'Norden und Süden' - Kapitel 18 - 25

  • Diesen Abschnitt habe ich gelesen.

    Wow, es passiert ja einiges beim Streik. Und natürlich Margaret mitten drin.

    Mrs. Hale hat einen "spasm". Muskelkontraktion. nofret78 , kann es sein, dass die Krankheit MS ist und Mrs. Hale einen Schub hatte? Der Arzt meinte ja, es würden noch mehrere Folgen.


    Ich wusste auch nicht, dass es damals Wasserbetten gab. Ich dachte, dass wäre eine neumodische Erfindung.


    Margaret überredet Mr. Thornton, dass er mit seinen Männern reden muss und als sie sieht, dass das nicht wirklich klappt, rennt sie raus zu seiner Verteidigung.


    Mr. Thornton meint jetzt, er würde sie ewig lieben. :gruebel Erst lehnt sie erbost aber aber die anschließenden Gedanken als er fort war, waren schon wankend.


    Mama Hale will unbedingt Frederik wiedersehen. Ob er kommt?

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

  • Ich habe nach der Geschichte der Wasserbetten gegoogelt, aber nicht viel gefunden: http://www.wasserbetten1.net/geschichte/


    Jedenfalls wurden im 19. Jahrhundert Wasserbetten für bettlägerige Patienten verwendet, um Wundliegen zu verhindern.


    In diesem Abschnitt wurde mir endgültig klar, dass Norden und Süden ein ganz anderes Buch ist als Cranford. Die humorvolle Leichtigkeit, die Spritzigkeit, die leichte Melancholie von Cranford steht in vollem Kontrast zu diesem Buch. Bisher finde ich das Buch unsagbar deprimierend, trostlos und melodramatisch. Überall Armut, Schmutz, Elend, Krankheit, Tod, Oberflächlichkeit.


    Ich bin zwar noch nicht durch mit diesem Abschnitt, aber: Der dramatische Höhepunkt für mich ist hier die Eskalation des Streiks. Irgendwie ist jede Seite im Recht und gleichzeitig im Unrecht. Wie immer es ausgeht, alle scheinen zu verlieren.

    Kinder lieben zunächst ihre Eltern blind, später fangen sie an, diese zu beurteilen, manchmal verzeihen sie ihnen sogar. Oscar Wilde

  • Bisher finde ich das Buch unsagbar deprimierend, trostlos und melodramatisch. Überall Armut, Schmutz, Elend, Krankheit, Tod, Oberflächlichkeit.

    In diesem Abschnitt bin ich noch nicht allzuweit, drum erst mal nur dazu.


    Ich lese das Buch ja zum zweiten Male (die Verfilmung habe ich auch bereits mehrfach gesehen), aber ich empfinde das Buch trotz des vielen Leids nicht als deprimierend. Damals war das zeitgenössiche Literatur, für uns heute ist das ein historischer Roman, der die Zustände beschreibt, wie sie waren. Elizabeth Gaskell lebte als Frau eines Geistlichen in Manchester, hat all das Elend mit eigenen Augen gesehen und ließ manches von ihren Erfahrungen in den Roman einfließen. Aber *für mich* schreibt sie, wie Scholochow im "Stillen Don", so, daß es auf mich nicht deprimierend wirkt, sondern irgendwie scheint von irgendwoher auch an den dunkelsten Stellen ein Licht hervor, das beruhigend und tröstlich wirkt. Anders kann ich es gerade nicht beschreiben.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Wasserbetten sind gut geeignet zur Dekubitusprophylaxe, interessant, dass es diese seinerzeit schon gab. Die heutigen Wechseldruckmatratze sind vom Prinzip her ja ähnlich.

    Das Buch wird irgendwie immer etwas bedrückender. Gerade die Szenen mit Bessie gehen mir da nahe. Ein junges Mädchen, dem Tod geweiht, so "abgeklärt" diesbezüglich und sich Sorgen um andere machend. Nett von Margaret, dass sie sie besucht. Bessie scheint auch Freude an ihren Besuchen zu haben.

    Ich fand es von Margaret außerdem sehr mutig vor die "Meute" zu treten. Krass jedoch, zu was Menschen fähig sind, nach einer Frau mit Steinen werfen, pfui. Auch wenn sie verzweifelt sind.

    Mit Mr.Thorntons Liebeserklärung war die Ärmste ja total überfordert, kein Wunder, nach dem was sie alles um die Ohren hat.

    Sorgen macht mir auch Mrs. Hale.

    Lesebiene

    Zu Deiner Frage , in meiner Ausgabe ist es mit "Krämpfe" übersetzt. Spasmen sind ja auch Krämpfe.Ich denke weniger an MS, denn zur damaligen Zeit hatte man wohl noch nicht die Mittel um die Schübe abzumildern. Außerdem weiß ich nicht, ob man MS schon damals als Erkrankung kannte. Mit Opiatgabe waren sie damals sehr schnell bei der Sache, Morphium wurde ja bei jeder Gelenheit verabreicht. Aber, für einen Schub hat sie sich dann doch recht schnell wieder erholt, bei MS - Patienten die kannte ging das ( auch nach Opiatgabe ) nicht so schnell. Dafür erschien mir Mrs. Hale dann auch zu schnell wieder einigermaßen mobil... Allerdings bin ich auch kein Neuro-spezialist, auf meiner "Inneren" hatten wir diese Patienten weniger, die kamen meist auf die Neuro. Aber eine Bekannte hat auch MS, von ihr hab ich ein bisschen mitbekommen.

    Mit "Krämpfen" wurde damals ja ziemlich viel umschrieben ( da habe ich erst vor kurzem wieder etwas darüber gesehen, da hieß es die Frau sei "unpäßlich" wegen Krämpfen -> dann war es letztendlich eine Vergiftung), ich denke noch immer, dass sie irgend ein bösartiges Leiden hat. Irgendein Tumor, vielleicht im Bauchraum. Tumorschmerzen müssen höllisch sein, je nach Fortschritt der Erkrankung, und Opiate sind da das Schmerzmittel der Wahl (in Komination mit anderen).

    Ich hoffe, Frau Gaskell klärt uns diesbezüglich noch auf.

  • Spasm hatte ich im Tolino Wörterbuch nachgeschlagen und es hieß, dass wären Muskelkontraktionen. Medizinisch habe keine Ahnung. Vielleicht klärt die Autorin uns auf.

    TBC bei Bessi ist eine gute Möglichkeit, die schlechte Luft und dazu der Hunger.

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    Wendy Wasserstein

  • Spasmen sind ja Krämpfe, von daher hat dein Tolino ja die Wahrheit gesagt. Es gibt Spasmen eben nicht nur im Bewegungsapparat, auch Gefäße können davon betroffen sein u.a. Wir dürfen gespannt sein, was uns Frau Gaskell noch darüber verrät.

    TBC oder eine Silikose ("Staublunge" umgangssprachlich), ich tippe auf zweiteres wegen dem Rauch und dem Staub von der Fabrik her.

  • Ich bin nun auch mit diesem Abschnitt durch und die Zustände sind zeitgemäß und dadurch bedrückend, aber als deprimierend empfinde ich sie nicht.


    Und dann dieses Theater, das die Mutter um die Kleidung von Margaret für den Besuch bei Thorntons macht :chen


    Margaret immer an der Front, so auch beim Streik. Aber mit Steinen auf eine Frau zu werfen war m.E. schon damals ein no go. Bin gespannt wie es weiter geht, ob die Iren bleiben oder ob sie gehen müssen.


    Bessy finde ich auch abgeklärt wie sie mit ihrer Krankheit um den Tod umgeht - irgendwie unglaublich, sie ist ja noch ein Kind.


    Wasserbett hätte ich auch als neuzeitlich eingeordnet.


    Jetzt weiß endlich auch Mr. Hale wie es um seine Frau steht. Hier bin ich auch gespannt, ob der Sohn noch rechtzeitig auftaucht.

  • Ich stelle mir das mit dem Sohn schwierig vor. Zumal er ja wegen Meuterei verurteilt ist und ihm in England der Tod droht. Nimmt er tatsächlich das Risiko auf sich um seine kranke Mutter zu sehen? Ich finde es ehrlich gesagt von der Mutter sehr verständlich das sie ihr Kind noch einmal sehen will, andererseits auch etwas egoistisch im dem Risiko auszusetzen. Schwierige Situation...

  • Ich finde es ehrlich gesagt von der Mutter sehr verständlich das sie ihr Kind noch einmal sehen will, andererseits auch etwas egoistisch im dem Risiko auszusetzen. Schwierige Situation...

    Dies war auch mein erster Gedanke, Nofret.


    Es war ein aus der Not heraus geäußerter Wunsch. (Da ich das Buch höre, kann ich Dir nicht mehr sagen, in welchem Kapitel es war.) Aber ich meine mich zu erinnern, dass Mrs. Hale später bereute, diesen Wunsch ausgesprochen zu haben, und Margaret bat, ihrem Bruder noch einen Brief zu schreiben, um sein Kommen zu verhindern. Doch Margaret war sich sicher, dies würde zu nichts führen.


  • Bisher finde ich das Buch unsagbar deprimierend, trostlos und melodramatisch. Überall Armut, Schmutz, Elend, Krankheit, Tod, Oberflächlichkeit.

    Ich bin noch mitten in diesem Abschnitt, aber ich empfinde es ganz genauso. Einfach nur deprimierend und traurig.:(

    Ab morgen abend bin ich im Urlaub. Und ich weiß noch nicht, ob ich das Buch dann im Urlaub weiterlesen werde, weil es irgendwie gar nicht zu meiner Ferienstimmung zu passen scheint. Vielleicht mache ich die Woche, in der ich weg bin Pause mit dem Buch und lese es dann anschließend weiter.

  • Ich bin noch mitten in diesem Abschnitt, aber ich empfinde es ganz genauso. Einfach nur deprimierend und traurig

    Schönen Urlaub!


    Als ich das Buch das erste Mal gelesen habe (nach dem Ansehen der Verfilmung, durch die ich auf das Buch aufmerksam wurde), war ich mehr oder weniger über mich überrascht, wie ich ein Buch mit so viel Tod, Leid und Schmerz dennoch als "einfach schön" bezeichnen konnte. Das geht mir auch beim zweiten Mal Lesen so, ohne daß ich das rational begründen könnte.


    Tut mir leid, daß ich derzeit so wenig beitrage. Ich lese zwar beständig (wenngleich relativ langsam) weiter, aber zum ausführlichen Posten hier reicht es irgendwie nicht. Zumal ich bei vielem nicht weiß, was ich schreiben soll, weil ich ja den Fort- und Ausgang der Geschichte kenne. Ich hoffe, die nächsten Tage etwas mehr Ruhe zu haben, dann werde ich zumindest versuchen, auf einige Posts hier einzugehen.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zur Krankheit von Mrs. Hale.

    „Spasm“ steht logischerweise auch in meinem Text. Ich denke, wir müssen das mit dem Wissen der damaligen Zeit betrachten. Beispielsweise weiß man erst seit dem Ende des 19. Jhrhunderts zweifelsfrei, daß Bakterien als Krankheitserreger fungieren. (sieh z. B. > hier < ) Robert Koch hat 1876 den Zusammenhang zwischen Bakterien und Milzbrand erstmals nachgewiesen. „Norden und Süden“ ist 1855, also zwanzig Jahre früher, erschienen. Worauf ich hinaus will ist, daß man damals einfach zu wenig über Krankheiten wußte und Menschen an „ganz einfachen“ Dingen gestorben sind, ohne daß man gewußt hätte weshalb, die heute relativ leicht zu behandeln wären. Um damals zu überleben, brauchte man vermutlich eine „Saunatur“ - da hätte ich mein heutiges Alter mit ziemlicher Sicherheit auch nicht erreicht.


    Ende Kapitel 24, als Mr. Thornton Margaret einen Heiratsantrag macht, da mußte ich unwillkürlich an „Stolz und Vorurteil“ denken. Dort wie hier kam der Antrag unerwartet. Dort wie hier wurde er negativ beschrieden. Und dort wie hier waren „Stolz“ und „Vorurteile“ im Spiel. Ob es hier wie dort ausgeht, bleibt abzuwarten. :grin


    Jedenfalls kommt auch in diesen beiden Figuren der Gegensatz zwischen „Norden“ und „Süden“ mehr als trefflich zum Ausdruck.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")