'Die Hochzeit der Chani Kaufman' - Kapitel 05 - 09

  • Die Geschichte Rebeccas und Chaims ist fast interessanter als die von Chani und Baruch. Ich könnte mir vorstellen, dass es sich bei beiden um umgekehrte Vorzeichen handelt. Die einen werden religiös die anderen werden säkular.

    Chaim manipuliert Rebecca indem er sie vor vollendete Tatsachen stellt. Sie will ihn nicht verlieren und lässt sich vermutlich darauf ein. Da es aber nicht ihre Überzeugung ist, und vermutlich auch nicht werden wird, da wie überall, die Frauen den übleren Part haben, wird die Ehe nicht gut gehen. Was man ja aktuell schon gespürt hat.

  • Allerdings sind die beiden wohl nicht verheiratet, oder?

    Die Neugierde Rebeccas kann ich nachvollziehen. Sie will herausfinden, was es mit dem Jüdisch-Sein so auf sich hat. Das wird sicher noch interessant mit Chaim.


    Das Leben der älteren chassidischen Frauen finde ich wirklich bedrückend. Diese immerwährenden Schwangerschaften und dann auch noch den Druck, Söhne zur Welt bringen zu sollen.

    Da kann ich mich nur freuen, nicht durch welchen -ismus auch immer gezwungen zu sein, so etwas mitzumachen.

  • Allerdings sind die beiden wohl nicht verheiratet, oder?

    Das ist die Vorgeschichte der Ehe der beiden - spielt ja auch 1982. Ich habe schon ganz schön gestutzt, wenn ich den Chaim aus dem Kapitel mit der Fehlgeburt vergleiche mit dem ehemals weltoffenen Studenten aus Südafrika, der er mal war... Diese Wandlung wirkt auf mich ganz schön erschreckend. Und Rebecca (die spätere Rivka) scheint diese Wandlung ja nicht ganz freiwillig mitgemacht zu haben...
    Mir scheint, die Eltern damals haben ihre Kinder nach Jerusalem geschickt in der Hoffnung, sie in die richtige (Glaubens-)spur zu bringen, und bei Chaim hat es ja auch zu 100% funktioniert - und bei Rebecca zumindest äußerlich.



    Das Leben der älteren chassidischen Frauen finde ich wirklich bedrückend. Diese immerwährenden Schwangerschaften und dann auch noch den Druck, Söhne zur Welt bringen zu sollen.

    Geht mir genauso.


    Die Familienkonstellation ist ja für keinen wirklich befriedigend (außer vielleicht für die Väter, aber die werden vermutlich von Geldsorgen geplagt angesichts der zahlreichen Kinderschar, auch wenn da noch nicht weiter drauf eingegangen wurde). Chanis Mutter reibt sich auf zwischen ihren Kindern und dem Haushalt und macht sich doch permanent Vorwürfe, nicht allein gerecht werden zu können. Und Chani wünscht sich nichts so sehr, wie eine Mutter, die für sie da ist und ihr einfach mal zuhört - gerade jetzt, wo ein derart einschneidendes Ereignis bevorsteht. Chani bekommt ja zusehends Panik vor der Hochzeitsnacht und es ist nieman da, der sie wirklich beruhigen und ihr diese Ängste nehmen (oder zumindest leichter machen) kann.


    Ich frage mich eh, wie das gutgehen soll. Baruch und Chani kommen mir beide noch eher wie Kinder als wie Erwachsene vor, sie kennen sich kaum, und dann sollen sie kurz nach der Hochzeit auch noch in ein fremdes Land ziehen? :gruebel


    LG, Bella

  • Die Familienkonstellation ist ja für keinen wirklich befriedigend (außer vielleicht für die Väter, aber die werden vermutlich von Geldsorgen geplagt angesichts der zahlreichen Kinderschar, auch wenn da noch nicht weiter drauf eingegangen wurde).



    LG, Bella

    Doch, Chanis Mutter sagt ja zu ihr, dass ihr Vater so viel Schulden hat, sie schon wieder eine Tochter erwartet, schon wieder muss ein Bräutigam gesucht , eine Hochzeit bezahlt werden. Es ist ja Mizwa also Gebot, man sollte zumindest von jedem Geschlecht ein Kind haben, was sie auch nicht erfüllt.


    Allerdings sind die beiden wohl nicht verheiratet, oder?

    Die Neugierde Rebeccas kann ich nachvollziehen. Sie will herausfinden, was es mit dem Jüdisch-Sein so auf sich hat. Das wird sicher noch interessant mit Chaim.


    Das Leben der älteren chassidischen Frauen finde ich wirklich bedrückend. Diese immerwährenden Schwangerschaften und dann auch noch den Druck, Söhne zur Welt bringen zu sollen.

    Da kann ich mich nur freuen, nicht durch welchen -ismus auch immer gezwungen zu sein, so etwas mitzumachen.

    Die Beziehung wird im Rückblick geschildert. Und ja, sie hatten vorehelichen Sex, was nach der Zuwendung zum jüdischen Glauben für Chaim olötzlich ein Problem ist. Soweit ich aber weiß, hat sich Chaim freiwillig für Jerusalem entschieden, weil eine Tante da eine Wohnung hatte.


    Die Wandlung zu der heutigen Person kann man schwer nachvollziehen aber ich dachte da gleich an die Islamisierung von Jugendlichen heute. So ein großer Unterschied scheint mir da nicht zu sein, nur dass hier eben nicht gleichzeitig radikalisiert wird.

  • Findus Ja, das mit den Schulden habe ich auch gelesen, ich meinte eher, dass bislang noch nichts direkt aus der Sicht eines Vaters geschrieben wurde. Aus männlicher Sicht kam ja bislang nur Baruch zu Wort und der ist ja noch nicht verheiratet.


    Mag sein, dass Chaim sich freiwiliig für Jerusalem entschieden hat, aber ich habe trotzdem den Eindruck, dass da eine gewisse Methode dahintersteckt, wie die ausländischen Jugendlichen dort betreut/integriert werden.


    ich dachte da gleich an die Islamisierung von Jugendlichen heute

    Gewisse Parallelen kann man da durchaus sehen.


    LG, Bella

  • Findus Ja, das mit den Schulden habe ich auch gelesen, ich meinte eher, dass bislang noch nichts direkt aus der Sicht eines Vaters geschrieben wurde. Aus männlicher Sicht kam ja bislang nur Baruch zu Wort und der ist ja noch nicht verheiratet.

    Das ist richtig. Vielleicht ist es ja gewollt. Gerade die Frauen sind ja von den Geboten besonders betroffen.

  • Bei Chaim denke ich, er hat einen Sinn für sein Leben gesucht. Er hat es ja vorher in Johannesburg offenbar schlimm getrieben und ist dann nach Jerusalem gegangen.

    Und Rebecca kommt aus einer nicht besonders eifrigen jüdischen Familie.


    Ich finde es schon erstaunlich, dass sie sich von Chaim so sehr beeinflussen lässt. Sie will ihn eben nicht verlieren. Trotzdem - das Leben so radikal zu verändern, das muss man erst einmal schaffen.


  • Mir scheint, die Eltern damals haben ihre Kinder nach Jerusalem geschickt in der Hoffnung, sie in die richtige (Glaubens-)spur zu bringen, und bei Chaim hat es ja auch zu 100% funktioniert - und bei Rebecca zumindest äußerlich.

    Auch 2008 ist dies noch der Weg, s. S. 115 Baruch und Chani werden sechs Monate nach der Hochzeit auch London verlassen, damit in jerusalem aus Baruch ein guter Rabbi gemacht wird ... und vermutlich ist für Chani auch vorgesehen, sie zu einer Rebbetzin anzuleiten. Neben KIndern bekommen, ist für sie aufgrund des Berufes ihres Mannes auch vorbestimmt, ihn geistlich zu unterstützen. Wenn man sich vorstellt, dass sie mit, sagen wir mal 25 Jahren auch 17/18 jährige Bräute "aufklärt" und anleiten soll.

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Also auf Seite 115 sind die beiden noch nicht mal verheiratet. Baruch erwähnt ein paar Mal, dass er nach Jerusalem zu Studienzwecken soll, aber Chani weiß davon noch nichts.

  • Das stimmt. Ich habe es etwas unvollständig zusammengefasst, als wenn es beschlossene Sache der beiden wäre. Ich bezweifele, dass Baruch befragt wurde, ob er nach Jerusalem will, geschweige Chani über diese Pläne informiert ist. Doch, Jerusalem, scheint auch noch 2008 der bevorzugte Ort für die Ausbildung zum Rabbi zu sein.

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • In einem der Baruch-Kapitel erfährt man, dass er nach der Hochzeit nach Jerusalem soll und für ihn ist es absolut klar, dass Chani als seine Frau mitkommt. Immerhin macht er sich Gedanken, wie er ihr den Aufenthalt in der Fremde möglichst erträglich machen kann. Chani weiß davon mit Sicherheit noch nichts - die beiden kennen sich ja kaum und ich vermute, dass sie sie noch gar nicht die Gelegenheit zu tiefergehenden Gesprächen hatten.


    Rumpelstilzchen Du hast recht, eine Wohnung haben Baruchs Eltern wohl schon besorgt. Ich vermute auch, dass Chani dann auf die Schiene "Ausbildung zur Rebbetzin" gesetzt werden wird und vermutlich wird da auch keiner nach ihren eigenen Wünschen fragen.


    LG, Bella

  • Rumpelstilzchen Du hast recht, eine Wohnung haben Baruchs Eltern wohl schon besorgt. Ich vermute auch, dass Chani dann auf die Schiene "Ausbildung zur Rebbetzin" gesetzt werden wird und vermutlich wird da auch keiner nach ihren eigenen Wünschen fragen.


    LG, Bella

    Ich hoffe ja, dass sich die beiden, im Gegensatz zu Rebecca und Chaim in die andere Richtung entwickeln und eben dieser ganzen Bevormundung und Lebenswegbestimmung durch andere entziehen und sich für einen eigenen Weg entscheiden. Aber das ist vermutlich nur Wunschdenken.

  • Ja, das mit den Schulden habe ich auch gelesen, ich meinte eher, dass bislang noch nichts direkt aus der Sicht eines Vaters geschrieben wurde. Aus männlicher Sicht kam ja bislang nur Baruch zu Wort und der ist ja noch nicht verheiratet.

    Es gab schon einen Abschnitt aus der Sicht von Chaim, der sich mit Schuldgefühlen quält, weil er auf die Fehlgeburt nicht richtig reagieren konnte und nicht weiß, wie er seine Ehe retten soll.


    Ich glaube eigentlich, die Männer haben es auch nicht wirklich leichter in einer solchen Gesellschaft. Die Forderungen an sie sind nur andere. Frei sind sie eigentlich auch nicht.


    Interessant fand ich den Einschub mit der Obdachlosen, an der Juden und Nichtjuden gleichermaßen vorbeigehen. Offensichtlich fühlt sich hier keiner verantwortlich. Die Juden nicht, weil sie keine der ihren ist, aber offensichtlich auch niemand anders.

  • Interessant fand ich den Einschub mit der Obdachlosen, an der Juden und Nichtjuden gleichermaßen vorbeigehen. Offensichtlich fühlt sich hier keiner verantwortlich. Die Juden nicht, weil sie keine der ihren ist, aber offensichtlich auch niemand anders.

    Das musste ich eben noch mal nachlesen. Rebecca hatte ihr ja was zu Essen gebracht und kümmert sich anscheinend öfter um sie.

    Aber bitte, bei uns ist es nicht viel anders. Wer kümmert sich hier um Obdachlose, die irgendwo auf der Straße kampieren. Sicher gibt es Wärmestuben und Essensausgaben. Aber da gehen auch nicht alle hin.

  • Rebecca sprach auch kein hebräisch als sie dort lebte. Meines Wissens ist Israel mehrsprachig allein aufgrund der verschiedenen Nationalitäten. Arabisch, englisch, deutsch hebräisch, alles da. Sicher ist hebräisch wie auch im Islam arabisch die Sprache der Tora bzw. des Koran. Aber im Alltag ist alles möglich.