'Die Nachtigall' - Seiten 557 - Ende

  • Das Ende hatte es noch mal in sich. Ich befürchte, die nächsten Tage wird mir was fehlen. Das Buch hat mich wirklich von innen erfasst und sich festgesetzt. Ich muss noch mehr über diese Zeit lesen. Gute Buchtipps gab es in der LR ja schon.


    Die Situation nach dem Ende des Krieges finde ich auch grausam. Wie haben die Helfer all die suchenden, verzweifelten Menschen ertragen? Ich könnte sowas nie mitmachen. Ich würde wohl wie ein Häuflein Elend da sitzen und mit allen mit flennen.


    Es ist also Vianne, die überlebt hat und die ihren Sohn bei der Gedenkfeier sehr erschüttert. Da sie irgendwo im Buch erwähnt hat, dass Antoine immer ihre Stütze war, kann ich mir gut vorstellen, dass Julien (schön, dass sie den Namen ihres Vaters gewählt hat und dass Antoine Julien als seinen Sohn sieht) völlig schockiert ist. Sophie ist also an Krebs gestorben. Traurig. Sie mochte ich gern. Sie war ihrer Mutter eine ganz tolle Stütze.


    Ich glaube, dass die Autorin Isabelle hat sterben lassen war das einzige richtige. Sie hätte sich nicht in der Welt im Frieden zurecht gefunden. Zu lange hat sie sich verstecken müssen und lügen müssen. Man hat ihr ja schon angemerkt, dass sie sehr traumatisiert war. Dass Gaeton dann auftauchte, fand ich auch toll. Er hat seine Tochter nach ihr benannt. Das habe ich mir fast gedacht. An dem Ende habe ich wirklich gar nichts auszusetzen.


    Tja, und dann trifft Vianne Ari wieder. Auch hier habe ich gehofft, dass er seine kurzfristige Ziehmutter nie vergessen wird. So war es ja dann auch. Also ein Happy End im weitesten Sinne.


    Trotz des schrecklichen Inhalts fand ich das Buch sehr gut. Momentan ist es eins meiner Jahreshighlights. Das hätte ich vorher nicht erwartet. Daher danke ich dem Verlag und auch Wolke nochmals für das tolle Buch!

  • Die letzten 100 Seiten waren schwer erträglich beim Lesen. Sowohl Isabelle als auch Vianne erleiden das Schlimmste; wovor man sich das ganze Buch über gefürchtet hat.


    Isabell wird verhaftet und gefoltert. Schier unmenschlich, was sie aushalten muss. Dass sie bis zum bitteren Ende durchhält ist alleine ihren unbändigen Willen zu verdanken. Und ein bisschen ihrer Freundin Maguerite, die sie immer wieder mitzieht. Diese Summe aus Folter, Hunger, Durst, Kälte, Schmerz - das ständige Umziehen in ein neues Lager und die Furcht vor dem Tod - man kann sich gar nicht vorsterstellen, dass man so etwas so lange überleben kann. Wenigstens stirbt sie am Ende in Gaets Armen. Ein winziges Trotzpflasster.
    Auch dass ihr Vater es schafft sich seinen Töchtern doch noch zu zeigen, so wie er eigentlich im Inneren denkt und fühlt, war sehr ergreifend. Der Brief aber auch schon, als er zu Vianne geht und dann als er sich als vermeindliche Nachtigall stellt. Das Taschentuch wurde hier ständig benötigt.


    Dass Richter sich am Ende nimmt, was er von Anfang an will, war zu erwarten. Aber auch hier bewundernswert, dass Vianne Monate lang das Martyrium aushält. Und bewegt hat mich, dass sie und Sophie zwar beschließen, die Vergangenheit zu verdrängen aber auch, dass das ungeborene Kind nichts für seine Entstehung kann und dass sie es lieben und als Sohn und Bruder ohne wenn und aber akzeptieren.


    Es ist also Vianne die überlebt hat, die wieder zu ihrem Mann gefunden und ein gutes Leben in Amerika gefunden hat. Schön, dass sie über ihre Schwester dem Podium noch mal spricht und gut, wenn sie ihrem Sohn zumindest das Meiste erzählt. Es sollte nicht alles vergessen werden. Erinnerung ist wichtig für die nachkommenden Generationetn. Auch wenn man ihm das Letzte - seinen biologischen Vater - ersparen sollte.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend



    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Verlinkt habe ich das ultimative Buch, das jüdische Schicksale aus verschiedenen Ländern vor und während WKII sowie von der Gründung des Staates Israel erzählt und sehr deutlich macht, warum es bis heute "dort unten" keinen Frieden gibt. Auch über die Schicksale im Krieg aus Deutschland geretteter Kinder, deren vorübergehende Ersatzeltern sie hinterher wieder weggeben mussten, wird dort berichtet. Das kommt übrigens auch in Carmen Lobatos "Und sie werden nicht vergessen sein" vor. Und wer sich etwas über die behördlichen "Bemühungen" der "Aufarbeitung" nationalsozialistischen Unrechts in den ersten Jahren nach dem WKII informieren möchte, ist mit Frederick Forsyths "Die Akte ODESSA" gut beraten.
    Aber jetzt endlich zur Nachtigall!
    Definitiv ein Jahreshighlightanwärter!
    Ganz schlimm fand ich die Szene, als Daniel-Ari abgeholt wurde. Schon jetzt beim bloßen Gedanken daran stehen mir wieder die Tränen in den Augen.
    Dagegen bin ich mir nicht 100% sicher, ob Antoine nun von seiner Nichtvaterschaft wusste oder nicht. Aber letztlich ist es egal. Vianne sagt zu Julien am Ende, dass sie durch ihn geheilt worden sei, ihren Mann wieder lieben konnte.
    Ansonsten hab ich euren Kommentaren nix hinzuzufügen.
    Rezension folgt wie immer zeitnah...

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Isabelle kehrt als gebrochene Frau zurück. Ganz verstanden habe ich nicht, dass man sie alleine in den Zug setzt. Man bemerkte auch das Misstrauen der anderen Zugpassagiere.
    Der Vater hat überstürzt die Wohnung verlassen um seiner Tochter zu helfen.
    Schön fand ich, dass Anouk mit auf dem Podium sass. Sie hat überlebt.


    In der Nachwort erwähnt die Autorin, dass man diesen Frauen viel zu wenig Beachtung schenkt.
    Bei Amazon gibt es doch eine lange
    Liste



    und diese
    Seite


    fand ich noch.

  • Ich habe jetzt den Rest heute einfach in einem Rutsch durchgelesen, das ging so schnell das ich fast erstaunt war das es schon vorbei ist.


    Das Ende ist wirklich perfekt und stimmig, das Vianne Ari am Ende noch einmal trifft ist wirklich sehr schön. Er hat sie nicht vergessen, aber wie kann ein Kind das auch. Das Sophie schon lange tot ist ist unheimlich traurig, sie war ihrer Mutter eine Stütze und ein Antrieb, hätte Vianne Sophie nicht gehabt, sie hätte sich vermutlich aufgegeben und den Krieg nicht überlebt. Ein Kind das man beschützen muss ist ein Grund immer wieder weiter zu machen. Schlimm genug das so viele Frauen diese Möglichkeit nicht hatten (Rachel nur als ein Beispiel von vielen)...
    Auch das Wiedersehen mit Gaeton war schön, ich hätte nicht gedacht das er nochmal auftaucht. Seine Tochter heißt Isabelle, wie schön.


    Das Vianne von Richter noch vergewaltigt wird war vorherzusehen, das sie ausgerechnet an so einen kommen würde war auch klar. Gut finde ich von der Autorin das sie auch hier beide Varianten zeigt, Beck und Richter - es gibt immer Solche und Solche, oft sind es die falschen die dran glauben müssen, so wie auch in diesem Fall...

  • Auch ich habe geheult, ich glaube das geht auch gar nicht anders.


    Für mich ein grandioses Buch, was unter die Haut geht. Definitv ein Buch, das ganz weit oben in meinem Ranking für dieses Jahr steht, wenn nicht sogar auf Platz 1!


    Ich bedanke mich nochmals bei Wolke und dem Verlag, dass ich dieses tolle und unvergessliche Buch lesen durfte.


    Rezi folgt (muss mich erst noch was sortieren und die richtigen Worte finden) :wave

  • Dass Isabelle am Ende sterben musste ist traurig, aber glaubhaft, nachdem der Aufenthalt ihren Körper und ihre Gesundheit so sehr zerstört hat. Wenigstens durfte sie ihren letzten Atemzug in den Armen von Gaetan tun.
    Ich habe mich gefragt, warum sie nicht in einem Krankenhaus gepflegt wurde. Hätte man sie dann vielleicht retten können? Aber man weiß natürlich nicht, wie ihr Leben ausgesehen hätte und dramaturgisch hat es perfekt gepasst.


    Eine wirklich großartige Geschichte! Schade fand ich nur, dass sie für meinen Geschmack zu sehr im Stil eines Hollywoodfilms erzählt wurde.

  • Isabelle hat aber noch eine gewisse Zeit gelebt, sie ist nicht gleich bei der Ankunft von Gaeton gestorben.
    Vianne berichtet bei dem Treffen in Paris, dass sie mit Vianne im Garten gesessen und mit ihr gesprochen hat.


    Stimmt, der Roman drückt schon auf die Tränendrüse. Ich mag das auch nicht immer, aber hier passt es, finde ich.

  • Zitat

    Original von Rumpelstilzchen
    Isabelle hat aber noch eine gewisse Zeit gelebt, sie ist nicht gleich bei der Ankunft von Gaeton gestorben.


    Doch, ich hatte schon den Eindruck, dass es so war und bin mir da auch relativ sicher. Als hätte sie mit dem Sterben auf ihn gewartet.


    Es wird an der Stelle S. 588 zwar nicht ganz klar gesagt, aber auf S. 595/596 erinnert sich Vianne an genau diese Szene: Isabelle und Gaeton, sie hat die Arme um ihn gelegt und schaut mich an. Mit tränenerfüllten Augen. Mit Liebe. Und dann schließt sie die Augen, sagt etwas, das keiner von uns hören kann (nämlich, s. wieder S. 588: "Vergiss mich nicht". Sie wünschte, sie hätte die Kraft, es laut zu sagen).


    Die beiden Stellen ergänzen sich perfekt. Kristin Hannah macht das durchaus kunstvoll.

  • Ich habe es so verstanden wie Lumos: Isabelle verstarb in Gaetons Armen.

    Zitat

    Original von hollyhollunder


    Ich und Namen, das ist ein Kapitel für sich. :lache


    Oh, in dieser LR war es namenstechnisch eh interessant! :lache
    Wenn ich mich richtig erinnere, hatten wir statt Vianne Vienne, Vivianne, Vivanne, statt Isabelle Isabel, Isabell, einen Berg statt eines Beck und sogar eine Adrienne statt eines Antoine, da fällt eine Maguerite statt einer Micheline doch überhaupt nicht ins Gewicht :rofl :chen :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

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