Werden die Verlage immer nachlässiger, was das Korrekturlesen betrifft?

  • Ich weiß nicht, wie euch das geht, aber ich ärgere mich, wenn ich ein Buch lese, das eigentlich gut geschrieben ist, in dem es aber Dutzende Fehler gibt. Als Autor würde ich das nicht zulassen und dass manche Verlage nicht gründlicher arbeiten, wundert mich auch.


    Vielleicht kommt es mir nur so vor, aber irgendwie wird das immer schlimmer. Was denkt ihr?

  • Was meinst du mit "die Verlage"? Welche Verlage? Und wie siehst du die Verantwortung des Autors für seinen eigenen letzten Korrekturdurchgang?


    Für meine eigene Lektüre kann ich nicht bestätigen, dass Bücher zunehmend Rechtschreibfehler enthalten. Unter 3 Fehler auf 300 bis 500 Seiten finde ich nicht außergewöhnlich. Liegt vielleicht an meiner Auswahl.
    :lache
    Wenn im Roman ein Kunstmaler nach getaner Arbeit seinen Kittel an den Hacken hängt, frage ich mich allerdings schon, ob der Autor so redet wie er schreibt und wer das letzte Wort über sein Manuskript spricht - Autor oder Korrekturprogramm?


    Mir fallen allerdings zunehmend sachliche Fehler auf, bei denen ich mich frage, warum ein Manuskript überhaupt vom Verlag gekauft wurde und warum es später in den höchsten Tönen gelobt werden kann. Aber wenn weder Lektor, Übersetzer, Lesern noch Rezensenten etwas auffällt, ist es wahrscheinlich sowieso egal, wie ein Lagerfeuer abbrennt oder ein Pferd antrabt.

  • Zitat

    Original von KaiBlum
    Ich weiß nicht, wie euch das geht, aber ich ärgere mich, wenn ich ein Buch lese, das eigentlich gut geschrieben ist, in dem es aber Dutzende Fehler gibt. Als Autor würde ich das nicht zulassen und dass manche Verlage nicht gründlicher arbeiten, wundert mich auch.


    Die Frage ist doch: warum sind in einem Buch eigentlich Dutzende Fehler? Wer hat sie gemacht, wer zeichnet sich durch Nichtbeherrschen von Sprache, Rechtschreibung und Grammatik aus? Ist das der Autor/die Autorin, der/die ÜbersetzerIn?

    Kinder lieben zunächst ihre Eltern blind, später fangen sie an, diese zu beurteilen, manchmal verzeihen sie ihnen sogar. Oscar Wilde

  • Zitat

    Original von KaiBlum
    Ich weiß nicht, wie euch das geht, aber ich ärgere mich, wenn ich ein Buch lese, das eigentlich gut geschrieben ist, in dem es aber Dutzende Fehler gibt. Als Autor würde ich das nicht zulassen und dass manche Verlage nicht gründlicher arbeiten, wundert mich auch.


    Vielleicht kommt es mir nur so vor, aber irgendwie wird das immer schlimmer. Was denkt ihr?


    Interessant, dass du diese Beobachtung machst. Vorausgesetzt, sie trifft zu, müsste man, um der Sache auf den Grund zu gehen, zunächst einmal klären, um welche Verlage es sich handelt. Ist das ein durchgehend von dir festgestelltes Phänomen, oder stechen bestimmte Verlage da besonders hervor?

  • Mir fallen auch zunehmend mehr Rechtschreib-, Grammatikfehler auf. Und das in Zeiten von Korrekturprogrammen... beim Bleisatz musste sich noch ein Mensch konzentrieren. :lache


    Mich ärgern Fehler sehr, stoppen mich im Lesefluss und wenn Verlage ordentlicher arbeiten würden, wäre mein Lesespaß nicht so gemindert.


    Ich arbeite selbst im Verlag, kenne die Nervosität und Verantwortung für die Druckfreigabe und den Herzschlagmoment, wenn man beim Aufklappen Fehler entdeckt und sich ärgert…. Sehr oft würde ich mir wünschen, wenn man mir noch einmal vorher den Text zum Lesen gegeben hätte. Letzten Monat meinte meine Kollegin, meine Doppelseite für eine Fachzeitschrift wäre ganz toll geworden. Es war einen Tag vor Datentransfer, ich hatte den Text sechs Wochen zuvor - vor meinem Urlaub- geschrieben und verlangte die Seite doch noch zu sehen. Ich entdeckte noch Fehler, die durch die Anordnung von Text und Bildern und fremdes Textkürzen auf den Seiten entstanden waren. Mein Glück!


    Wir haben nach 42 Jahren eine Fachzeitschrift an einen anderen Verlag verloren und der neue Verlag nimmt es auch nicht so genau mit Rechtschreibung, Zeichensetzung & Co. Dies stelle ich genugtuend fest, in der Hoffnung, der Herausgeber bemerkt den Unterschied zum vorherigen Verlagsprodukt.


    Etwas befremdlich empfand ich übrigens, als ich Autorin in Leserunde auf Fehler hinwies und sie schrieb, man soll dies doch bitte dem Verlag direkt mitteilen. Der Autor habe damit nichts zu tun.
    Ich habe in dem Fall selbstverständlich dem Verlag meine festgestellten Fehler mitgeteilt, nur mangels korrektem Ansprechpartner (den wüsste besser der Autor) weiß ich nicht, ob meine Korrekturen den Richtigen erreicht haben. Da ich aber bereits in weiteren Büchern dieses Verlages Fehler gefunden habe, werde ich den Verlag erneut anschreiben und auch die bereits einmal angemerkten erneut mitschicken.


    In Taschenbüchern von Bastei und Mira habe ich mich an Fehler schon sehr gewöhnt, deren Verlagserzeugnisse stehen für mich daher auch in der zweiten Reihe bei der Qualität. Ich mache mir aber nicht die Mühe die Fehler zu notieren und mitzuteilen; will ich doch Lesezeit fürs Weiterlesen nutzen. In der letzten Zeit habe ich einige von Goldmann gelesen und leider finde ich dort auch oft ärgerliche Fehler.

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Zitat

    Original von Buchdoktor


    Für meine eigene Lektüre kann ich nicht bestätigen, dass Bücher zunehmend Rechtschreibfehler enthalten. Unter 3 Fehler auf 300 bis 500 Seiten finde ich nicht außergewöhnlich. Liegt vielleicht an meiner Auswahl.
    :lache


    Letzteres nehme ich auch an :grin Der Buchmarkt wird überschwemmt mit qualitativ in jeder Hinsicht - auch in der hier in Rede stehenden - miesem Zeug. Man müsste schon mal ganz genau hinschauen, ob es bei den renommierten Verlagen tatsächlich solche Probleme gibt wie die hier genannten.


    Zitat

    Original von Buchdoktor
    Wenn im Roman ein Kunstmaler nach getaner Arbeit seinen Kittel an den Hacken hängt, frage ich mich allerdings schon, ob der Autor so redet wie er schreibt und wer das letzte Wort über sein Manuskript spricht - Autor oder Korrekturprogramm?


    Es gibt Autoren, die tatsächlich Schwierigkeiten mit Rechtschreibung und Grammatik haben, aber dennoch erfolgreich schreiben - man mag es kaum glauben. Ich kenne sogar Legastheniker, die Bücher veröffentlicht haben. Solche Leute benötigen natürlich zwingend ein überaus kompetentes Lektorat. Am Ende darf nichts anderes dabei herauskommen als ein fehlerfreier Text - Punkt. Das fehlt nicht selten, besonders bei Selfpublischern. Hier kann man jedoch nicht vom Versagen der Verlage sprechen, denn ein solcher hat das Werk ja gar nicht verlegt.


    Zitat

    Original von Buchdoktor
    Mir fallen allerdings zunehmend sachliche Fehler auf, bei denen ich mich frage, warum ein Manuskript überhaupt vom Verlag gekauft wurde und warum es später in den höchsten Tönen gelobt werden kann. Aber wenn weder Lektor, Übersetzer, Lesern noch Rezensenten etwas auffällt, ist es wahrscheinlich sowieso egal, wie ein Lagerfeuer abbrennt oder ein Pferd antrabt.


    Auch in renommierten Verlagen ist längst nicht mehr alles erfreulich, was die literarische Kompetenz angeht. Ein(e) wirklich versierte(r) Lektor(in) muss anständig bezahlt werden. Siehst man mal hinter die Kulissen, stellt man fest, dass die Lektoratsarbeit aus Kostengründen zunehmend auf schlecht bezahlte Praktikanten mit befristeten Arbeitsverträgen abgewälzt wird, die häufig direkt von der Uni kommen. Natürlich kann man das nicht verallgemeinern, denn auch hier gilt die brutale merkantile Regel: Je größer - wirtschaftlich besser gestellt - ein Verlag, desto mehr Lektoratskompetenz kann er vorhalten.

  • Mein subjektiver Eindruck ist ebenfalls, dass es schlimmer geworden ist. Als junger Mensch habe ich selbst noch Rechtschreibung und Zeichensetzung v.a. dadurch gelernt, dass ich viel gelesen habe. Diese Methode kann ich heute nicht mehr ohne Einschränkungen empfehlen.


    Mir sind auch gerade in den letzten Wochen (leichte Urlaubslektüre! :-) ) einige Bücher untergekommen, in denen mir viele bis sehr viele Fehler aufgefallen sind. Viele in Büchern, die bei Aufbau Taschenbuch erschienen sind. Sehr viele in einem Buch aus dem Blanvalet-Verlag; das habe ich unter anderem deshalb nach ein paar Dutzend Seiten entnervt abgebrochen. Höchstens zwei oder drei Fehler im ganzen Buch, wenn überhaupt (ich führe ja keine Strichliste ;-) ), hatte ich in meiner letzten Lektüre, erschienen bei rororo Mitte der Neunziger.


    Ich kenne mich mit den Abläufen in Verlagen nicht gut genug aus, um beurteilen zu können, auf wessen Kappe die Fehler gehen. Es ist mir als Leserin letztendlich auch egal, wer sie verzapft hat - mich interessiert das Endprodukt, und wenn das voller Fehler ist, ärgere ich mich und lege das Buch irgendwann zur Seite.

  • Zitat

    Original von Dieter Neumann
    ...
    Auch in renommierten Verlagen ist längst nicht mehr alles erfreulich, was die literarische Kompetenz angeht. Ein(e) wirklich versierte(r) Lektor(in) muss anständig bezahlt werden. Siehst man mal hinter die Kulissen, stellt man fest, dass die Lektoratsarbeit aus Kostengründen zunehmend auf schlecht bezahlte Praktikanten mit befristeten Arbeitsverträgen abgewälzt wird, die häufig direkt von der Uni kommen. Natürlich kann man das nicht verallgemeinern, denn auch hier gilt die brutale merkantile Regel: Je größer - wirtschaftlich besser gestellt - ein Verlag, desto mehr Lektoratskompetenz kann er vorhalten.


    Das kann ich so bestätigen. Z. B. fällt mir auf, dass Übersetzungen inzwischen öfter von zwei oder drei Übersetzern gemeinsam angefertigt werden, d. h. ein Manuskript wird in sehr kurzer Zeit fertiggestellt.


    Zitat

    Original von Nadezhda
    ... Mir sind auch gerade in den letzten Wochen (leichte Urlaubslektüre! smile ) einige Bücher untergekommen, in denen mir viele bis sehr viele Fehler aufgefallen sind. Viele in Büchern, die bei Aufbau Taschenbuch erschienen sind. ...


    Bei Aufbau, der mal ein renommierter Verlag u. a. für Kriminalromane war, hatte ich in letzer Zeit auch den Eindruck, dass der Betrieb von Praktikanten betrieben wird und dass statt Büchern zunehmend die Selbstinszenierung der Autoren gehandelt wird. Webseite, Blog, Follower ersetzen die eigentlichen Inhalte.
    Bei -> Sweetbitter z. B. hat der Verlag ja offenbar die Reaktion der Leser quer durch die Generationen ziemlich falsch eingeschätzt.

  • Zitat

    Original von Nadezhda
    Ich kenne mich mit den Abläufen in Verlagen nicht gut genug aus, um beurteilen zu können, auf wessen Kappe die Fehler gehen. Es ist mir als Leserin letztendlich auch egal, wer sie verzapft hat - mich interessiert das Endprodukt, und wenn das voller Fehler ist, ärgere ich mich und lege das Buch irgendwann zur Seite.


    Das ist als Leserin auch die absolut richtige Einstellung!


    Nur zur Erläuterung: AutorInnen haben natürlich schon viel Einfluss auf die Korrekturen - wenn sie denn wollen. Ich selbst bin bei den Verlagen, in denen ich veröffentliche, als Perfektionist (um nicht zu sagen: als Erbsenzähler) verschrien. Bei meinem neuen Sachbuch, das gerade erschienen ist, habe ich erst nach dem vierten Korrekturlauf Ruhe gegeben. Dafür ist es von meinen inzwischen elf Büchern das allererste, in dem ich tatsächlich keinen einzigen Fehler mehr gefunden habe, als es fertig auf dem Tisch lag. Aber selbst bei akribischer, mehrfacher Korrektur bleiben - insbesondere bei Belletristik - immer wieder Zinken drin, über die erst die Leser stolpern (erfreulicherweise keineswegs alle und auch nicht immer). Dennoch gehe ich jede Wette ein, dass mehr als etwa fünf orthografische oder satztechnische Fehler auch in keinem meiner Romane zu finden sind, die teilweise über 350 Druckseiten haben.


    Ich kenne aber durchaus KollegInnen, die ganz fantastische Bücher schreiben, jedoch dieses Fehlerthema nicht so ernst nehmen. Leser stören sich an orthografischen Fehlern übrigens weniger als an logischen, vor allem bei Spannungsromanen.

  • Überall wird gespart und outgesourct. Und so werden machmal Fehler übersehen, die einem eigentlich mit dem nackten A*** ins Gesicht springen. Auch bei namhaften Verlagen.


    Wenn hier und da mal ein Buchstabe fehlt oder ein Komma an der falschen Stelle sitzt, das überlese ich schon mal. Wenn sich aber der Name von Nebenfiguren bis zu zweimal pro Buch ändert (Fritz, Franz, Fridolin), dann krieg ich Reißzähne. Wenn einer zu Fuß ins Dorf latscht und mit dem Auto wieder zurückfährt, das von Rechts wegen daheim in seiner Garage stehen müsste ... wenn jemand auftaucht, der schon seit fünf Kapiteln tot ist und es KEIN Zombieroman ist ... wenn man im Handstreich eine Hauptfigur um 20 Jahre jünger lektoriert hat und nun das ganze Altersgefüge im Familienclan nicht mehr stimmt - dann habe ich das dringende Bedürfnis, das Werk jemandem um die Ohren zu hauen.


    Diese Beispiele habe ich nicht erfunden. Die sind mir in den letzten paar Jahren vor die Flinte gelaufen. Und ich könnte noch eine Weile so weiterlästern. Ist natürrrlich blöd, wenn das alles erst der Leser merkt. Bzw. der Rezensent.


    Ich ahne natürlich, wie das kommt: Da wird ein Manuskript drölfmal überarbeitet, und am Schluss kriegt keiner mehr die Enden zusammen.


    Als ich noch jung war, hat zum guten Schluss im Verlag nochmal ein Kollege über das Manuskript geschaut, der die Geschichte bis dato nicht kannte, und genau nach diesen Logikfehlern gefahndet. Aber das ist schon seeeehr lange her. ;-)

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner

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  • Zitat

    Original von Dieter Neumann


    Letzteres nehme ich auch an :grin Der Buchmarkt wird überschwemmt mit qualitativ in jeder Hinsicht - auch in der hier in Rede stehenden - miesem Zeug. Man müsste schon mal ganz genau hinschauen, ob es bei den renommierten Verlagen tatsächlich solche Probleme gibt wie die hier genannten.


    Es gibt tatsächlich immer wieder mal Bücher, die mich mit ihren Fehlern fast in den "Wahnsinn" treiben. Wobei es sich dabei bis jetzt so gut wie immer um Übersetzung gehandelt hat. Also der Autor defenitiv keine Schuld trägt.


    Z.B. "Natchez Burning von Greg Iles" in gebundener Ausgabe bei Rütten & Loenig für immerhin 23,- Euro
    oder erst zuletzt gelesen "Die Fährte des Wolfes" von Kallentoft vom Tropenverlag für 17,- Euro


    Das Korrekturprogramm hatte vor allem bei erstem keine Chance da es sich um Fehler handelte, die nichts mit Rechtschreibung zu tun haben. Satzteile vertauscht, Wortdoppelungen, falsche Artikel, falsche Wörter usw. Das war so gravierend, dass ich bei meinen Bewertungen einen Stern abgezogen habe. :-(


    Eine Häufung kann ich nicht feststellen. Aber es hat meiner Meinung nach nicht mit den Verlagen zu tun sondern doch eher mit der korrigierten oder eben schlecht korrigierten Übersetzung. So etwas ist bei gebundenen sündteuren Büchern schon peinlich, finde ich. Und für mich total ärgerlich.


    Logische Fehler finde ich auch nervig. Das liegt aber durchaus am Lektorat. Der Autor verliert ja schon mal den Abstand zu seinem Werk. Aber leider habe ich das Gefühl, dass so manches Lektorat lieblos war oder man einfach den künftigen Kunden (den Leser und Käufer) nicht ganz für voll nimmt. Das ist sogar NOCH ärgerlicher als die anderen Fehler. :schlaeger Allerdings schlägt dies ja in den Rezensionen auch nieder (siehe hier z.B. bei Moortochter-Leserunde), da schneidet der Verlag sich ja schon in eigene Fleisch. :gruebel

    Hollundergrüße :wave




    :lesend








    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, daß er tun kann, was er will, sondern daß er nicht tun muß, was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Zitat

    Original von Dieter Neumann
    Nur zur Erläuterung: AutorInnen haben natürlich schon viel Einfluss auf die Korrekturen - wenn sie denn wollen.


    Genau, und am Ende stehen ihre Namen auf den Büchern und nicht die der Lektoren oder der Korrektoren. Als Autor würde ich mich schämen, meinen Lesern ein Buch mit vermeidbaren Fehlern zu präsentieren.


    Vielleicht bin ich ja altmodisch, aber meiner Meinung nach sollte ein Buch nahezu fehlerfrei sein. Das hat auch etwas mit dem Respekt dem Leser gegenüber zu tun.


    Natürlich bedeutet das einen enormen Zeitaufwand. (Ich lese z.B. selbst mehrmals Korrektur bevor das Manuskript zur Lektorin geht und sehe dann noch einmal ganz gründlich die Druckvorlage durch. (Nur als Tipp für Autoren: Wenn man ein Manuskript mal in einer anderen Schriftart ausdruckt, entfremdet das den Text und hilft dabei, Fehler zu entdecken.)

  • Zitat

    Original von hollyhollunder
    So etwas ist bei gebundenen sündteuren Büchern schon peinlich, finde ich. Und für mich total ärgerlich.


    Bestimmt ist es das, aber der Anspruch eines jeden Autors und seines Verlages muss es sein, ALLE Bücher, egal, ob Taschenbuch für 9,90 € oder sündteures Hardcover, othografisch fehlerfrei, ohne Übertragungs- (früher sagte man Satz dazu) und Druckfehler, sowie selbstverständlich ohne Logik- und Sinnfehler in den Handel zu bringen. Das ist man dem Kunden schuldig, auch wenn´s ein günstiger Kaufpreis ist. Zehn Euro sind auch zu viel Geld für lieblose Schlampereien!


    Kann sich jemand annähernd vorstellen, welche Flüche ich ausgestoßen habe, als bei meinem letzten Krimi ausgerechnet eine liebe Freundin aus dem Eulennest feststellte, dass einmal ein falscher Name einer Figur gedruckt wurde? :bonk Ich HASSE sowas und hätte mich in den Hintern gebissen, wäre ich dazu schlank und gelenkig genug ...
    Erfreulicherweise hat sich die erste Auflage bereits nach kurzer Zeit verkauft, und der Verlag bringt jetzt die zweite - mit der Korrektur dieses und zweier weiterer (kleinerer) Fehler ... :grin

  • Zitat

    Original von Kai Blum
    Vielleicht bin ich ja altmodisch, aber meiner Meinung nach sollte ein Buch nahezu fehlerfrei sein. Das hat auch etwas mit dem Respekt dem Leser gegenüber zu tun.


    Und mit Respekt der Sprache gegenüber. - Das ist jetzt bestimmt noch altmodischer. :lache


    Zitat

    Original von Dieter Neumann
    Ich kenne aber durchaus KollegInnen, die ganz fantastische Bücher schreiben, jedoch dieses Fehlerthema nicht so ernst nehmen. Leser stören sich an orthografischen Fehlern übrigens weniger als an logischen, vor allem bei Spannungsromanen.


    Naja, ich muss leider sagen, dass (halbwegs) korrektes Schreiben einfach für viele Leute keinen Wert mehr darstellt und ihnen die orthografischen Fehler daher, falls sie sie überhaupt bemerken, schlicht egal sind. Ich nehme auch in meinem durchaus nicht komplett ungebildeten Umfeld eine gewisse Rechtschreibreformmüdigkeit wahr, die sich ungefähr so äußert: "Wird das jetzt wieder groß und auseinander oder immer noch klein und zusammen geschrieben oder geht beides oder inzwischen doch nicht mehr beides und nur noch eine der Varianten? Wie jetzt, das war der Stand der ersten Reform von der Reform? Ach, egal, da blickt eh kein Mensch mehr durch und merkt sich das... Ich schreibe es jetzt einfach so, wie ich will." Dann ist es auch eher mal egal, wie andere Menschen schreiben. :-(
    Und das wird nicht besser werden. Ich sage nur "Schreiben nach Gehör" in den Grundschulen. :rolleyes Oh weh... :grin


    Zitat

    Original von hollyhollunder
    Es gibt tatsächlich immer wieder mal Bücher, die mich mit ihren Fehlern fast in den "Wahnsinn" treiben. Wobei es sich dabei bis jetzt so gut wie immer um Übersetzung gehandelt hat. Also der Autor defenitiv keine Schuld trägt.


    Übersetzungsfehler fallen mir auch gelegentlich auf. Ich hatte sogar vor etwa einem Vierteljahr mal den sagenhaften Fall, dass der Übersetzer eines Krimis Beweisstücke in den deutschen Text eingebaut hat, die im Original gar nicht vorkamen, das ich zufälligerweise parallel gelesen hatte. (Ich habe nach bestem Vermögen recherchiert, ob die Übersetzung vielleicht auf einer vorherigen Auflage beruht und da nochmal etwas geändert wurde, konnte aber nichts finden. Was nicht heißt, dass es nicht trotz allem so gewesen sein könnte. Aber schon seltsam, das.)


    Zitat

    Original von vandam
    (...) dann krieg ich Reißzähne.


    Uh, denen möchte ich lieber nicht begegnen! :lache Aber was du da beschrieben hast, nervt mich auch.


    Zum Glück gibt's ja doch noch ein paar...

    Zitat

    Original von Dieter Neumann
    Erbsenzähler


    !!! :wave

  • Das ist mir in letzter Zeit auch öfter aufgefallen. Vor allem bei eBooks von unbekannten Autoren. Ich vermute, hier wird halt auch sehr viel gespart am Lektorat. Wenn es nur kleinere Wortfehler oder Satzzeichen sind, nehme ich das auch hin. Wenn es allerdings inhaltliche Sachen sind und Sinnfehler dann stört mich das schon.

  • Bei ebooks unbekannter AutorInnen, hinter denen kein Verlag steht, gibt's häufig weder Lektorat noch Korrektorat. Schreiben, hochladen, fertig.


    Wenn man Lektorat und Korrektorat aus eigener Tasche bezahlen muss und man wirklich ExpertInnen beauftragt, kostet das natürlich. Und das spart sich so manche(r). Und dann zieht's den Lesern die Schuhe aus.

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner

  • Zitat

    Original von Vandam
    Bei ebooks unbekannter AutorInnen, hinter denen kein Verlag steht, gibt's häufig weder Lektorat noch Korrektorat. Schreiben, hochladen, fertig.


    Wenn man Lektorat und Korrektorat aus eigener Tasche bezahlen muss und man wirklich ExpertInnen beauftragt, kostet das natürlich.


    Und das spart sich so manche(r). Und dann zieht's den Lesern die Schuhe aus.


    Leider ist das so, und es wird schlimmer. Zweifellos kommen ärgerliche bis unzumutbare Textfehler (grammatische, orthografische, stilistische und auch logische) auch in Büchern namhafter Verlage vor, aber richtig schlimm wird´s, wenn man einmal die Flut von Selfpublishing-Veröffentlichungen ansieht. Die vielfältigen fast kostenfreien Möglichkeiten, heutzutage Bücher zu veröffentlichen, locken allzu viele sogenannte Autoren an, die ihre Elaborate besser in der Schublade gelassen hätten.


    Ich frage mich immer wieder, wieso die Leute solches Zeug überhaupt kaufen. E-Books für den Preis einer Aldi-Gurke - da KANN keine professionelle Arbeit dahinterstecken, die wäre so nicht bezahlbar. Man braucht lediglich einmal die Leseproben beliebiger SP-"Romane" anzuklicken. Was sich dort oftmals an den o. a. Fehlern schon auf wenigen Seiten findet, ist niederschmetternd. Ich fürchte allerdings, den meisten fallen die teils grauenvollen Schnitzer gar nicht auf. Oder sie haben die gleiche perverse Lust daran, sich zu ärgern, wie manche, die bewusst während der schlimmsten Stauzeiten auf die Autobahn fahren. :lache

  • Zitat

    Original von Vandam
    Wenn man Lektorat und Korrektorat aus eigener Tasche bezahlen muss und man wirklich ExpertInnen beauftragt, kostet das natürlich.


    Das stimmt. Ich habe gerade ein Buch selbst verlegt, weil der Verlag die Reihe nicht fortgesetzt hat, ich aber die Leser, die sie sehr mögen, nicht enttäuschen wollte. Ich habe mit der gleichen Lektorin gearbeitet und sie dieses Mal aus eigener Tasche bezahlt. Das Geld hole ich nie wieder rein.


    Es gibt auch andere selbstverlegende Autoren, die derart professionell arbeiten, aber die vielen Bücher schlechter Qualität geben allen einen schlechten Ruf. Und um ganz ehrlich zu sein, ärgere ich mich sehr, wenn diese lieblos erstellten Bücher sich besser verkaufen. Da gibt es dann auch keinen Anreiz, die Qualität zu verbessern.

  • Zitat

    Original von Vandam
    Bei ebooks unbekannter AutorInnen, hinter denen kein Verlag steht, gibt's häufig weder Lektorat noch Korrektorat. Schreiben, hochladen, fertig.


    Wenn man Lektorat und Korrektorat aus eigener Tasche bezahlen muss und man wirklich ExpertInnen beauftragt, kostet das natürlich. Und das spart sich so manche(r). Und dann zieht's den Lesern die Schuhe aus.


    Ja so sehe ich das auch. Daher ärgert es mich in so einem Fall auch nicht so sehr. Wenn ich allerdings ein Buch für 20 € aufwärts kaufe, sollten die Fehler sich in Grenzen halten.

  • Ich bin Autorin.
    Ich schreibe nicht fehlerfrei.
    Wenn ich in einem Flow bin, die Geschichte läuft, dann tippe ich fast manisch und es werden schon mal bis zu 15 Seiten am Tag. 15 Seiten, in denen auch schon mal Tippfehler stecken können.
    Wenn ich diese Seiten später durchlese, überarbeite, habe ich sehr genau im Kopf, was ich erzählen möchte. Ich weiß, welches Kopfkino ich erzeugen will.
    Ich bin kein Germanistiker, kein Deutschprofessor, der dabei jeden Beistrich und jede Großschreibung perfekt hinbekommt.


    Deshalb habe ich großen Respekt von den Korrektoren, die dagegen ankämpfen müssen, sich in eine Geschichte hineinziehen zu lassen, um mit Distanz die Fehler zu finden.


    Ich bin auch Leserin.
    Wenn mir Fehler besonders auffallen, dann bei Texten, die es nicht geschafft haben, mich in ihre Welt zu ziehen. Wo ich draußen stehe und mit Distanz auf den Text blicke.


    Wärt ihr wirklich bereit, auf eure Lieblingsbücher zu verzichten, nur weil der Autor, die Autorin allein keine perfekte Rechtschreibung hinbekommt? Denn ein Korrektorat brauchen wir alle, das wage ich zu behaupten, bis auf die wenigen, die wirklich beruflich auf das korrekte Schreiben gedrillt worden sind und die neben ihren Texten stehen, statt in ihnen zu leben.