'Land im Sturm' - Seiten 001 - 104

  • Noch niemand? Dann mache ich mal den Anfang.


    Für mich ist dies das erste Buch von Ulf Schiewe. Darauf aufmerksam geworden bin ich durch die Inhaltsangabe, die mich - wie in meiner Anmeldung erwähnt - sehr an Gustav Freytags Romanzyklus „Die Ahnen“ erinnert hat. Auch dort geht es um die Geschicke einer Familie, allerdings beginnend um 357 und endend um 1827. Insofern war bzw. bin ich sehr gespannt, wie ein heutiger Autor ein solches Thema angeht - und welche Zeitpunkte innerhalb des gewählten Zeitraumes er wählt.


    Bein einem direkten Vergleich der ausgewählten Ereignisse, hat Ulf Schiewe jedoch andere Zeitpunkte gewählt als Freytag. Nur in einem besteht Übereinstimmung: im Jahr 1647, Stichwort Dreißigjähriger Krieg. Vor Jahrzehnten gelesen, hat sich mir der letzte Satz der Freytagschen Erzählung aus dieser Zeit unvergeßlich ins Gedächtnis eingebrannt. Ich bin gespannt, wie das hier ausgehen wird. Aber erst einmal sind wir ja einige Jahrhunderte früher unterwegs.


    Zum Jahr 955 fällt mir nur das Stichwort „Ungarneinfall“ ein. Aber im Verlauf des Teiles werden da sicherlich noch mehr „Stichworte“ hinzukommen.


    Probleme in die Geschichte „hineinzukommen“ hatte ich nicht, die Sprache empfinde ich als relativ modern (bzw. der heutigen Zeit entstammend), keine Wertung - eine Feststellung. Irritiert hat mich auf S. 20 oben der Begriff „Pastor“. Den kenne ich eigentlich nur im Zusammenhang mit evangelischen Geistlichen (und im katholischen Bereich in Norddeutschland). Evangelische Christen gab es zu jener Zeit allerdings noch nicht, lt. Wikipedia wurde der Begriff erst ab dem 14. Jahrhundert eingeführt.


    Eine ganze Weile habe ich gebraucht, bis ich ahnte, wer die Begründer der Familie sind, um deren Schicksal es in diesem Buch geht. Zunächst hatte ich Arnulf und Gisela im Verdacht, aber der hat sich ja bald zerstreut. Als Gisela auf einem erneuten Treffen bestand, dachte ich mir schon, daß sie Arnulf nur als „Spielzeug“ gegen ihre Langeweile benutzt. Ihr Verhalten, als Vater und Bruder auftauchen, bestätigt das und verdeutlicht, was für eine „Schlange“ sie ist. Den Tod des Vogtes empfand ich eher als Unfall denn als Mord, aber das hätte Arnulf in diesen Zeiten auch nichts genützt. Flucht ist die einzige Chance für ihn zu überleben. Hoffentlich erfahren wir noch, was aus seiner zurückgelassenen Familie wurde. Ob die für ihn büßen müssen (Sippenhaft)?


    Hedwig dürfte also die „Stammutter“ werden. Aber erst hat sie ein ziemlich übles Schicksal zu ertragen. Dankbar bin ich dem Autor, daß er die Gräueltaten nicht - wie das heute oft üblich geworden ist - in großer Genauigkeit schildert. So, wie das hier ist, ist das völlig ausreichend, man kann es sich trotzdem in aller Schlimmheit vorstellen.


    Nachdem Arnulfs Pläne zerplatzt sind, sind es nun auch die der Hedwig. Man könnte fast sagen, da passen sie gut zusammen. Doch nach Hedwigs Erfahrungen dürfte es noch etliche bis lange Zeit dauern, bis es so weit ist. Falls nicht noch jemand anders ins Spiel kommt.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Für mich ist "Land im Sturm" auch das erste Buch des Autors. MIr wurden die Bücher von Ulf Schiewe hier im Forum schon sehr oft empfohlen, deswegen habe ich mich jetzt zu dieser Leserunde entschieden.


    Der Anfang des Buches gefällt mir schon mal recht gut. Die Geschichte liest sich sehr flüssig und ist sehr anschaulich und lebhaft geschrieben.


    Das Gisela ein richtiges Miststück ist und Arnulf nur als Spielzeug für ihre Langeweile sieht, war mir gleich klar. Ich habe sogar den Verdacht, dass dieses zweite Treffen mit Arnulf auf der Lichtung eine Falle war. Sie hat Arnulf mit Absicht dorthin bestellt und sie wusste, dass ihr Vater und ihr Bruder dort auftauchen würden. Vielleicht hat es ihr einfach Spaß gemacht, mit Arnulf zu spielen?. Das Arnulf dann aus Versehen den Vogt umbringt, ist natürlich sehr tragisch. Und ihm bleibt wohl nichts anderes als die Flucht übrig.


    Hedwig hat auch ein ganz schlimmes Schicksal, als sie in die Hände der Ungarn fällt. Das arme Mädchen, was sie da ertragen muss ist einfach furchtbar.

    Dankbar bin ich dem Autor, daß er die Gräueltatennicht - wie das heute oft üblich geworden ist - in großer Genauigkeit schildert. So, wie das hier ist, ist das völlig ausreichend, man kann es sich trotzdem in aller Schlimmheit vorstellen.

    Das kann ich so komplett unterschreiben. Ich fand ihre Geschichte so schon schlimm genug.

    Sie hat wirklich großes Glück, dass sie auf Arnulf trifft, der ihr im Wald hilft.

    Mich hat es ein wenig gewundert, dass sie so schnell zustimmt, mit ihm weiter nach Augsburg zu wandern. Sie kennt ihn überhaupt nicht und hat gerade so eine furchtbare Erfahrung mit den Ungarn gemacht. Und Augsburg ist ihr auch völlig fremd. Ich hätte es verstanden, wenn sie versucht hätte, zurück zu ihrer Familie und dem Dorf zu gelangen. Aber als Mädchen ganz alleine im Wald dürfte das dann auch nicht so einfach gewesen sein. Also bleibt ihr wohl gar nichts anderes übrig als mit Arnulf mitzugehen.

  • Hedi ist mutterseelenallein im Wald, noch völlig geschockt, ohne etwas zu essen und keine Ahnung, wo sie überhaupt ist. Sie hat Angst vor wilden Tieren und noch mehr vor Männern, die ihr etwas antun könnten. Wen wundert's, dass die Arnulfs Angebot annimmt, schließlich hat er sich als perfekter "Gentleman" erwiesen. :)

    Der Bastard von Tolosa, Die Comtessa, Die Hure Babylon, Das Schwert des Normannen, Die Rache des Normannen, Der Schwur des Normannen, Der Sturm der Normannen, Bucht der Schmuggler, Thors Hammer, Odins Blutraben, Die letzte Schlacht, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters
    www.ulfschiewe.de

  • So, ich habe den ersten Abschnitt jetzt auch beendet. Für mich ist es auch das erste Buch von Ulf Schiewe. Ich fand die Idee die deutsche Geschicte anhand einer Familie zu erzählen sehr interessant. Ich habe ganz früher die Bücher von James Michener immer gerne gelesen und später auch die von Edwrd Rutherfurd.

    Hier ist halt das Gebiet, um das es geht größer.


    Los geht das ganze in der Gegend von Brixen. Da ich gerade noch in Südtirol auf Urlaub in und wir morgen über den Brenner zurückfahren, sehr passend :-) Hier werden die Italiener auch immer noch Welsche genannt und das ist dann auch schon mal eher geringschätzig gemeint. Das liegt allerdings eher an der politischen Situation nach dem 2. Weltkrieg hier in der Gegend.


    Arnulf kann einem eigentlich nur leid tun, irgendwie konnte er ja nicht glücklich aus der Situation mit Gisela rauskommen. Wenn er sich geweigert hätte, hätte sie ihn wohl einfach verleumdet und auch dann wäre ihm nur die Flucht geblieben.


    Und Hedi hat das Pech den Ungarn in die Hände zu fallen. Und gleichzeitig das Glück Arnulf im Wald zu treffen. In ihrem Zustand wäre sie alleine sicher nicht weit gekommen. Ich kann den anderen beiden nur zustimmen, dass die Schilderung von Hedis Vergewaltigung durchaus passend war. Sowas war damals und auch noch lange danach ja Gang und gäbe, aber man muss es ja nicht ewig schildern.


    Ich bin gespannt, ob ihnen in Augsburg jemand zuhören wird. Die Schlacht auf dem Lechfeld steht uns dann ja wohl noch bevor. Das letzte mal habe ich sie bei Rebecca Gablé in der fremden Königin erlebt, da aber sicher aus einer anderen Perspektive.

    Ich bin gespannt wie es weiter geht

  • Ich habe sogar den Verdacht, dass dieses zweite Treffen mit Arnulf auf der Lichtung eine Falle war. Sie hat Arnulf mit Absicht dorthin bestellt und sie wusste, dass ihr Vater und ihr Bruder dort auftauchen würden.

    Hm, das glaube ich eigentlich nicht. Ich denke, die sind wirklich überrascht worden. Hedwig war langweilig, Arnulf war ein Zeitvertreib und es war ein Spiel mit dem Feuer, was einen gewissen Reiz mit sich brachte.



    Mich hat es ein wenig gewundert, dass sie so schnell zustimmt, mit ihm weiter nach Augsburg zu wandern. Sie kennt ihn überhaupt nicht und hat gerade so eine furchtbare Erfahrung mit den Ungarn gemacht. Und Augsburg ist ihr auch völlig fremd. Ich hätte es verstanden, wenn sie versucht hätte, zurück zu ihrer Familie und dem Dorf zu gelangen. Aber als Mädchen ganz alleine im Wald dürfte das dann auch nicht so einfach gewesen sein. Also bleibt ihr wohl gar nichts anderes übrig als mit Arnulf mitzugehen.

    Ja, das erschien auf den ersten Blick etwas rasch. Auf den zweiten war es aber vermutlich die einzig sinnvolle (einzig mögliche?) Entscheidung. Damals gab es (es kam schon vor) noch Wölfe und Bären, nicht in Zoos - sondern freilaufend. Sie weiß nicht, wo sie ist, hat keinerlei Ausrüstung oder Proviant - gemeinsam haben sie eine Überlebenschance. Ob sie alleine weit gekommen wäre - ich denke, sie wußte, wie dafür ihre Chancen standen.


    James Michener - stimmt. "Centennial" bzw. die "Colorado Saga". In der deutschen Übersetzung fehlen über 15% des Originaltextes. Das (im Original auch so um die neunhundert Seiten) wollte ich auch schon lange wieder mal lesen. Zeit bräuchte man halt...

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Für mich ist es nicht das erste Buch von Ulf (seine beiden ersten Bücher habe ich gelesen).

    Ich muss gestehen mir fiel der Einstieg in das Buch etwas schwerer. Ich war nicht sofort drin in der Geschichte und ich hatte ein wenig Mühe mit den vielen Beschreibungen.

    Meine Vorredner haben schon viel wichtiges und auch richtiges gesagt.

    Gisela ist eine Schlange, ob sie Arnulf absichtlich in eine Falle gelockt hat oder nur in der Situation ihr Gesicht wahren wollte, ist letztlich egal. Ihre Handeln spricht mehr Bände, als es Worte in solch einer Situation je vermocht hätten.

    Arnulf bleibt somit nur ein Ausweg, er muss fliehen um eine realistische Überlebenschance zu haben.

    Von Hedwig erfahren wir relativ wenig, zumindest noch. Auch ich denke sie hatte keine andere Wahl als sich ihrem "Retter" anzuschließen, denn alleine im Wald hätte sie kaum eine Chance zu Überleben.

    Ich bin nun sehr gespannt, wie es in Augsburg weitergeht :-)

  • Kleine Anmerkung:


    Die Geschichten in diesem Buch werden aus Sicht der Protagonisten erzählt. Deshalb erfährt man über ihre Umgebung und Epoche nur so viel, wie sie selbst erleben und wissen können oder von anderen hören oder gehört haben. Das ist in dieser ersten Episode natürlich recht wenig. Hedwig hat so ziemlich keine Ahnung von der Welt und Arnulf nicht viel mehr. Politische Hintergründe der Zeit König Ottos werden deshalb hier nur kurz angerissen. In den weiteren Episoden ändert sich das langsam. Die Menschen beginnen, ein besseres Verständnis für ihre Umwelt zu entwickeln. Es wird auch mehr gereist. Schon allein der Handel beflügelt den Informationsaustausch. Bis hin zum 19. Jahrhundert, wo sie eifrige Zeitungsleser werden und ein politisches Bewusstsein entwickeln.

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  • Ich bin auch richtig gut in das Buch reingekommen.

    Das Gisela ein richtiges Miststück ist und Arnulf nur als Spielzeug für ihre Langeweile sieht, war mir gleich klar. Ich habe sogar den Verdacht, dass dieses zweite Treffen mit Arnulf auf der Lichtung eine Falle war. Sie hat Arnulf mit Absicht dorthin bestellt und sie wusste, dass ihr Vater und ihr Bruder dort auftauchen würden. Vielleicht hat es ihr einfach Spaß gemacht, mit Arnulf zu spielen?. Das Arnulf dann aus Versehen den Vogt umbringt, ist natürlich sehr tragisch. Und ihm bleibt wohl nichts anderes als die Flucht übrig.

    Dass Gisela wusste, dass ihr Vater und Bruder dort auftauchen, glaube ich jetzt nicht, was hätte sie denn davon, außer, ihr neues "Spielzeug" zu verlieren.


    Ich bin sehr gespannt, wie es Arnulf und Hedwig in Augsburg ergehen wird, Arnulf gluabt wohl, dort als Schmied arbeiten zu können, wenn er sich das nicht mal zu einfach vorstellt ...

  • Interessant ist hier auch, dass das Inntal damals zu Bayern gehörte. Das Herzogtum Bayern ging sogar bis zum Mittelmeer.

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  • Interessant ist hier auch, dass das Inntal damals zu Bayern gehörte. Das Herzogtum Bayern ging sogar bis zum Mittelmeer.

    Das war mir völlig neu. Eine "Befragung" meiner historischen Atlanten brachte dazu auch nichts zutage. "Tante Google" wußte es jedoch: die zeigte mir > diese Karte <, aus der hervor geht, daß Baiern nur für 24 Jahre diese Ausdehnung hatte. Womit die "Lücke" in meinen Atlanten erklärt ist: man kann nicht für jedes Jahr eine Karte abdrucken, da würde das Buch viel zu dick.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Das war mir völlig neu. Eine "Befragung" meiner historischen Atlanten brachte dazu auch nichts zutage. "Tante Google" wußte es jedoch: die zeigte mir > diese Karte <, aus der hervor geht, daß Baiern nur für 24 Jahre diese Ausdehnung hatte. Womit die "Lücke" in meinen Atlanten erklärt ist: man kann nicht für jedes Jahr eine Karte abdrucken, da würde das Buch viel zu dick.

    Das ist richtig, aber auch nur, weil Kärnten, damals der südliche Teil Bayerns, abgetrennt und zu einem eigenen Herzogtum erklärt wurde.

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