All die verdammt perfekten Tage - Jennifer Niven [ab 14 Jahren]

  • Es gehört Mut dazu, sich mit einem Sprung in die Tiefe das Leben zu nehmen. Jemand, der diesen Entschluss fasst, muss auch verzweifelt genug sein, um den Sprung als einzige Lösung seiner Probleme zu sehen. Das Problem scheint dem Betroffenen unüberwindbar zu sein, bevor er sich dann tatsächlich zu dem allerletzten Schritt entschließt. Dieser Moment ist einsam, weil man normalerweise niemanden in diese privaten Entscheidungen einweiht. Von daher ist es eine Überraschung, genau an der Stelle jemanden zu treffen, der exakt dieselbe Entscheidung getroffen hat.


    Theodore Finch und Violet Markey lernen sich also im ersten Kapitel des Romans von Jennifer Niven im sechsten Stock des Glockenturms kennen. Beide haben unabhängig voneinander daran gedacht, sich aus der Höhe in die Tiefe zu stürzen. Aus unterschiedlichen Gründen fanden sie ihr Leben nicht mehr lebenswert. Doch nun so gemeinsam entschließt sich Finch, dass Violet auf keinen Fall springen darf. Er fängt eine Unterhaltung mit ihr an, bei der sie zurück auf sicheren Boden klettert. Das Bild, das sich nun von unten bietet, macht Violet zur Heldin, die Theodore gerettet hat. Das Erlebnis bringt die beiden Teenager näher zusammen.


    Violet war bisher beliebt, trainierte mit den Cheerleader für das Footballteam, in dem auch ihr Freund Ryan mitspielte und musste sich um ihre Noten keine Sorgen machen. Violets künftiger Weg war weitgehend hürdenfrei, sodass man ihr keinerlei Sorgen zutraute. Man erfährt von ihrem Unfall und dass ihre Schwester dabei ums Leben kam. Wohl jeder hat Verständnis, dass sich die 17-jährige mit dem Tragen der Brille ihrer Schwester ihr näher fühlt. Je weiter man liest erkennt man die Schuldgefühle, die Violet plagen.


    Finch ist ein Außenseiter. Sowohl in der Schule als auch in der Familie scheint er keinen festen Platz zu haben. Zu sprunghaft ist sein Charakter beschrieben, als dass er mit einem wenigen Worten beschrieben werden könnte. Mal ist er aufgedreht und reißt förmlich alles um, mal sucht er die Einsamkeit unter Wasser und deutet an, nicht mehr auftauchen zu wollen. Violet dient ihm als Strohhalm und ihre Rettung vor dem Tod lässt immer neue Ideen aufkommen. Ein gemeinsames Schulprojekt ist der Grund, warum die beiden immer mehr Zeit miteinander verbringen und sich schließlich ineinander verlieben.


    Jennifer Niven stellt in ihrem Debütroman verschiedene Arten der Depression vor. Die amerikanische Highschool dient ihr dabei als Kulisse für ihre tragische Handlung. In den USA wird das Buch als Jugendbuch angeboten, in Deutschland gibt es eine erweiterte Altersempfehlung für Erwachsene. Das scheint mir durchaus angemessen. Die Autorin behandelt das Thema Suizid mit dem erforderlichen Fingerspitzengefühl. Als Außenstehender erlebt man so den gedanklichen Wandel der Figuren mit. Die Perspektiven wechseln zwischen Violet und Finch ständig ab, sodass man den Figuren sehr nahe kommt. Beide haben unterschiedliche Depressionen, die sich auch unterschiedlich auswirken und die auch anders behandelt werden. Es werden die Lebensumstände beleuchtet, wobei auch hier nicht mit Klischees gespart wurde. Dennoch regt das Gelesene zu mehr Sensibilität beim Leser an. Die Kernaussage ist dabei so erschreckend wie einfach: Keiner ist davor geschützt. Nebenbei werden sprachlich wunderschön formulierte Sätze in Tagebucheinträgen oder kurzen Dialogen eingeflochten, die das Buch noch lesenswerter machen.

  • Violet lernt Finch erst so richtig kennen, gerade als sie sich oben auf dem Glockenturm der Schule widerfindet und wahrscheinlich nur mit seiner Hilfe heil da wieder runterkommt. Beide waren nicht ganz grundlos auf diesem Turm und im Laufe der Geschichte erfährt man von ihrer Verzweiflung über den Tod der geliebten Schwester und seinen Familienproblemen und seiner psychischen Erkrankung, die ihn dazu treibt, ständig über die verschiedenen Möglichkeiten nachzudenken, wie man am effektivsten Selbstmord begehen könnte.


    Finch, der in ständiger Angst vor dem großen Schlaf lebt, schafft es mit seiner spontanen, klugen Art dass Violet aus ihrem Schneckenhaus der Trauer herausfindet und er gewinnt zuerst ihr Vertrauen und dann ihre Liebe. Aber ihm selbst fällt es schwer, aus der eigenen Dunkelheit zu entrinnen und die Dämonen lauern immer in seinem Kopf und wollen ihn in den Abgrund zerren.


    Zuerst hatten mich eigentlich nur das wunderschöne Cover und der coole Titel angezogen. Ich vermutete dahinter ein unterhaltsames Jugendbuch. Aber die Geschichte nahm schnell Fahrt auf entwickelt sich zu viel mehr als einem reinen Unterhaltungsroman. Ich war von der ersten Seite an begeistert. Dies lag zuerst mal an den tollen Dialogen, die so kraftvoll, humorvoll und realistisch rüberkamen, wie man es nur in sehr guten Bücher findet. Jennifer Niven trifft genau den Ton, den zwischen jugendlicher Leichtigkeit und reifer Ernsthaftigkeit. Ich fand es wunderschön, teilweise sogar ergreifend, wie die beiden Hauptdarsteller sich gegenseitig versuchen aufzurichten, wie die Anziehungskraft immer größer wird, die Gespräche immer intensiver. Beide versuchen aus ihrer depressiven Stimmung rauszukommen und die Vergangenheit zu überwinden. Und der Leser hofft, dass die Liebe all dies bewirken kann.


    Viel mehr will ich über den Inhalt gar nicht sagen, denn es ist einfach schön, dieses Buch unvoreingenommen selbst zu entdecken. Die Autorin hat es u.a. geschrieben, um eigene Erlebnisse zu verarbeiten und anderen Menschen zu helfen, die mit dem Tod eines geliebten Menschen fertig werden müssen und auch mit denen, die eine psychische Erkrankung haben oder jemanden kennen, der damit lebt. Sie lotet die Tiefen der Seelen von Violet und Finch in einer fast lyrischen und oft sehr ergreifenden Weise aus, findet Worte für den Schmerz, den Verlust, für die Lebensängste der Figuren. Aber auch die Liebe, das Glück und die Freude kommen nicht zu kurz. Es ist ein Buch zum Lachen und zum Weinen, eines zum Nachdenken und eines, aus dem ich ständig etwas zitieren und herausschreiben musste. Ein Buch für alle Generationen. Ein Buch das Mut macht und Zuversicht schenkt.


    von mir 10 Punkte dafür


    „Wenn alle anderen zugrunde gingen und er übrig bliebe, würde ich fortfahren zu sein; und wenn alle anderen blieben und er würde vernichtet, so würde sich das Weltall in etwas vollkommen Fremdes verwandeln….“ :-)

    Hollundergrüße :wave



    :lesend

    T.J. KLune - Mr Parnassus Heim für magisch Begabte


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Selten habe ich mich so schwer getan, meinen Leseeindruck in Worte zu fassen. Und dabei hat mich dieses Buch tief berührt und es lässt mich auch jetzt nach einer Woche, nachdem ich die letzte Seite umgeblättert hatte, nicht ganz los.


    Es ist die Geschichte von Violet und Finch, die zwar in der selben Schule sind, sich aber erst näher kennen lernen, als sie sich ganz oben auf einem Glockenturm begegnen. Trotz ihrer jungen Jahre erscheint ihnen das Leben zu schwer und nicht wirklich lebenswert und beide denken daran, sich vom Turm zu stürzen. Doch diese Begegnung ändert alles....


    Wer jetzt eine romantische Teenager-Romanze erwartet, würde wohl enttäuscht werden. Und auch wenn die Geschichte mit der Schönen und dem Schul-Nerd vorhersehbar scheint, wird dem Leser schnell bewusst, dass es hier um weit mehr geht.


    Die Autorin Jenniver Niven hat mich mir ihrem Schreibstil bereits auf den ersten Seiten überzeugt. Auch wenn die Thematik alles andere als leichte Kost ist, liegt oft zwischen den Zeilen - gerade in den Dialogen - eine Art Zauber, der mich für sich eingenommen hat und mich über die Seiten fliegen liess.


    Diese intensive Geschichte ist etwas ganz Besonderes und es wäre zu banal einfach zu sagen, es sei ein schönes Buch. Denn es ist nicht nur schön - es hat sehr viele schwierige Momente, die auch mir als Leser einiges abverlangt und auch Tränen gekostet hat.


    Es ist eine Geschichte von Ängsten, Verlusten und Loslassen.


    Es ist eine Geschichte von Freundschaft und Liebe - Liebe zueinander und Liebe zum Leben.


    Es ist eine Geschichte die zeigt, wie nahe Trauer und Zuversicht sich sein können.


    Es ist Violets und Finchs Geschichte, die absolut lesenswert ist und die nicht nur in meinem Bücherregal, sondern auch in meinem Herzen einen festen Platz haben wird.


    Daher geht es gar nicht anders und ich vergebe 10 Eulenpunkte.

  • „All die verdammt perfekten Tage“ ist ein äußerst emotionsgeladener Roman, bei dem alles anders kommt, als man zu Beginn denkt. Die Protagonisten sind mehr als sympathisch und die Handlung authentisch sowie dramatisch. Das perfekte Herzschmerz-Buch mit ernstem Hintergrundthema, das berührt und gleichzeitig erschüttert.


    Die Story wird uns abwechselnd von den Protagonisten Violet und (Theodore) Finch nähergebracht. Dabei wird in den Überschriften immer darauf hingewiesen, wer nun gerade der Erzähler ist und wo wir uns zeitlich befinden. Das ist für den Leser sehr hilfreich, da es öfter mal zeitliche Sprünge gibt und man diese so nachvollziehen kann. Beide Darstellungen werden in der Ich-Perspektive erzählt, was zum einen die Emotionen schürt und zum anderen das Verständnis für den Charakter. Sowohl Violet als auch Finch sind sehr stille Charaktere, die viel mit sich selbst ausmachen. Schon von der ersten Seite an hat mich der lockere, dem Alter der Protagonisten angepasste und doch einfühlsame Schreibstil der Autorin mitgenommen. Ich konnte mich zu jedem Zeitpunkt in die Charaktere hineinversetzen, was das Lesevergnügen noch um einiges gesteigert hat.


    Wie schon erwähnt, sind beide Protagonisten sehr komplex. Mit Violet hat Frau Niven eine klassische Antiheldin erschaffen, die eigentlich alles hatte im Leben (Schönheit, Akzeptanz, Freunde) und durch einen Schicksalsschlag aus der Bahn geworfen wird. Man kann ihren Schmerz nachvollziehen. Auch die Vorwürfe und Schuldzuweisen sind so authentisch geschildert, dass man zwischendurch den Eindruck hatte, dass sie tatsächlich für die tragischen Taten im vergangenen Jahr die Schuld trägt. Im Verlauf der Geschichte kämpft sich Violet dank Finchs Hilfe wieder zurück ins Leben und die einzelnen Schritt – die mal größer und mal kleiner sind – kann man sehr gut nachvollziehen. Genrell musste ich über beide Protagonistin nie nachdenken und konnte sie in ihrer Gesamtheit einfach akzeptieren. Und dann ist da noch Finch. Er ist so facettenreich, dass man immer wieder eine neue Seite an ihm entdecken kann. Sein schreckliches Geheimnis offenbart sich erst Schritt für Schritt und ich war als Leserin von seinem Schicksal wirklich ergriffen. Man möchte ihm so gerne helfen und ist doch hilflos.


    Die Nebencharaktere sind bewusst gewählt und positioniert. Gerade auf den Familien der beiden liegt ein großes Augenmerk. Wir haben hier ein klassisches Beispiel dafür, wie unterschiedlich jede Familie sein kann. Auf der einen Seite bekommen wir ein Negativbeispiel par exellence abgeliefert und auf der anderen Seite sehen wir, was wirkliche Familienbande bewirken kann, was sie heilen kann, wie sie einen wieder ganz machen kann. Die Freunde und Mitschüler von Violet & Finch sind teilweise Stereotypen und teilweise absolute Individuen. Ich denke, dass hier ganz bewusst so unterschieden wurde, um aufzuzeigen, auf wen es tatsächlich ankommt. Gernerell muss ich der Autorin ein dickes Lob für ihre Charaktergestaltung aussprechen, weil hier einfach alles stimmig war.


    Die Spannung ist von Anfang an greifbar, denn wir werden bei diesem Roman wirklich MITTEN ins Geschehen hineingeworfen. Bei mir kam zu keinem Zeitpunkt Langeweile auf – im Gegenteil: Ich war total gefesselt und habe das Buch praktisch in einem Rutsch gelesen. Dabei haben die vielen überraschenden Wendung natürlich eine große Rolle gespielt.


    Zwischendurch gibt es immer wieder Passagen, die voller Magie, Poesie und Worte sind. Die den Leser zum Träumen verleiten und zeigen, dass in Finch und Violet so viel mehr steckt als zwei minderjährige Teenager, denen das Leben übel mitgespielt hat. Gerade die Auswahl der Zitate aus berühmten literarischen Werken hat mir gut gefallen, denn sie war immer passend und hat die Dramatik der Situation oft unterstrichen.


    Für mich ist es bisher (auch wenn das Jahr noch jung ist) ein Jahreshighlight, denn diese Geschichte hat für mich alles enthalten, was ich brauchte: authentische Charaktere, eine komplexe Story, ein erschütterndes und vor allem viel zu wenig diskutiertes Hintergrundthema und Gefühle, Emotionen und Echtheit. Gerade der Schluss hat es in sich und spätestens hier konnte ich mich mit meinem Tränen nicht mehr zurückhalten, denn ich war vom Schicksal der beiden wirklich und aufrichtig ergriffen. Ich habe mit Violet & Finch gelitten, geliebt, gelacht und getrauert. Eine Geschichte, die noch lange in meinem Gedächtnis bleiben wird.


    10 Eulenpunkte

  • Vielen Dank an den Verlag der uns für die Leserunde bei buechereule.de Leseexemplare zur Verfügung gestellt hat.
    Ich war sehr gespannt auf das Buch, da der Klappentext für mich sehr interessant klang.
    Wir begleiten in All die verdammt perfekten Tage die beiden Protagonisten Violet und Finch.
    Finch eher ein Außenseiter durch sein Auftreten ist Violet eher beliebt. Beide könnten nicht unterschiedlicher sein. Kennenlernen tuen sich hier beide auf dem Glockenturm der Schule, beide mit dem Gedanken zu springen. Bei Finch nichts außergewöhnliches, da er bereits öfters mit dem Gedanken spielte sich das Leben zunehmen. Violet hingegen sieht für sich keinen Ausweg mehr. Seit einem Unfall der ihr Leben veränderte hat sie sich von allem abgeschottet. Doch es ist Finch der sie davon abhält. Durch ein Schulprojekt lernen sich die beiden näher kennen und Finch zeigt Violet ein Weg zurück ins Leben.


    Wie immer sag ich hier, wenn ihr wissen möchtet wie es mit Violet und Finch weiter geht dann lest das Buch selbst.


    Die Geschichte von Violet und Finch ging mir ans Herz. Ich hatte zum Schluss leicht Tränen in den Augen, obwohl man, je weiter man im Buch kam, das Ende bereits erahnen konnte.


    Die beiden Charaktere sind von der Autorin sehr gut ausgearbeitet. Beide könnten nicht unterschiedlicher sein. Und doch wächst entsteht schnell zwischen beiden eine Freundschaft. Die Gefühle und Gedanken wurden hier sehr gut rüber gebracht.


    Das Buch ist leicht und einfach zu lesen, trotz des Themas. Die Kapitel wechseln hier immer wieder zwischen Finch und Violet hin und her so das man sich genau ein Bild von den beiden machen kann.
    Das Thema ist nicht einfach und es geht hier nicht nur um Selbstmordgedanken sondern um noch so einiges mehr. Auch wenn es kein einfaches Thema ist, so können dies Jugendliche ohne Probleme lesen. Das Buch ist sehr gut verständlich. Aber auch Erwachsene haben hier eine gute Unterhaltung.
    All die verdammt perfekten Tage kommt mit so viel Gefühl und alle kommen so greifbar rüber.


    Eine volle Leseempfehlung.

  • Auf dem Glockenturm ihrer Highschool treffen Theodore Finch und Violet Markey aufeinander, beide jenseits der Brüstung, beide springen schließlich nicht. Das gemeinsame Erleben schweißt sie im Folgenden immer enger zusammen.


    Selten, dass mich ein Charakter sofort so gefangen nimmt, wie Finch, der Autorin ist es außerordentlich gut gelungen, diesen eigentlich schwer zugänglichen Charakter unglaublich liebenswert darzustellen. Ziemlich schnell erkennt man, dass Finch wohl an einer bipolaren Störung leidet (er erzählt von Wach- und Schlafphasen), zudem kommt er aus einem schwierigen Elternhaus und hat unter Mobbing-Attacken zu leiden. Freunde hat er nur wenige, Lebensfreude noch weniger. Bei Violet brauchte ich deutlich länger, bevor ich sie in mein Herz schließen konnte. Cheerleaderin und bei den Mitschülern beliebt, kann sie nun einen großen Verlust nicht verarbeiten und leidet zusätzlich unter Schuldgefühlen. Finch und Violet, beide im Abschlussjahrgang, tun sich gegenseitig gut und trotzdem schwebt weiterhin viel Melancholie über der Geschichte.


    Ich habe mich sehr schnell in der Geschichte wohlgefühlt, sie versprüht, bei aller Melancholie auch Lebensfreude. Violet und Finch erzählen beide fast durchgehend abwechselnd in Ich-Form, wodurch Nähe zwischen den Charakteren und dem Leser aufgebaut und das Geschehen noch eindringlicher wird. Die Autorin arbeitet mit vielen passenden Buchzitaten, die der Geschichte eine zusätzliche Qualität geben. Sehr gut hat mir auch gefallen, dass wir zusammen mit Finch und Violet einige, zum Teil sehr kuriose, „Sehenswürdigkeiten“ Indianas kennen lernen.


    Selten habe ich einen so emotional packenden Roman gelesen, der mich immer mehr in seinen Bann zieht, man bangt, man hofft, man ärgert sich, man weint und lacht, liest immer atemloser und ist am Ende ein nervliches Wrack. Zum Ende möchte ich wenig sagen, ich hätte es mir anders gewünscht, aber es passt zur Geschichte und zum wahren Leben.


    In einem Nachwort erfährt man, dass der Roman autobiographisch geprägt ist, wodurch er noch eindringlicher wirkt. Auf Grund der Thematik ist es gut, dass im Anhang hilfreiche Adressen aufgelistet werden.


    Insgesamt ein atemberaubender Roman, mit wunderbaren Protagonisten, emotional sehr packend, viel Stoff zum Nachdenken liefernd und sicher lange nachwirkend. Für mich ein Lesehighlight, das ich gerne weiter empfehle.

  • Violet & Finch, Finch & Violet.............


    ............zwei Teenager, die aufeinandertreffen, als beide kurz davor sind, vom Glockenturm ihrer Schule zu springen.
    Und damit beginnt sie, die Geschichte von Violet & Finch, von Finch & Violet.
    Zwei Teenager, die eigentlich ziemlich verschieden sind und trotzdem relativ schnell zu einander finden.
    Und die versuchen, sich gegenseitig zu retten. Denn beide haben sie ihre Gründe, auf diesen Turm zu steigen.
    Jennifer Niven erzählt die Geschichte einmal aus der Sichtweise von Violet und einmal aus der von Finch.
    Und das gelingt ihr ausgesprochen gut und fesselnd.
    Besonders Finch ist mir schnell ans Herz gewachsen, vielleicht weil ich instinktiv spürte, dass er der "schwächere" der Beiden ist. Oder derjenige, der einfach kränker ist.
    Ich habe im Verlauf der Geschichte wirklich mitgelitten und mitgehofft und am Schluß sind bei mir Tränen geflossen.


    "All die verdammt perfekten Tage" ist ein großartiges Buch.
    Ein Buch, welches einen auf eine emotionale Reise mit nimmt, die es in sich hat.
    Uneingeschränkte 10 Punkte dafür.

  • Meine Meinung:


    Ich habe mich mit dem Buch ähnlich schwergetan wie jetzt mit der Rezi. Eigentlich haben mir Thema, Figuren und Schreibstil nämlich gefallen, aber in Kombination konnte ich nicht viel damit anfangen. Ich weiß, dass es jetzt nicht unbedingt wertvoll ist, wenn ich nicht erklären kann, was mich eigentlich gestört hat. Ich habe nur keine Ahnung, was genau es war.


    Ich habe einfach überhaupt keinen Zugang zu den Personen gefunden, obwohl ich sie objektiv gesehen mochte. Durch diese Distanz hat mich aber auch die Geschichte nicht wirklich mitgenommen. Den Einstieg habe ich schon ganz schwer geschafft. Dann wurde es für eine Weile ein bisschen besser, aber dann war es gegen Ende wieder furchtbar. Ich habe mich wirklich gequält, worüber ich sehr überrascht war.


    Ich habe das Buch einfach nur runtergelesen wie eine belanglose Geschichte und das ist bei diesem Thema ganz sicher nicht gewollt. Ich konnte nicht mitleiden und mich auch nicht mitfreuen. Für mich persönlich war es in diesem Jahr bisher eins der schlechteren Bücher.

  • x Autorin: Jennifer Niven
    x Übersetzerin: Alexandra Ernst
    x Titel: All die verdammt perfekten Tage
    x Originaltitel: All the bright places
    x Genre: Jugendbuch
    x Erscheinungsdatum: 28. Dezember 2015
    x bei Limes
    x 400 Seiten
    x ISBN: 3809026573
    x Erste Sätze: Ist heute ein guter Tag zum Sterben? Diese Frage stelle ich mir morgens beim Aufwachen. In der dritten Stunde, während Mr. Schroeder vor sich hinlabert und versuche, die Augen offen zu halten. Beim Abendessen […]


    Klappentext:


    Jeder Moment ist einzigartig. An welchen Augenblick erinnern Sie sich am liebsten?


    Ist heute ein guter Tag zum Sterben?, fragt sich Finch, sechs Stockwerke über dem Abgrund, als er plötzlich bemerkt, dass er nicht allein ist. Neben ihm steht Violet, die offenbar über dasselbe nachdenkt wie er. Von da an beginnt für die beiden eine Reise, auf der sie wunderschöne wie traurige Dinge erleben und großartige sowie kleine Augenblicke – das Leben eben. So passiert es auch, dass Finch bei Violet er selbst sein kann – ein witziger und lebenslustiger Typ, nicht der Freak, für den alle ihn halten. Und es ist Finch, der Violet dazu bringt, jeden einzelnen Moment zu genießen. Aber während Violet anfängt, das Leben wieder für sich zu entdecken, beginnt Finchs Welt allmählich zu schwinden …


    Rezension:


    Mehr durch Zufall stolperte ich über „All die verdammt perfekten Tage“ von Jennifer Niven und war direkt vom Klappentext angetan. Das Pro und Contra zum Leben und Weitermachen spielte auch in meiner Vergangenheit immer wieder eine Rolle, und so hoffte ich auf eine nachdenkliche und berührende Liebesgeschichte. Ich bekam sie – und noch mehr.


    Die Geschichte wird kapitelweise aus zwei verschiedenen Perspektiven und jeweils aus der Egoperspektive erzählt – aus der von Finch, einem Außenseiter, dessen Gedanken sich immer wieder um sein Ableben drehen, und aus der von Violet, die ursprünglich sehr lebenslustig war – bis zu dem Tag, an dem das Schicksal beschloss, dass sie einen Autounfall überleben soll, im Gegensatz zu ihrer großen Schwester.


    So zählt Finch die Tage, an denen er ‚wach‘ ist, sprich, nicht völlig in der Depression versinkt und Violet die Tage bis zu ihrem Abschluss, um die Stadt und all die unliebsamen Erinnerungen endlich hinter sich zu lassen. Doch trotz allen Bemühungen weiterzumachen, treffen sich die beiden schließlich zufällig und mit dem gleichen Ansinnen auf dem Glockenturm der Schule.


    Fortan fühlt sich Finch für Violet verantwortlich und zwingt sie gewissermaßen, zusammen an einem Schulprojekt zu arbeiten – außergewöhnliche Orte rund um ihren Wohnort zu besuchen und zu dokumentieren. Und genau hier beginnt der Teil im Buch, der einem vor Augen führt, warum man die Welt genießen sollte, ja, sogar muss – es gibt einfach so viel zu sehen. Finch schafft es schließlich, Violet aus ihrem Tief, in dem sie steckt, herauszuholen – bis ihn sein eigenes wieder einholt.


    Ich habe diese Geschichte verschlungen und sie wird mir definitiv noch lange im Gedächtnis bleiben. Sie steckt voller schöner Sätze und Wahrheiten, die man sich dringend notieren sollte, um sie nicht zu vergessen. Die sich anbahnende Liebesgeschichte hat mich völlig berührt und mir sogar hin und wieder ein paar Tränchen abgerungen.


    In anderen Kritiken habe ich gelesen, dieses Buch sei ein zweites „Das Schicksal ist ein meiser Verräter“ – ich persönlich fand die Story um Finch und Violet aber tatsächlich um ein Vielfaches origineller und berührender.


    Fazit:


    Eine witzige, traurige und berührende Liebesgeschichte, die psychische Krankheiten nicht tabuisiert und zeigt, wie nah ein „Ja“ und ein „Nein“ zum Leben nebeneinanderliegen. Definitiv ein Lieblingsbuch.


    Bewertung:


    10 von 10 Sternen

  • Zitat

    Original von Groupie
    Ich habe einfach überhaupt keinen Zugang zu den Personen gefunden, obwohl ich sie objektiv gesehen mochte. Durch diese Distanz hat mich aber auch die Geschichte nicht wirklich mitgenommen. [...]


    Ich habe das Buch einfach nur runtergelesen wie eine belanglose Geschichte und das ist bei diesem Thema ganz sicher nicht gewollt. Ich konnte nicht mitleiden und mich auch nicht mitfreuen. Für mich persönlich war es in diesem Jahr bisher eins der schlechteren Bücher.


    Faszinierend, das drückt meine Meinung eigentlich haargenau aus. Vielleicht war es nicht der richtige Zeitpunkt, aber ich habe wirklich in keinster Weise mit Finch oder Violet mitgefühlt. Das irritiert mich im Nachhinein total, vor allem, wenn ich die Rezis hier lese. Ich weiß nicht, woran es lag, aber mir waren beide Protagonisten nicht nahe beim Lesen und auch ich habe wie Groupie die Geschichte einfach so runtergelesen, ohne mich gedanklich damit intensiver zu befassen.
    Das Ende ließ mich dann auch ziemlich kalt, damit hatte ich allerdings auch gerechnet.
    Ich bin enttäuscht, weil ich mir viel mehr vom Buch erwartet hatte und trotzdem nicht genau sagen kann, was mich eigentlich gestört hat. Schade.


    Ich vergebe dennoch 6 Punkte, weil ich einige Szenen wirklich gut fand und der Schreibstil angenehm zu lesen war.

  • Was soll ich zu diesem Roman nur schreiben? "All die verdammt perfekten Tage" von Jennifer Niven war für mich definitiv eines der besten Bücher bisher. Es landet unter den Top 10 auf meiner Liste.


    Die Geschichte handelt von Violet, die ihre Schwester bei einem tragischen Unfall verloren hat und von Theodore Finch, der unbedingt WACH bleiben will. Violet zählt die Tage bis zu ihrem Schulabschluss, sie lässt den Countdown laufen; Finch hingegen zählt die Tage, die er bisher WACH ist.


    Die beiden könnten auf den ersten Blick nicht unterschiedlicher sein, allerdings entwickelt sich im Laufe der Geschichte ein Band zwischen ihnen.


    Ich möchte hier eigentlich nicht zu viel von der Handlung verraten. Eigentlich müsste man nur sagen: Wenn man auf der Suche nach einer Geschichte ist, deren Charaktere dem Leser eigentlich ab der ersten Seite am Herzen liegen, die eine emotionale Achterbahnfahrt bereit hält und die definitiv in die Kategorie "Taschentuchalarm" fällt, dann sollte man "All die verdammt perfekten Tage" unbedingt lesen.


    Jennifer Niven gibt ihren beiden Protagonisten individuelle Stimmen, sie lässt uns beide Perspektiven sehen, wobei mir Finchs Seite der Geschichte noch um einiges näher ging als Violets Part.


    Für mich hat Jennifer Niven es geschafft, die richtigen Szenen auszuwählen, um die Geschichte von Violet und Finch zu erzählen. "All die verdammt perfekten Tage" war ein großartiges Buch.


    Und damit belasse ich es dann auch. Von mir gibt es 10 von 10 Eulenpunkten.


    Ich möchte mich unbedingt bei Wolke und dem Verlag für mein Exemplar des Buches bedanken, das ich im Rahmen der Leserunde hier gelesen habe.

    "Ein Buch muß die Axt sein für das gefrorene Meer in uns."

    Franz Kafka, Brief an Oskar Pollak, 27. Januar 1904






    :lesend

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  • Ich fand den Einstieg in das Buch sehr schwierig und habe sicherlich drei oder vier Anläufe gebraucht, um über die erste Seite weg zu kommen.


    Obwohl ich doch ziemlich lange gebraucht habe, um das Buch zu lesen, hat es mir, aus den schon von anderen genanntn Gründen, sehr gut gefallen. Aber ich muss sagen, dass mich das Buch sehr getriggert hat. Vielleicht sollten die sensibleren Eulen, die das Buch noch lesen möchten, beachten. :wave


    Das Buch hat mich (vermutlich aufgrund der Konstellation) auch durchwegs an "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" erinnert. :gruebel