Der Herr der Ringe, J.R.R. Tolkien

  • Ich habe mich in meiner Jugend an Teil 1 versucht, weil alle so davon geschwärmt haben.


    Normalerweise gebe ich jedem Buch 50 Seiten um mich zu fesseln... HdR habe ich sogar 100 als Vorschuss gegeben... und gab trotzdem auf....


    Dann fand ich die Trilogie günstig auf 6 DVDs und war begeistert.


    Ich beschloss mich doch ans Buch zu wagen. Aus der Bücherei hatte ich eine schon ältere gebundene Gesamtausgabe mit einer Karte dabei. Aufgrund der Kenntnisse des Films habe ich mich diesmal "durchgebissen" bzw wurde dann durchaus davon gefesselt und hatte es in weniger als einer Woche durch. Wenn ich damals nur etwas länger durchgehalten hätte...


    Von daher haben mir ganz klar die Filme die Welt Tolkiens eröffnet.


    Das Silmarillion hat mir aber weder als Hörbuch noch als Buch zugesagt.


    Den Hobbit habe ich jetzt als Hörbuch.


    Die Trilogie sehe ich immer wieder an, mind. 1-mal pro Jahr...

  • So, ich habe nun alle Teile des Buches auf Englisch durchgelesen und muss doch noch meinen Senf dazu geben.


    Mit den Büchern bin ich als ich sie zum ersten Mal vor 4 Jahren gelesen habe überhaupt nicht klar gekommen. Es kam mir so zäh und öde vor. Dies war nachdem ich den ersten Teil im Filmformat gesehen hatte. Es war wohl der falsche Zeitpunkt.


    Jetzt liebe ich die Bücher. Keine einzige Stelle hat mich gelangweilt und ich bin begeistert von dem ästhetischen Erzählstil, den Tolkien hat. Alle Charaktere sind mir ans Herz gewachsen, noch mehr als sie es mit den Filmen ohnehin schon getan haben. Man kann nicht leugnen, selbst wenn einem das Buch nicht zusagt, dass Tolkien hier eine komplexe und wunderbare Welt und Geschichte erschaffen hat.


    "Herr der Ringe" ist wohl ein Buch, das man zum richtigen Zeitpunkt lesen muss. Zum Glück habe ich genau diesen Zeitpunkt für mich erwischt. :-)

    "Von den vielen Welten, die der Mensch nicht von der Natur geschenkt bekam, sondern sich aus dem eigenen Geist erschaffen hat, ist die Welt der Bücher die größte." (Hermann Hesse)

  • Nachdem ich die Trilogie unzählige Male angeschaut und ihrer nicht überdrüssig wurde, habe ich mich nun auch erfolgreich durch das Werk Tolkiens gelesen.
    Insgesamt muss ich sagen, daß dies das erste Mal war und mir die Verfilmung eines Buches besser gefallen hat als das Werk selbst.


    Leider kam meiner Meinung nach die Beziehung zwischen Arwen und Aragorn viel zu kurz und wurde nur sehr unklar angerissen auch wenn sie im Anhang teilweise beschrieben wurde. Das fand ich schon enttäuschend, da die Geschichte im Film in gewisser Weise von dieser Beziehung lebt.


    Alles in allem aber ein großes Fantasy-Werk.

  • Interessant, bei mir war es genau andersherum: habe das Buch zuerst gelesen (als ich vom Filmprojekt hörte, ich lese immer gerne das Buch vor dem Film...) und mich hat es total genervt, dass im Film dieser eigentlich relativ nebensächliche Handlungsstrang so unglaublich ausgewälzt wurde (mit "tollen" Nebeneffekten wie Arwen, die allein fünf schwarze Reiter verjagt...)


    An sich liebe ich das Buch total, habe es auch schon ca. viermal durch, sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch, das Silmarillion und den Hobbit auch, die Books of Lost Tales teilweise und der Rest der Tales from Middle Earth wird irgendwann auch noch folgen!

  • Zitat

    Original von amoeba
    Interessant, bei mir war es genau andersherum: habe das Buch zuerst gelesen (als ich vom Filmprojekt hörte, ich lese immer gerne das Buch vor dem Film...) und mich hat es total genervt, dass im Film dieser eigentlich relativ nebensächliche Handlungsstrang so unglaublich ausgewälzt wurde (mit "tollen" Nebeneffekten wie Arwen, die allein fünf schwarze Reiter verjagt...)


    Das hat mich im Kino auch sehr gestört. Aber offensichtlich musste unbedingt eine Liebesgeschichte mit in den Film. Glücklicherweise schaffe ich es in diesem Fall Buch und Film voneinander zu trennen und kann so beides genießen, ohne mich ständig über 'Fehler' in der Verfilmung zu ärgern :-].


    Zitat

    Original von book_thief
    Mit den Büchern bin ich als ich sie zum ersten Mal vor 4 Jahren gelesen habe überhaupt nicht klar gekommen. Es kam mir so zäh und öde vor. Dies war nachdem ich den ersten Teil im Filmformat gesehen hatte. Es war wohl der falsche Zeitpunkt. Jetzt liebe ich die Bücher. Keine einzige Stelle hat mich gelangweilt und ich bin begeistert von dem ästhetischen Erzählstil, den Tolkien hat. Alle Charaktere sind mir ans Herz gewachsen, noch mehr als sie es mit den Filmen ohnehin schon getan haben. Man kann nicht leugnen, selbst wenn einem das Buch nicht zusagt, dass Tolkien hier eine komplexe und wunderbare Welt und Geschichte erschaffen hat. "Herr der Ringe" ist wohl ein Buch, das man zum richtigen Zeitpunkt lesen muss. Zum Glück habe ich genau diesen Zeitpunkt für mich erwischt.


    :write
    Ähnlich geht es mir auch. Ich habe den ersten Leseversuch auf englisch gewagt und habe mich ein wenig durchgequält. Da mir aber immer wieder von dem Buch vorgeschwärmt wurde habe ich ihm eine zweite Chance gegeben. Mittlerweile auch eine dritte, vierte, usw. :grin
    Inzwischen zählt das Buch zu einem meiner Lieblinge und ist so ziemlich das einzige Buch in meinem Regal, welches durch mehrfaches Lesen schon ziemlich mitgenommen aussieht.

  • Für mich ist es einfach das Buch, auch wenn ich es lange nicht mehr gelesen habe (sollte ich mal wieder tun, dann aber Carroux, Krege habe ich versucht, versucht, versucht... und es ging einfach nicht..). Tja, einfach ein sehr wichtiges Erlebnis für mich, wie ich sagen muss - und das erste Buch, das mich zum Weinen brachte und immer wieder bringt.
    Ich liebe den Schreibstil, ich liebe die Charaktere (besonders die Hobbits). Einfach alles. Darum kann ich den Filmen auch ein paar Dinge nicht verzeihen, auch wenn sie insgesamt gut geworden sind, wie ich finde. Klett-Cotta hatte einen Slogan, den ich sehr mochte: "Am Anfang war das Buch." Da dachte ich dann nur: "Genau so ist es!"
    Muss ich zum Inhalt noch viel sagen? Nein, oder?


    Die BBC hat ihr einzige Fernsehdoku mit Tolkien aus dem Jahr 1968 online gestellt:
    http://www.bbc.co.uk/archive/writers/12237.shtml
    Ist doch ganz interessant, vor allem, als der Professor mal darauf eingeht, was das Buch bedeuten soll. :-]
    Ansonsten bestätigt auch diese Doku (wieder mal) den Eindruck, den ich von ihm habe. :anbet :anbet :anbet

  • Danke für den link! :anbet


    Wie war das grad, was hat der student gesagt... "auch die beschreibung von bergen... er schreibt, was der berg sich denkt... das ist nicht grad eine wissenschaftliche idee, ist nicht grad modern."
    und dann sagt die studentin neben ihm lakonisch: "er schreibt auch keine Science Fiction!" LOL


    :lacht :lacht :lacht


    den ringspuch hat er in der badewanne erfunden... und als er fertig war warf er vor begeisterung den schwamm raus... köstlich!


    das lied mit den fallenden blättern am schluss, ist doch Galadriels lied :gruebel komisch, ich hab immer gedacht, Galadriel singt sopran nicht, bass...

    DC :lesend


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    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

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  • Freut mich, dass ich helfen konnte. :) Immer gern! :-)
    Ich habe die Doku neulich auch das erste Mal gesehen. Ich mag ja des Professors Strimme, auch wenn er reichlich nuschelt und ich mich immr noch nicht richtig dran gewöhnt habe. Ich werde mir die Doku auf jeden Fall noch mal ansehen.
    Ich habe mich gefragt, ob die Leute bei den College-Führungen denn auch nur ahnten, wer denn da neben ihnen steht. Ich hätte wenigstens weiche Knie gekriegt. ;-) :anbet :anbet :anbet

  • Zitat

    Original von Ciriel
    Für mich ist es einfach das Buch, auch wenn ich es lange nicht mehr gelesen habe (sollte ich mal wieder tun, dann aber Carroux, Krege habe ich versucht, versucht, versucht... und es ging einfach nicht..). Tja, einfach ein sehr wichtiges Erlebnis für mich, wie ich sagen muss - und das erste Buch, das mich zum Weinen brachte und immer wieder bringt.
    Ich liebe den Schreibstil, ich liebe die Charaktere (besonders die Hobbits). Einfach alles. Darum kann ich den Filmen auch ein paar Dinge nicht verzeihen, auch wenn sie insgesamt gut geworden sind, wie ich finde. Klett-Cotta hatte einen Slogan, den ich sehr mochte: "Am Anfang war das Buch." Da dachte ich dann nur: "Genau so ist es!"
    Muss ich zum Inhalt noch viel sagen? Nein, oder?


    Du bringst es auf den Punkt.
    Ich kenne eine Menge Leute die bei den Büchern "abgestorben" sind (u.a. meine Schwester, die die Filme sehr gern mag), was ich immer noch nicht nachvollziehen kann weil mich die Bücher immer wieder fesseln.
    Ich sollte sie echt mal wieder lesen. Das letzte Mal liegt schon etwas zurück.

  • Ich hab so den verdacht, man muss um ein echter Tolkiniast zu werden bei der ersten lektüre zwischen 15 und 18 sein, einen hang zur märchen und mythen und fantasy haben und/oder gewisse extensive romangattungen und mythensammlungen vorher schon gelesen haben, und auch sonst hart im literatur-nehmen sein. (Ich meine damit dicke bücher, die vor 1930 geschrieben wurden, denn auf diese bücher baut es in sprache, erzählführung und grundlegendes, entschleunigtes weltbild auf, obwohl es von der art her ganz etwas anderes, eigenständiges ist.)


    Es ist kein buch, das man an einem nachmittag durch hat. Es verlangt nicht nur durchhaltevermögen und eingehende beschäftigung und auch bereitschaft, sich auf details einzulassen. Es ist kein drüberstreu-buch.


    Ich vergleich es deshalb mit Sapkowskis Reinmar-Trilogie, deren ersten Band ich mit müh und not hinter mich gebracht hab, obwohl die dortige Welt eigentlich bunt, faszinierend und die abenteuer darin wirklich schräg und toll sind. Als Sapkowski-Reinmar-leser muss man in mittelalterlicher polnischer geschichte fix sein, ist man es nicht, kriegt man die halben witze und gespräche nicht mit, und rennt hinter jedem detail her, damit man zumindest im nachhinein mitkommt. Ich bin zu sprunghaft in meiner aufmerksamkeit, und hab dafür keine zeit, und selten laune.
    Da braucht man einen gewissen durchbiss, sonst stirbt man dabei ab. Ich liebe den HDR, und kann ihn durch jahrelange lektüre wie andere leute die Bibel passagenweise auswendig, aber ich versteh durchaus leute, die sagen: Herr der Ringe? Nö, geht nicht.


    Wenn ich mir denk, ich würde ihn jetzt zum ersten mal lesen... - Neee, wär nicht drin, ich hatte schon mühe mit Rothfuss und Abercrombie, und das sind im vergleich eher drüberstreubücher. Aber da ich den HDR schon kenn, ist für mich jeder absatz bereits ein alter freund, den ich les.


    Wenn ich mir am abend denk, wonach ist mir grad zum einschlafen: komm ich - wenn ich nicht zu Nightwatch oder Thief Of Time greife - gelegentlich zum schluss: Elronds Rat wär nett, oder doch Lothlorien? Bei den Hügelgräberhöhen oder auf der Wetterspitze waren wir auch lang nicht mehr - nee, lesen wir 'You Fool of a Took!'-Moria!


    Für eilige reicht die extended-version-DVD, dann wisst ihr in etwa, worum's dabei geht... (minus der hunderten lokalhistorischen, mythologischen und gesellschaftlichen details, die schon im buch nur angedeutet sind.)


    Obiger Link... er erheitert mich auch noch nach tagen, und wird mich weiter erheitern: ich stells mir ja noch immer bildlich vor:
    Ash nazg etc und dann endlich: *bombastisch* KRIMBATUL!!! - :wow uuups *kläglich* oh, mist, mein schwamm! :grin

    DC :lesend


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  • Super Tipp, da ich die 3 Teile schon drei mal gelesen habe. Meine wichtigste Literatur auch im Alter von 47 Jahren, bin ich endlich auf Tolkien gekommen, dass beste was es gibt. :-)
    :wave

    Zitat

    Bücher haben Ehrgefühl, wenn man sie verleiht, kommen sie nicht zurück. T.Fontane


    :lesend :fruehstueck
    Ich lese Thomas Mann; Der Zauberberg;

  • Kathinka
    Danke schön! prima, dass sich mir da jemand anschließen kann - ist aber einfach so. Ich finde das gerade am Tollsten, was andere hassen (nämlich gerade den Anfang, wenn das auch daran liegen könnte, dass ich mich nach dem "Hobbit" freute, Bilbo wiederzusehen. Ich habs von Anfang an geliebt und war später überrascht, dass andere gerade den Anfang furchtbar fanden.


    MagnaMater
    :-) Wenn ich mir Deine "Voraussetzungsliste" so ansehe, dürfte ich niemals Tolkienist geworden sein. Ich war um Einiges jünger, als ich den HdR zum ersten Mal las, und was Mythologie angeht, war ich daran zwar sehr interessiert, kannte bis dato aber nur griechische (was ichs chon damals schade fand, aber das war eben das, an das man am einfachsten rankam.
    Wenn ich mir das überlege, muss ich in der Hinsicht ein ungewöhnlicher Leser gewesen sein, denn ich liebte von Anfang an das gesamte Buch und brauchte eine Woche, bis ich es durchhatte. Für den "Hobbit" brauchte ich zwei Anläufe. Da ich ihn aber vorher gelesen hatte, wußte ich ja, was literarisch gesehen auf mich zukam. Und ich war begeistert! Ich habe mich immer um 22 Uhr ins Bett gelegt und gelesen und mein Vater fragte mich argwöhnisch, warum denn nachts so spät bei mir noch Licht war (muss wohl 2 Uhr oder so gewesen sein).
    Klar ist das nichts, was man mal eben so durchliest, aber schwer fand ich es nicht. Ich fand es toll und wollte wissen, wie es weitergeht. Das ging mir aber auch bei anderen Werken Tolkiens so (z. B. beim "Silmarillion", das hatte ich in 2 oder 3 Tagen durch). Heute wäre ich auch immer noch begeistert. Ob so begeistert wie damals, weiss ich nicht - aber auf jeden Fall begeistert, dessen bin ich mehr als sicher.
    Ich weiss inzwischen, dass ich doch Vieles nicht richtig einordnen konnte, weil ich die Anspielungen nicht verstand oder so manche Raffinesse nicht mitbekam, aber das macht ja nichts. Man wächst beim Lesen - und wenn man dann den doppelten Sinn hinter mancher Formulierung oder auch Namensgebung (Philologe bleibt Philologe...) erkennt, macht es gleich nochmal Spaß. Jedes Mal entdeckt man etwas Neues.
    Nur die Kritiker scheinen noch nicht verstanden zu haben, dass fantasy auch große Literatur sein kann (wozu für mich Tolkien zählt). Das ist dann erstmal nur Eskapismuss... schade!
    Ich bin dem Autor dankbar, dass er mir nicht alles auf dem "Silbertablett" serviert, weil ich gerne ein wenig "grabe" um kleinen Geheimnissen auf die Spur zu kommen. Mir macht sowas Spaß und ich empfinde das als Herausforderung. Auf die Art kann man auch viel lernen, wenn man sich auf dieses Spiel einläßt (das ist wenigstens meine Erfahrung).


    Freut mich, dass der BBC-Link so freudig aufgenommen wird! :-)


    veronika and all:
    Übrigens ist ein Tolkienist hier sicherlich gut aufgehoben:
    www.tolkiengesellschaft.de
    :-)

  • Es gibt tatsächlich auch frühreife geister. :lache


    Griechische mythologie ist sicher ein wichtiger punkt, es ist selten, dass 'normale' kinder sowas lesen... mythen und märchen lernen dem leser entschleunigung, man muss im buch graben wollen, sonst bringt's nix.
    Wenn man ständig abgelenkt ist, und nicht weiss, wie man sich zwischen die zeilen und in einer geschichte vergräbt, weil man nebenbei sms schreibt, bringts nix.


    und eskapismus ist es keiner: in der fantasy begegnet einem der geist und die kulturelle und zeitgeschichtliche fragenstellung eines autors viel direkter: man findet eher heraus wie er tickt, als in anderen büchern, weil in dieser von ihm beschriebenen welt auch das ganze rundherum von ihm stammt. Und wenn er hundertmal versucht, keinen symbolismus zu liefern - sein eigener kopf sträubt sich dagegen: man kann nur schreiben, was man kennt, fühlt und denkt.
    DHDR ist ein buch des 20. jahrhunderts, es beschreibt mit wehmut die bedrohung und zerstörung der natur und des menschen durch industrialisierung, und weil die fragestellung gleich blieb, ist es nach wie vor aktuell; wäre es ein 'authentischen' mittelalterliches buch, wären elben wie orks gefährlich und dämonisch, die elben mehr, weil sie ihre gefährlichkeit hinter einen schönen, täuschenden schale verstecken. In Galadriel schimmern noch die zwispältigen mittelalterlichen feen und zauberinnen durch, aber man zweifelt nie richtig an ihr, denn schon früh erklärt man dem leser: elben wären prinzipiell gut, und dass sie gewissermassen vor der ausbreitung der menschen in den westen, in ihr letztes für menschen unerreichbares reservat fliehen, um nicht zu schwachen schatten reduziert zu werden, stimmt den leser traurig.
    An der schwelle zum 21. Jhd schreibt man inzwischen andere fantasy bücher, in denen plötzlich ganz nette 'böse' auftauchen, und die sich mit der psychologie des bösen beschäftigen, und es weniger zu dämonisieren versuchen. Da ist schon mal ein monster oder sonst ein grausamer handlanger dessen, was in früherer fantasy-literatur als böse verkauft wurde, ein eigentlich sympathischer held, und das was gut schien, wird relativiert. Das ist ein zeichen für den aktuellen mentalitätswandel unserer gesellschaft, und der wird nirgends deutlicher als in fantasy-literatur.


    Edit meint, nichts ist bezeichnender für unsere zeit, als die fragestellung nach der gewalt bei tolkien - hier in Ciriels link zu Hither Shore 6
    ZB: Judith Klinger: “The Legacy of Swords: Animate Weapons and the Ambivalence of Heroic Violence”
    1940 hätte man sich solche fragen eher nicht gestellt: immer nur feste drauf, auf das böse!


    Was sit eigentlich aus dem 'silmarilionähnlichen projekt' http://ancanar.com/ geworden, die homepage hat nicht mal noch ein bild eines schauspielers, sondern sieht eher nach lavawüste aus.... :gruebel

    DC :lesend


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  • Zitat

    Es gibt tatsächlich auch frühreife geister. Lachen


    Ich verstehe das als Kompliment. :-)


    Zitat

    Griechische mythologie ist sicher ein wichtiger punkt, es ist selten, dass 'normale' kinder sowas lesen... mythen und märchen lernen dem leser entschleunigung, man muss im buch graben wollen, sonst bringt's nix.


    Jetzt bin ich beinahe erschrocken. Ist das Interesse für Mythologie so gering geworden heutzutage? Also, ich hatte den Eindruck, dass sowas durchaus gelesen wurde. Wenn ich zugeben muss, dass ich inzwischen nicht mehr so viel mit der griechischen zun tun habe (wie gesagt, früher wars gar nicht so einfach an was anderes heranzukommen). Aber Mythologie an sich finde ich immer noch sehr spannend.


    Zitat

    und eskapismus ist es keiner


    Ich bin ja Deiner Meinung, aber sage das mal den Kritikern! :-)


    "DHDR ist ein buch des 20. jahrhunderts, es beschreibt mit wehmut die bedrohung und zerstörung der natur und des menschen durch industrialisierung, und weil die fragestellung gleich blieb, ist es nach wie vor aktuell[/quote]
    Ja, aber darüber läßt sich natürlich dikutieren, ich habe auch mal was gelesen, dass zu dem Ergebnis kam, Tolkien sei der "last Victorian writer" und dementpsrechend wäre das Buch eben kein "echtes" Werk des 20. Jahrhunderts (zudem hat dieses Werk ja auch eine enorm lange Entwicklung hinter sich)


    Zitat

    In Galadriel schimmern noch die zwispältigen mittelalterlichen feen und zauberinnen durch, aber man zweifelt nie richtig an ihr, denn schon früh erklärt man dem leser: elben wären prinzipiell gut, und dass sie gewissermassen vor der ausbreitung der menschen in den westen, in ihr letztes für menschen unerreichbares reservat fliehen, um nicht zu schwachen schatten reduziert zu werden, stimmt den leser traurig.


    Ja. Aber bei Galadriels Geschichte als "Mitglied" der Noldor wundert mich das auch nicht. Das ist Teil ihrer (Familien-)Geschichte


    Zitat

    An der schwelle zum 21. Jhd schreibt man inzwischen andere fantasy bücher, in denen plötzlich ganz nette 'böse' auftauchen, und die sich mit der psychologie des bösen beschäftigen, und es weniger zu dämonisieren versuchen. Da ist schon mal ein monster oder sonst ein grausamer handlanger dessen, was in früherer fantasy-literatur als böse verkauft wurde, ein eigentlich sympathischer held, und das was gut schien, wird relativiert. Das ist ein zeichen für den aktuellen mentalitätswandel unserer gesellschaft, und der wird nirgends deutlicher als in fantasy-literatur.


    Das ist auf jeden Fall ein Punkt, ja.


    Zitat

    Edit meint, nichts ist bezeichnender für unsere zeit, als die fragestellung nach der gewalt bei tolkien - hier in Ciriels link zu Hither Shore 6
    ZB: Judith Klinger: “The Legacy of Swords: Animate Weapons and the Ambivalence of Heroic Violence”


    Danke, dass Du mich erinnerst hast. Ich sollte mein Hither Shore entlich mal richtig durchlesen, auch wenn ich bei der Konferenz war und im Groben bereits weiss, was dabei herauskam.


    Zitat

    Was sit eigentlich aus dem 'silmarilionähnlichen projekt' http://ancanar.com/ geworden, die homepage hat nicht mal noch ein bild eines schauspielers, sondern sieht eher nach lavawüste aus...


    Keine Ahnung, ich habe das nicht weiter verfolgt, sorry.

  • Na, und ich muss mir die Hither Shore bände zuerst einmal beschaffen! Ich hab mir nur die titeln und die fragestellungen der essays durchgelesen... :wow :chen


    Hier wird krieg und gewalt als mittel der problemlösung zwischen gut und böse in frage gestellt - eine 'moderne' diskussion.
    Tolkien kam angesichts der weltkriege zum schluss: geht nicht anders,d as muss mit gewalt ausdiskutiert werden, und seine figuren siegen.


    'Aktuelle' dark fantasy zeigt die sinnlosigkeit des konflikts und die verlierer, die kein goldenes reich irgendwo im westen haben, sondern alles geopfert und alles verloren haben, oder nach einem machtwechsel der sie wenn überhaupt nur in ihrem rachedurst befriedigt hat, desillusioniert weiter machen wie bisher.


    - so 14:01 jetzt muss ich aber für heut abend kochen helfen gehen... der bus braucht eine stunde

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


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  • Zitat

    Hier wird krieg und gewalt als mittel der problemlösung zwischen gut und böse in frage gestellt - eine 'moderne' diskussion.
    Tolkien kam angesichts der weltkriege zum schluss: geht nicht anders,d as muss mit gewalt ausdiskutiert werden, und seine figuren siegen.


    Ich denke, übr diesen Ansatz könnte man diskutieren.


    Zitat

    'Aktuelle' dark fantasy zeigt die sinnlosigkeit des konflikts und die verlierer, die kein goldenes reich irgendwo im westen haben, sondern alles geopfert und alles verloren haben, oder nach einem machtwechsel der sie wenn überhaupt nur in ihrem rachedurst befriedigt hat, desillusioniert weiter machen wie bisher.


    Nach Aman kam man auch nicht "einfach" so, das nur als kurze Anmerkung. Zudem sehnen sich die Elben danach, weil sie die Gunst der Valar durch ihr eigenes Verhalten verloren haben.

  • Ich habe das...hm, vermutlich auch so irgendwann mit 15 mal im Urlaub gelesen und fands ganz okay.


    Aber wie so viele gute Bücher wird es bei jedem Lesen irgendwie besser.


    Die Liebesgeschichte zwischen Aragorn und Arwen beispielsweise...hat mal jemand darauf geachtet, welch eine übertriebene Ausdrucksweise er nutzt, um die Schönheit von Luthien zu beschreiben, die er (meines Wissens) nie gesehen hat?
    Aber es gibt da ja auch noch eine andere Elbenfrau die einen Menschen heiraten will...;)


    Ich mag gut gemachte Andeutungen.

  • Hast recht Themrys, das mit den andeutungen ist sehr geschickt gemacht. Ich denk, er bezieht sich darauf, dass die elben meinen, Arwen sieht Luthien ähnlich, drum meint er, dass man ihm über Luthien nichts mehr zu erzählen braucht, sie kann gar nicht schöner als seine Arwen gewesen sein... :grin

    Zitat

    Original von Ciriel
    Nach Aman kam man auch nicht "einfach" so, das nur als kurze Anmerkung. Zudem sehnen sich die Elben danach, weil sie die Gunst der Valar durch ihr eigenes Verhalten verloren haben.


    Die Noldor saßen meines wissens tatsächlich zumindest für die erste zeit strafweise auf Tol Eressea fest, zusammen mit den avari und moriquendi, die nicht beim ersten angebot gleich gesprungen sind, und sich's am schluss dann doch überlegt haben, dass unsterbliche lande ganz nett wären. (zumindest letzteren kann man überhaupt keinen vorwurf machen, der begründet, warum sie am halben weg auf Tol Eressea sitzen sollen, ok, sie haben gelegentlich noldor gemeuchelt, aber sie sind ja zuerst angegriffen worden, jetzt hocken sie zusammen mit den überlebenden noldor auf derselben insel... da ist wohl was faul in der obersten justiz, wenn die keine selbstverteidigung als milderungsgrund anerkennt.)
    Das (und vorige exempel ihrer justiz) ist, was die Valar absolut unsympathisch und zu tyrannen macht. Da ist zu Melko nicht wirklich ein unterschied, die tun nur so heimtückisch nett, aber ausser Feanor's leuten, welche die einzigen leidenschaftlichen elben mit etwas feuer und blut in den adern sind, traut sichd as niemand laut sagen. Und diese psalmodierenden jammerlappen von elben kriechen am ende ihrer geschichte mit eingezogenen schwänzen unter ihren schutz zurück oder beschliessen ihn doch nach langem widerstreben zu suchen.
    Mir sympathische figuren p*n westwärts ins meer und sagen: f*t euch (und ein Manwe, der von mir sympathie-punkte will, würde just in dem augenblick eine böe westwind schicken)
    Mir ist das ganze vom mythologischen hintergrund etwas zu hoch und hehr... christlich-katholische apologetik von paganen göttermythen, aber ich gehör geschmacksmässig schon seit dem Ainulindale eher zum death-metal-part, der über das langwierige gedüdel dahinknüppelt, und es etwas interessanter gestaltet *grunz und gröööhl*)
    :monster :monster :monster
    Ich hoff, dass die menschen am ungeschriebenen schluss der mittelerde-geschichte Amman unter ihres leadsängers Melko's banner doch noch einnehmen, oder wenn's nicht geht, zumindest aus lauter neid und missgunst platt machen können. Wozu brauchen wir solche Valar? Wozu brauchen wir solche Elben? :pueh


    :gruebel Eigentlich... so recht betrachtet: komisch, dass ich mit der neuen Krege-Übersetzung, die den Ringherren ein niveau herunterstapelt, nicht kann... Aber es geht einfach nicht, obwohl ich diesen 'modernen' aspekt der übersetzung noch gar nicht so betrachtet habe... (ihr hier seid so wahnsinnig befruchtend, meine liebe miteulen, was tät ich ohne euch, meine gedanken würden sich im ewigen selbstgespräch im kreis treiben!)
    'Chef!' - 'Sam, du bist gefeuert!'
    Die geschichte ist zu traditionell, zu gediegen - tatsächlich hat Ciriel in ihrem zitat ganz recht: viktorianisch - das geht so modern nicht... das erkennen der unrechten machtansprücher aller könige und herren - abgesehen von nackter gewalt und terror - das sind orks. - Einen landadligen herrn verkürzt 'Chef' zu nennen, hat etwas verächtliches. Sam sagt an keiner stelle: Frodo, du lapperter patsch, obwohls stellenweise durchaus angebracht wär.



    Das verschweigen der naheliegendsten und interessantesten details ist viktorianisch-prüde, aber das läuft auch in der fantasy bis in die 40er-jahre weiter, ich glaub, so lang brauchts, bis wer durch kanäle watet, oder in scheisse ausrutscht.
    (Gut, im Hobbit wird zumindest die frage der waldelben-infrastruktur angesprochen, und es gibt besoffene, schnarchende elben, was den Hobbit 'moderner' als den HDR macht. Es liegt nicht an Tolkien, sondern an seinem fürs werk gewählten niveau, und was er meinte, seinen zeitgenössischen lesern zuzutrauen zu dürfen. Seine 'Orks' sind in ihrer ekligkeit modern.)


    Seltsam, vielleicht liegt es daran, dass ich kein niveau, oder nur ein praktisches alltagsniveau hab: seit ich mit 15 das erste mal von den großen, weissen elbenstädten wie Tirion & Gondolin gelesen hab, frag ich mich, wie ihr kanalsystem wohl funktioniert & aussieht, und wie sie die abwasserreinigung wohl hinkriegen, und wo die die knochen von ihren jagden und festmählern hinkippen - die frage hat mir Tolkien leider nirgends beantwortet (na gut, ich geb zu, eine ode auf den müllhaufen singt sich schlecht - es sei denn, man besingt den schimmelgott aus Dirk Gentleys kühlschrank)
    Ich vermut mal so frei, die knochen werden in den unsterblichen landen wie in keltischen und altgriechischen mythen gesammelt, und hops - springt der hirsch wieder davon... Das funktioniert aber nur in Valinor. In Gondolin und Nargothrond muss man als hungriger, zum ork mutierter moriquendi nur der nase nachgehen und findet leicht einen einstieg durch die müllklappe, oder kann zumindest wohlgezielte schwarzgefiederte pfeile gegen das loch im lokus-erker schiessen, um sich an der reaktion sich erleichternder elben zu erfreuen... ich glaub nämlich nicht, dass die alle lichtfasten und diverse abfallprodukte durch die haut ausdünsten, wozu hätten sie denn dann jagdhunde? :chen

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von MagnaMater ()

  • Zitat

    Hast recht Themrys, das mit den andeutungen ist sehr geschickt gemacht. Ich denk, er bezieht sich darauf, dass die elben meinen, Arwen sieht Luthien ähnlich, drum meint er, dass man ihm über Luthien nichts mehr zu erzählen braucht, sie kann gar nicht schöner als seine Arwen gewesen sein... Grinsen


    Auf jeden Fall! Und außerdem ist es doch ein netter "literarischer Trick": Da singt Aragorn den Hobbits auf der Wetterspitze das Lied vor, das seine eigene Geschichte mehr oder minder vorweg nimmt.


    Zu den Valar mächte ich noch sagen: Sie sind keine paganen Götter, sie haben eher die Gestellung von katholischen Heiligen (das kann man mögen oder nicht, zur um es erwähnt zu haben). Es gibt nur einen Gott, und das ist Eru. Ohne Eru gäbe es gar keine Valar.


    Zitat

    Einen landadligen herrn verkürzt 'Chef' zu nennen, hat etwas verächtliches. Sam sagt an keiner stelle: Frodo, du lapperter patsch, obwohls stellenweise durchaus angebracht wär.


    Mmmh. Das Problem an sich dabei ist nur, dass man "master" durchaus als "Chef" übersetzen kann. Das ist nicht falsch (nicht, dass ich Krege verteidigen will...). Denn genau das ist Frodo ja.
    Dass es vom Gefühl her ganz und gar nicht paßt und u. a. auch einfach den existierenden Standesunterschied erklären soll, ist wieder eine andere Sache.


    Was das Kanalssystem angeht, hat mich das ehrlich gesagt noch nie interessiert, also habe ich mich das auch nicht gefragt. :-)