'Denken Sie jetzt nichts!' - Seiten 099 - 143

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    Original von nicigirl85
    Wow ich habe noch etwas dazu gelernt, denn ich wusste nicht, dass Babygeschrei sich je nach Sprache (Land) unterscheidet.


    Das wußte ich auch noch nicht, klingt aber doch sehr logisch wenn man an den wunderschönen Klang der französischen Sprache denkt. :grin




    Zitat

    Original von Katerina


    Nee, als Kinderlose hat man es schwer mit dem Einmischen. Aber Dir bleibt ja immer der indirekte Weg. Tante- (oder Onkel-) Sein sollte man nie unterschätzen! Meine beiden Tanten hatten einen sehr viel größeren Einfluss auf mich als sie je wissen werden.



    Das kommt mir bekannt vor - also aus der Tanten Sicht :grin
    Nicht als einmischen sehe ich das, sondern als unterstützen.
    Und an Fipsi merke ich sehr, wie gut das funktioniert und sie so mehr Bezugspersonen hat.
    Wir beiden haben eine sehr innige Bindung, die ich als Ergänzung sehe und für uns beide wunderbar.

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    Original von Booklooker


    Oh, da hatte ich auch Stress mit. Ich habe schon seit ich relativ jung war mir ein Tattoo gewünscht. Ich wusste auch genau welches ich haben möchte. Dann hatte ich einen Freund, der mir dauernd sagte, das würde mir nicht stehen etc (wie kann einem ein Tattoo nicht stehen?). Als ich meinen Mann kennenlernte, hat er mich in dem Wunsch bestärkt und dann kam mein erstes Tattoo. Als meine Ma da herausfand war sie außer sich und meinte, ich hätte das nur gemacht, weil mein Mann auch eins hat. Es hat Jahre gedauert, bis ich ihr klar gemacht habe, dass das MEIN Wunsch war und dass ich wohl unbewusst ;-) einen Mann gesucht habe, der das verkörpert, was mir gefällt. Er hatte übrigens als wir uns kennen lernten keine Tattoos. Mittlerweile haben wir beide mehrere und es kommen noch welche dazu. Ich sehe die Tattoos als ein Teil von mir und wenn ich alte Fotos ohne Tattoos sehe, frag ich mich immer wie komisch ich damals aussah :lache
    Wir haben sogar übrigens ein Ehetattoo (kein Datum oder Name, sondern die Bastet) und die Idee kam von mir :-]


    Mein erstes Tattoo habe ich 3 Jahre vor meinen Eltern verheimlicht und sie haben es erst gemerkt als jemand anderes sie drauf aufmerksam gemacht hat als ich mich gestreckt habe und mein Shirt aus der Hose rutschte.


    Ehetattoo klingt spannend.


    Mein Mann ist ohne Körperschmuck und ehrlich gesagt finde ich das gut so, dass das nur mein Ding ist. :lache

  • Ich finde es erstaunlich wie wir Menschen schon früh geprägt werden. Und wie sich frühe Einflüsse auf unsere spätere Entwicklung und unser Verhalten auswirken können.


    Mir war bisher auch nicht klar wie wichtig bereits die frühe Bindung zwischen Eltern und Kindern ist. Das macht das Eltern werden irgendwie noch gruseliger ;) Es ist schon erschreckend was man alles falsch machen kann, aber gut zu wissen, dass man es auch wieder verändern kann.

    Das Buch ist wie eine Rose, beim Betrachten der Blätter öffnet sich dem Leser das Herz.


    (Sprichwort aus Persien)


    LG büchervamp :flowers


    Ihr findet mich auch bei Instagram besucht mich mal

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    Original von büchervamp



    Mir war bisher auch nicht klar wie wichtig bereits die frühe Bindung zwischen Eltern und Kindern ist. Das macht das Eltern werden irgendwie noch gruseliger ;) Es ist schon erschreckend was man alles falsch machen kann, aber gut zu wissen, dass man es auch wieder verändern kann.


    Ich finde das überhaupt nicht erschreckend, sondern beruhigend. Auch wenn ich bestimmt unglaublich viel falsch mache bei meinen Jungs, das wichtigste, die Bindung, stimmt, da bin ich mir sicher. :-]

  • Das Thema Bindung ist für mich gerade sehr aktuell. Ich hatte bisher immer große Probleme mit diesem Thema bis zu meinem aktuellen Freund. Ich muss aber auch hier Vertrauenkönnen erst lernen. Ich habe mich vorher schon mal mit diesem Thema befasst und ich finde es echt krass wie sehr Kindheitserinnerungen und die Eltern Einfluss auf Bindungen haben können. Meine Eltern sind glücklich verheiratet, aber sie sind nicht so zuverlässig. Vor allem meine Mutter. Nun ist das nicht mehr schlimm, aber es kann durchaus sein, dass das in meiner Kindheit größere Auswirkungen hatte. Und wenn ich nur zu spät vom Kindergarten abgeholt wurde, aber hier war immer schon diese Angst vergessen zu werden präsent.


    Oder wie sehr sich Denkweise der Eltern in das Gehirn des Kindes einbrennen inklusive Vorurteile etc. Man braucht da dann eine gewisse Zeit, wenn man 18-20 Jahre auf die Meinung der Eltern vertraut und erst mit der Zeit sich löst.


    Aber so weiß ich wenigstens was ich besser machen kann/muss.

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    Original von hasewue
    Das Thema Bindung ist für mich gerade sehr aktuell. Ich hatte bisher immer große Probleme mit diesem Thema bis zu meinem aktuellen Freund. Ich muss aber auch hier Vertrauenkönnen erst lernen. Ich habe mich vorher schon mal mit diesem Thema befasst und ich finde es echt krass wie sehr Kindheitserinnerungen und die Eltern Einfluss auf Bindungen haben können. Meine Eltern sind glücklich verheiratet, aber sie sind nicht so zuverlässig. Vor allem meine Mutter. Nun ist das nicht mehr schlimm, aber es kann durchaus sein, dass das in meiner Kindheit größere Auswirkungen hatte. Und wenn ich nur zu spät vom Kindergarten abgeholt wurde, aber hier war immer schon diese Angst vergessen zu werden präsent.


    Für einen Erwachsenen ist das etwas, mit dem man umgehen kann, wenn man einen unzuverlässigen Freund hat, der nicht pünktlich kommt. Man kann beschließen, man hat genug gewartet und nimmt den Bus. Als Kind kann man das nicht.


    Zitat

    Oder wie sehr sich Denkweise der Eltern in das Gehirn des Kindes einbrennen inklusive Vorurteile etc. Man braucht da dann eine gewisse Zeit, wenn man 18-20 Jahre auf die Meinung der Eltern vertraut und erst mit der Zeit sich löst.


    Aber so weiß ich wenigstens was ich besser machen kann/muss.


    Wenn meine Patienten mich fragen, wie sie etwas verändern können, sage ich immer: Wenn etwas bewusst ist, z.B. woher bestimmte Reaktionen, Verhaltensweisen, Ängste kommen, ist das immer schon mehr als die halbe Miete.

  • So, beendet. Ich fand diesen Abschnitt ganz interessant, weil vieles, was mir ohnehin schon bekannt war, nochmal in Erinnerung gerufen wurde und auch ein paar neue Infos hinzukamen. Insgesamt hätte dies aber für mich kürzer ausfallen können, denn dass der Einfluss der genannten Dinge (Bindung der Mutter an ihre Eltern, vorgeburtliche "Ereignisse", die ersten paar Jahre, an die man sich nicht bewusst erinnert) ist mir bekannt, aber wahrscheinlich kommt es daher, dass ich mich ja damit auch sehr beschäftigt habe. Ich merke ja, dass viele Menschen diesen Einfluss sehr unterschätzen oder ihn sogar anzweifeln und da finde ich es gut, dass dies angesprochen wird. Allerdings hoffe ich doch, dass mich der nächste Abschnitt etwas mehr "packt".

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    Original von Lumos


    Ist es tatsächlich noch immer so, dass die Bedeutung der ersten Lebensjahre nicht in den Köpfen der Menschen angekommen ist? Irgendwie dachte ich, das sei mittlerweile Allgemeingut :gruebel. So ganz grob jedenfalls. Obwohl ich voraussichtlich kein Kind mehr groß ziehen werde ;-), finde ich es total spannend und interessant, diese Dinge so genau erklärt zu bekommen.


    Ich glaube, sehr viele Menschen unterschätzen es noch.


    Katerina meinte ja (auch im Buch), dass Patienten (bzw. auch Menschen sonst) oft überrascht sind, wenn sie nach den ersten Jahren gefragt werden. Sie könnten sich ja nicht erinnern und so. Naja, dass die ersten paar Monate und Jahre (und auch die Zeit davor eigentlich) einen großen Einfluss haben, weiß ich. Aber die zwei-drei Male, die ich meine Mama so auf die Schwangerschaft und meine ersten paar Monate/Jahre ansprach, war sie sehr überrascht, warum mich das interessiert und schien selbst dieser Zeit keine Bedeutung beizumessen. Daher weiß ich selbst über diese Zeit meines Lebens immer noch sehr wenig.

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    Original von Gummibärchen
    Ich glaube, sehr viele Menschen unterschätzen es noch.


    Katerina meinte ja (auch im Buch), dass Patienten (bzw. auch Menschen sonst) oft überrascht sind, wenn sie nach den ersten Jahren gefragt werden. Sie könnten sich ja nicht erinnern und so.


    Deshalb war es mir so wichtig, das Buch zu schreiben.
    Ich habe es so erlebt, dass praktisch niemandem, der mir über den Weg läuft, ob beruflich oder privat, diese Forschungsergebnisse bekannt sind. (Auch vielen meiner Berufskollegen nicht wirklich ... :wow) Und ich finde, jeder sollte sie kennen!

  • Zitat

    Original von Gummibärchen
    ... Aber die zwei-drei Male, die ich meine Mama so auf die Schwangerschaft und meine ersten paar Monate/Jahre ansprach, war sie sehr überrascht, warum mich das interessiert und schien selbst dieser Zeit keine Bedeutung beizumessen. Daher weiß ich selbst über diese Zeit meines Lebens immer noch sehr wenig.


    Mich wundert es sehr, dass so viele Leute sich nicht an Zeiten vor ihrem dritten Lebensjahr erinnern. Ich habe um das dritte Lebensjahr herum (Unterscheidung Kindergartenkind, vorher kein Kindergartenkind) die Erfahrung gemacht, dass Mütter nur Dinge wissen, die sie selbst sehen oder die ihnen von anderen erzählt werden. D. h. ich habe außer erzählten Anekdoten recht genau datierbare eigene Erlebnisse außerhalb der Familie, über die meine Eltern meine Sicht der Dinge nicht kennen konnten, bevor ich sie ihnen erzählt habe. Z. B. ein dramatischer Unfall im Kindergarten, bei dem ich dabei war und den ich natürlich abweichend von der offiziellen Lesart erlebte. Durch die Abweichung zwischen eigenem Empfinden und Behauptungen, wie es gewesen sein soll, lassen sich die eigene Erinnerungen hier später nicht mehr zur angeblich erzählten Erinnerung umdeuten, "weil so kleine Kinder sich daran nicht erinnern können".

  • Zitat

    Original von Buchdoktor
    Mich wundert es sehr, dass so viele Leute sich nicht an Zeiten vor ihrem dritten Lebensjahr erinnern. Ich habe um das dritte Lebensjahr herum (Unterscheidung Kindergartenkind, vorher kein Kindergartenkind) die Erfahrung gemacht, dass Mütter nur Dinge wissen, die sie selbst sehen oder die ihnen von anderen erzählt werden. D. h. ich habe außer erzählten Anekdoten recht genau datierbare eigene Erlebnisse außerhalb der Familie, über die meine Eltern meine Sicht der Dinge nicht kennen konnten, bevor ich sie ihnen erzählt habe. Z. B. ein dramatischer Unfall im Kindergarten, bei dem ich dabei war und den ich natürlich abweichend von der offiziellen Lesart erlebte. Durch die Abweichung zwischen eigenem Empfinden und Behauptungen, wie es gewesen sein soll, lassen sich die eigene Erinnerungen hier später nicht mehr zur angeblich erzählten Erinnerung umdeuten, "weil so kleine Kinder sich daran nicht erinnern können".


    An die ganz frühe Zeit, so die ersten zwei Jahre, kann sich tatsächlich niemand erinnern, weil konkrete Erlebnisse gedächtnismäßig noch nicht gespeichert werden können.
    Ich erlebe aber immer wieder, dass Patienten sagen, sie könnten sich an nichts vor dem zehnten oder sogar dem zwölften Lebensjahr erinnern. Das hat dann mit einem ungenügend ausgereiften Gedächtnis natürlich nichts mehr zu tun, sondern eher mit Verdrängung.

  • In der Gegenwart hat es m. A. auch mit fehlender Traditon des Erzählens zu tun. Wenn ich nur fremde Inhalte konsumiere und mich nicht mehr am gemeinsamen Esstisch austausche, sind die Erlebnisse und Erinnerungen wenig wertgeschätzt und könnten für überflüssig gehalten werden.

  • Zitat

    Original von Buchdoktor
    In der Gegenwart hat es m. A. auch mit fehlender Traditon des Erzählens zu tun. Wenn ich nur fremde Inhalte konsumiere und mich nicht mehr am gemeinsamen Esstisch austausche, sind die Erlebnisse und Erinnerungen wenig wertgeschätzt und könnten für überflüssig gehalten werden.


    Das ist sicher richtig, und die Folgen können wir noch gar nicht abschätzen.
    Ich sehe es nicht gern, wenn Eltern es dulden, dass ihre Halbwüchsigen beim gemeinsamen Essen in einem Lokal, in dem man etwas warten muss, bis die Sachen kommen, sofort das Smartphone rausziehen und damit rumdaddeln.

  • Zitat

    Original von Lumos


    Wenn sie es überhaupt herausziehen - in der Regel haben sie es bereits in der Hand, mit der diese Teile irgendwie verwachsen scheinen :grin.


    Bei "Babylon 5" fand ich das ja noch irgendwie sexy, wenn der Kommandant auf seinen Handrücken getippt und dann gesprochen hat. Aber da haben wir das ja noch für science fiction gehalten ... :grin

  • Zitat

    Original von Buchdoktor


    Mich wundert es sehr, dass so viele Leute sich nicht an Zeiten vor ihrem dritten Lebensjahr erinnern. Ich habe um das dritte Lebensjahr herum (Unterscheidung Kindergartenkind, vorher kein Kindergartenkind) die Erfahrung gemacht, dass Mütter nur Dinge wissen, die sie selbst sehen oder die ihnen von anderen erzählt werden. D. h. ich habe außer erzählten Anekdoten recht genau datierbare eigene Erlebnisse außerhalb der Familie, über die meine Eltern meine Sicht der Dinge nicht kennen konnten, bevor ich sie ihnen erzählt habe. Z. B. ein dramatischer Unfall im Kindergarten, bei dem ich dabei war und den ich natürlich abweichend von der offiziellen Lesart erlebte. Durch die Abweichung zwischen eigenem Empfinden und Behauptungen, wie es gewesen sein soll, lassen sich die eigene Erinnerungen hier später nicht mehr zur angeblich erzählten Erinnerung umdeuten, "weil so kleine Kinder sich daran nicht erinnern können".


    Entschuldige, ich komme da irgendwie nicht so mit... Ich hab das mehrfach gelesen, aber stehe irgendwie auf dem Schlauch...
    "Mütter wissen nur Dinge, die sie selbst sehen oder die ihnen von anderen erzählt wurden" - ähm, was sonst sollte eine Mutter noch wissen? Oder meinst du, an das, was du als z.B. zweijährige erzählt hast, kann sich deine Mutter nicht erinnern? Ich komme einfach nicht mit, sorry. :help
    Auch der erste Satz übersteigt gerade irgendwie mein Verständnisvermögen. Hm...
    Du sagst, du erinnerst dich selbst an deine ersten drei Lebensjahre?


    Also, da bin ich bei Katerina und glaube da der Wissenschaft, dass sich an die ersten drei Jahren bewusst kein Mensch so richtig erinnern kann. Vielleicht an ein paar Fragmente, wobei ich eher glaube, diese haben sich danach entsprechend den Erzählungen gebildet. Aber wer weiß...


    Ich für mich weiß, dass ich mich an die ersten drei Jahre so gut wie gar nicht erinnern kann, zumindest nicht bewusst. An die Zeit später dann schon mehr, wobei ich aus dem Kindergarten nur verschwommene Erinnerungen habe bzw. nicht alle Details. Danach wird es genauer.


    Über meine ersten drei Jahre weiß ich nicht viel. Meine Mama findet das immer etwas komisch, wenn ich danach frage. Ich glaube zwar nicht, dass sie mir was Geheimnisvolles verschweigt, aber ich glaube schon, dass sie Angst hat, ich suche für irgendwas irgendwelche Schuld bei ihr und so ganz ungezwungen kann ich mit ihr nicht drüber reden, glaub ich.

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  • Zitat

    Original von Gummibärchen
    Entschuldige, ich komme da irgendwie nicht so mit... Ich hab das mehrfach gelesen, aber stehe irgendwie auf dem Schlauch...
    "Mütter wissen nur Dinge, die sie selbst sehen oder die ihnen von anderen erzählt wurden" - ähm, was sonst sollte eine Mutter noch wissen? Oder meinst du, an das, was du als z.B. zweijährige erzählt hast, kann sich deine Mutter nicht erinnern? Ich komme einfach nicht mit, sorry. :help
    Auch der erste Satz übersteigt gerade irgendwie mein Verständnisvermögen. Hm...
    Du sagst, du erinnerst dich selbst an deine ersten drei Lebensjahre? ... .


    Kleine Kinder unterscheiden zuerst nicht zwischen sich und einer anderen Person, d. h. sie nehmen an, dass Mütter automatisch alles über sie wissen. Später entwickelt sich die Vorstellung von zwei getrennten Personen, d. h. das Kind kann erkennen, dass die Mutter nur weiß, was sie auch gesehen hat. Sie weiß nicht, ob das Kind oder der Hund den Blumentopf runtergeworfen hat, wenn sie nicht dabei war, sie kann es nur vermuten. Exklusives Wissen zu erkennen, ist die Voraussetzung, damit ein Kind auf die Idee kommt, dass es lügen oder etwas verschweigen könnte.


    Wenn ich exklusives Wissen aus meiner frühen Kindheit habe und es dafür Zeugen außerhalb der Familie gibt, ist das für mich der Beweis, dass meine Erinnerung stimmig ist und keine Geschichte, die man mir später erzählt haben könnte.


    Zitat

    Du sagst, du erinnerst dich selbst an deine ersten drei Lebensjahre?


    Ich erinnere mich an bestimmte Ereignisse, welche Personen mir unheimlich waren und an bestimmte Übergänge. Wenn ein Ereignis in einer bestimmten Wohnung stattfand, kann ich nachträglich zuordnen, wie alt ich da gerade war. Wenn es vor der Kindergartenzeit war (die pünktlich zum 3. Geburtstag begann), muss ich also zur Zeit des Ereignisses jünger als 3 Jahre gewesen sein. An die Kindergartenzeit, die anderen Kinder und meine Erzieherinnen erinnere ich mich sehr ausführlich, weil das "nicht meine Mutter" war, sondern "mein Privatleben", abgetrennt vom Familienleben. Das wäre heute vielleicht nicht mehr so möglich, weil zwischen Eltern und Erzieherinnen viel mehr problematisiert und ausgetauscht wird. Als die Leute noch 45 Stunden in der Woche arbeiteten, hatten sie dafür vermutlich weniger Zeit und haben die Stellung der Erzieher als Autorität sowieso nicht infrage gestellt.

  • Zitat

    Original von Buchdoktor
    Kleine Kinder unterscheiden zuerst nicht zwischen sich und einer anderen Person, d. h. sie nehmen an, dass Mütter automatisch alles über sie wissen. Später entwickelt sich die Vorstellung von zwei getrennten Personen, d. h. das Kind kann erkennen, dass die Mutter nur weiß, was sie auch gesehen hat. Sie weiß nicht, ob das Kind oder der Hund den Blumentopf runtergeworfen hat, wenn sie nicht dabei war, sie kann es nur vermuten. Exklusives Wissen zu erkennen, ist die Voraussetzung, damit ein Kind auf die Idee kommt, dass es lügen oder etwas verschweigen könnte.


    Wenn ich exklusives Wissen aus meiner frühen Kindheit habe und es dafür Zeugen außerhalb der Familie gibt, ist das für mich der Beweis, dass meine Erinnerung stimmig ist und keine Geschichte, die man mir später erzählt haben könnte.


    Ach so, danke, jetzt kann ich dir besser folgen. :-)
    Das mit dem Unterscheiden zwischen sich und der anderen Person find ich auch sehr interessant. Es gibt ja so ein Experiment mit zwei Kindern und deren Puppen. Während das eine Kind weg ist, versteckt das zweite Kind die Puppe bzw. steckt es aus dem Kinderwagen woanders hin und dann kommt das erste Kind wieder zurück und die Kinder (die diese Bilder eben angucken) sollen sagen, wo das erste Kind die Puppe suchen wird. Wenn man dieses Wissen noch nicht hat (dass nicht alle das wissen, was ich weiß), antworten die Kinder oft, dass die Puppe an dem versteckten Ort (z.B. Schrank) gesucht wird statt zu sagen, das erste Kind gut einfach in den Kinderwagen, weil es da eben eigentlich die Puppe vermutet. Solche Experimente fand ich immer schon sehr spannend.


    Zitat

    Du sagst, du erinnerst dich selbst an deine ersten drei Lebensjahre?


    Ich erinnere mich an bestimmte Ereignisse, welche Personen mir unheimlich waren und an bestimmte Übergänge. Wenn ein Ereignis in einer bestimmten Wohnung stattfand, kann ich nachträglich zuordnen, wie alt ich da gerade war. Wenn es vor der Kindergartenzeit war (die pünktlich zum 3. Geburtstag begann), muss ich also zur Zeit des Ereignisses jünger als 3 Jahre gewesen sein. An die Kindergartenzeit, die anderen Kinder und meine Erzieherinnen erinnere ich mich sehr ausführlich, weil das "nicht meine Mutter" war, sondern "mein Privatleben", abgetrennt vom Familienleben. Das wäre heute vielleicht nicht mehr so möglich, weil zwischen Eltern und Erzieherinnen viel mehr problematisiert und ausgetauscht wird. Als die Leute noch 45 Stunden in der Woche arbeiteten, hatten sie dafür vermutlich weniger Zeit und haben die Stellung der Erzieher als Autorität sowieso nicht infrage gestellt.[/quote]


    Aha. Hm, okay. Ich erinnere mich da an deutlich weniger. :lache

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  • Mir fällt jetzt auf, dass dieses Gedächtnis bei mir nur funktioniert, wenn eine Struktur dafür vorhanden ist. Ich kann dir erzählen, welches Kind im Kindergarten (als ich drei Jahre alt war) geheult hat, sich den Kopf aufgeschlagen oder in die Hose gepinkelt.


    Das kann ich aber nur, weil ich auch wusste, in welchem Haus diese Kinder wohnten und ob meine Eltern die anderen Eltern kannten. Nur als Geschichte, zusammen mit der Farbe der Haustür und dem Haarschnitt des Kindes funktioniert es.


    Zu gern würde ich wisssen, ob nur weibliche Gedächtnisse so funktionieren oder männliche auch. Diese Bezüge, wer wo wohnt, sind ja nützlich für die Kinderaufzucht. Wissen, wem die grüne Jacke gehört, die heute liegengeblieben ist. Zeig mir einen Vater, der das könnte ... :chen