Die Abenteuer der Cluny Brown - von Margery Sharp


  • Titel: Die Abenteuer der Cluny Brown
    Autor: Margery Sharp

    Verlag: Eisele Verlag
    Erschienen: 09.03.2018
    Seitenzahl: 352

    ISBN-10: 3961610045

    ISBN-13: 978-3961610044

    Preis gebundene Ausgabe: 20,- €


    51icmiL9OML._SX305_BO1,204,203,200_.jpgKurzbeschreibung (Quelle: Eisele Verlag)

    Eine charmante literarische Wiederentdeckung...

    Cluny Brown hat zwei unverzeihliche Fauxpas begangen. Erst nimmt sie ihren Nachmittagstee im Ritz, dann bleibt sie einen ganzen Tag Orangen essend im Bett. Sie weigert sich schlicht, den ihr zugewiesenen gesellschaftlichen Platz einzunehmen. Um sie zur Vernunft zu bringen, schickt ihr Onkel, seines Zeichens Klempner und Erziehungsberechtigter der Waise Cluny Brown, sie als Dienstmädchen in eine aristokratische Familie aufs Land. Auf dem Herrensitz Friars Carmel in Devonshire begegnet Cluny ihren Vorgesetzten Sir Henry, dem Inbegriff eines englischen Landadeligen, und seiner Gattin Lady Carmel, die mit Charme und Souveränität die Geschicke des Anwesens lenkt. Ihr Sohn Andrew lernt derweil in London einen polnischen Intellektuellen kennen und bringt ihn mit nach Friars Carmel, um ihn vor den Gefahren des drohenden Krieges zu schützen. Und dann sind da noch Andrews schöne Freundin und der altmodische Dorfapotheker. Während alle ver­suchen, mit den Herausforderungen einer sich rasend schnell verändernden Welt Schritt zu halten, bleibt Cluny einfach Cluny und steckt die anderen mit ihrer ungetrübten Lebenslust an.


    Über die Autorin (Quelle: Eisele Verlag)

    Margery Sharp, 1905 in Salesbury geboren, veröffentlichte ihre ersten Erzählungen im Alter von 21. Cluny Brown, einer ihrer erfolgreichsten Romane, wurde 1946 von Ernst Lubitsch unter dem Titel Cluny Brown auf Freiersfüßen verfilmt. In ihrer langen Karriere schrieb Margery Sharp zahlreiche internationale Bestseller, darunter ihr Jugendbuch The Rescuers, die literarische Vorlage für Walt Disneys weltberühmten Zeichentrickfilm Bernard und Bianca. Sie starb 1991 in Suffolk.



    Mein Leseeindruck

    Cluny Brown – ich finde schon der Name klingt besonders und machte mich sofort neugierig auf die junge Frau, über die alle dachten, sie sei unangepasst und wisse nicht wohin sie gehöre. Schon auf den ersten Seiten wird dem Leser deutlich gemacht, wie schwer es der Klempner Mr. Porritt mit seiner Nichte hatte. Aber eigentlich meinte es Cluny doch nie böse und aus heutiger Sicht kann ich ihr auch nicht verdenken,dass sie das Wohlfühl-Rezept aus der Zeitschrift unbedingt ausprobieren und daher einen ganzen Tag Orangen essend im Bett verbringen wollte. Für die damaligen Verhältnisse im England der dreissiger Jahre war ihr Verhalten selbstredend mehr als unschicklich und ihr Onkel weiss sich nicht mehr anders zu helfen, als sie als Stubenmädchen aufs Land zu schicken. Auch als schlimme Ereignisse ihre Schatten voraus warfen und sich ein polnischer Schriftsteller auf dem Herrensitz, in dem Cluny arbeitete, vor den Nazis versteckte, behielt Cluny ihre pure Lebenslust und war sich auch nie wirklich bewusst, in was für Fettnäpfchen sie immer wieder hinein stapfte.


    Margery Sharp, von der ich bisher nur Bernard und Bianca kannte, ist in diesem Buch eine ganz besondere Figur gelungen. Cluny brauchte nicht lange, um sich mit ihrem sonnigen Gemüt und ihrer puren Lebenslust in mein Herz zu schleichen. Trotz ihrer oft unbedarften Art, ist sie alles andere als dumm und sie bringt die Menschen in ihrem Umfeld immer wieder zum Staunen. Die Autorin beweist mit „Cluny“ viel Erzähltalent und sie schafft ohne unnötigen Schnickschnack eine überaus angenehme Atmosphäre. Die Sprache ist leicht und flüssig, ohne alltäglich zu wirken und man spürt zwischen den Zeilen so manches Zwinkern in den Augen der Autorin. Ich hatte jedenfalls die meiste Zeit beim Lesen ein breites Lächeln auf dem Gesicht.


    Obwohl es auf den ersten Blick eine sehr leichte Lektüre ist, mangelt es der Geschichte nie an Tiefe. Ich habe das Buch überaus gerne gelesen und Cluny hat mir sehr viel Freude bereitet. Auf der Welt müsste es einfach viel mehr Clunys geben. So würde mehr Leichtigkeit den Weg in den Alltag finden und ich bin mir sicher, dass sogar die Sonne ein bisschen heller scheinen würde.

    Eigentlich brauche ich es ja nicht mehr zu erwähnen – es liegt mir aber am Herzen: eine ganz klare Leseempfehlung von mir für alle, die Geschichten von „damals“ mögen.

    Lesen ist ein grosses Wunder

    Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von Ayasha ()

  • Ich teile Ayashas Einschätzung völlig: Dies ist ein ganz wunderbares und besonderes Buch! Dieser Zauber basiert vor allem auf der erfrischenden Figur der Cluny Brown, Nichte eines Londoner Klempners und später Dienstmädchen auf einem abgelegenen Gut in Devonshire.


    Beginnt der Roman vom Setting her noch wie ein Mix aus Agatha Christie, Jane Austen und den Brontë-Schwestern, so nimmt er doch einen völlig anderen Verlauf: Cluny verweigert sich der ihr zugewiesenen Stellung in der gesellschaftlichen Hierarchie und den ihr damit gebotenen Möglichkeiten. Sie möchte einfach nicht verstehen, warum man sich nicht selbst den Platz im Leben zuweisen darf, den man haben möchte, und warum den unterschiedlichen Ständen unterschiedliche Freiräume zugestanden werden. Der Roman kratzt also heftig an dem starren Klassendenken, wie es in England bis heute eine Rolle spielt, und ist so ein wunderbares Plädoyer fürs reine freie Menschsein und die Verfügungsgewalt über das eigene Leben, ohne Beachtung der Herkunft und der sozialen Schicht, in die man hineingeboren wurde. Dies gelingt der Autorin ohne moralischen Zeigefinger, dafür jedoch mit viel Humor, amüsanten Charakterisierungen und skurrilen Dialogen.


    Die Handlung spielt zwar vor dem zunehmend ernsten historischen Hintergrund der Nazizeit, aber die Leichtigkeit des Romans bleibt zum einen durch das besondere Wesen und die Aktivitäten der Hauptfigur, zum anderen durch die fortwährenden ironischen Kommentare der auktorialen Erzählerin stets erhalten und macht das Buch gleichermaßen zu einer erfreulich entspannenden, aber auch nachdenklich stimmenden Lektüre.


    Ich hatte sehr viel Freude und schöne Lesestunden mit diesem Buch, das auch vom Cover her m.E. ein echter Hingucker ist, und vergebe 10 von 10 Punkten.

  • Die zwanzigjährige Clover Brown, genannt Cluny, ist Waise und lebt daher bei Ihrem Onkel Arnold Porritt. Der mag seine Nichte, aber findet es sehr schwer mit Cluny umzugehen, denn Cluny ist sehr speziell. Ihr Onkel ist der Meinung, dass sie einfach keine Ahnung hat, was sich gehört. Sie nimmt ihren Tee im Ritz und verbringt den Tag orangenessend im Bett. Dann übernimmt sie auch noch einen Auftrag ihres Onkels, weil der gerade nicht verfügbar ist. Da das so nicht weitergehen kann, schickt ihr Onkel sie in Stellung. Cluny wird Stubenmädchen bei Aristokraten auf dem Land. In Friars Carmel trifft sie Sir Henry und seine Gattin Lady Carmel, Sohn Andrew und seine Freundin Betty aus London sowie den Polen Adam Belinski. Auf Frias Carmel scheint die Zeit stehengeblieben zu sein, obwohl England sich auf den krieg vorbereitet.

    Dieses Buch ist eine Neuveröffentlichung des 1944 erstmals veröffentlichten Romans „Das Mädchen Cluny Brown“.

    Der Schreibstil passt wunderbar zum britischen Leben jener Zeit. Die Charaktere sind sehr gut und individuell dargestellt. Der Herr des Hauses Sir Henry frönt dem süßen Nichtstun, Lady Carmel hat alles im Griff und Andrew ist fasziniert vom drohenden Krieg. Cluny ist natürlich die Hauptperson. Sie ist einfach Cluny, will sich nicht anpassen und gibt nichts auf gesellschaftliche Konventionen. Mit ihrer ungewöhnlichen Art zieht sie die Aufmerksamkeit der Menschen auf sich, auch die des Apothekers Wilson.

    Der Roman spielt in einer Zeit, in der das Klassendenken gepflegt wurde, aber die Protagonistin Cluny schert sich nicht darum, sondern begegnet allen Menschen auf Augenhöhe. Sie erfüllt ihre Aufgaben und tut doch das, was sie will.

    Ein unterhaltsamer Roman mit einer liebenswert spontanen und etwas unkonventionellen Protagonistin, der mir gut gefallen hat.


    4/5

  • Cluny Brown, die junge, wilde Stieftochter eines Klempners ist mir eine durchwegs sympathische junge Dame.


    Was macht sie so besonders? Hierfür sollte man wissen, dass dieser Roman bereits in 40er Jahren erschien. Unter diesem Hintergrund muss man sagen, dass Cluny ziemlich taff ist, sich Handlungen traut, die weder ihr noch ihrem Stand angemessen sind. So geht sie z.B. alleine ins Ritz und trinkt einen Tee. Für uns heute normal, aber damals?


    Als sie dann ihren Onkel, der gleichzeitig ihr Stiefvater ist, vertritt, reicht es ihm und seiner Schwester. Sie sind der Meinung, dass Cluny außer Haus in Stellung gehen muss. Die beiden suchen für sie eine Stelle als Haushälterin in einem vornehmen Haus in England.


    Aber auch da kann sie sich nicht immer anpassen, ob gewollt oder ungewollt, das sei einmal dahingestellt.


    Zur gleichen Zeit erscheint in diesem Haus der Freund des Sohnes, ein angeblich polnischer Professor. Ob und wie die beiden sich verstehen, möchte ich hier nicht verraten.


    Ich fand das Buch amüsant, kurzweilig und richtig nett - Punktabzug gibt es dafür, dass Cluny nicht durchwegs unanpassbar war.


    8/10 Eulenpunkte