'Früchte des Zorns' - Seiten 370 - Ende

  • Was für ein Roman!
    Er hat mich wirklich umgehauen.


    Ich will gar nicht weiter darauf eingehen, was alles im letzten Abschnitt passiert.
    Nur dazu, was mich überraschte, beeindruckte, berührte...


    Für mich ist die Mutter die zentrale Figur, war es und blieb es. Interessant fand ich, dass auch ihr Mann das merkte. Immer wieder mal im Buch warf er ein, dass ja eigentlich der Mann das sagen haben sollte, aber die Mutter bestimmte, wer ging oder blieb oder wann weiter gefahren wird. Her im letzten Abschnitt stellt er aber bewundernd fest, dass die Mutter alles schon weiß und gewusst hat. Vielleicht kann sie sich wirklich, wie sie es ihm sagt, einfacher ein- und umstellen.


    Die Geschichte ist voll von Mühsal und Katastrophen und alles Befürchtungen, die man beim Lesen hat, erfüllen sich schließlich. Trotzdem ist der Roman nicht ohne Hoffnung, und diese Gratwanderung so hinzubekommen, ist eine Meisterleistung.
    Genau wie das Ende, wo sich die eigentlich am absoluten Ende angekommene Rosashar als Mutter der Barmherzigkeit erweisen darf.
    So ist nichts gelöst am Ende, aber alles offen und möglich, vielleicht auch nicht, aber wer weiß...


    Noch mal:
    Was für ein Roman!

  • Ein genialer Roman!


    Auch im letzten Abschnitt geht es für die Familie hart weiter und die Konflikte wegen des halbierten Lohns treiben die Wanderer (und nicht nur sie) endgültig in den Hunger. So ziemlilch das einzig Positive in dem Abschnitt ist, daß Al sich etwas gefestigt hat und eine passende Frau findet. Auch hier haben wieder zwei Familien in der Not zusammengefunden (wie vorher mit den Wilsons) :-]


    Ich hatte mir auch notiert, daß ich die Mutter für eine ausgesprochen starke Persönlichkeit halte! :-]


    Das Ende bleibt offen und der Leser kann jetzt für sich überlegen, wie es wohl weitergegangen ist :gruebel




    Nachdem ich die Doku in ARTE gesehen habe, muß ich mir die Straße der Ölsardinen holen. Es ist glaube ich das einzige Buch von Steinbeck, das mir noch fehlt. Heute beim Umsortieren meiner Bücher bin ich noch auf eines gestoßen, das ich schon ganz vergessen hatte und das mich damals beim Lesen begeistert hat - Tortilla Flat


    So das wars von meiner Seite und ich bin froh, daß es diese LR gab, sonst hätte das Buch bestimmt noch länger ungelesen im Regal gestanden :-]

  • Zitat

    Original von Richie
    ...
    Das Ende bleibt offen und der Leser kann jetzt für sich überlegen, wie es wohl weitergegangen ist :gruebel
    ...


    Vielleicht ist es auch gut, wenn man es nicht so genau weiß. Wie hätte man das alles lösen sollen?
    Ich mag gar nicht drüber nachdenken, was alles noch hätte passieren können. Katastrophen gab es genug. So bleibt die vage Hoffnung, dass irgendwie alle mit dem Leben davon kommen...

  • Ich bin auch ganz begeistert von dem Buch. Sehr gut zu lesen und jede Zeile ist interessant. Mutter und Vater führen eine wundervolle und respektvolle Eher trotz aller Not, die sie ertragen müssen. Und Rose hat auch noch einen wertvollen Auftritt, nachdem sie mir zuvor eigentlich nur naiv vorkam.


    Wie es ausgeht? Guckt euch die allgemeine Zeit an. Es ist alles noch so wie im Buch beschrieben. Die Welt hat auch heute noch keine Konzepte gefunden, Besitz und Eigentum zu organisieren und zu verteilen und immer noch werden zigfach Lebensmittel vernichtet, obwohl viele Menschen hungern. Früher waren es Pferde, heute werden Autos besser gepflegt als Nachbarschaften.

  • Ich bin nun auch fertig. Die letzten Kapitel waren sehr beeindruckend und bedrückend zugleich.


    Kurz schaute es so aus, als ginge es den Joads während der Baumwollernte besser und ich hoffte, nun sei ein Hoffnungsstrahl am Horizont. Aber dann zerbricht die Familie wohl endgültig, weil Tom auch nicht mehr in der Nähe seiner Lieben bleiben kann und flüchten muss.


    Kapitel 29 war fürchterlich und zeigt sehr eindringlich die Zustände, wenn die Menschen kein Einkommen haben, keine Chance auf eine gute Zukunft. Krankheiten, Diebstähle, Verzweiflung, Zorn - alles 1 zu 1 auf jede Zeit übertragbar.


    Und dann die ultimative Katastrophe. Die Joads retten nur das nackte Leben. Und die Zukunftsaussichten sehe ich sehr pessimistisch. Rose hat eine Totgeburt, wahrscheinlich auch eine Infektion. Zu essen und zu hoffen gibt es nichts mehr...


    Ein sehr aktuelles, eindringliches, aufrüttelndes Buch. Kein Wunder, dass es nach dem Erscheinen eine Zeitlang verboten war. Niemand lässt sich gern den Spiegel vorhalten.


    Meiner Meinung nach ist Steinbeck ein würdiger Nobelpreisträger.

    Kinder lieben zunächst ihre Eltern blind, später fangen sie an, diese zu beurteilen, manchmal verzeihen sie ihnen sogar. Oscar Wilde

  • Zitat

    Original von xexos
    ...Wie es ausgeht? Guckt euch die allgemeine Zeit an. Es ist alles noch so wie im Buch beschrieben. Die Welt hat auch heute noch keine Konzepte gefunden, Besitz und Eigentum zu organisieren und zu verteilen und immer noch werden zigfach Lebensmittel vernichtet, obwohl viele Menschen hungern. Früher waren es Pferde, heute werden Autos besser gepflegt als Nachbarschaften.


    Und wahrscheinlich wird das so bleiben. Menschen sind inkonsequent, schwach, bequem, eigennützig, aber auch voller Mitleid, freigiebig und solidarisch. Deshalb ist auch heute nicht alles gut oder alles schlecht. All das, was du beschreibst, gab es zu allen Zeiten und überall auf der Erde. Ich persönlich glaube nicht, dass dieses Probleme zu lösen sind. Sie sind lösbar, aber werden es vielleicht nie.

  • Zitat

    Original von xexos
    Warum heißt das Buch eigentlich Früchte des Zorns? Wäre z. B. nicht Wurzeln des Zorns passender? Wo sind hier die Früchte?


    Im Original heißt das Buch "Grapes of Wrath". Es ist ein Zitat aus einem populären Lied (The Battle Hymn of the Republic). Darin geht es um die Bitte an Gott , dass er Gerechtigkeit in die Welt bringen solle.


    Mine eyes have seen the glory of the coming of the Lord:
    He is trampling out the vintage where the grapes of wrath are stored;


    Ziemlich passend, finde ich.

    Kinder lieben zunächst ihre Eltern blind, später fangen sie an, diese zu beurteilen, manchmal verzeihen sie ihnen sogar. Oscar Wilde

  • Ich habe mal irgendwo gelesen, dass Steinbecks Frau den Buchtitel ausgesucht und ihn aus der zitierten Hymne genommen hatte. Naja, und dann habe ich mich auf Google ein bisschen schlau gemacht, weil ich genaueres wissen wollte ;-)

    Kinder lieben zunächst ihre Eltern blind, später fangen sie an, diese zu beurteilen, manchmal verzeihen sie ihnen sogar. Oscar Wilde

  • Alice : das mit dem Titel wusste ich auch noch nicht. Vielen Dank für die Info von Dir.


    Ich bin auch noch beim Lesen.
    Ich habe Eure Kommentare hier nur mal kurz überflogen, und ich muss sagen, ich freue mich ungemein, dass Euch das Buch auch so gut gefallen hat.
    Ich kann zwar auch damit leben, wenn jemand mit meinen Lieblingsbüchern gar nichts anfangen kann.
    Aber ich freue mich echt riesig, dass ihr auch so begeistert davon seid.
    :-] :knuddel1

  • Danke für euer Lob *freu*
    Aber das ist ja der Sinn eines Forums, dass man Gedanken und Wissen austauscht. Ich habe umgekehrt auch schon einiges hier lernen dürfen. :-)


    Rouge : Ja, ich bin sehr begeistert von diesem Buch und werde sicher noch mehr von Steinbeck lesen. Mich freut es auch immer, wenn gute Literatur erkannt und geschätzt wird.

    Kinder lieben zunächst ihre Eltern blind, später fangen sie an, diese zu beurteilen, manchmal verzeihen sie ihnen sogar. Oscar Wilde

  • Zitat

    Original von Saiya
    Ich könnte jetzt nochmal auf den von mir geposteten Link im ersten Abschnitt verweisen, aber lassen wir das. Ich bin ja eigentlich noch nicht hier angekommen. :lache


    Link? :grin
    Und ich warte auf dich!:kiss

  • Als ich das Buch begonnen habe, hätte ich niemals gedacht, dass es mich so fesseln wird. Dabei ist es ja auch nicht gerade so, dass man vor Spannung umkommt. Ich habe mich trotz des schlimmen Inhalts total wohl gefühlt mit dem Buch. Ich mochte die Familie Joad und Steinbeck hat mich total ins Geschehen gezogen. Und das auf eine sehr langsame, gemächliche Art.


    Ich möchte mehr von ihm lesen.


    Ich fand das Ende trotz der miserablen Situation, in der die Joads stecken, doch sehr hoffnungsvoll. Obwohl ich doch sehr gerne gewusst hätte, wie es Tom noch ergangen ist. Ob er die Überschwemmung überlebt hat.


    Zitat

    Original von Richie


    Nachdem ich die Doku in ARTE gesehen habe, muß ich mir die Straße der Ölsardinen holen. Es ist glaube ich das einzige Buch von Steinbeck, das mir noch fehlt. Heute beim Umsortieren meiner Bücher bin ich noch auf eines gestoßen, das ich schon ganz vergessen hatte und das mich damals beim Lesen begeistert hat - Tortilla Flat


    Hast du denn auch alle gelesen? Es hört sich so an, als hätte ich bald einen neuen Lieblingsautor.