'Der Bastard von Istanbul' - Seiten 246 - 319

  • Schon wieder überlesen.


    Banu mit ihren Dschinn ist schon eine eigenartige Person. Herr Bitter und Frau Süß, Bitter für schlecht, passt ja und süß, klar.
    Nachdem sie ja erfahren hat wer Asyas Vater ist, will sie von Herrn Bitter nichts mehr wissen, was die Familie betrifft allerdings flüstert er ihr solange ins Ohr bis sie in Amarnoushs Vergangenheit blickt.


    Asya mit ihrer Fixierung auf Johnny Cash, ich mag ihn ja sehr, aber irgendwie ist sie nicht so richtig in der Realität angekommen, oder vielleicht zu sehr??? Sie scheint sich treiben zu lassen, hat weder Ziel noch Hoffnung.


    Im Cafe Kundera kommt es jetzt zu einer Auseinandersetzung als dieser Filmemacher den Genozid abstreitet, als Amy von ihrer Familie erzählt. Der Karikaturist verteidigt sie.


    Banus Beziehung zu ihrem Ehemann ist sehr traurig, überhaupt spürt man hier die Einsamkeit jeder der Familienmitglieder, naja bis auf jene die geistig nicht ganz da sind, auch Zeliha ist unglücklich und hat Sehnsucht nach Liebe, ja auch nach der zu ihrer Tochter. Aber aus Angst vor Zurückweisung benimmt man sich eben so als brauche man die anderen nicht.


    Banu beginnt die Reise in die Vergangenheit. Es wird Großmutter Shushans Geschichte erzählt, ob es eine Verbindung zu der türkischen Familie gibt? Über die Frauen, die ihr geholfen haben?


    Ich muss sagen, die Schriftstellerin hat ein ungeheures erzählerisches Potential. Die Geschichte von der Taube, wunderschön und traurig.


    Banu zweifelt, ob sie Armanoush weitergeben soll, was sie erfahren hat. Ist man wirklich glücklicher, wenn man nichts über die Vergangenheit weiß Oder lässt einen das noch ruheloser werden.


    Es sind doch die Wurzeln ohne die ein Teil von einem selbst fehlt??

  • Die Szene mit Banu und Herrn Bitter finde ich auch ganz großartig. Banu will die Geschichte eigentlich gar nicht wissen, kann aber doch nicht widerstehen.


    Es ist eine ganz andere Situation, aber ich fühlte mich daran erinnert, wie die Aliierten die deutsche Bevölkerung nach dem Krieg durch die KZs geführt hat.


    Für uns alle ist die Frage der Vergangenheit, der eigenen Wurzeln eine ganz wichtige. Egal, ob wir uns mit dieser Frage befassen oder nicht. Denn es beeinflusst einen Menschen auch ganz gewaltig, es nicht zu tun.

  • Zitat

    Original von Findus
    Ich muss sagen, die Schriftstellerin hat ein ungeheures erzählerisches Potential. Die Geschichte von der Taube, wunderschön und traurig.


    :write
    Ich fand dieses ganze Kapitel "Granatapfelkerne" total schön und poetisch erzählt, obwohl es natürlich einfach nur wahnsinnig traurig war. Mich hat es sehr bewegt und berührt.


    Bei der Szene im Cafe Kundera konnte ich ja gar nicht glaube, dass jemand den Genozid an den Armeniern einfach abstreitet und behauptet, dass hätte es nicht gegeben. Wie kann man denn so was sagen?? Da hat dieser Filmemacher aber zu Recht eine Abreibung bekommen !!


    Ich bin jetzt schon sehr gespannt wie es weitergeht. Erzählt Banu Armanoush von ihrer Vergangenheit oder nicht? Und wer wird wohl der Vater von Asya sein??


  • Das finde ich einfach unheimlich traurig, da leben diese Menschen so dicht beieinander und trotzdem sind sie alle unglaublich einsam. :-(

  • Ich sehe es gar nicht so, dass die Schwestern sehr einsam sind. Sie sind alle sehr unterschiedlich und mir kommt es so vor, als könnten sie nur zusammenleben, weil sie Abstand wahren.


    Interessant finde ich, dass Tante Banu sich mit Wahrsagerei beschäftigt, obwohl sie so fromm ist. Das passt eigentlich gar nicht.

  • Zitat

    Original von Rouge


    Bei der Szene im Cafe Kundera konnte ich ja gar nicht glaube, dass jemand den Genozid an den Armeniern einfach abstreitet und behauptet, dass hätte es nicht gegeben. Wie kann man denn so was sagen?? Da hat dieser Filmemacher aber zu Recht eine Abreibung bekommen !!


    Leider ist das bittere Wahrheit in der Türkei. Die Regierung weigert sich vehement, dieses schwarze Kapitel ihrer Geschichte anzuerkennen. Stimmen , die laut werden, und auf Anerkennung drängen, werden brutal zum Schweigen gebracht

  • Zitat

    Original von Findus


    Banu beginnt die Reise in die Vergangenheit. Es wird Großmutter Shushans Geschichte erzählt, ob es eine Verbindung zu der türkischen Familie gibt? Über die Frauen, die ihr geholfen haben?


    Die Verbindung gibt es, der junge türkische Mitarbeiter in der Werkstatt (Riza Selim) wird später der Ehemann von Petite-Ma. Der Name fiel bereits in dem Kapitel, wo sie in ihre Erinnerungen versinkt und ihre Geschichte erzählt wird.

  • Zitat

    Original von Findus
    War das in diesem Abschnitt??? Muss ich nochmal nachlesen. Danke


    Ja, Seite 313:


    Die Tür wurde jedoch von seinem Lehrling geöffnet, Riza Selim...


    und ab Seite 183 wird die Geschichte von Petite-Ma erzählt. Levon, der Bruder von Hovhannes Stamboulian war der Kesselmacher, bei dem Riza sein Handwerk gelernt hat.

  • Zitat

    Original von Rumpelstilzchen
    Diese Verbindung hatte ich gar nicht hergestellt! Sehr aufmerksam, Ellemir :wave


    Ich auch nicht, es gibt ja sicher viele mit dem Namen. Ich dachte allerdings, dass Shushan etwas mit der Familie zu tun hat, dass diese Frauen die sie aufnahmen aus Banus Familie kamen oder so ähnlich.

  • Zitat

    Original von Rumpelstilzchen
    Ich sehe es gar nicht so, dass die Schwestern sehr einsam sind. Sie sind alle sehr unterschiedlich und mir kommt es so vor, als könnten sie nur zusammenleben, weil sie Abstand wahren.


    Interessant finde ich, dass Tante Banu sich mit Wahrsagerei beschäftigt, obwohl sie so fromm ist. Das passt eigentlich gar nicht.


    Nachdem ich das Buch beendet habe, muss ich dir recht geben,das war nur in diesem Moment mein Eindruck.

  • Ich habe endlich auch weitergelesen.


    Das Buch lese ich nach wie vor gerne. Die Mischung aus moderner Spreache, Familiengeschichte und kulturellen und geschichtlichen Details gefällt mir sehr gut.


    Das Granatapfelkerne-Kapitel ist auch mein liebstes in diesem Buch. Das Märchen würde ich gerne zu Ende hören, es wir aber wohl kein Ende geben.


    In diesem Abschnitt schafft es die Autorin, mir alle "Tanten" plus Großmutter noch einmal ein genzes STück näher zu bringen. Da ist doch ein großer Anteil an einer Zweckgemeinschaft dabei, trotzdem können alle wiedre in ihr Elternhaus kommen und werden dort angenommen oder in Ruhe gelassen. Alle Frauen sind so unterschiedlich, dass es mich fasziniert, aber auch wundert, dass sie sich akzeptieren.


    Die Geschichte mit den Dschinns war sehr eindrucksvoll erzählt. Ebenfalls die Deportationen.
    Hier schließt sich der Kreis zu "Keiko".

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Mich gibt es auch noch. Auch ich habe diesen Abschnitt fertig.


    Man erfährt nicht nur mehr über diese Familie, sondern erhält auch viele kulturellen und geschichtlichen Informationen. Schön finde ich auch, dass die Frauen wieder im Elternhaus Zuflucht finden, obwohl ich das nicht gedacht hätte. Trotz der unterschiedlichen Charaktere scheint dies gut zu funktionieren.


    Die Geschichte gefällt mir nach wie vor gut und ich muss nun unbedingt weiterlesen.


    Viele Grüße :wave

  • Naja, wie man das nennt, ist ja eigentlich nicht so wichtig. Ich kenne WG-Bewohner, die zu ihren Mitbewohnern ein engeres Verhältnis haben als zu Familienmitgliedern und WGs, wo zumindest teilweise Verwandte leben.


    Aber ich weiß auch nicht, was die Alternativen wären. Zumindest in einigen islamischen Ländern ist es undenkbar, als Frau allein zu wohnen, entweder wohnt man noch in der Herkunftsfamilie oder mit seinem Ehemann zusammen. Ausnahmen bilden da nur Witwen. Wie das in der Türkei aussieht, weiß ich beim besten Willen nicht.