Angst

  • :yikes Schrecklich, was Müllau mit seinen Kindern macht. Ich meine, es sind seine EIGENEN Kinder!


    Zwischen Sophia und Jiri knistert es ganz gewaltig, aber wird das zwischen den beiden etwas werden? Olga kommt ja nur am Rande vor, dass ich sie als eigentlich keine großartige Konkurrenz für Sophia ansehe.


    Ich kann Klara irgendwie verstehen. Sie will nichts mit den Müllau-Kindern zu tun haben. Zu schmerzlich ist das Erlebte, als dass sie durch die Kinder immer wieder daran erinnert werden will. Immerhin ist sie ja letztlich wegen der Sache nach Waidbach ausgewandert. Und nun wird sie regelrecht verfolgt.

  • Dieser Abschnitt hatte es ja in sich. Zuerst mal finde ich Klaras Ängste sehr gut beschrieben und nachvollziebar. Sie versucht den Müllaus aus dem Weg zu gehen und versucht zu verdrängen solange es geht. Dass sie vor den Kindern auch Angst hat, kann ich verstehen. Vor allem der Sohn ist mir sehr suspekt. Solche Kindheitserfahrungen machen ja oft auch aus den Opfern irgend wann Täter. Das passiert relativ häufig. Und Frannek schikaniert ja auch schon seine Mitschüler. Auch wenn er da wohl seinen Frust abarbeitet. Ich traue ihm nicht. Mathilda sucht wohl Mutterersatz und Klara war die erste, die nett zu ihr war. Also hängt sie sich an sie.


    Seltsam fand ich lediglich, wie wenig darauf eingegangen wird, wie Sebastian auf das alles reagiert. Als er davon erfährt, dass der Vergewaltiger da ist, ist er ja relativ gefasst und nachdem man ihm nichts nachweisen kann, ist er auch nicht besonders um Klara besorgt, oder?


    Ob die Kinder etwas mit dem Feuer zu tun haben? Ich denke, ja, wenigstens einer von beiden. Am ehesten der Sohn. Vielleicht wusste er auch nicht, dass sein Vater am Tag weggeritten ist.


    Das Kapitel 12 ist krass aber für mich als Leser eine beruhigung. Es gibt doch noch Gerechtigkeit - und die Wölfe sorgen dafür. :grin

    Hollundergrüße :wave



    :lesend



    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Zitat

    Original von logan-lady


    Ob aus Sophia und Jiri mal ein Paar wird? So ganz glaube ich nicht an die angebliche Verlobte... Aber wer weiß. Zumindest würde ich es Sophia gönnen, dass sie einen Mann wie Jiri an ihrer Seite hätte.


    Das hoffe ich irgendwie. Die beiden sind mir sehr sympathisch und es hört sich ja nicht so an, als könnte man Jiris Verlobte noch wirklich retten. :-(


    Die Zarin kommt auch drin vor. War mir entfallen, dass sie ja Deutsche ist und deshalb die Auswanderer so zuvorkommend mit Geldern bedenkt.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend



    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

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  • Auch von mir vielen Dank, dass uns gewisse Details zu lesen erspart wurde.
    Ja, Klaras Verhalten kann man einerseits verstehen und andererseits auch wieder nicht. Be- oder gar verurteilen kann, glaube ich, nur jemand, der das, was ihr widerfahren ist, ebenfalls erleben musste.
    Wenigstens endet Müllau irgendwie verdient. Obwohl es sicher auch Gründe dafür geben könnte, dass er so geworden ist. Vielleicht ist ihm als kleiner Junge Ähnliches widerfahren. Ich kann mich nicht entsinnen, ob es im Vorläufer etwas dazu gab.
    Trotz aller Dramatik musste ich auch einmal herzlich kichern: Bei der Szene mit den in zu tiefen Hofknicksen versunkenen Damen.
    Apropos... Frage an die mitlesenden jungen Mütter: Lehrt ihr eure Töchter heute eigentlich noch den Knicks (normal natürlich, nicht Hof!*g*) und eure Söhne den Diener bei der Begrüßung oder beim Bedanken? Oder ist das völlig aus der Mode gekommen?
    Das Buch gefällt mir weiterhin sehr gut!
    :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Zitat

    Original von maikaefer


    Trotz aller Dramatik musste ich auch einmal herzlich kichern: Bei der Szene mit den in zu tiefen Hofknicksen versunkenen Damen.


    Auch beim Schreiben muss ich bei solchen Szenen kichern. Ohne kleine "Schmunzelmomente" schreibe ich selbst das dramatischste Buch nicht. Schön, wenn sie gefunden werden! :wave


    LG


    Martina

  • Zitat

    Original von hollyhollunder


    Seltsam fand ich lediglich, wie wenig darauf eingegangen wird, wie Sebastian auf das alles reagiert. Als er davon erfährt, dass der Vergewaltiger da ist, ist er ja relativ gefasst und nachdem man ihm nichts nachweisen kann, ist er auch nicht besonders um Klara besorgt, oder?


    Ich schreibe ja aus der Perspektive von zahlreichen Figuren, aber aus Sebastians Perspektive habe ich nicht erzählt. Vermutlich kommt dadurch sein Gefühlsleben zu kurz.


    Zitat


    Das Kapitel 12 ist krass aber für mich als Leser eine beruhigung. Es gibt doch noch Gerechtigkeit - und die Wölfe sorgen dafür. :grin


    Ja, es gibt Gerechtigkeit ;-) Bevor ich einer Figur so etwas antue, muss sie sich schon alle Sympathien durch Gräueltaten verscherzt haben. Aber da besteht ja bei Müllau kein Zweifel.


    LG


    Martina

  • Zitat

    Original von Tanzmaus


    Ich kann Klara irgendwie verstehen.


    Das klingt in mehreren Postings an, und das freut mich sehr. Beim Schreiben habe ich immer wieder gedacht, hoffentlich gerät mir die Klara nicht zu negativ. Sie ist eine ganz Liebe und sie hat Angst, das Stück Glück, was sie sich erkämpft hat, zu verlieren. Ihre Familie ist für sie von existentieller Wichtigkeit.


    LG


    Martina


  • Genauso kam Klara bei mir an, liebe Tina. :-)

    Hollundergrüße :wave



    :lesend



    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)


  • Sicherlich ist sie negativ angehaucht, aber man muss verstehen, was sie in sehr sehr jungen Jahren schreckliches erlebt hat und dass die Schatten der Vergangenheit sie nun wieder einholen. Von daher ist ihre Reaktion - zumindest für mich - nachvollziehbar und verständlich.

  • Dieser 2. Abschnitt hat mir besser gefallen als der erste, hier geht die Geschichte weiter.


    Klara wird mit ihrer Vergangenheit konfrontiert und ich kann schon nachvollziehen, dass sie zu den Müllau Kindern lieber Abstand will. Sebastians Reaktion hat mir auch gefehlt...


    Bin gespannt, wer das Feuer gelegt hat. Müllau ist ein Scheusal und die Wölfe waren eine gute Lösung. :chen Mir war die Thematik um Müllaus Verbrechen aber zu viel, auch wenn die Beschreibungen zum Glück nicht sehr detailliert waren. Aber ich finde es anstrengend, dass es zur Zeit in vielen Büchern und Filmen nur noch um Kindesmissbrauch geht.

  • Das ist ja ein handlungsreicher Abschnitt, der zumindest eine üble Sache zu Ende bringt. Nachdem die schlimmsten Befürchtungen bestätigt wurden.


    Etwas lächeln mußte ich auf Seite 83, als man sich an „die gute alte Zeit“ erinnerte. Ich schätze, jeder Mensch hat so seine „gute alte Zeit“. Ich ertappe mich selbst schon dabei ...


    Klara wird buchstäblich mit Gewalt gezwungen, sich mit ihren Dämonen auseinanderzusetzen. Ich habe mich schon gefragt, wie lange es gut gehen kann, das Haus nicht zu verlassen. Eigentlich kein Wunder, daß Mathilda sich so an Klara klammert. Vielleicht spürt sie auch unbewußt das gleiche erlittene Schicksal. Wie der Brand gelegt wurde, wird man wohl nie genau erfahren. Und die Kinder wollen zu Klara und Sebastian. Ob das wohl gut geht? Nur, was können die für die Sünden des Vaters?


    Der entpuppt sich in der Tat als Gewohnheitsverbrecher, der dann im Wald sein (verdientes) Ende findet.


    Erstaunt im positiven Sinne hat mich dann von Kersen durch seine Reaktion auf die Verwundungen Franneks. Hat er also doch ein Herz.


    Von Matthias erfährt man in dem Abschnitt nur, daß er tatsächlich die Fabrik geerbt hat.


    In St. Petersburg überlegt Christina, wie sie wohl ihre Tochter am schnellsten unter die Haube - und damit weg von ihr bringen kann. Nur ob ihr das so gelingen wird, möchte ich bezweifeln. Da wird Alexandra vermutlich ein gewichtiges Wörtchen mitreden wollen ...


    Sophia kann anscheinend von anderen nur Gutes denken, ob ihr das nicht mal zum Nachteil gereichen kann? Jedenfalls bahnt sich zwischen ihr und Jiri etwas an. [sp]Muß ja auch, wenn ich an den Epilog aus „Weiße Nächte, weites Land“ denke. [/sp]


    Beim Walzer (S. 115) mußte ich dann erst nachschlagen, wann der in Mode kam bzw. akzeptiert wurde, aber das paßt wohl tatsächlich in die Zeit.


    Am Ende, als die Wölfe über Müllau herfielen, fand ich mich durch die Beschreibung entfernt an Scholochow erinnert. Immer, wenn im „Stillen Don“ eine Naturbeschreibung, eine wunderbare Idylle kommt, folgt ein um so grausameres Geschehen auf der „menschlichen Ebene“. Hier eher umgekehrt mit dem letzten Absatz des Abschnitts.



    Zitat

    Original von Kartause
    Den Müllau könnte ich auch gut ... naja, barfuß durch Sibirien laufen lassen.


    Oder man schickt ihn an den Don zu den Kosaken. :schlaeger



    Zitat

    Original von Kartause
    Aber mich wundert es auch, dass sie dermaßen hart zu den Kindern ist, auch wenn es die ihres Peinigers sind. Sie erleiden die gleichen Misshandlungen und sind dem häufiger ausgesetzt.


    :write Ja, das wundert mich auch etwas.



    Zitat

    Original von Tina
    Freut mich, dass ihr es zu schätzen wisst, dass ich hier auf Details verzichtet habe.


    Allerdings schätze ich das, und zwar sehr. Mir sind die Beschreibungen mehr als ausreichend. :yikes



    Zitat

    Original von maikaefer
    Frage an die mitlesenden jungen Mütter: Lehrt ihr eure Töchter heute eigentlich noch den Knicks (normal natürlich, nicht Hof!*g*) und eure Söhne den Diener bei der Begrüßung oder beim Bedanken? Oder ist das völlig aus der Mode gekommen?


    Darf auch ein „alter Vater“ etwas dazu schreiben? :chen In meiner Jugend, also vor, na ja, einigen Jahrzehnten, wurde das bei uns zu Hause noch gelehrt. In der Pubertät fand ich das dann nicht mehr so passend und habe es mir abgewöhnt. Später auf einer Veranstaltung auf Burg Hohenzollern in einem illustren Kreis kam auch die Rede auf eben diese hergebrachte Sitte. Und ein junger Mann meinte sinngemäß, er würde grundsätzlich einen Diener bei einer Begrüßung machen, alleine schon, um dem Gegenüber seinen Respekt zu zeigen. Wie er das sagte fand ich so überzeugend, daß ich es mir seither wieder angewöhnt habe und grundsätzlich automatisch den Kopf mehr oder weniger stark zum „Diener“ neige, wenn ich jemandem die Hand reiche.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Klara versucht also Mathilda zu helfen und erzählt was ihr damals widerfahren ist und das sie vermutet das es der Tochter genauso geht.
    Das dies natürlich fehlschlägt war fast schon zu erwarten.
    Sophia hat Freunde gefunden und fühlt sich wohl, mehr kann man ihr nicht wünschen und Jiri scheint mehr als nur ein Freund zu sein.
    Matthias hat die Fabrik geerbt und fuchst sich nun richtig in die Leitung hinein und dadurch natürlich weniger Zeit für die Familie.
    Der Peiniger findet sein gerechtes Ende im Wald, aber das was er seiner Tochter und auch seinem Sohn angetan hat kann dies nicht sühnen, Frannek wird bestimmt noch Ärger machen.
    Klara nimmt die Kinder nur widerwillig bei sich auf, ich kann sie aber verstehen, denn so wird sie jeden Tag wieder an das erinnert was sie damals erdulden musste und Mathilda sieht sie als ihre Vertraute an wobei sie nichts von ihr Wissen will und einfach nur ihn Ruhe mit ihrer Familie leben möchte.

  • Zitat

    Original von Juliane


    Der Peiniger findet sein gerechtes Ende im Wald, aber das was er seiner Tochter und auch seinem Sohn angetan hat kann dies nicht sühnen, Frannek wird bestimmt noch Ärger machen.


    Ja, vor dem sind jetzt wenigstens alle Kinder sicher.
    Wer, das Wohl war, der seinen Tod beobachtet hat?


    Zitat

    Original von Juliane
    Klara nimmt die Kinder nur widerwillig bei sich auf, ich kann sie aber verstehen, denn so wird sie jeden Tag wieder an das erinnert was sie damals erdulden musste und Mathilda sieht sie als ihre Vertraute an wobei sie nichts von ihr Wissen will und einfach nur ihn Ruhe mit ihrer Familie leben möchte.


    Klara braucht Sicherheit , das kann man bei ihrer Geschichte verstehen.
    Die Kinder sind ihr von Sebastian aufgebürdet worden und erinnern sie zu sehr an alles.
    Obwohl ich mir manchmal wünsche, das sie etwas liebevoller zu ihnen ist.
    Gerade Frannek ist gefährdet und hätte Zuwendung gebraucht, so mache ich mir Sorgen, was aus ihm später wird.