'Momo' - Teil 2, Kapitel 06 - 08

  • Diese Grauen Herren mit ihrer Zeitsparkasse sind ja unheimliche Gestalten. Die Beschreibungen des Zeitsparens und dass die Leute trotzdem immer weniger Zeit haben, ist auch heute aktueller den je, zumindest empfinde ich das so und das trotz aller technischer Bequemlichkeiten.


    Ich glaube, Momo müsste den Grauen Herren zuhören, dann werden sie von den Leuten womöglich nicht mehr vergessen. Oder die Grauen stehlen den Leuten dann nicht mehr die Zeit. :) Nicht nur ihre graue Erscheinung, auch ihre Namen machen sie irgendwie noch unpersönlicher bzw. gesichtsloser.


    Aber es regt sich Widerstand, ich bin gespannt, wie die Grauen Herren, das lösen wollen. Zumindest erste Versuche haben sie unternommen und Momo mit Geschenken zu "bestechen" versucht.

  • Diese Grauen Herren mit ihrer Zeitsparkasse sind ja unheimliche Gestalten. Die Beschreibungen des Zeitsparens und dass die Leute trotzdem immer weniger Zeit haben, ist auch heute aktueller den je, zumindest empfinde ich das so und das trotz aller technischer Bequemlichkeiten.

    Ich habe auch das Gefühl, dass dieses Thema gerade sehr aktuell ist. Wenn ich so an mein Arbeitsleben denke, dann fallen mir so viele Beispiele ein. Es wird ständig versucht, etwas zu verbessern oder neue Methoden einzuführen, damit Arbeitsvorgänge schneller und zeitsparender ablaufen. Aber trotzdem bleibt einem nicht mehr Zeit übrig sondern man hat das Gefühl, noch weniger Zeit als vorher zu haben und die Zeit verrinnt immer schneller. :(


    Ich bin gerade sehr froh, dieses Hörbuch mit Euch zusammen zu hören. Es gibt mir so viele Denkanstöße und es kommt für mich gerade genau zur richtigen Zeit.:-]

  • Die grauen Herren fangen an, immer mehr Interessenten für die Zeitsparkasse zu finden und die trickreiche Rechnung, die Herrn Fusi präsentiert wird ist schon :yikes. Interessant finde ich hier aber, dass keiner der Erwachsenen (mit Ausnahme von Gigi und Beppo, zumindest noch momentan) das zu hinterfragen scheint, auch dann nicht, als Momo sie besucht.


    Die Szene zwischen Momo und dem grauen Herrn hat mir besonders gut gefallen. Mit Menschen wie Momo können die grauen Herren nichts anfangen, weil sie eben nicht genormt und Mitläufer sind, sondern sie selbst bleiben und unbequeme Fragen stellen.

    Hier weiß ich allerdings noch nicht so recht, wen ich jetzt gruseliger fand: den grauen Herren oder die Puppe.


    "Drei Dinge sind uns aus dem Paradies geblieben: die Sterne der Nacht, die Blumen des Tages und die Augen der Kinder!" (Dante Alighieri)

  • Ich habe heute morgen beim Gassigehen das Hörbuch weiter gehört. Als die Grauen Herren Herrn Fusi vorgerechnet haben, was er an Lebenszeit sparen könnte, war ich von den ganzen Zahlen nachher genau so durcheinander wie Herr Fusi:help

    Bei den Grauen Herren stelle ich mir immer den Schlemihl aus der Sesamstraße vor :S

  • Aber das ist eine ganz tolle Szene mit der Puppe. Und Momo reagiert so kind gerecht darauf. Wie kann ich mit jemandem spielen und sprechen, der immer die gleichen Antworten gibt oder dieselben Fragen stellt. Als das Buch erschien war ich ja schon erwachsen, deshalb hat es mich nicht so erschreckt aber ich kann das nachvollziehn.

  • Gruseliger Abschnitt.


    Die grauen Herren sind so unglaublich gut organsiert, überfallen ihre Opfer mit einer Datenflut und Kälte, sodass sie niemand wirklich konzentrieren, nachdenken oder wehren kann. Und danach hat keiner mehr Zeit das Erlebte die Veränderung zu hinterfragen, kann nicht mit Anderen darüber sprechen, hat keine Lebenfreude & Freunde mehr.


    Die Puppe ist genauso gruselig, wenn auch nicht ganz so gefährlich. Sehr gelungen finde ich die Darstellung der vielen gekauften Spielzeuge, die kaum Phantasie zulassen. Mit der Puppe und dem ganzen Zubehör könnte man ja tatsächlich auch Rollenspiele veranstalten, aber das ist im Konzept der grauen Herren nicht wirklich vorgesehen, sondern eine Flut von materiellen Besitztümern, die alle Fantasie ersticken.


    Heute lese ich die Szene mit der Puppe anders, finde sie noch viel beeindruckender und genau wie Findus die Darstellung von Momos Reaktion besonders gelungen.


    In meinem Arbeitsbereich führt das Thema Zeitsparen in der Regel dazu, dass Arbeitsplätze vernichtet werden, während für die verbleibenden Angestellten der Druck ständig wächst. Kunden sollen höhere Preise für immer weniger Service bezahlen, während erwartet wird, dass sie immer mehr Arbeiten selbst übernehmen. Die meisten tun das, nur wenige können/wollen andere Wege gehen und den "grauen Herren" hier ein Schnippchen schlagen.


    Momo hingegen erfüllt die Erwartungen der grauen Herrn in keinster Weise, passt nicht in ihre Raster. Fast tragisch, wie der graue Herr angesichts ihres Schweigens selbst unsicher wird und immer mehr redet.


    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
    ("Vielmehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.")

  • Das mit dem modernen Spielzeug finde ich gut beschrieben - was für ein Unterschied zu der Fahrt der "Argo":


    "Immer häufiger kam es jetzt vor, dass Kinder allerlei Spielzeug brachten, mit dem man nicht wirklich spielen konnte, zum Beispiel ein ferngesteuerter Tank, den man herumfahren lassen konnte -, aber weiter taugte er zu nichts. Oder eine Weltraumrakete, die an einer Stange im Kreis herumsauste -, aber sonst konnte man nichts damit anfangen. Oder ein kleiner Roboter, der mit glühenden Augen dahinwackelte und den Kopf drehte -, aber zu etwas anderem war er nicht zu gebrauchen."


    Ziemlich lustig ist die Reaktion von Hr. Fusi auf das vorläufige Ergebnis der Rechnung, ohne Zinsen:


    " '...so kämen wir auf die stolze Summe von 105.120.000 Sekunden. Dieses Kapital stünde Ihnen in Ihrem zweiundsechzigsten Lebensjahr zur freien Verfügung.'

    'Großartig!', stammelte Herr Fusi und riss die Augen auf."


    Das sind umgerechnet weniger als dreieinhalb Jahre, und er hätte nach der 70-Jahre-Lebensdauer-Annahme sowieso schon noch 9 Jahre Lebenserwartung. Eine etwas vorschnelle Reaktion... :S

    (OK, mit den hohen Zinsen hört es sich dann bei konsequentem Sparen schon erstmal sehr lohnenswert an.)

  • Ben Du hast das nachgerechnet? :anbet Ich war dafür einfach zu faul, gebe ich zu :grin und habe weitergelesen.

    Das kann man sich ganz einfach nachrechnen aber bei so vielen zahlen auf einmal in der Größenordnung schwirren mir die Ohren und ich denke, den Leuten im Buch geht das auch so. Ist ja auch sehr raffiniert von den Grauen Herren das in Sekunden anzugeben. Da erscheint einem die Summe einfach beeindruckend groß auch wenn sie es nicht ist.

  • Aber das ist eine ganz tolle Szene mit der Puppe. Und Momo reagiert so kind gerecht darauf. Wie kann ich mit jemandem spielen und sprechen, der immer die gleichen Antworten gibt oder dieselben Fragen stellt. Als das Buch erschien war ich ja schon erwachsen, deshalb hat es mich nicht so erschreckt aber ich kann das nachvollziehn.

    Heute lese ich die Stelle natürlich auch ganz anders und Momos Reaktion finde ich auch ganz toll beschrieben.

  • Gigi ist wirklich ein unverbesserlicher Hyperoptimist:


    " 'Und jetzt werden wir nicht nur unsere alten Freunde, nein, jetzt werden wir die ganze Stadt retten! Wir drei, ich, Beppo und du, Momo!"

    Er war aufgesprungen und hatte beide Hände ausgestreckt. (…)

    'Schon', sagte Momo ein wenig verwirrt, 'aber wie wollen wir das machen?'

    'Was meinst du?', fragte Gigi irritiert." :lache


    (…) " 'Wenn wir es gefunden haben, dann gehen wir hinein. Jeder hat in beiden Händen eine Pistole. 'Gebt auf der Stelle alle gestohlene Zeit heraus!', sage ich...'

    'Wir haben aber gar keine Pistolen', unterbrach ihn Momo bekümmert.

    'Dann machen wir es eben ohne Pistolen', antwortete Gigi großartig."


    Das mit der Rechnung war tatsächlich ziemlich leicht. Einfach die Zahl durch 60 teilen, um auf Minuten zu kommen; dann nochmal durch 60, für Stunden; durch 24, für Tage; dann durch 365, für Jahre. :)

    Mit den Zinsen komme ich allerdings auf ein Alter von 100 Jahren statt 70; das klingt nicht uninteressant.

  • Ich habe schon längst zu Ende gehört, aber mein Alltag hat mich irgendwie überholt ;-)


    Die grauen Herren sind mir immer noch unheimlich. Als Kind habe ich den Zusammenhang zu den Geschäftsleuten, die auch immer in grau rum rennen und nie Zeit haben, gar nicht gesehen. Gruselig fand ich die Puppe und hatte direkt die Szene aus dem Film im Kopf, in der der Typ immer schneller spricht und ihr immer mehr Zeug hin wirft.


    Komischerweise hat mich Momo dazu verleitet, alles langsamer zu machen und tatsächlich! Man spart Zeit, wenn man nicht hetzt =O Warum hat man mir das nicht mal 20 Jahre eher gesagt.

    Obwohl Beppo mich mit seinem langsamen Denken und Reden wohl dann doch irre machen würde.


    Zitat

    Ich bin gerade sehr froh, dieses Hörbuch mit Euch zusammen zu hören. Es gibt mir so viele Denkanstöße und es kommt für mich gerade genau zur richtigen Zeit.:-]

    Genauso geht es mir auch.


    An Momo schätze ich sehr, dass sie zuhört und zwar richtig und mit allen Konsequenzen. Heutzutage können das nur noch sehr wenige Leute. Ich habe auch manchmal das Gefühl, dass ich zu abgelenkt bin von der Masse an Informationen, die täglich auf einen einprasseln. Aber ich bemühe mich.


    Ach, die zusätzlichen Teile für die Puppe fand ich richtig übertrieben. Wenn man mal überlegt ist es ja heute tatsächlich so. Kinder können mit Bauklötzen und Steinen oder oder oder auch nicht viel anfangen. Also natürlich nicht alle, aber viele, wenn man so sieht, was man bei Toys´R´Us oder so alles bekommt (ich musste da letzte Woche gruseligerweise hin).

  • Ich finde es auch witzig, wie diese "seriösen" grauen Herren sich auf einem Müllberg treffen:


    "Auf dem ganzen riesigen Müllgebirge standen graue Herren in feinen Anzügen, runde steife Hüte auf den Köpfen, bleigraue Aktentaschen in den Händen und kleine graue Zigarren zwischen den Lippen. Sie alle schwiegen und blickten unverwandt zur höchsten Stelle der Müllhalde, wo eine Art Richtertisch aufgebaut war, hinter dem drei Herren saßen, die sich sonst in nichts von den übrigen unterschieden."


    Und auch, wie sie später (im nächsten Abschnitt) auf den Dächern und in den Kanalisationen sitzen:


    "In allen Straßen wimmelte es von den grauen Gestalten; sie saßen auf den Dächern und in den Kanalisationsschächten, sie kontrollierten unauffällig die Bahnhöfe und den Flugplatz, die Autobusse und die Straßenbahnen - kurzum, sie waren überall."


    Das mit dem Langsamer-machen muss ich auch mal ausprobieren, ob ich da Zeit spare...

  • Hm, kann sein. Vielleicht, weil man dann weniger Zeit für Unsinn hat und dafür das, was man sowieso tun muss, sinnvoller gestalten kann. Vor allem für Unsinn, der einen so stresst, dass man dann wieder einige Zeit für Erholung braucht (wie Nicola, der seine ersparte Zeit abends vertrinkt). Oder auch generell braucht man weniger Zeit für Erholung, wenn man sich nicht so sehr stresst.