'Grimms Morde' - Seiten 107 - 216

  • Dieser Fritz Wegner wäre heute wohl einer dieser Selfpublisher, die ab und an hier einfallen und meinen sie hätten ein neues Meisterwerk verfasst, das umbedingt jeder lesen müsste. :lache


    Dass er das zweite Mordopfer ist, hatte ich nicht gedacht, ich hätte eher wieder ein adliges Opfer erwartet.


    Viel mehr als die Morde interessiert mich allerdings, was Anette in Böckendorf passiert ist, diese ewigen Andeutungen machen mich ganz kirre!

  • Zitat

    Original von Zwergin


    Viel mehr als die Morde interessiert mich allerdings, was Anette in Böckendorf passiert ist, diese ewigen Andeutungen machen mich ganz kirre!


    Also ich finde beides sehr interessant: sowohl die Morde als auch Anettes Vergangenheit. Ich habe ein wenig gegoogelt und kann mir so ungefähr vorstellen was ihr passiert sein muss. Trotzdem warte ich gespannt auf die Auflösung der Andeutungen, die ja hoffentlich noch in dem Buch passieren wird.


    Aber ich mache mir schon auch Gedanken um die Morde. Ich kann noch gar nicht abschätzen , wie die zwei Toten zusammenhängen. Warum wurden sie getötet?? Will jemand wirklich nur den Brüdern Grimm etwas anhängen? Aber nimmt man dafür den Tot von zwei Menschen so in Kauf? Warum die Anspielungen auf die Märchen? Ich kann mir noch gar keinen Reim darauf mache.

  • Zwergin, Rouge, keine Sorge, Bökendorf wird im Roman aufgeklärt. Dieses (historische) Ereignis ist sozusagen das zweite Geheimnis (neben den Todesfällen) in meinem Roman, das Stück für Stück enthüllt wird.


    Fritz Wegner als Selfpublisher: unbedingt. Und Twitter-Troll. :-]

  • Wow, von den vieren hat bis jetzt nur Jenny bei mir wirklich Pluspunkte gesammelt.
    Die beiden Grimms sind ja beide sehr von der Überlegenheit der Männer überzeugt und Jacob hat wirklich keinerlei Gespür für das menschliche Miteinander. Er wirkt auf mich immer wieder wie ein höchstintelligenter ohne jegliche soziale Kompetenz. Bei Wilhelm bin ich mir noch nicht ganz sicher, aber der hat auch deutlich verloren in diesem Abschnitt...


    Nette ist einfach in der falschen Zeit geboren, wobei ich mir sicher bin, dass sie auch heute mit ihrer Art ziemlich anecken würde.
    Wobei ich den Monolog am Ende des Abschnitts ja total genial fand, ich denke Jacob zum schweigen zu bringen ist echt eine Kunst, die ja scheinbar nicht mal Wilhelm wirklich beherrscht :lache


    Was es mit den Morden auf sich hat, erschließt sich mir noch gar nicht, ich bin ja mal gespannt, was dahinter steckt.


    Und bei der Sache in Bökendorf kann ich mir grob vorstellen was passiert ist, aber auch da harre ich der Dinge die da kommen :-)

  • Zitat

    Original von Tanja Kinkel
    Fritz Wegner als Selfpublisher: unbedingt. Und Twitter-Troll. :-]


    :rofl
    Genau so habe ich ihn mir auch vorgestellt.


    Das Zusammenspiel der beiden Brüder bzw. Schwestern untereinander lässt mich immer wieder schmunzeln, sprachlich ganz großes Kino. :grin


    Auch ich rätsele, was es mit den beiden so unterschiedlichen Mordopfern auf sich hat, ob sie beide wegen der gleichen Sache zum Schweigen gebracht werden sollten und warum der Verdacht auf die Gebrüder Grimm gelenkt werden soll.


    Zwergin
    Vielleicht würde Annette heute auch noch anecken, da bin ich mir aber nicht so sicher, denn sie hätte nicht so enge Schranken wie damals und viel mehr Möglichkeiten, sich zu entfalten. Außerdem müsste sie vermutlich ihr eigenes Geld verdienen, das wäre eine ganz andere Herausforderung. Die sie sicherlich meistern würde, daran habe ich keine Zweifel - nur ihr Leben würde ganz anders verlaufen, ohne den Kampf gegen die männlichen Windmühlen.


    PS Bin nicht sicher, ob das Buch in diesem oder dem nächsten Abschnitt vorkommt: "adelsstolz" Zum GLÜCK gibt es heute im allgemeinen Sprachgebraucht so gut wie keine Notwendigkeit mehr für dieses Wort.


    Was hat Annette so verändert? Schnell weiterhören, bin zu neugierig.

    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
    ("Vielmehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.")

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  • Ein sprachlich grandioses Buch bisher. Auch wenn ich mir selbst eingestehen muss, dass ich beim Lesen mehr Konzentration als sonst benötige. Das spricht aber sehr für den Roman.


    Die männliche Überlegenheit, die sich die Herren im Roman zuschreiben, war zu der Zeit ja üblich und anerkannt. Selbst heute verfällt so mancher nun ja "Mann" in diesen Irrglauben. Ich lese solche Passagen mit einem Schmunzeln und habe erstmals Nette innerlich bejubelt, als sie den Monolog über die Morde hielt. Ganz großes Kino.


    Wer nun allerdings hinter den Morden steckt, vermag ich nicht zu sagen. Ich habe keinerlei Verdächtigen, was ich als erfrischend empfinde.


    Fritz Wegner gibt wirklich ein großartigen Möchte-Gern-Autoren ab. Inklusive Nonmentions und Markieren und Beiträgen :lache Zumindest, wenn er heute leben würde.


    Ein Zitat ist mir im Gedächtnis geblieben (auch wenn ich es nicht wortwörtlich wiedergeben kann) "Wer mit seinem Leben zufrieden ist, der sieht keine Notwendigkeit, Bücher zu schreiben" Das lässt tief blicken :rofl


    Waren Fußbodenheizungen echt damals schon en vogue? Da habe ich gestaunt.


    Ich vermute, dass Nette und Straube sich in Bökendorf zu nah kamen, vielleicht sogar Sex hatten und dies nun als Schande über ihr liegt. Oder sie wollte mehr von Straube und er hat sie lautstark abgewiesen? :gruebel

  • Logan-Lady, Fußbodenheizungen gab es tatsächlich bereits, aber mehr in Frankreich als in deutschen Fürstentümern. Wie gesagt, diejenige, die Jerome Bonaparte im Kasseler Stadschloß hatte einbauen lassen, sorgte indirekt für den großen Schloßbrand im kältesten Winter seit Jahren, was zu Jacobs Bücherrettungsaktion führte, die in dem Buch ein, zweimal erwähnt wird.

  • Logans Lady, nicht nur von den Grimm’schen Büchern. So etwas wie Urheberrecht im heutigen Sinn war noch nicht vorhanden. War ein Buch erfolgreich, tauchten flugs Raubkopien auf, von denen weder der ursprüngliche Verlag noch der Autor etwas hatten. Der erste deutsche Autor, dem es gelang, so etwas wie ein Copyright für sich zu etablieren, war Goethe, und der konnte das nur, weil er Minister in Weimar war.


    Wenn man etwas weiter zurückgeht in der Literaturgeschichte, gibt es einen sehr berühmten Fall, wie ein Autor innerhalb seines Werkes nicht nur auf Raubkopien, sondern auf unautorisierte Fortsetzungen (auch die gab es massenweise) eingeht, und das ist der zweite Band des “Don Quixotte” von Miguel de Cervantes. Nach Erscheinen des ersten Bandes gab es eine Menge Autoren, die sich an den Erfolg hängten und flugs eigene Fortsetzungen schrieben. Daher läßt Cervantes Don Quixotte und Sancho Pansa zu Beginn des zweiten Bandes eine Menge Leute treffen, die falsche Geschichten von ihnen gehört haben... :-] :nono

  • Mit diesem Leseabschnitt bin ich bislang erst ungefähr zu Hälfte durch. Nicht, weil mir das Buch nicht gefällt (tut es!), sondern weil mir gerade einfach die Zeit zum Lesen fehlt. Ich bin aber zuversichtlich, das sich das bald wieder ändert.


    Dass der zweite Mord Wegenr trifft, habe ich jetzt nicht vorausgesehen. Und dann noch mit Schneewittchens Apfel (hat er eine Stiefmutter?).
    Über die genauen Todesumstände weiß ich bisher noch nichts - dazu gibt es sicher bald noch nähere Informationen.


    Oberwachtmeister Blauberg ist offenbar doch nicht so "schlicht", wie ich am Anfang dachte. Mit seiner Kombinationsgabe und seinem politischen Gespür hat er mich durchaus überrascht. Und er verfügt über ein beachtliches Repertoire an Schimpfworten (gut gefiel der "Hosenlump" :grin).


    Wer hinter den Morden steckt und welche Verbindung zwischen der ermordeten Freifrau und Wegner besteht, ist mir im Moment überhaupt noch nicht klar.


    Allerdings frage ich mich, ob zwischen den schon mehrfach erwähnten verschwundenen Gemälden und den Bildern in von Kerns "Privatgalerie" irgendein Zusammenhang besteht. Immerhin hält er die Bilder ja wohl gut unter Verschluss.


    Überrascht hat mich, dass Wilhelm offensichtlich auch an dem Vorfall um Annette (und Straube?) beteiligt war. Das würde dann vielleicht auch die Bitterkeit erklären, die aus Annettes Briefzitat zu Anfang des zweiten Teils spricht.


    Schön geschildert finde ich den Umgang der Geschwister Grimm bzw. Droste untereinander, der die verschiedenen Persönlichkeiten und ihre Beziehungen zueinander lebendig werden lässt.


    Ich bin auf jeden Fall gespannt, wohin sich die Geschichte entwickelt ...

  • Zitat

    Original von Lady Perry


    Dass der zweite Mord Wegenr trifft, habe ich jetzt nicht vorausgesehen. Und dann noch mit Schneewittchens Apfel (hat er eine Stiefmutter?).


    Ich hoffe, ich greife nicht vor. Zur Vorsicht spoilere ich
    [sp] Wilhelm diskutiert doch mit jemanden über die Grausamkeit der Märchen. Und dort wird unter anderem bemängelt, dass es immer die Mütter sind, die ihre Kinder umbringen wollen, woraufhin Wilhelm anbietet, dass es auch Stiefmütter sein könnten. Somit gab es in der Version der Märchen, die hier eine Rolle spielen, noch keine bösen Stiefmütter oder? [/sp]

  • Logans Lady, ja, die Stiefmütter erhielten ihren bösen Ruf erst mit der zweiten Auflage. In der ursprünglichen Edition der Grimm'schen Märchen werden Hänsel und Gretel noch von der biologischen Mutter im Wald zurückgelassen, und die gleiche Königin, die sich ein Kind so rot wie Blut, so weiß wie Schnee und so schwarz wie Ebenholz wünscht, wird später auf ihre Tochter eifersüchtig...

  • Zitat

    Original von Tanja Kinkel
    Logans Lady, ja, die Stiefmütter erhielten ihren bösen Ruf erst mit der zweiten Auflage. In der ursprünglichen Edition der Grimm'schen Märchen werden Hänsel und Gretel noch von der biologischen Mutter im Wald zurückgelassen, und die gleiche Königin, die sich ein Kind so rot wie Blut, so weiß wie Schnee und so schwarz wie Ebenholz wünscht, wird später auf ihre Tochter eifersüchtig...


    Soviel zum eigentlichen Plan, möglichst ursprüngliche Märchen aus dem Volksmund zu erhalten. :-( Von den Konsequenzen für den Ruf der Stiefmütter ganz zu schweigen.


    Zum ersten Mal hatte ich davon in dem Buch von Neil MacGregor "Germany: Memories of a Nation" gehört und auch Melvyn Bragg hat sich dort mal damit beschäftigt.


    Schade eigentlich, dass man sich in der Schule (zumindestens auf denen, die ich besucht habe) so überhaupt nicht mit Märchen beschäftigt. Auch dass viele vermeintlich deutsche Märchen aus Frankreich kamen, finde ich sehr interessant.

    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
    ("Vielmehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.")

  • Ottifanta, in der Schule hatte ich auch nichts darüber gehört, aber einer meiner Germanistik-Professoren, Dietz-Rüdiger Moser, hatte Märchen als Spezialgebiet, und da erfuhr ich zum ersten Mal vom Stiefmutter-Ruf-Ruin und anderen Details. :-)


    Der französische Ursprung kam u.a., weil mehrere der Grimm'schen Quellen, u.a. die Schwestern Hassenpflug, aus Familien kamen, die von unter Ludwig XIV aus Frankreich emigrierten Hugenotten abstammten. Die Großmutter der Hassenpflugs sprach noch reines Französisch. (Dafür wurde später Ludwig Hassenpflug, den Lotte Grimm heiratete, ein ultrakonservativer Nationalist mit unglaublichem Anti-Franzosen-Komplex, aber das geschah erst nach Lottes Tod.)


    Wie ich mich erinnere, sagte Professor Moser damals, das ihn bei einem Märchen wie "Rapunzel" den Ursprung bei einer französischen Hofdame (die es als erste aufschrieb, viele Generationen, ehe es die Hassenpflugs den Grimms als Volksmärchen erzählten) nicht überrasche, weil dieses Märchen mit etwas anfängt, auf das kein männlicher Verfasser gekommen wäre: eine Frau hat während der Schwangerschaft dringend Appetit auf ein ganz spezielles Gericht und nichts anderes darf es sein...

  • Ich halte mich kurz, weil ich schon im nächsten Abschnitt/Teil bin.


    Jacob kommt mir tatsächlich wie jemand vor, der keine sozialen Kompetenzen hat und vor allen Dingen nicht mit Menschen kommunizieren kann.


    Jenny ist diejenige, die mir momentan am nächsten ist.


    Annette eckt an, wo sie nur kann, aber ich glaube, dass dies genau das ist was sie will.


    Die Fußbodenheizung hat mich auch beeindruckt, wieder etwas gelernt ;-)


    Sprachlich kann ich nur zustimmen braucht man bei dem Buch Konzentration. Ich lese auf in der Bahn (pendle zur Arbeit), da ist es echt schwierig, zu Hause fluscht es dann um so besser, denn diese Sprache passt genau zu diesem Buch, wie die Faust aufs Auge
    :anbet
    Großartig!

  • Zitat

    Original von Eliza08



    Jacob kommt mir tatsächlich wie jemand vor, der keine sozialen Kompetenzen hat und vor allen Dingen nicht mit Menschen kommunizieren kann.


    So kam mir Jacob nicht vor, klar, er ist ein Eigenbrötler, ich finde aber, weil er es so will und nicht, weil er nicht anders kann.