'Bella Ciao' - Seiten 162 - 316

  • Das gilt sicher für Adelaide

    Auch Adelaide empfinde ich bisher nicht unbedingt als stark. Sie erlebt ihre "Abenteuer" innerhalb der ihr gesteckten Grenzen. Okay, der Ausflug zur der Demo war schon mutig oder naiv oder unüberlegt, je nachdem, wie man es sieht. Aber sie hat es als Privilegierte ja auch leicht, sich freier zu bewegen. Ich denke nicht, dass sie mit Nico durchgebrannt wäre oder diese Beziehung durchgekämpft hätte.

    Ja, ich weiß, wäre, wäre, Fahrradkette. :grin

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Starke Frauen? Das gilt sicher für Adelaide, aber Anita und Giulia? Anita kriegt es satt vom Schicksal und zerbricht - wenig überraschend - daran. Ihre Nächte sprechen Bände, finde ich. Und Giulia segelt mehr auf Liberos starkem Rücken durch ihr Leben, als sie es selbst gestaltet. Sie halten beide viel aus, aber das macht sie noch nicht zu starken Frauen. Nee, das sehe ich anders.

    Naja, die Frauen in diesem Roman kämpfen sich durch, bleiben am Leben. Was Stärke angeht, finde ich Anita stärker als Giulia. Ich finde auch nicht, dass Anita zerbricht, nicht endgültig, denn sie steht wieder auf, soweit es ihr möglich ist. Dass alle Schicksalsschläge nicht spurlos an ihr vorübergehen, ist klar.

  • Fandest du das wirklich realistisch? Für mich hatte das Auftauchen des sexy Jünglings, der die ältere Dame tröstet, eher etwas - wie schon gesagt - Sonntagabendunterhaltung im ZDF. Ich fand das nicht nur unrealistisch, sondern auch lächerlich.

    Wenn du nochmal nachliest, findest du, ich zitiere mich mal selbst:

    Ich fand eher gut, dass Giulia das passiert, schon weil sie so überrascht ist. Das war mal realistisch.

    Realistisch fand ich ihre Verwunderung, neben so vielem Unrealistischem und dass sie so enorm überrascht ist, von der Tatsache, dass sie angebaggert oder nicht mal das, überwältigt und genommen, wird und davon, dass das überhaupt passiert.

  • Für mich hatte das Auftauchen des sexy Jünglings, der die ältere Dame tröstet,

    Ich habe das Buch nicht mehr hier, aber ich glaube, dass ich da wohl nicht aufmerksam gelesen habe.

    War das echt :unverstandenein junger Mann?

    Ich muss das Alter wohl überlesen haben. Ich weiß sogar noch, dass ich in der Straßenbahn saß, als es zur ersten "Annäherung" kam, also war ich wohl abgelenkt.

    Für mich war er älter, jünger als Giulia wohl, aber auf keinen Fall ein Jüngling. Tja...

  • Auch Adelaide empfinde ich bisher nicht unbedingt als stark. Sie erlebt ihre "Abenteuer" innerhalb der ihr gesteckten Grenzen. Okay, der Ausflug zur der Demo war schon mutig oder naiv oder unüberlegt, je nachdem, wie man es sieht. Aber sie hat es als Privilegierte ja auch leicht, sich freier zu bewegen. Ich denke nicht, dass sie mit Nico durchgebrannt wäre oder diese Beziehung durchgekämpft hätte.

    Ja, ich weiß, wäre, wäre, Fahrradkette. :grin

    Ich bezog mich vor allem auf die Adelaide des letzten Abschnitts. Das konntest / solltest du aber noch gar nicht wissen. :schaem

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann

  • Ich habe das Buch nicht mehr hier, aber ich glaube, dass ich da wohl nicht aufmerksam gelesen habe.

    War das echt :unverstandenein junger Mann?

    Ich muss das Alter wohl überlesen haben. Ich weiß sogar noch, dass ich in der Straßenbahn saß, als es zur ersten "Annäherung" kam, also war ich wohl abgelenkt.

    Für mich war er älter, jünger als Giulia wohl, aber auf keinen Fall ein Jüngling. Tja...

    Auf Seite 286 fragt Giulia sich, wie alt er wohl sein mag. Fünfunddreißig? Vierzig? Er war also schon deutlich jünger, aber in der Tat kein Jüngling.

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann

  • Ich finde auch nicht, dass Anita zerbricht, nicht endgültig, denn sie steht wieder auf, soweit es ihr möglich ist.

    Sie steht wieder auf, als es der Autorin opportun erscheint, behaupte ich mal ganz ketzerisch. ;) Zuvor wird sie beschrieben, als hätte sie sich aus dem Leben verabschiedet.

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann

  • Sie steht wieder auf, als es der Autorin opportun erscheint, behaupte ich mal ganz ketzerisch. ;) Zuvor wird sie beschrieben, als hätte sie sich aus dem Leben verabschiedet.

    Mir sieht das wie eine Depression aus, in die Anita nach ihren schweren Verlusten fällt. Bei psychisch relativ stabilen Menschen legt sich dergleichen, wenn das Leben andere Anforderungen stellt und bei Anita geht es dann ja auch um das Leben ihrer restlichen Verwandtschaft. Ihr Kümmern um Hamlet und ihr Rachedurst hat ihr da sicherlich geholfen für sich selber neue Kraft zu schöpfen. Das finde ich durchaus realistisch.

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Siegfried Lenz: Der Verlust

  • Auf Seite 286 fragt Giulia sich, wie alt er wohl sein mag. Fünfunddreißig? Vierzig? Er war also schon deutlich jünger, aber in der Tat kein Jüngling.

    Da war ich also auf dem falschen Dampfer. Aber so, wie ich es gelesen habe, ist diese Episode eine ganz andere, finde ich.


    Sie steht wieder auf, als es der Autorin opportun erscheint, behaupte ich mal ganz ketzerisch. Zuvor wird sie beschrieben, als hätte sie sich aus dem Leben verabschiedet.

    Aber sie steht auf;)

    Mir ist schon klar, dass Autoren ihre Figuren in dieser Weise dramaturgisch aufbauen und benutzen, aber auch hier ist mir das alles zu gewollt. Die Autorin stößt mich geradezu darauf, dass sie Anita im weiteren Verlauf wieder stark braucht, nachdem sie sie hat zusammenbrechen lassen.

  • Wenn du nochmal nachliest, findest du, ich zitiere mich mal selbst:

    Realistisch fand ich ihre Verwunderung, neben so vielem Unrealistischem und dass sie so enorm überrascht ist, von der Tatsache, dass sie angebaggert oder nicht mal das, überwältigt und genommen, wird und davon, dass das überhaupt passiert.

    Dann habe ich das falsch verstanden. Gut, dass ich nachgefragt habe.
    Ich glaube allerdings auch, dass ich an diesem Punkt im Buch schon so genervt oder enttäuscht davon war, dass ich mir auch keine großen Gedanken mehr über das Handeln der Figuren bzw. ihre Gründe dafür, gemacht habe bzw. machen wollte.

  • Dann habe ich das falsch verstanden. Gut, dass ich nachgefragt habe.
    Ich glaube allerdings auch, dass ich an diesem Punkt im Buch schon so genervt oder enttäuscht davon war, dass ich mir auch keine großen Gedanken mehr über das Handeln der Figuren bzw. ihre Gründe dafür, gemacht habe bzw. machen wollte.

    Alles gut.:kiss

    Ich habe das Buch aufmerksam gelesen, nicht zuletzt, weil es eine Leserunde ist;). Wie aufmerksam, sieht man daran, dass mir das Alter des Liebhabers entgangen ist.

    Oder ich habe das hineininterpretiert, was ich lieber gesehen hätte und auch realistischer gefunden hätte: eine späte Liebe, spät auf beiden Seiten, eine Begegnung mit nahem Verfallsdatum.

  • Auch ich habe diesen Leseabschnitt nun geschafft. Ich komme leider langsamer voran als ich möchte.


    Dieses Buch hat mehrere große Themen, der Krieg, die Arbeiteraufstände und der Sozialismus in seinen Anfängen.

    Anita und ihr Sohn sind mitten in diesem Geschehen, auf der anderen Seite ist Giulia und ihr Leben in Amerika. Das Leben in Italien mit all den widrigen Umständen und das Leben in Amerika, das bestimmt leichter rüberkommt als es in Wirklichkeit ist.


    Es ist sehr interessant, aber wie ich finde nicht leicht zu lesen.

  • Ich bin zwar erst auf Seite 234, wollte aber ob der langen Abschnitte schon mal einen weiteren Eindruck niederschreiben.


    Die Sprache des Romans ist wirklich schön. Weniger schön finde ich weiterhin die inhaltlichen Sprünge und die fehlende Stringenz. Ständig werden neue Themen angerissen, aber nicht immer konsequent verfolgt. Das macht müde. Dazu kommen die häufigen, oft unmotivierten Wechsel zwischen den Zeiten - da finden sich in einer im Perfekt erzählten Passage plötzlich drei Sätze im Präsens, bevor es wieder zurückspringt. Als Stilmittel wäre es natürlich akzeptabel, aber ich kann beim besten Willen keinen tieferen Sinn darin erkennen. Ob diese Sprünge der Autorin oder der Übersetzung geschuldet sind, kann ich nicht beurteilen.


    Ach ja, dass nun auch noch aus der Perspektive eines Köters erzählt wird, fand ich in einem Roman wie diesem etwas befremdlich, auf jeden Fall aber überflüssig.


    Die Zeitsprünge finde ich gar nicht so unpassend, mich erinnern die ein wenig an das Verlieren in Erinnerungen und die Art, wie solche Rückblenden in Filmen häufig umgesetzt werden. Die Sprache gefällt mir auch immer noch, aber die Perspektive des Hundes fand ich ebenfalls überflüssig. Ob sie gewählt wurde, damit der Tod des Hundes den Leser mehr rührt?

    Nicos Tod fand ich schrecklich, vor allem, weil sofort klar war, dass es der Widerling von Verwalter war, der da seine Wut ausgetobt hat. Ich hin aber nur von übel zurichten ausgegangen und habe nicht daran gedacht, dass sie ihn tatsächlich umbringen würden.


    Zu der Liebhaber-Geschichte - Giulia ist da über Fünfzig und Phil irgendwas zwischen 35 und 40, also ungefähr 20 bis 10 Jahre jünger, das finde ich jetzt nicht so extrem.

    Mich wundert, dass beide Frauen nur jeweils einen Sohn hatten. Dabei wurden doch beide von ihren Ehemännern heiß begehrt und sicherlich reichlich begattet.

    Giulia und Libero konnten keine Kinder bekommen, irgendwo stand, dass sie es lange erfolglos probiert hatten.

    Was mich echt stört, ist diese absolute heile Welt, in der Giulia in Amerika vor sich hin dümpelt. Negatives wird zwar mal erwähnt, spielt dann aber doch keine Rolle mehr. Mir geht es da wie den meisten hier: die Teile mit Anita finde ich wesentlich interessanter.