'Und sie werden nicht vergessen sein' - Seiten 654 - Ende

  • Zitat

    Gut finde ich nun auch, nicht lesen zu können, ob Paul und Wilma überleben. Es wird zwar am Ende angedeutet, wie die Chance wohl steht und auch ich kann mir vorstellen, dass sie vielleicht selbst der Gestapo zuvorgekommen sind und ihr Leben beendet haben. Mein Wunsch wäre, dass sie überlebt haben. Sie sind Helden, so nah gewesen Eva und Martins Tochter nach England zu schicken und dann auch noch nach dem Übergriff mit ihrer Trauer funktionieren, um dass das Ostjüdinnenkind durch Chajas Identität zu retten, wie auch noch später Prof. Brandstätter, Amarnas Vater bei der Flucht zu helfen. Wie hätte ich mir gewünscht, Paul wäre mit ihm nach England gegangen, auch wenn ich seinen Abschiedssatz zum Verhältnis zu Wilma grandios finde.


    Ich finde manchmal wirklich dass es ein bisschen untergeht was Wilma und Paul getan haben ... die Beiden haben mich tief beeindruckt weil sie selbstlos helfen und wissen dass ihnen nichts bleiben wird ... und in diesem Wissen so zu handeln ist ganz großes Kino


    Zitat

    Danke dafür. Ich bin sicher, nach dem Krieg wird dafür gesorgt - vielleicht sind sie dann alle zusammen, und Wilma macht Pernod.


    Eine schöne Vorstellung

    LG Inge


    Ryle hira - Life is what it is


    Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore


  • Aber das entspricht leider der Wirklichkeit - und ist manchmal fuer die Betreffenden verletzend.
    Menschen, die ohne Aufhebens andere gerettet haben, nach dem Krieg auf Lebensmittelkarte V überleben und dabei sehen mussten, wie Nazis problemlos wieder in Positionen rutschten, war nicht einfach.
    Viele sind nie geehrt worden.
    Ich weiss auch von jemandem, der eine Ehrung ablehnte, weil sie nach 50 Jahren lächerlich zu spät kam.


    Paul und Wilma wäre das, denke ich, egal. Dass sie wissen, das kleine Mädchen hat überlebt und ist stark und glücklich, wäre die einzige Ehre, die sie wollten.
    Denke ich.

  • Und wenn man dann liest dass dieser Schlächter von Lyon nach dem Krieg für die USA und den BND gearbeitet hat, unbestraft, kriegt man das kotzen.

    "Leute die Bücher lesen, sind einfach unberechenbar." Spruch aus "Wilsberg "
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  • Zitat

    Original von Gucci
    Ob Evas Tochter in Berlin noch eine anständige letzte Ruhe finden durfte?


    Ich hab noch mal ne Frage:
    Seite 504 -

    Zitat

    In der dritten Nacht musste Paul sich endlich darum kümmern, das Schlimmste zu beseitigen. Er hatte es Wilma versprochen. ... Vor Angst dem Grauen zu begegnen, konnte er kaum schlafen und würgte dennoch ein ganzes Wasserglas voll Schnaps hinunter. Er würde es schaffen.... Wozu Paul Vollmer fähig war, lernte er in jener Nacht. Hugo war bei ihm. Als er... ins Bett zurückkehrte, war Wilma wach und wartete. "Das vergess ich dir nie."


    Beschreibt dies, das Paul die Leiche von Chaja aus dem Haus schafft oder was sonst?

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Ja, Gucci.
    Leider war es das, was er tun musste.


    Die Berliner Häuser dieser Gegend haben fast alle (mehrere) Hinterhöfe, die zu dieser Zeit zu grossen Teilen noch bepflanzte Teile aufwiesen. Dort, so dachte ich, hat er Chaja in der schwarzen, regengepeitschten Nacht begraben müssen.


    Nach ihr gefragt haben dürfte niemand. Solche Fälle landeten zuhauf nie auf den Tischen der Justiz.

  • Danke, Charlie, für die Bestätigung und Erläuterung.


    Wirklich grausam und erschütternd, wie man damals vorgehen musste. Viele Menschen sind über sich hinaus gewachsen und haben gehandelt, wie man es ihnen vorher nicht zugetraut hätte. Ohne Mut, Kampfesgeist, Durchhaltewillen und auch ordentliche Portion Schlitzohrigkeit hatte man wenig Chance irgendwie weiterleben zu können. Was haben wir es doch gut!

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Eine Szene bei der ich Gänsehaut bekomme, weil es so schlimm und gleichzeitig so mutig von Paul ist ... aber ich habe auch erst beim zweiten Lesen erkannt was er da tut, danke Gucci dass Du die Szene noch mal in Erinnerung bringst

    LG Inge


    Ryle hira - Life is what it is


    Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore


  • Zitat

    Original von Gucci
    Danke, Charlie, für die Bestätigung und Erläuterung.


    Wirklich grausam und erschütternd, wie man damals vorgehen musste. Viele Menschen sind über sich hinaus gewachsen und haben gehandelt, wie man es ihnen vorher nicht zugetraut hätte. Ohne Mut, Kampfesgeist, Durchhaltewillen und auch ordentliche Portion Schlitzohrigkeit hatte man wenig Chance irgendwie weiterleben zu können. Was haben wir es doch gut!


    Ich bin immer noch sehr beeindruckt von solchen Leistungen. Die Oma meines Mannes hat am Ende des Krieges ihren von russischen Soldaten erschossenen Mann im Schubkarren nach Hause geschafft und im Garten begraben, damit sie ihm später überhaupt ein richtiges Grab geben konnte.....


    Unvorstellbar, auch was Paul da geleistet hat.

  • Zitat

    Original von Gucci


    Ich hab noch mal ne Frage:
    Seite 504 -


    Beschreibt dies, das Paul die Leiche von Chaja aus dem Haus schafft oder was sonst?


    Die Stelle habe ich irgendwie überlesen und obwohl das Buch schon lange ausgelesen ist, bekomme ich wieder eine Gänsehaut beim gedanken, an das, was Paul da geleistet hat.


    Ich habe schon lange kein Buch mehr gelesen, das mir so lange nachgegangen ist und das nicht, weil hier in der LR immer noch was los ist.

  • Ich bedanke mich dafür sehr herzlich bei euch allen vieren.
    Ich hab auch noch nie ein Buch geschrieben, das mir so lange nachgegangen ist - es geht mir so sehr nach, dass ich denke, ich kann nie wieder eines schreiben, ohne dass es in der einen oder anderen Weise an diesem hängt.


    Es ist mein Lebensbuch.


    Danke, dass ihr es so intensiv mit mir gelesen habt.


    Ich muss heute sehr plötzlich verreisen und weiss nicht, wie oft ich mich in den nächsten Tagen melden kann, aber ich beantworte hier auf alle Fälle alles (und freu mich), bis der letzte das Licht ausgemacht hat.


    Herzlich,
    Charlie&Ararat

  • Ich ärgere mich gerade ein bisschen doof, weil ich meine blöden Notizzettel nicht finde um in die entsprechenden Abschnitte zu posten, deswegen schreibe ich einfach erst mal hier um auch zu verhindern aus versehen irgendwo zu viel zu schreiben oder so (gibt ja immer auch noch Leute die nachträglich in die Leserunden reingucken und ich will keinen spoilern).


    Also als allererstes mal, es war ein sehr intensives, tolles Buch.
    Ich bin regelrecht darin versunken, wann immer ich es zur Hand genommen habe, ob zu Hause oder in der vollen U-Bahn. Nach nur wenigen Sätzen war ich vollkommen im Geschehen. Die Verbindung zu aktuellem Zeitgeschehen machte einige Szenen fast körperlich schmerzhaft. Ich wollte Arman und Amarna abwechselnd schütteln (ein inzwischen liebgewonnenes Gefühl bei Charlies Büchern und vor allem dann, wenn ich die Protagonisten ins Herz geschlossen habe und für sie doch nur das Beste willl), ich habe um Doris geweint (das war vollkommen unerwartet, sie postet schließlich auf Facebook, also kann sie nicht tot sein! Jawohll!!!! :cry) und ich war völlig zerrissen in meinen Gefühlen für Eva. Zuerst Unverständnis darüber wie jemand seine Kunst über sein Kind stellen kann. Dann Schrecken und absolutes Mitleid bei ihrer Ergreifung und den Folgen der Folter die geschildert werden. Verständnis für die Lethargie und das verzweifelte Klammern an den Gedanken, mit ihrem Kind wieder vereint zu sein. Dann aber auch immer wieder Kofpschütteln. Gerade sie, die so viel durchgemacht hat, muss doch verstehen, warum Wilma und Paul das Kind in Sicherheit bringen wollten. Es muss ihr doch klar sein, auch durch die Dinge die sie in Paris erlebt, dass kein Jude in Deutschland mehr sicher war, dass es richtig war ihr Kind fortzuschicken, irgendwie. Schließlich, nach der überstandenen schweren Zeit das Klammern an den Strohhalm und brachialer Egoismus der sich seinen Weg bahnt und keine Rücksicht auf andere kennt (nicht mal auf die Gefühle der vermeintlichen Tochter). Ihr ist übel mitgespielt worden und sie hat nur noch so wenig Glück in der Welt, dafür kämpft sie mit allen Mitteln. Es ist aus ihrer Sicht verständlich. Was soll sie sich um die Welt scheren? Um irgendwelche fremden Menschen? Als Leser ist man natürlich bedingt durch die Erzählung stärker auf der Seite von Amarna, ist empört über die fremde Frau die sich da einschleicht und ihr Mann und Kind wegnehmen will.
    Bei mir war es in der Tat auch ein ständiges Schwanken. Ich heisse das meiste was Eva getan hat nicht gut. Aber ich kann vieles davon verstehen.


    Umso bitterer die Auflösung, mit der ich absolut nicht gerechnet hätte. Chaija, die echte Chaija, ist damals gestorben. ;-( Ich muss die Szene als Paul das Mädchen zum Bahnhof bringt direkt nochmal lesen.


    Apropos Paul... jetzt komme ich zu meinem eigentlich einzigen Kritikpunkt: Ich hätte doch sooooo gerne irgendwo um den Schluss herum noch erfahren wie es Wilma und Paulchen jetzt geht. Wurde er eingezogen oder konnte er sich mit ihr und Hugo irgendwohin absetzen? Ich würde den beiden so sehr wünschen, dass sie ein gemeinsames Leben aufbauen können und diesen ganzen Wahnsinn irgendwie überstehen. :-(


    Mir fallen bestimmt noch ein paar Sachen ein, aber das war das was bei mir den stärksten Eindruck hinterlassen hatte.

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Zitat

    Original von Paradise Lost
    ich habe um Doris geweint (das war vollkommen unerwartet, sie postet schließlich auf Facebook, also kann sie nicht tot sein! Jawohll!!!! :cry)


    Mich hatte Doris Tod auch aus heiterem Himmel getroffen ;-( Zumindest lebt sie auf Facebook weiter :-)

  • Ich freue mich so sehr, dass es dir gefallen hat, Paradise. Und besonders fuer Tränen um meine heiss geliebte Doris.
    Und dass du, Keira, zu Doris' Lesern auf Facebook gehörst, ist auch so schön. Sie postet demnächst dort ihre neuen Paris-Photos, wo es überhaupt nicht geregnet hat.


    Vielen Dank noch einmal euch allen. Es war sehr schön fuer mich und ich bitte herzlich um Entschuldigung, dass ich mich erst jetzt noch einmal melde. Aus familiären Gründen konnte ich mich eine Zeitlang nicht so um mein Lieblingsbuch kümmern, wie ich gerne wollte, bin jetzt aber wieder erreichbar und beantworte auch jetzt noch jederzeit gern Fragen zum Buch unter charlie@charlotte-lyne.com.


    Wir verabschieden uns noch einmal mit herzlichem Dank.
    Alles Liebe von Charlie&Ararat