'Wölfe' - Teil 3

  • Ja, man sieht die historischen Figuren immer durch die Brille der jeweiligen Autoren. Mir gefällt, wenn meine bisherige Meinung auch mal auf den Kopf gestellt wird, weil die Sicht auf die Person ganz anders ausfällt. Mir ist das schon öfter passiert und ich finde es immer wieder erfrischend und den Horizont erweiternd.

    Das gefällt mir hier auch richtig gut, dass Cromwell hier so anders und sympathisch dargestellt wird.

    More mochte ich eh noch nie, der ist mir zu fanatisch.

  • Ja, man sieht die historischen Figuren immer durch die Brille der jeweiligen Autoren. Mir gefällt, wenn meine bisherige Meinung auch mal auf den Kopf gestellt wird, weil die Sicht auf die Person ganz anders ausfällt. Mir ist das schon öfter passiert und ich finde es immer wieder erfrischend und den Horizont erweiternd.

    Das kann ich nur :write
    Ganz fasziniert bin ich immer, wie sehr man eine historische Figur mögen oder verabscheuen kann, je nachdem wie gut der Roman erzählt wird.
    Und gleichzeitig mag ich die unterschiedlichen Sichtweisen. Durch Hilary Mantels langsame und intensive Erzählweise, bekommt man auf diese Zeit doch nochmal einen ganz anderen Blick.

  • Durch Hilary Mantels langsame und intensive Erzählweise, bekommt man auf diese Zeit doch nochmal einen ganz anderen Blick.

    Auf jeden Fall!

    Wobei ich mich schon öfter frage, inwieweit ihre Sichtweise auf Recherche beruht bzw. historisch belegt ist oder auf ihrer persönlichen Interpretation bzw. dichterischen Freiheit fußt. Gerade wenn sie so sehr in Details geht.

  • Auf jeden Fall!

    Wobei ich mich schon öfter frage, inwieweit ihre Sichtweise auf Recherche beruht bzw. historisch belegt ist oder auf ihrer persönlichen Interpretation bzw. dichterischen Freiheit fußt. Gerade wenn sie so sehr in Details geht.

    Man liest ja immer wieder, dass sie sehr intensiv über mehrere Jahre recherchiert hat. Die historische Abläufe sind wohl korrekt wiedergegeben, genauso wie das Leben am köngiglichen Hof, die Abläufe etc. Inwieweit ihr Cromwell dem echten Cromwell näher kommt, als andere Schriftsteller, dazu habe ich noch nichts gefunden.

  • Es gibt einige Autoren, die richtig intensiv recherchieren. Ob das aber in Bezug auf das Wesen von Personen viel bringt?

    An Daten gibt es ja meist nichts zu interpretieren, aber Menschen können in der einen Quelle so und in der nächsten ganz anders beurteilt werden.


    Mir ist das ganz besonders aufgefallen in dem Buch über Maria Theresia, das ich im letzten Jahr gelesen habe. Da hat die Autorin das auch offen gemacht und auch über die Gründe nachgedacht, warum die eine Beurteilung so und nicht anders ausfiel. Es ist allerdings auch kein Roman sondern ein Sachbuch.

  • An Daten gibt es ja meist nichts zu interpretieren, aber Menschen können in der einen Quelle so und in der nächsten ganz anders beurteilt werden.

    :write


    Es werden so viele, ich nenne es mal "Anekdoten", obwohl es das sicher nicht ganz trifft, erzählt. Bei denen frage ich mich dann immer wieder, ob sie erdacht oder belegt sind. Ich bin aber zu bequem, das zu recherchieren ;) und nehme sie jetzt einfach als Mittel zum Anschaulichmachen der Persönlichkeiten und der Atmosphäre. Denn das gelingt ihr damit supergut.

  • Ob Cromwell ein Tagebuch geführt hat weiß ich nicht. Aber sein Sohn und auch einige andere seiner Vertrauten waren oder wurden ja ebenfalls zu Personen der Zeitgeschichte, über die an vielen Stellen geschrieben wurde.

    Es scheint sicher zu sein, dass er seine Familie sehr geliebt hat. Es war eine Zeit, die schon viele schriftliche Zeugnisse hinterlassen hat.


    Aber schließlich ist es ein Roman, da darf auch was erfunden werden.

  • Dieses Buch ist merkwürdig: es kostet mich immer etwas Überwindung, es zur Hand zu nehmen, weil es nach Konzentration verlangt, also gebe ich mir einen Ruck und sage mir, bis zum nächsten Absatz kannst du schon lesen. Und dann fange ich an, und schon nach wenigen Sätzen nimmt es mich gefangen und ich mag gar nicht mehr aufhören. Wenn ich aber dann doch eine Pause einlegen muss, fällt es mir wieder genau so schwer wie vorher, die Lektüre wieder aufzugreifen ....

    Ich finde es faszinierend, wie Mantel ihre Figuren ausstaffiert. Thomas More hatte ich eigentlich eher positiv besetzt, kenne aber kaum mehr als den Wikipedia-Eintrag, und finde hier nun einen echten Widerling vor. Anne Boleyn wirkt auf mich übrignes nicht so berechnend, eher verzweifelt. Sie hat ihr Glück auf Henry gesetzt und sieht ein drohendes Scheitern. In einer Zeit, in der Frauen ohne Ehemann kaum etwas bewirken konnten, sicher nicht einfach. Und je länger alles dauert, desto älter wird sie und desto riskanter eine Schwangerschaft, das ist ihr sehr bewusst, scheint mir.

  • Dieses Buch ist merkwürdig: es kostet mich immer etwas Überwindung, es zur Hand zu nehmen, weil es nach Konzentration verlangt, also gebe ich mir einen Ruck und sage mir, bis zum nächsten Absatz kannst du schon lesen. Und dann fange ich an, und schon nach wenigen Sätzen nimmt es mich gefangen und ich mag gar nicht mehr aufhören. Wenn ich aber dann doch eine Pause einlegen muss, fällt es mir wieder genau so schwer wie vorher, die Lektüre wieder aufzugreifen ....

    Mir geht es ganz ähnlich.

    Aber mir war von Anfang klar, dass ich an diesem Buch länger lesen werde und nehme es entspannt. Uns treibt ja hier keiner :).

  • Mir geht es ganz ähnlich.

    Aber mir war von Anfang klar, dass ich an diesem Buch länger lesen werde und nehme es entspannt. Uns treibt ja hier keiner :).

    Ich kann Euch nur zustimmen - einmal angefangen ist man direkt im Lesefluß. Aber es kostet mich schon Überwindung, es anzupacken. Es ist halt kein Buch für nebenher...

  • bibliocat, selbst beim zweiten Lesen ging mir das so. Es geht so schnell, dass man eine wichtige Information überliest und plötzlich gibt das ganze gar keinen Sinn mehr.

    Aber es lohnt sich. :-]

    Ja, das Buch ist wirklich sehr interessant geschrieben. Ich lese es jetzt auch zum zweiten Mal, die Fortsetzung habe ich auch schon gelesen...