'Die andere Hälfte der Hoffnung' - Seiten 081 - 154

  • Zitat

    Original von Regenfisch


    Gerade diese Hoffnungslosigkeit, die Borrmann hier schildert, kommt so unglaublich gut heraus. Was für eine Wahl hat Walentyna denn? In Kiew in einem Hühnerkäfig ohne Strom zu verrecken oder auf versrahltem Boden ein scheinbar gutes Leben zu führen. Verstrahlt ist sie eh und krebskrank auch. Das wird mit den Schluckbeschwerden ja engedeutet. Furchtbar diese Ausweglosigkeit.


    Genau, das denke ich auch.


    Ihr solltet unbedingt Baba Dunjas letzte Liebe von Alina Bronski lesen. Dort wird das noch deutlicher, denn es gibt keine weiteren Handlungsstränge, die Protagonistin ist älter und somit gelassener. Es ist nur ein dünnes Büchlein und lässt sich flott lesen.

  • Ja, ich habe Baba Dunja auch verschlungen.


    Ich denke schon, dass die Wahl zwischen einem Elendsleben in der Stadt und einem Leben mit einer gewissen Lebensqualität in der verstrahlten Zone Walentyna nicht so schwer fallen dürfte, da ihr ja durch ihre Fachkenntnisse klar sein dürfte, dass ein Weglaufen vor der Strahlung in ihrem Fall eh sinnlos ist. Sie ist der Strahlung lange genug ausgesetzt gewesen und ihr scheint ja auch bewusst zu sein, dass die Vorsichtsmaßnahmen immer wieder unterlaufen werden (z.B. durch den Verkauf der Tiere aus der Zone)

  • Zitat

    Original von Lumos
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    Ihr solltet unbedingt Baba Dunjas letzte Liebe von Alina Bronski lesen. Dort wird das noch deutlicher, denn es gibt keine weiteren Handlungsstränge, die Protagonistin ist älter und somit gelassener. Es ist nur ein dünnes Büchlein und lässt sich flott lesen.


    Steht schon auf der Wunschliste. :-]

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Gerade die älteren Menschen sind ihrem früheren Leben und ihren Dörfern extrem verhaftet. Das merkt man auch hier, wenn Walentyna von ihrem Did erzählt, im nächsten Abschnitt wird das noch deutlicher.
    Lieber ein armes, zufriedenes, wenn auch vielleicht kürzeres Leben in der altvertrauten Umgebung als in den kasernenartigen Zuständen in der Stadt zu verkümmern.

  • Zitat

    Original von Lumos
    Gerade die älteren Menschen sind ihrem früheren Leben und ihren Dörfern extrem verhaftet. Das merkt man auch hier, wenn Walentyna von ihrem Did erzählt, im nächsten Abschnitt wird das noch deutlicher.
    Lieber ein armes, zufriedenes, wenn auch vielleicht kürzeres Leben in der altvertrauten Umgebung als in den kasernenartigen Zuständen in der Stadt zu verkümmern.


    :write
    Ich kann das gut verstehen. Zumal die Alten ja auch den Krieg, manche sogar beide Kriege und viele Umbrüche im Land erlebt haben. Unter solchen Umständen ist die Heimatverbundenheit noch viel größer und die Entwurzelung umso schlimmer.

  • Zitat

    Original von Regenfisch


    Mich hat noch viel mehr erschüttert, wie er den einen Zuhälter einfach so abknallen und im Garten verscharren konnte. Das ist schon eine extreme Reaktion.


    Ich denke, in dem Moment hat er gar nicht nachgedacht, nur reagiert. Bedenklicher finde ich, dass er keine Gewissensbisse hat, keine Reue, kein Bedauern, auch wenn er einen schlechten Menschen erschossen hat. Das einzige, was ihn noch an den Verscharrten denken ist, dass es irgendwie herauskommen könnte. :gruebel

  • Vielleicht hätte ich nicht "unverständlich" schreiben sollen, aber es hat ja zumindest eine schöne Diskussion bei euch angeregt. :kiss Verständlich ist mir das mit den gleichen Argumenten, die ihr schreibt natürlich schon, aber es ist halt irgendwie so ... hm ... so ... bizarr. "Extrem aussichtslos" trifft es wohl am meisten. Zurückgezogen zum Sterben. So völlig anders als sich es wohl jeder andere wünschen würde.


    Neben der Heimat ist aber vielleicht auch - selbst wenn es leicht anmassend klingt - der geringe Bildungsstand und Erfahrungsschatz relevant (mehr bei Didi als bei Walentyna). Eine "gewisse Lebensqualität" wie Ellemir schreibt, kann ich bei Walentyna eigentlich nicht erkennen. Wenig Petroleum, kein Strom, Essen muss von außen gebracht werden usw. Das sind ärmlichste Verhältnisse und ein Leben einer Aussätzigen.

  • Zitat

    Original von xexos


    Neben der Heimat ist aber vielleicht auch - selbst wenn es leicht anmassend klingt - der geringe Bildungsstand und Erfahrungsschatz relevant (mehr bei Didi als bei Walentyna). Eine "gewisse Lebensqualität" wie Ellemir schreibt, kann ich bei Walentyna eigentlich nicht erkennen. Wenig Petroleum, kein Strom, Essen muss von außen gebracht werden usw. Das sind ärmlichste Verhältnisse und ein Leben einer Aussätzigen.


    Natürlich sind das ärmlichste Verhältnisse, in denen Walentyna da lebt, aber auch nicht schlimmer als in den maroden Mietskasernen, ich kann ihre Wahl verstehen, zumal ihr ja klar ist, dass sie durch die Strahlung eh schon krank ist.