Der Kreidemann - C.J. Tudor

  • Englischer Originaltitel: The Chalk Man




    Klappentext

    Alles begann an dem Tag, an dem sie auf den Jahrmarkt gingen. Als der zwölfjährige Eddie den Kreidemann zum ersten Mal traf. Der Kreidemann war es auch, der Eddie auf die Idee mit den Zeichnungen brachte: eine Möglichkeit für ihn und seine Freunde, sich geheime Botschaften zukommen zu lassen. Und erst einmal hat es Spaß gemacht – bis die Figuren sie zur Leiche eines jungen Mädchens führten. Das ist dreißig Jahre her, und Eddie dachte, die Vergangenheit liegt hinter ihm. Dann bekommt er einen Brief, der nur zwei Dinge enthält: ein Stück Kreide und die Zeichnung eines Strichmännchens. Und als die Geschichte beginnt, sich zu wiederholen, begreift Eddie, dass das Spiel nie zu Ende war ...



    Die Autorin

    C.J. Tudor wuchs auf in Nottingham, wo sie auch heute mit ihrem Lebensgefährten und ihrer kleinen Tochter lebt. Im Lauf der Jahre hatte sie eine Vielzahl von Jobs, unter anderem als Synchronsprecherin, Werbetexterin, TV-Moderatorin und Dogwalkerin. "Der Kreidemann" ist ihr erster Roman, der international für Furore sorgte und innerhalb kurzer Zeit in 39 Länder verkauft wurde.





    „Der Kreidemann“ ist ein sehr atmosphärischer und gut geschriebener Psycho-Thriller, der mit einer originellen Story besticht.


    Das Buch spielt auf zwei Zeitebenen. Hauptakteur ist bei beiden Eddie. In der Zeitebene 1986 ist er zwölf Jahre alt. Mit seinen Freunden Mike, Fat Gav, Hoppo und Nicky findet er in den Sommerferien eine Leiche. Die Tote ist ein Mädchen aus dem Ort, das bei einem schrecklichen Unfall entstellt wurde. Bei diesem Unfall war Eddie ebenfalls Augenzeuge.


    In der zweiten Zeitebene, Heute, führt Eddie (oder nun Ed) ein freudloses Leben als Lehrer in seiner kleinen Heimatstadt, in der damals der Mord geschah. Er trifft immer noch Hoppo und Gav. Doch die Geschehnisse aus der Vergangenheit holen ihn ein.


    Über die Handlung sollte man nicht allzu viel wissen, finde ich. Die Story lebt aber vor allem von der Stimmung. Die Autorin kann wunderbar mit wenigen Worten eine Szene umreißen. Die Personen werden schon nach wenigen Seiten sehr plastisch. Überhaupt hat mich die Schreibweise schon nach wenigen Seiten am meisten überzeugt. Die Story ist soweit OK und plausibel. Die persönlichen Verwicklungen der einzelnen Figuren untereinander sind nachvollziehbar beschrieben. Eddie ist auf beiden Erzählebenen eine sowohl sympathische aber auch ambivalente Figur. Kleine Dinge machen ihn ebenso unheimlich wie er eigentlich sympathisch ist. Ich wusste nicht, ob ich seinem Bericht trauen soll, obwohl er so nett rüberkommt als Figur. Die ganze Sache um die Kreidemännchen, diverse Charaktere und die Dynamik der Freundschaft ist schon recht komplex. Zugleich ist das Buch aber auch relativ entspannt und ruhig erzählt. Trotzdem empfand ich es als spannend. Oft enden die Kapitel mit einer kleinen Andeutung auf Kommendes. Aber der nächste Abschnitt spielt dann wieder in der anderen Zeitebene und man will schnell weiterlesen und so fliegen die Seiten nur so dahin.


    Mir hat an diesem Buch vor allem der Schreibstil gefallen. In den Rückblenden kommt ein wenig Nostalgie auf. Man muss an Filme wie „Stand by Me“ oder auch „Stranger Things“ denken. 5 Kinder im frühen Teenie-Alter sehen sich einer Gefahr aus der Erwachsenenwelt gegenüber. Einer davon, Ed, muss sich diesen Ängsten als Erwachsener wieder stellen. Dabei ist er an einigen Dingen nicht ganz unschuldig und ist in diesem Sinne ein unzuverlässiger Erzähler.


    Mir hat dieses Buch, trotz des einen oder anderen Makels, sehr gut gefallen. Es ist flüssig zu lesen, gut geschrieben, sehr menschlich und nachvollziehbar und auch spannend (auf eine leise Art). Es hebt sich auf angenehme Art von der Einheitskost im Thrillergenre ab. Mich hat „Der Kreidemann“ überzeugt.





  • Eine jugendliche Clique (vier Jungen, ein Mädchen) und ein Sommer, der das Leben der fünf nachhaltig prägt und verändert. Die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen und wird in der Ich-Form von Ed erzählt, Eddie als Zwölfjähriger und Ed dreißig Jahre später als Erwachsener.


    Die Geschichte ist wahrlich nicht neu, erinnerte mich sofort an "Stand by me" von Stephen King. Der Schreibstil und die Erzählweise sind es, die mich begeistert haben. Dabei dauert es lange, bis die Geschichte die Bezeichnung Thriller verdient, eigentlich erst zum Ende hin.


    Ich weiß noch immer nicht genau, was ich von Ed halten soll, dem Jungen, der in seiner Heimatstadt geblieben ist, Lehrer geworden ist und ein mehr oder weniger trostloses Leben führt. Eigentlich ist er mir unsympathisch, er klaut als Jugendlicher viele Dinge, heute ist er ein Messi und trinkt zuviel. Und aus seiner Sicht als Jugendlicher und auch als Erwachsener sehen die Dinge viel harmloser aus, als sie in Wirklichkeit sind. Man muss viel zwischen den Zeilen lesen, um zu verstehen, was tatsächlich geschehen ist. Da alle Charaktere aus Eds Sicht beschrieben werden, sind sie zwar sehr lebensecht geschildert, aber eben auch einseitig.


    Am Ende offenbart sich die ganze Komplexität der Geschichte und ich bin sehr zufrieden mit dem Ausgang. Hat mir sehr gut gefallen, war mal ein ganz anderer, gut zu lesender „Thriller“.

  • Als Kinder zeichneten Eddie und seine Freunde sich geheime Botschaften mit Kreide – bunte Kreidemännchen, um sich heimlich zu treffen. Doch dann fanden Sie die Leiche eines Mädchens und distanzieren sich mehr voneinander – die Spiele sind vorbei. Dreißig Jahre später scheint die Vergangenheit vergessen, doch dann erhält Eddie einen Brief mit einem Strichmännchen und einem Stück Kreide – und es beginnt von vorn.

    Ich habe vermehrt gelesen, dass Leute sagen, sie finden, es sei kein Thriller – aber ich finde schon: Es ist spannend von Anfang bis Ende; man weiß nie, wem man trauen kann und vor allem deswegen, weil es Zeitsprünge gibt und der Erzähler selbst (Eddie) auch teilweise Dinge nicht gleich erzählt und das große Puzzle sich erst Stück für Stück zusammensetzt; es gibt sehr mysteriöse und tragische Vorfälle und man bleibt gefesselt bei der Handlung dabei.

    Durch das Foreshadowing und die Zeitsprünge ist man als Leser sowohl in der Gegenwart als auch in der Vergangenheit aktiv dabei und durch viele falsche bzw. offensichtliche Fährten kann man versuchen, herauszufinden, was denn wirklich damals passiert ist – der Schluss macht absolut Sinn und trotzdem wäre man nicht drauf gekommen!

    Weil allerdings ein kleiner Aspekt noch nicht geklärt ist (oder ich es nicht ganz verstanden habe), muss ich leider zwei Punkte abziehen. Da sonst alles geklärt war, hätte das meiner Meinung nach auch noch dazugehört. Also 8 Punkte

  • Darum geht's:


    Eddie ist zwölf und mit seiner Clique regelmäßig unterwegs. Doch es gibt nicht nur schöne und spannende Abenteuer, sondern ihm begegnen auch Unglück und Tod. Auch 30 Jahre später, als er denkt, das alles hinter sich gelassen zu haben, bringt eine Zeichnung und die Kreide, die sie als Jugendliche benutzten, um sich gegenseitig Nachrichten zu hinterlassen, die schrecklichen Dinge aus ihrer Jugend wieder hoch.


    So fand ich's:


    Eddie erzählt uns im Grunde zwei Geschichten. Nämlich die aus der Gegenwart im Jahr 2016, als Menschen und Ereignisse von früher plötzlich wieder wichtig werden. Und die aus seiner Kindheit im Jahr 1986, in der Dinge passierten, die bis heute nicht vergessen sind - allen voran der nie wirklich aufgeklärte Mord an einem Mädchen. Diese beiden Handlungssträge vermischen sich laufend und sehr passend, so dass man nie das Gefühl bekommt, zwei verschiedene Erzählungen zu lesen, sondern eine einzige. Ich bin kein Freund von Zeitsprüngen, aber in "Der Kreidemann" ist die Verknüpfung und Verbindung so gut gelungen, dass mir diese Erzählweise wirklich Spaß gemacht hat.


    Der Protagonist Eddie ist ein merkwürdiger Kauz, der aber durchaus auch vernünftig und sympathisch rüberkommt. Seine Kindheitsclique scheint auf den ersten Blick eine typische Kindergruppe zu sein, doch je länger wir uns mit ihnen beschäftigen, desto mehr schauen wir hinter die Kulissen der Clique und auch der anderen Bewohner einer englischen Kleinstadt. Hinter der gutbürgerlichen Fassade verbirgt sich eine Menge Drama, dumme Zufälle, sture Verbohrtheit, gut gehütete Geheimnisse und so einige schicksalhafte Verwicklungen, die erst im Laufe der Zeit aufgedeckt werden. Die Figuren kommen einem sehr nah und ich mochte den skurrilen Eddie von Anfang an, auch als etwa verschrobenen Erwachsenen. Selbst die Nebenfiguren können überzeugen und man hat das Gefühl, mitten unter ihnen zu leben.


    Diese Mischung aus gewöhlichem Kleinstadtleben und schlimmen Dramen, die sich unter der Oberfläche abspielen, greifbaren und lebensnahen Figuren, einer atmosphärischen Erzählweise, die einen packt und mitten in die Geschichte hineinzieht, hat mich von Anfang an begeistert und mich bis zum Ende nicht mehr losgelassen. Wenn man meint, die Geschichte so langsam durchschaut zu haben, kommt die nächste Überraschung um die Ecke, die einem den Mund offen stehen lässt. "Der Kreidemann" entwickelt einen wunderbaren Lesesog. Aus vielen tollen Komponenten zusammengesetzt, ergibt es ein rundes und sehr lesenswertes Buch, das ich mehr oder weniger in einem Rutsch verschlungen habe.

  • Der Kreidemann ist ein spannender Thriller von C. J. Tudor Es ist ihr Debütroman.


    »Wenn Sie meine Bücher mögen, werden Sie auch dieses verschlingen.« schreibt Stephen King. Na ja ich lese ihn nicht so gern, dieser Roman gefällt mir aber trotzdem gut.


    Der Schauplatz ist ein kleiner Ort in Südengland. Die Einwohner sind typisch ländlich und passen in das Jahr 1986. Außenseiter haben es schwer und werden nicht so leicht akzeptiert.

    Nach dem Prolog, um den Fund einer Frauenleiche, geht es rund. Eddie und seine Freunde sind 12 Jahre alt, als sie das tote Mädchen finden. Dann beginnen die Kreidezeichen.

    Die Freundesgruppe besteht aus Eddie, Fat Gav, Mickey, Hobbo und dem Mädchen Nicky. Erschreckend fiel mir auf, das eine ältere Jungengruppe sehr brutal gegen die Jüngeren zu gingen.

    Eddie erzählt abwechselnd von 1986 und 2016, es geht viel hin und her. Die Jugend wird gut und nachvollziehbar berichtet. Die Ereignisse spiegeln sich im weiteren Leben der Freunde wieder und hatten Spuren hinterlassen.


    Lange Zeit dachte ich C. J. Tudor wäre ein Mann. Der Roman ist kein bisschen feminin, sondern eher Machohaft.

    Der Thriller ist gut unterhaltend und ich kann ihn weiter empfehlen.

  • Ein Sommer der Eddies Leben überschattet


    "Nichts als gegeben annehmen. Alles in Zweifel ziehen. Immer hinter das Offensichtliche blicken." (Auszüge aus dem Buch)
    Eigentlich sollte es ein schöner Sommer werden für die Clique von Munster Eddie, Nicki, Fat Gav, Metal Mickey und Hoppo (David). In Anderbury war wieder einmal Jahrmarkt und sie wollten alle an diesem Tag nur ihren Spaß haben. Doch an diesem Tag lernte Eddie nicht nur Mr. Halloran (den Kreidemann) kennen, sondern es ereignete sich auch ein schrecklicher Unfall, den Eddie selbst Jahre später nicht vergessen sollte. Mr. Halloran sollte nach den Ferien der neue Kunstlehrer an der Schule werden. Nach dem Unfall freundete Eddie sich etwas an mit ihm, auch wenn er immer etwas Unheimliches an sich hatte. Er war es auch, der Eddie auf die Idee mit den Kreidezeichnungen und dessen geheimen Botschaften brachte. Fortan wurden diese Kreidezeichen für unsere Clique unsere geheime Kommunikation. Doch dann führten ausgerechnet genau diese Kreidezeichen zu unserer ersten Toten, nachdem schon kurz zuvor Mickeys Bruder im Fluss tödlich verunglückt war. Dass dies der letzte Tag unserer Clique sein würde, konnte damals noch keiner ahnen. Dreißig Jahre später noch immer wohnt Eddie in Anderbury, als er eines Tages einen Brief erhält, bei dem sofort wieder die Bilder von damals in seinem Kopf aufflammen und bei ihm wieder alte Wunden aufreißt. Ist die Vergangenheit und der Kreidemann wieder zurück?


    Meine Meinung:
    Nachdem ich den Klappentext und die Leseprobe gelesen hatte, wusste ich, dieses Buch muss ich lesen. Die wunderschöne Gestaltung des Covers wird mir dann erst im vollen Umfang klar, als ich das Buch in den Händen hielt. Der Schreibstil der Autorin ist flüssig, sehr gut und wird im Buch in zwei Zeitsträngen (1986 und 2016) eingeteilt. Der Plot ist zwar interessant doch der Spannungsbogen teilweise zu flach, was für mich dann eher eine Art unheimliches Abenteuer war, statt eines Thrillers. Auch inhaltlich kam mir einiges bekannt vor, vor allem Stephan King Handschrift, konnte man in einigen Passagen wiedererkennen. Den auch der Kreidemann hat etwas Unheimliches, wie schon der Clown in "Es" und die Clique aus Kindern, die eine Leiche finden kannte ich aus dem Film "Stand by Me" sehr gut. Dadurch hatte ich schnell vieles bildlich vor Augen, da ich die beiden Geschichten von Filmen her kannte. Trotzdem hat es mich nicht abgehalten weiterzulesen und mir so ein Bild über den weiteren Inhalt zu machen und wurde nicht enttäuscht. Auch die teilweise unheimlichen Szenen in der Nacht haben mir Gänsehaut beschert und mich gut unterhalten. Die Charaktere sind sehr gut ausgearbeitet, so das man diese recht schnell erfasst. Doch gerade da man einige Ähnlichkeiten nicht ganz abstreiten kann, blieben sie für mich doch etwas emotionslos. Der Aufbau und die Widersprüche der Gegebenheiten machten es allerdings interessant bis zum Schluss. Selbst über Tatmotiv und Täter war ich am Ende sehr überrascht gewesen. Auch wenn es keine riesigen Überraschungen gab und es sicher nicht für jeden Thriller Leser ist, war es ein gutes Debüt der Autorin dem ich gerne 8 Eulen gebe.:thumbup:



    "Lebe jeden Tag so, als ob du dein ganzes Leben lang nur für diesen einen Tag gelebt hättest."

  • Zitat

    "Manche Dinge im Leben kann man ändern - sein Gewicht, sein Äußeres, sogar seinen Namen-, bei anderen hingegen hilft alles Wünschen und Wollen und Kämpfen nicht. Und diese Dinge sind es, die uns formen. Nicht die, an denen wir etwas ändern können, sondern die, an denen wir nichts ändern können." Zitat S. 59

    Das ist nur eine Textstelle, die mir gut gefallen hat und die irgendwie typisch für das Buch sind. Es gibt viele Lebensweisheiten und mir hat der Schreibstil der Autorin gut gefallen.

    Insgesamt erinnerte mich die Geschichte sehr an Stephen King, besonders an "Es".

    Erzählt wird auf zwei Zeitebenen: 1986 und 2016. Schauplatz ist eine Kleinstadt (allerdings in England, nicht in den USA) und im Mittelpunkt stehen Eddie und seine vier Freunde, von denen eines ein Mädchen ist. Natürlich musste ich direkt an den "Club der Verlierer" denken.

    Hier taucht das Böse allerdings nicht in Gestalt eines Clowns auf und es geht auch nicht um Werwölfe oder Mumien. Der Horror ist hier das reale Leben. Der Ich-Erzähler Eddie ist bis heute nicht aus Anderbury raus gekommen, er ist Lehrer und wohnt immer noch in seinem Elternhaus. Sein Vater ist vor einigen Jahren gestorben, nachdem er unheilbar an Alzheimer erkrankte. Und Eddie hat nun selbst Angst, dass die Krankheit an ihn vererbt wurde. Diesen Gedanken versucht er allerdings, durch regelmäßigen Alkoholkonsum zu ertränken. Ein Zimmer im Haus hat er unter vermietet an die junge Chloe, in die er heimlich verliebt ist. Eine Beziehung hat sich bisher in seinem Leben nicht ergeben.
    Dann taucht einer seiner alten Freunde plötzlich wieder auf und Eddies eigentlich ruhiges Leben gerät völlig aus den Fugen.

    Mir haben besonders die Passagen, die in 1986 spielen, gut gefallen. Oft musste ich schmunzeln, aber manche Dinge machen einen auch nachdenklich. Besonders, wenn man sieht, wie Kleinigkeiten, manchmal nur eine unbedachte Äußerung oder auch das Verschweigen irgendwelcher Dinge, zu weitreichenden Folgen bis in die Gegenwart dreißig Jahre später führen. Es gibt Überraschungen und Wendungen in der Handlung, durch die bis zum Schluss die Spannung erhalten bleibt. Meist gibt es am Ende eines Kapitels einen Cliffhanger, nach dem dann wieder in die andere Zeitebene gewechselt wird, wodurch man natürlich auch dranbleiben will.

    Fazit:
    "Der Kreidemann" ist in meinen Augen ein gut geschriebener Krimi, als Thriller würde ich ihn jetzt vielleicht nicht bezeichnen. Es geht um das Erwachsenwerden, Geheimnisse und Freundschaft. Der Aufbau ist gut konstruiert und komplex, das Ganze sehr atmosphärisch erzählt.

  • Inhalt:


    1986: Eddie und seine Freunde Fat Gav, Metal Mickey, Hoppo und Nickey besuchen gemeinsam einen Jahrmarkt in dem kleinen Ort in dem sie leben. Hierbei kommt es zu einem schweren Unfall, als sich Teile von einem Karussel lösen und ein Mädchen schwer verletzen. Eddie rettet dem Mädchen zusammen mit Mr. Halloran das Leben. Mr. Halloran ist Albino und bekommt von den Jugendlichen aufgrund seines Aussehens den Namen Kreidemann. Mr. Halloran bringt die Jungenlichen auch auch die Idee, wie sie sich mit Kreidezeichen auf der Strasse mit einer Art Geheminsymbolen verständigen können.

    Nach einiger Zeit tauchen die Symbole scheinbar von alleine auf und leiten die Jugendlichen zu der Leiche eines Mädchens.


    Meine Meinung:


    Dieses Buch ist sehr spannend, aber die Handlung ist an einigen Stellen auch etwas verwirrend.

    Die Handlung findet auf zwei Zeitebenen statt und führt den Leser aus dem Jahr 2016 zurück in das Jahr 1986, wo auch der Fund des toten Mädchens stattfindet. Der Mordfall konnte damals nicht aufgeklärt werden und der Kopf des Mädchens bleibt verschwunden. Ein Brief mit den Kreidesymbolen lässt die inzwischen Erwachsenen wieder zusammen kommen und bringt sie wieder zurück zu den Ereignissen des Jahres 1986.

    Die Charaktere werden sehr gut gezeichnet. Wir lernen mit alle ihren Träumen und Problemen kennen und so kann man sich als Leser gut in die handelnden Personen hineinversetzen.

    Die Atmosphäre wird zunehmend dunkler und die Ereignissen undurchschaubarer. Leider hat die Handlung hier auch einige Sprünge und ich musste an einigen Stellen zurückblättern, um den verlorenen Faden wieder zu finden. Grade zum Ende hin hatte die Handlung einige logische Sprünge, die mir etwas die Lesefreunde genommen hat.

    Insgesamt ist das Buch aber lesenswert und ein gelungenes Debüt.

  • "Der Kreidemann" ist das Début der englischen Autorin C.J. Tudor und erschien (HC, gebunden) im Goldmann-Verlag, 2018.


    Inhalt:



    "Niemals konnte Eddie den Tag des schrecklichen Unfalls vergessen. Damals begegnete der 12Jährige dem Kreidemann zum ersten Mal. Und der erzählte Eddie von den Zeichnungen - geheimen Botschaften, die außer Eddie und seinen Freunden niemand verstand. Erst hat es Spaß gemacht, aber dann führten die Kreidefiguren sie zu der ersten Toten. Dreißig Jahre später erhält Ed einen Brief, der die alten Wunden brutal aufreißt: Die Vergangenheit kehrt zurück, und der Kreidemann geht wieder um - rätselhaft, bedrohlich, unberechenbar."
    (Quelle: Buchrückentext)


    Das vorliegende Erstlingswerk ist zwar mit dem Genre "Thriller" untertitelt, ich finde jedoch, dass es sich eher um einen Kriminalroman handelt, der durchaus Thrillerelemente beinhaltet, jedoch durch subtilen Spannungsaufbau überzeugen kann und einen außergewöhnlichen Schreibstil aufweist, der sehr echt, ehrlich und authentisch zu lesen ist, was durchaus mit dem Alter des Protagonisten Eddie Adams, von seinen Freunden "Eddie Munster" genannt, zu tun hat: Er ist 12 Jahre alt und versucht, den Anfang der Geschichte mit dem Kreidemann zu beschreiben, die 1986 auf dem Jahrmarkt einer fiktiven Kleinstadt namens Anderbury im Süden Englands ihren Anfang nahm:


    Hier wird das "Waltzer-Mädchen" durch einen tragischen Unfall eines schlecht gewarteten Fahrgeräts schwer verletzt - und Eddie begegnet erstmals seinem späteren Lehrer Mr. Halloran, der ihn in Englisch unterrichten wird: Beide retten vermutlich dem hübschen Mädchen das Leben - und ahnen noch nichts von den Folgen ihrer Hilfeleistungen.... Mr. Halloran ist kein gewöhnlicher Mann, sondern ein Albino, was ihn de facto bereits zum Außenseiter deklariert; er besucht das Mädchen im Krankenhaus und gerät in Verdacht, ihren Tod verursacht zu haben. Was hatte Mr. Halloran tatsächlich vor? Hatte er etwas mit dem Mord zu tun?


    C.J. Tudor versteht es in sehr großer Klarheit, die durch das Alter von Eddie - besonders 1986 - geprägt ist, die Geschichte um den Kreidemann aufzurollen; in der Ich-Perspektive geschrieben, springt die Handlung immer zwischen 1986 und 2016 hin und her, was die Spannung stetig steigert. Auch ein wenig typisch britischen und durchaus schrägen Humor konnte ich finden, wenn Ed etwa den Kater der Mutter betreuen soll, den "Hannibal Lector" unter den Katern....


    Man lernt die Freunde Eddies kennen und die Familien, in denen sie aufwachsen: Fat Gav, Metal Mickey, Hoppo und Nicky, das einzige Mädchen der Gang. Was als Spiel begann, in dem man sich (jeder in der ihm eigenen Farbe) mit Kreidezeichen Nachrichten schreibt, sich trifft - wird zu einem Mordfall, als Kreidezeichen zu einem ermordeten Mädchen führen...


    Nach dem ersten Drittel nimmt die Geschichte immer mehr Fahrt an Spannung auf und es geht nicht nur um die Aufklärung des Mordes, sondern auch um persönliche Veränderungen, das Älterwerden, Demenz und Tod. Hier gefielen mir viele lebenskluge und teils philosophische Sätze, die die Autorin zuweilen in die Geschichte einbaut; zu Herzen geht die beginnende und stetig voranschreitende Demenz des Vaters von Ed - und sehr authentisch wird beschrieben, wie jener Vater immer mehr in die Welt des Vergessens abdriftet.... Thema ist aber auch das Kind in uns, das uns auch als Erwachsene auszeichnet: Ed war eher der Außenseiter der Gang, mochte keine Abenteuer und sammelte Schätze (Briefmarken, Modellautos, die er akribisch hortet, um "Herr über diese Sachen zu sein" - besonders nach dem Unfall auf dem Jahrmarkt. Ich fand den Protagonisten sowohl als 12Jährigen als auch als Erwachsener sympathisch - und den unvorhersehbaren Plot sehr gelungen; auch der klare und schnörkellose Schreibstil konnte mich durchaus begeistern.


    Fazit:


    Ein wirklich lesenswertes Début, das ich besonders Fans von subtiler Spannung empfehlen kann. Mich konnten Stil, Charaktere und die Tiefgründigkeit überzeugen und ich vergebe 4* und 90° auf der "Krimi-Couch" für das Début von C.J. Tudor - Ich hoffe, es wird noch mehr von ihr zu lesen sein!

  • Meine Meinung zum Buch:



    Titel: Wenn du Kreidestaub findest, dann renn!



    Irgendwie lief mir dauernd Werbung zu diesem Buch über den Weg, so dass ich es einfach lesen musste.



    In der Geschichte geht es um Eddie und seine Freunde Fat Gav, Metal Mickey, Hoppo und Nicky. Einst bekam Eddie von jemanden die Idee eingepflanzt, dass man in der Clique herrlich mit Kreidezeichnungen kommunizieren kann. Dies taten die Kids dann auch, bis den einfachen Strichmännern bald Taten folgten. Plötzlich müssen Menschen sterben und an jedem Fundort der Toten werden Kreidemännchen vorgefunden. Wer ist der Täter? Und sind Eddie und die anderen Kids ebenfalls bald dran?



    Ed Munster, mit Spitznamen Eddie, führt uns als Ich- Erzähler durch die Handlung. Mit ihm begeben wir uns sowohl in das Jahr 1986 als auch 30 Jahre danach in das Jahr 2016.



    Kaum mit der Lektüre begonnen, fühlte sich der Thriller ähnlich einem Stephen King an. Gerade die Erzählweise und die Andeutungen auf Geschehnisse ließen den Verdacht bei mir entstehen, dass sich die Autorin an diesem großen Erzähler orientiert hat.



    Mir hat gut gefallen, dass C.J. Tudor nicht nur ihr Augenmerk bei Ed belässt, sondern auch die anderen Kinder beleuchtet. Jedes der Kinder hat sein ganz eigenes Päckchen zu tragen, was jeden für sich sympathisch macht und jeder Leser einen Charakter finden wird, mit dem er sich identifizieren kann.



    Am nächsten habe ich mich Nicky gefühlt, auch wenn ich keinen Pastor als Vater aufweisen kann, aber wie sie habe ich lieber mit den Jungs gespielt, mich gern dreckig gemacht und Buden gebaut.



    Ed, den ich hier mal als Hauptakteur bezeichnen möchte, war mir an vielen Stellen doch arg suspekt. Sein Verhalten als Erwachsener ist schon etwas sonderbar, aber dennoch mochte ich ihn. Was er als Kind auf dem Jahrmarkt erlebt hat, das muss man erstmal wegstecken können.



    Im gesamten Buch ist konstant Spannung vorhanden, allerdings völlig anders als erwartet. Es gibt so viele Andeutungen und Vermutungen, die man daraufhin anstellt, dass man zum Ende des Buches fast Sorge hat, dass nicht alles aufgelöst werden würde.



    Besonders heftig lasen sich für mich die Szenen, in denen Kindern und Teenagern etwas passiert, denn egal wie gemein sich manch einer verhält, so hat derjenige noch lange nicht den Tod als Strafe verdient.



    Die Idee mit den Strichmännchen aus Kreide fand ich super, denn das hatte gleich etwas Mysteriöses.



    Die Auflösung war dann doch völlig unerwartet, aber in jedem Fall schlüssig und nachvollziehbar.



    Fazit: Ein solider Thriller, der nahezu alles mitbringt, was für gute Unterhaltung sorgt. Gern spreche ich eine Leseempfehlung aus. Gelungen!



    Bewertung: 8/ 10 Eulenpunkten