'Die Zeit, die Zeit' - Seiten 229 - Ende

  • Buch beendet.
    Ich bleibe ratlos zurück, ob ich das Buch mag oder nicht. Ich war nicht gelangweilt, sondern gut unterhalten.
    Also Begeisterung?
    Eher nicht. Das Ende kommt wie eine Keule, wenn auch nicht unerwartet.


    Immer wieder in diesem Abschnitt stellte sich mir die Frage, wie es denn sein kann, dass niemand bemerkt haben soll, dass Peter so riesige Summen bei seinem Arbeitgeber abzweigt. Betty merkt es, aber die Chefs? Bei solchen Geldmengen.


    Auf Seite 257 unten steht für mich ein Kernsatz, den Peter sagt:
    "Ich bin zwar kein Kerbelianer. Aber ich wäre gerne einer. Ich würde viel darum geben, wenn sie recht hätten. Wenn ich ehrlich bin: Ich würde alles darum geben."


    Der Verdacht, wer der Mörder in Wirklichkeit sein könnte, kam mir beim nicht anbringbaren Schraubstock, wie es ja vom Autor wohl gewollt war.
    Und kurz vor dem Tag X sollten wir uns wohl auch fragen, was denn passiert, wenn es wirklich klappt.
    Verschwindet die Zukunft, weil die Vergangenheit verändert wird?


    Zum Schluss geht es ganz schnell, kein Wunder, es gibt ja auch keine Zeit :chen

  • Auch ich habe gestern die letzte Seite umgeblättert und hänge jetzt tatsächlich etwas in der Luft... :lache (wie schon im vorangegangenen Abschnitt befürchtet) Allerdings ist es nicht nur unangenehm, sondern es lässt mich ein bisschen über meine eigene Zeit und dem "Was-wäre-wenn" nachdenken. :-)


    Wie bereits erwähnt, hatte ich Peter im Laufe der Zeit etwas verloren - und das ist bis zum Schluss geblieben. Wenn ich jetzt so zurück schaue, sind mir die Figuren in diesem Buch alle recht fremd geblieben und ihre Verhaltensweisen bleiben für mich unnachvollziehbar. Allen voran Knupp - aber ich denke, das ist vom Autor so gewollt. ;-)


    Den Schluss selber habe ich nicht so erwartet und diese Wendung hat mich mit einigen Punkten, die mir im Buch nicht so gut gefallen hatten, wieder versöhnt. Mein Schlussfazit ist also: ich bin zufrieden. :-)


    Aber was ist eigentlich wirklich geschehen? Hat Knupp es doch tatsächlich geschafft, die Zeit zurück zu drehen, um dann seine Frau und sein eigenes Leben (das ja auch nach dem Tod seiner Frau irgendwie vorbei war) dennoch zu verlieren? Und da er ja dann nicht mehr da war, konnte er Laura nicht töten.


    Oder hat Peter alles geträumt? :gruebel


    Ich finde auch die Frage spannend, was Peter jetzt macht. Nutzt er die Chance und ändert sein Leben?


    Doch, wenn ich so nachdenke, dann gefällt mir die Geschichte eigentlich gut. Und ein klein wenig erinnert sie mich an den Film "Sliding Doors", in dem die Protagonistin in einer Version der Geschichte die U-Bahn verpasst und in der anderen noch rechtzeitig erwischt. Durch dieses kleine Detail verläuft ihr jeweiliges Leben in komplett verschiedenen Bahnen.

  • Zitat

    Original von Clare
    Zum Schluss geht es ganz schnell, kein Wunder, es gibt ja auch keine Zeit :chen


    :anbet
    Dem ist nichts hinzuzufügen! :-)

  • So richtig gefallen hat es mir auch nicht, wenn ich ehrlich bin.


    Geschrieben war die Geschichte wieder gut, erzählen kann Suter einfach.
    Aber mit dem Inhalt konnte ich dieses Mal einfach zu wenig anfangen.


    Das Ende war einerseits verblüffend, andererseits auch wieder nicht. In jedem Fall sehr plötzlich.
    Jetzt kann man sich seine Gedanken darum machen und nach Interpretationen suchen - wenn man will. Ich will nicht.
    Mir war es insgesamt zu bizarr um meine Zeit mit der Suche nach einem tieferen Sinn zu verbringen und wende mich nun sehr gerne einem anderen Buch zu ;-).


    Nichtsdestotrotz hat es wieder Spaß gemacht mit euch zu lesen :knuddel1.


  • Ich denke auch nicht, dass das Buch unbedingt zum weiteren Nachdenken über diese Zeittheorie animiert, mich jedenfalls auch nicht. Und wie du schon gesagt hast, den tieferen Sinn wird man ganz schön suchen müssen. Insgesamt fand ich das Buch zwar gut lesbar, aber dann doch ein wenig flach und nicht bis ins Kleinste durchdacht. Zeittheorien gibt es ja viele, besonders SciFi-Fans wissen das. Ich hatte am Ende des Buches und den gelesenen Beobachtungen des Treibens des Herrn Knupp so das Gefühl, dass auch Suter nun genug hatte und endlich fertig werden wollte, so abrupt war der Schluss. War ja auch ein echter Zeitschnitt. :grin

  • Also ich bin mir noch nicht klar, ob mir das Ende so gefällt oder nicht.


    Das Vorende, der Tod Knupps, der hat mir gefallen. Ich war völlig überrascht, dass er Laura erschossen hat um den Witwer dazu zu bringen, ihm zu helfen. Arschloch! Wie konnte er nur. Wie egoistisch und egozentrisch! So ein sinnloser Tod. Einen anderen Menschen auf diese Weise zu manipulieren ist grausam. Und es hätte schief gehen können, Taler hätte weg ziehen oder sich ebenfalls umbringen können oder ... Lauras Tod wäre noch sinnloser geworden. Ich weiß nicht, ob ich Suter das verzeihen kann.


    Nun, wie auch immer, Taler wacht auf und alles ist anders. Irgendwie macht mich das nicht zufrieden, ich weiß nun immer noch nicht, ob Knupps Theorie vorstellbar ist oder nicht.


    Das mit dem Geld war krass und Betty ist eine dumme Kuh, unehrlich und doppelzüngig. Bäh. Suter kennt die kleinen fiesen Macken des menschlichen Wesens sehr gut und baut sie immer wieder mit ein, hier eine fiese Schlage, dort eine neugierige Nachbarin. Er scheint ein sehr guter Beobachter zu sein.


    Knupps Obsession um seine verstorbene Ehefrau ist mit einem mächtig schlechtem Gewissen verbunden, nicht nur fühlt er Schuld um ihren Tod, nein, er hat sie auch noch mit der Nachbarin hintergangen. Diese wird erneut benutzt, ich wäre an ihrer Stelle wohl auch mit der Gartenschere aufgekreuzt und hätte den ein oder anderen Busch gestutzt.


    Das Ende war sehr wirbelig, immer drohte die Aufdeckung der Finanzlügen, dann kommen Bäume nicht zur rechten Zeit ... Die Spannung wurde noch einmal gesteigert und löste sich dann rasch auf. Bums. Ende. Hm.

  • Zitat

    Original von Lesebiene
    Am Ende war alles nur ein Traum ?
    Aua! Was ein Ende. Wie Clare schrieb, Suter wollte wohl selbst nur schnell raus aus der Geschichte.


    Ein Traum?
    Das habe ich ganz anders verstanden.
    Es hat geklappt, Knupp hat sein Ziel erreicht, aber trotzdem lief alles anders als erwartet. Mit der Wiederherstellung des 11. Oktobers 1991 wurde die Zeitlinie aufgehoben und natürlich war alles nicht passiert, was in der Zwischenzeit geschehen war. Es ist schon richtig, Peter wacht auf, aber es ist ein ganz normaler Tag. Knupp ist mit seiner Frau, die ja wieder oder noch am Leben war, nicht nach Afrika gereist, so dass sie nicht an Malaria sterben konnte. Dafür starben sie bei einem Flugzeugabsturz. Schicksal!
    Deshalb steht auch Knupps Haus gar nicht mehr, weil der ja, 20 Jahre nach 1991, schon lange tot ist.
    So verstehe ich das jedenfalls.

  • Zitat

    Original von Liesbett
    Nun, wie auch immer, Taler wacht auf und alles ist anders. Irgendwie macht mich das nicht zufrieden, ich weiß nun immer noch nicht, ob Knupps Theorie vorstellbar ist oder nicht.


    Wie ich es verstanden habe, habe ich im Vorpost geschrieben.


    Zitat

    Das mit dem Geld war krass und Betty ist eine dumme Kuh, unehrlich und doppelzüngig. Bäh. Suter kennt die kleinen fiesen Macken des menschlichen Wesens sehr gut und baut sie immer wieder mit ein, hier eine fiese Schlage, dort eine neugierige Nachbarin. Er scheint ein sehr guter Beobachter zu sein.


    Wenn ich seine Bücher so lese, weiß ich nicht so recht, ob er Menschen sehr mag :gruebel Du hast Recht damit, dass er wohl ein guter Beobachter ist, aber mir fehlt bei der Offenlegung der menschlichen Schwächen bei Suter das kleine Augenzwinkern, dass ein bisschen Nachsicht mit den Schwächen der Mitmenschen zeigt.
    Und Betty? Nun ja, schließlich betrügt er den Betrieb um Unsummen! Sie ergreift nur die Chance, um auch einen kleinen Vorteil daraus zu ziehen. Sie hätte ihn auch anzeigen können. Hätte ihr als Neuling im Betrieb vielleicht sogar Aufstiegsmöglichkeiten eröffnet.

  • Wollte das Suter, dass es klappt? :gruebel Sicherlich eine Möglichkeit.


    Ich dachte, taler hat tatsächlich einen über den Durst getrunken, erst Bier dann Wein. Das tat er ja wohl immer. Im Rausch hat er phantasiert. Als er morgens aufwachte, wußte er nicht mehr was ist Wirklichkeit und was Phantasie. :gruebel

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

  • Die Möglichkeit, dass es sich nur um einen (Alp-)Traum handelte, hatte ich ja auch schon in Erwähnung gezogen. Ich glaube, mein Verstand täte sich mit dieser Erklärung wohl am Leichtesten. ;-)


    Trotzdem glaube ich eher daran, dass Knupp es doch geschafft hat und so die Geschichte teilweise verändert hat (z.B. konnte er ja im "Heute" Laura nicht töten), ohne das Schicksal seiner Frau und sein eigenes beeinflussen zu können.


    Peters Geschichte fängt jetzt eigentlich erst an, beziehungsweise kann er sie neu schreiben: ich empfinde es für ihn wie eine zweite Chance, sein Leben mit Laura bewusster zu leben.

  • Schon interessant, eure Spekulationen bezüglich des Endes zu lesen :-].
    Bestimmt auch ganz im Sinne des Autors, könnte ich mir vorstellen.


    Ich hab mir dazu keine großen Gedanken gemacht, und werde es wohl auch nicht mehr tun.


    Das mit den menschlichen Schwächen, Suters genaue Beobachtungen hierzu und seine manchmal boshaften kleinen Seitenhiebe gefallen mir immer recht gut. Gehört zu den Dingen, die seine Bücher für mich lesenswert machen.


    Zitat

    Original von Clare
    Nun ja, schließlich betrügt er den Betrieb um Unsummen! Sie ergreift nur die Chance, um auch einen kleinen Vorteil daraus zu ziehen. Sie hätte ihn auch anzeigen können. Hätte ihr als Neuling im Betrieb vielleicht sogar Aufstiegsmöglichkeiten eröffnet.


    Ich meine, sie wollte ihn auffliegen lassen.
    Nachdem sie ihm die Urlaubsvertretung abgepresst hat, findet er doch im Postausgang an den Chef Kopien der belastenden Rechnungen mit entsprechendem Kommentar von ihr, oder :gruebel?
    Nur, weil sie versehentlich liegen geblieben sind, findet er sie bevor sie beim Chef landen.


    Betty ist ein kleines, berechnendes Miststück :-).

  • Zitat

    Original von Lumos
    ...
    Ich meine, sie wollte ihn auffliegen lassen.
    Nachdem sie ihm die Urlaubsvertretung abgepresst hat, findet er doch im Postausgang an den Chef Kopien der belastenden Rechnungen mit entsprechendem Kommentar von ihr, oder :gruebel?
    Nur, weil sie versehentlich liegen geblieben sind, findet er sie bevor sie beim Chef landen.


    Betty ist ein kleines, berechnendes Miststück :-).


    Talers Chef hat sich ja auch bei der Baufirma gemeldet, wegen Ungereimtheiten bei den Rechnungen. Das Gespräch wurde auf den Fraitag nach dem 19.Oktober gelegt. Es ist also doch aufgefallen.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Tja, gefällt mir das Buch und das Ende? :gruebel


    Ich kann nur zu einem "Ja" kommen, denn wer es schafft, mit so einer abstrusen Geschichte meine Aufmerksamkeit bis zum Schluss zu halten, der kann etwas.


    Keine Hochliteratur, aber ein unterhaltsames Büchlein, da gebe ich dir, liebe Clare, ganz recht.


    Ich empfinde das Ende als stimmig, beide Interpretationen sind denkbar. Somit ist das Gedankenexperiment innerhalb des Buches stimmig und nur das zählt für mich.


    Viel wichtiger als das Zeit-Experiment war für mich in dem Buch, wie Suter es schafft, mir die Verzweiflung der beiden Protagonisten so nahe zu bringen. Knupp erschießt aus diesem Gefühl heraus eine unschuldige Frau, Taler setzt sein komplettes Leben auf's Spiel. Oft habe ich gedacht und mich beim Lesen gefragt, wie ich reagieren würde. Ich hoffe, ich werde es so nie erleben. Ich kann diese Verzweiflung nach dem Tod eines geliebten Menschen sehr gut nachvollziehen.


    Vielen Dank für diese schöne Runde! :knuddel1

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Zitat

    Original von Regenfisch


    Talers Chef hat sich ja auch bei der Baufirma gemeldet, wegen Ungereimtheiten bei den Rechnungen. Das Gespräch wurde auf den Fraitag nach dem 19.Oktober gelegt. Es ist also doch aufgefallen.


    Das muss ich wohl, *räusper*, überlesen haben, oder schlicht gleich wieder vergessen. Gut, dass ich euch habe! :kiss

  • Ich habe das Buch mit euch nun zum zweiten Mal gelesen. Ich hatte schon so viel vergessen und wollte noch einige Gedanken zum Ende von anderen Lesern haben. Mir hat das Buch gefallen und das Nachdenken über die Zeitproblematik wieder angefacht.

  • Ich bin jetzt auch durch. Was für eine Ende! Ich hoffe ja, dass es ein Traum war. Wer denkt sich denn sonst so eine Geschichte aus. Wenn es tatsächlich gelungen wäre, die Zeit zurückzudrehen, was ist dann mit den Erinnerungen Talers an seine Zeit, in dieser Straße, mit den Leuten, mit Knupp. Sind die weg? Hat er dann eine Gedächtnislücke?


    Am Ende hat mich die ganze Beschreibung der Umbaumaßnahmen genervt. Überhaupt habe ich das Gefühl, dass mindestens die Hälfte des Buches sich damit befasst. Und wieso besagt diese Zeittheorie, dass nur sichtbare Dinge verändert werden müssen? Da hatte ich den Eindruck, dass Suter sich in Erklärungsnot befand.


    Auch sonst hatte ich öfter den Eindruck, dass die Umbauaktion sehr inkonsequent war. Da werden neue Bäume gepflanzt, die ganz sicher im Wuchs und in der Blattanordnung deutlich vom Vorgänger abweichen (so gleich können doch zwei Bäume nie sein), andererseits werden Stunden verbracht, um den Faltenwurf von Decken nachzubilden. Außer frage ich mich, wie geklöppelte Zierdecken aussehen, wenn sie 21 Jahre nicht gewaschen wurden (Knupp hat sie ja angeblich nicht verändert).


    Ein Satz in Kap. 19 hat mich aber sehr nachdenklich gemacht. Eine Nachbarin sagte, als die Handwerker die Graffiti der Kinder übermalten: "Wieder ein Stück Leben weg." Also egal, ob man es jetzt Zeit oder Veränderung nennt, es ist einfach das Leben.