'Frauen und Töchter' - Seiten 078 - 135

  • Eine schöne Szene, in der Mr. Gibson entdeckt, dass seine inzwischen fast siebzehnjährige Tochter ein Ziel der Begierde des Auszubildenden ist.

    Gleichzeitig erschreckend, dass das Hausmädchen für die Botendienste gleich die Stellung verliert. Obwohl – aus Sicht des Vaters verständlich und er vermittelt immerhin Bethia eine neue, ordentliche Stelle. So gesehen können gekündigte Angestellte heutzutage von so einem Service nur träumen...

    In Kapitel sechs ist von Mollys „fast sahnefarbenen Teint“ die Rede. Das Schönheitsideal war für die Haut fraglos deutlich gesünder als die Solarienbräune der 80er-Jahre, aber zu einem sahnefarbenen Teint auch noch weiße Kleider – unter heutigen Vorstellungen eher hässlich. Und wenn ich darüber nachdenken, tragen die Frauen in den Romanverfilmungen aus dieser Zeit auch nie weiße Kleider. Die Verfilmung von „Frauen und Töchter“ kenne ich allerdings noch nicht.

    Beim Besuch der Familie Hamley wird Molly zum ersten Mal mit der Idee konfrontiert, ihr Vater könnte wieder heiraten. Der Besuch bei den Hamleys wird auf Wunsch von Mollys Vater verlängert, weil er Molly nicht allein mit seinen Auszubildenden im Haus lassen möchte. Da nun aber der Ferienbesuch der beiden Hamley-Söhne aus der Universität ansteht, ergeben sich im Haushalt der Hamleys ganz ähnliche Probleme. Diese Diskussionen fand ich ziemlich lustig.

    Nicht ganz klar geworden bin ich mir bisher, ob der Erstgeborene seine „Genialität“ aufgrund seiner Stellung als Erstgeborener von seiner Umwelt angedichtet bekommt oder ob er tatsächlich ein so guter Schüler ist, der nun einfach in der Prüfung Pech hatte. Jedenfalls stürzt die misslungene Prüfung den ganzen Haushalt in tiefe Trauer, die nicht nur in der vertanen Chance auf ein Stipendium begründet ist. Eine tolle Beschreibung, wieviel Druck mit der Stellung als Erstgeborener verbunden ist!

    Schließlich wandelt Mollys Vater auf Freiersfüßen, wobei diese poetische Beschreibung die Szene im Buch nicht annähernd trifft. Es ist eher eine Kosten-Nutzen-Rechnung, weil im Herrenhaus der Cumnors die ehemalige Erzieherin zu Gast ist, die alters- und rangmäßig als Ehefrau in Frage kommt.

  • Ich habe den Überblick verloren, bei mir stimmen die Seitenzahlen nicht mit den Abschnitten hier überrein. Scheint mir jedenfalls. Aber ich schlafe so oft ein beim Lesen, dass ich generell nicht genau sagen kann, bis wohin ich gelesen habe :lache


    Einerseits finde ich die Geschichte langatmig, sehr ausschweifend und dann wieder bin ich gespannt wie es weitergeht. Schwierig.


    Molly erscheint mir noch sehr kindlich und der Aufenthalt bei den Hamleys ist ein wenig absurd.

  • Eine schöne Szene, in der Mr. Gibson entdeckt, dass seine inzwischen fast siebzehnjährige Tochter ein Ziel der Begierde des Auszubildenden ist.

    Gleichzeitig erschreckend, dass das Hausmädchen für die Botendienste gleich die Stellung verliert. Obwohl – aus Sicht des Vaters verständlich und er vermittelt immerhin Bethia eine neue, ordentliche Stelle. So gesehen können gekündigte Angestellte heutzutage von so einem Service nur träumen...

    Die Kündigung fand ich auch eine harte Maßnahme. Dr. Gibson fühlt sich von der Dienstmagd getäuscht und wahrscheinlich graut ihm vor der Vorstellung, dass, hätte er nicht zufällig dieses heimliche Liebesbriefchen abfangen können, eine ernsthafte Romanze unter seinem Dach hätte entstehen können, die voraussichtlich eher Disharmonie und Verwirrung in seinen Haushalt gebracht und leidvolle Erfahrungen für seine Tochter bedeutet hätte.

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Diana Wynne Jones: Howl's Moving Castle

  • Nicht ganz klar geworden bin ich mir bisher, ob der Erstgeborene seine „Genialität“ aufgrund seiner Stellung als Erstgeborener von seiner Umwelt angedichtet bekommt oder ob er tatsächlich ein so guter Schüler ist, der nun einfach in der Prüfung Pech hatte. Jedenfalls stürzt die misslungene Prüfung den ganzen Haushalt in tiefe Trauer, die nicht nur in der vertanen Chance auf ein Stipendium begründet ist. Eine tolle Beschreibung, wieviel Druck mit der Stellung als Erstgeborener verbunden ist!

    Ich denke, die "Genialität" ist ihm besonders von seinem Vater angedichtet worden, der selber keine sonderliche Bildung bekommen hat. Ich stelle mir vor, dass Osborne anfangs gut in der Schule mitkam und vielleicht auch einige erste Erfolge nach Hause bringen konnte. Für die entscheidende Prüfung fehlte ihm dann aber die nötige Konzentration oder er hat wichtige Unterrichtsstunden verpasst oder wurde vom Lernen abgehalten (von Mitschülern?).

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Diana Wynne Jones: Howl's Moving Castle

  • Oje, da scheint sich ja jetzt schon ein echtes Problem anzubahnen. Der Heiligenschein von St. Osborne scheint nicht mehr ganz so hell zu strahlen.

    Molly erscheint mir noch sehr kindlich und der Aufenthalt bei den Hamleys ist ein wenig absurd.

    Kannst du das ein bisschen erläutern? Was meinst du mit absurd?

    Kinder lieben zunächst ihre Eltern blind, später fangen sie an, diese zu beurteilen, manchmal verzeihen sie ihnen sogar. Oscar Wilde

  • :help Ich bin jetzt doch etwas verwirrt bei der Vielzahl von Namen und Bezeichnungen in Kapitel 8 - wie viele Personen unterhalten sich da über das Schicksal von Clare = Mrs. Kirkpatrick :?:


    Ich habe im Netz schon nach einem übersichtlichen Familienstammbaum (oder mehreren) gesucht - aber keinen gefunden. Ist in einer der Printausgaben da was vorhanden:?:


    Lady und Lord Cumnor werden von der Autorin im Original als "my lady" bzw. "my lord" benannt - war das so üblich und wie wurde das übersetzt :?:

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Diana Wynne Jones: Howl's Moving Castle

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  • :help Ich bin jetzt doch etwas verwirrt bei der Vielzahl von Namen und Bezeichnungen in Kapitel 8 - wie viele Personen unterhalten sich da über das Schicksal von Clare = Mrs. Kirkpatrick :?:

    Über deine Meinung bin ich froh, Tante Li. Mir ging's genauso, und ich dachte, ich hätte was überlesen oder wäre beim Lesen eingeschlafen. Aber beim zweiten Lesen war es klar, dass ein abrupter, nicht erklärter Szenenwechsel erfolgt ist. Wirklich verwirrend.

    Who is who?

    Kinder lieben zunächst ihre Eltern blind, später fangen sie an, diese zu beurteilen, manchmal verzeihen sie ihnen sogar. Oscar Wilde

  • Tut mir leid, daß ich derzeit so schweigsam bin. Ich komme zwar zum Lesen, bin aber zeitlich so eingespannt, daß es zum Posten hier nicht reicht.

    :help Ich bin jetzt doch etwas verwirrt bei der Vielzahl von Namen und Bezeichnungen in Kapitel 8 - wie viele Personen unterhalten sich da über das Schicksal von Clare = Mrs. Kirkpatrick :?:


    Ich habe im Netz schon nach einem übersichtlichen Familienstammbaum (oder mehreren) gesucht - aber keinen gefunden. Ist in einer der Printausgaben da was vorhanden:?:

    Das habe ich heute morgen gelesen, und war genau so verwirrt wie Du. Irgendwann habe ich es aufgegeben zu wissen, wer da gerade mit wem spricht.


    Ein Personenverzeichnis habe ich auch schon gesucht, aber keines gefunden.


    Ich hoffe, später oder morgen etwas mehr Zeit zu haben, um hier zu schreiben.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Ein Geständnis vorweg: Ich schleppe mich durch diesen Roman. Für die Geschwätzigkeit der Autorin habe ich nur wenig übrig. Die Figuren agieren kaum, nimmt man das unentwegte Beobachten und Bewerten aus, bleibt nicht viel mehr. Ein wenig Dynamik würde der Geschichte nicht schaden, um mich bei Laune zu halten.

  • Den Inhalt wiederholen brauche ich ja nicht, ich gehe einfach nach den Erinnerungszetteln im Buch.


    Um auf Salonlöwins Vergleich mit SuV zurückzukommen: dort wäre praktisch unmöglich, daß Dienstboten Erwähnung finden. Der Butler der Bennets findet ein oder zwei Mal Erwähnung, ob vom übrigen Personal je die Rede ist, weiß ich nicht aus dem Kopf. Hier tauchen die Dienstboten immer wieder auf, eben zum Beispiel auf Seite 89, als es heißt: „(...); dann kamen alle Knechte und Mägde zum Abendgebet herein.“ Frau Gaskell war als Pfarrersfrau in einer Industriestadt (Manchester) eben auch mit den „kleinen Leuten“ vertraut, so daß die auch hier auftauchen.


    Die Vergötterung Osbornes durch die Hamleys schrie ja geradezu nach einem Dämpfer - und der kommt auch prompt, indem er relativ schlecht bei den Prüfungen abschneidet (S. 106). Ob er seine Eltern von Anfang an mehr oder weniger angeschwindelt hat? Wer weiß, vielleicht ist Roger auf seine Art doch der Begabtere.


    Die Parteinahme Mollys für Osborne ließ mich denn doch etwas lächeln.


    Und da mußte ich grinsen, als nämlich Lady Cumnor endlich Zeit hatte, krank zu sein (S. 115) :lache


    Molly „darf“ also relativ lange bei den Hamleys bleiben - die an die Verheiratung ihres Vaters denken! Ob Molly das auch so gut finden wird wie der Squire?


    Nicht ganz klar geworden bin ich mirbisher, ob der Erstgeborene seine „Genialität“ aufgrund seinerStellung als Erstgeborener von seiner Umwelt angedichtet bekommt oderob er tatsächlich ein so guter Schüler ist, der nun einfach in derPrüfung Pech hatte. Jedenfalls stürzt die misslungene Prüfung denganzen Haushalt in tiefe Trauer, die nicht nur in der vertanen Chanceauf ein Stipendium begründet ist. Eine tolle Beschreibung, wievielDruck mit der Stellung als Erstgeborener verbunden ist!

    Ich neige zu der Einschätzung, daß er überschätzt wurde. In einem meiner Weihnachtsfilme will eine, die zuhause für ihr Schauspielern hochgelobt wurde und die beste weit und breit war, in New York Karriere machen. Doch dort gibt es lauter solche, die zuhause die beste waren, was dann alles relativiert. So ähnlich kommt mir das hier auch vor.




    Ein Geständnis vorweg: Ich schleppe mich durch diesen Roman. Für die Geschwätzigkeit der Autorin habe ich nur wenig übrig. Die Figuren agieren kaum, nimmt man das unentwegte Beobachten und Bewerten aus, bleibt nicht viel mehr. Ein wenig Dynamik würde der Geschichte nicht schaden, um mich bei Laune zu halten.

    Das stört mich nun weniger, im Gegenteil. Ich reagiere eher ablehnend, wenn das Tempo zu hoch ist oder zu viel passiert. Es ist vermutlich noch zu früh, um Bestimmtes zu sagen, aber entfernt erinnert mich das Buch an Stifters "Nachsommer", sprachlich und manchmal auch inhaltlich. Nicht direkt die Handlung, aber das normale langsame Leben geht seinen normalen langsamen Gang. (Wobei im nächsten Abschnitt eine Szene vorkommt, die mich sehr an den "Nachsommer" erinnert hat.)

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Es ist mir ein Bedürfnis, für Elizabeth Gaskell um etwas Nachsicht und Verständnis hinsichtlich mancher Ungereimtheit in diesem Roman zu bitten.


    Wir halten hier kein "fertiges" Buch in den Händen. Elizabeth Gaskell starb plötzlich und unerwartet im Alter von 55 Jahren, bevor sie ihren Roman beenden konnte. Da sich das Ende der Geschichte bereits abzeichnete, mag dies für die Erzählung als irrelevant gesehen werden. Entscheidend ist aber, Gaskell konnte diesen Roman für die Drucklegung des Buches nicht überarbeiten!


    Frauen und Töchter erschien wie Norden und Süden als Fortsetzungsroman.18 Folgen waren geplant. Anfangs hatte die Autorin noch einen Vorsprung, mit der Zeit geriet sie unter Druck. Ich bin gespannt, ob sich dies erkennen lässt. :gruebel


    Erinnert Ihr Euch an Gaskells Vorwort zu Norden und Süden? Darin erläuterte sie, wie sie gezwungen war, gegen Ende die Geschichte immer weiter voranzutreiben, weshalb sie den Roman für das Buchformat um einige Kapitel erweiterte sowie überarbeitete.


    Diese Überarbeitung fehlt bei Frauen und Töchter!


    Jeder, der schon einmal einen Text über einhundert Seiten geschrieben hat, weiß, dass man ab dann den Überblick verliert. Erst wenn das Buch fertig geschrieben und es möglich ist, es sozusagen in einem Rutsch zu lesen, zeigen sich Ungereimtheiten, Wiederholungen und stilistische Unterschiede.


    Deshalb bitte ich Euch, immer dann, wenn ihr meint, das ist jetzt merkwürdig oder sehr langatmig, etc. etc. - Euch in Erinnerung zu rufen: Die Autorin hatte nicht die Gelegenheit ihrem Werk den "letzten Schliff" zu verleihen. :blume

  • Das ist durchaus verständlich und anscheinend hat sich Frederick Greenwood, der den Roman für die Buchfassung zu Ende geschrieben hat, nicht daran gewagt, den ganzen Text zu bearbeiten. Er wollte sich wohl nicht "Verfälscher" schimpfen lassen. :gruebel

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Diana Wynne Jones: Howl's Moving Castle

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  • Ich bin ja froh das es euch auch so geht. Ich habe nicht mehr geschnallt mit wem die Lady da eigentlich spricht.


    Tante Li

    Ja, Clare = Mrs. Kirkpatrick, zumindest das blieb hängen.


    Ansonsten gewinnt die Geschichte ja so langsam, ich bin zumindest froh das ich nicht abgebrochen habe. Allerdings wird mir die Weitschweifigkeit von Elizabeth Gaskell manchmal echt zu viel und ich schweife während des Lesens mit meinen Gedanken ab. Das ist auf Dauer anstrengend und ich komme nur langsam voran.

  • Das wusste ich gar nicht...Erklärt natürlich einiges.

  • Was Brigitte über den Roman schrieb, wußte ich (steht im Nachwort meiner Ausgabe und war mir seinerzeit auch begegnet, als ich mich ein bißchen mit der Autorin beschäftigt habe). Was ich allerdings nicht auf dem Schirm hatte (obwohl das eigentlich naheliegend ist) ist, daß sie dadurch auch keine Zeit mehr für die Überarbeitung, nachdem alles fertig war, hatte. Das ist natürlich ein gewichtiger Gesichtspunkt und erklärt Manches.


    Übrigens frage ich mich immer wieder, wie man so einen langen Roman als Fortsetzungsgeschichte veröffentlichen konnte?! Das war damals wohl so üblich, aber dennoch.


    Bei der Gelegenheit: ich lese zwar immer wieder, komme aber aus privaten Gründen derzeit eher langsam voran. In den nächsten Abschnitt gucke ich hier erst herein, wenn ich den durch habe, vermutlich morgen oder übermorgen. Ich hoffe, ich hinke am Ende nicht zu sehr hinterher; das Buch gefällt mir, nur irgendwie ist es momentan für viel Lesen bzw. Leserundenbeiträge schreiben etwas ungünstig.


    Danke, Tante Li für den Hinweis auf Frederick Greenwood. Wenn ich das Buch durch habe (und es die unvollendete Fassung ist), werde ich mich nach dessen Fassung umsehen.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Ich komme ebenfalls nur noch langsam voran.


    Brigittes Erwähnung, der Roman sei nicht fertig, war mir aus dem Vorwort der englischen Ausgabe bekannt. Meines Erachtens hätte eine Nachbearbeitung, die zu einem strafferen Text geführt hätte, nicht geschadet.

    Nehmen wir den Text wie er ist.


    Jemand, ich denke, dass es Tante Li war, sprach die Figur des Mr. Hamley an.

    Bis zu meinem aktuellen Lesestand kann ich die Sympathien für ihn teilen.

    Er verkörpert den Typen raue Schale, weicher Kern; heute würde er wohl als verpeilter Typ durchgehen, dem man nichts übel nehmen kann.


  • Übrigens frage ich mich immer wieder, wie man so einen langen Roman als Fortsetzungsgeschichte veröffentlichen konnte?! Das war damals wohl so üblich, aber dennoch.


    In Ermangelung eines TV-Gerätes in jenen Tagen würde ich solche Fortsetzungsromane mit den Serien unserer Jugend vergleichen, SiCollier. ;) Diese waren meist ein Projekt der ganzen Familie. Über den möglichen Fortgang der Geschichte sprach man miteinander.


    Ähnlich stelle ich mir die Leser jener Zeit vor. Die einzelnen Bände wurden im trauten Kreis der Familie vorgelesen, der Fortgang der Erzählung lebhaft diskutiert und dem nächsten Band (im besten Fall) entgegengefiebert.


    Das, was wir heute oft als zu langatmig empfinden, entsprach dem Tempo der Zeit, in der der Roman entstand. Ich mag die kleinen Andeutungen, die Gaskell streut. Hinweise, die zur ausführlichen Diskussion anregten, bis der nächste schmale Band mit den folgenden Kapiteln vorlag. Bis dahin wurden die wichtigen Passagen sicher mehrere Male vorgetragen, denn hinter jeder noch so feinen Nuance in der Stimme, jedem Erröten oder plötzlichem Erblassen konnten sich mögliche Hinweise verbergen.