'Shirley' - Seiten 001 - 082

  • Nun also Charlotte Brontë. Der Kontrast zu fast allen im Juli gelesenen Büchern ist dermaßen hart, daß es schon fast weh tut. Und ich bin momentan so gar nicht in Stimmung für ein Buch, das in der (egal ob oben, in der Mitte oder unten) Gesellschaft des England des frühen 19. Jahrhunderts angesiedelt ist, „komme“ ich doch direkt aus dem Wilden Westen sowie dem Bürgerkrieg der USA, und das, was einigen Bösewichtern einige Seiten vor Ende des Buches passiert ist, wäre ich England (bzw. Europa) schlicht undenkbar. Aber ich habe mich auf die Leserunde gefreut und werde versuchen, mich einzustimmen und mitzulesen. Allerdings kann es passieren, daß ich den 5. Teil der „Savage Destiny Reihe“ parallel lesen werde. Ich muß einfach wissen, wie es dort weiter geht, und werde es vermutlich nicht bis Ende August (so lange hatte ich eigentlich für „Shirley“ eingeplant) aushalten zu warten.


    Das ist mit ein Grund, weswegen ich mich nun entschieden habe, doch auf Deutsch zu lesen. Abgesehen davon, daß mir das britische Englisch des 19. Jahrhunderts momentan etwas Schwierigkeiten bereitet (ich müßte zu oft das Lexikon bemühen), weil ich seit gut vier Wochen amerikanisches Englisch (fünf Bücher, alles Western) gelesen und das nun „intus“ habe, gibt das auch eine deutliche Trennung zwischen „Shirley“ und „Savage Destiny - Climb The Highest Mountain“, so daß das mental gut zu schaffen sein sollte.


    Ansonsten habe ich heute mit „Shirley“ begonnen, bin aber noch nicht sehr weit im ersten Kapitel. Mehr, wenn ich da substantiell weiter bin.


    Trotz allem hoffe ich auf eine schöne Leserunde! :-) (Aber das sind unsere LR ja eigentlich immer.) :wave

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Ich hatte am Wochenende ein wenig Zeit zum Lesen und habe den ersten Abschnitt fertig gelesen.

    Den Einstieg fand ich nicht gerade leicht. Ich hatte wahrscheinlich etwas anderes erwartet. Zumindest hatte ich nicht damit gerechnet, dass das Buch sich so viel mit der politischen und wirtschaftlichen Situation der damaligen Zeit beschäftigt. Ich habe die ersten 3 bis 4 Kapitel als anstrendend und ein wenig konfus empfunden. Zum Teil gibt es ja ewig lange Beschreibungen von Personen über mehrere Seiten. Zum Glück taucht dann im 5. Kapitel endlich mal eine Dame ( Caroline) auf und ab dem Zeitpunkt hat mir das Buch dann plötzlich sehr gut gefallen. Es scheint sich wohl was anzubahnen zwischen Caroline und ihrem Cousin.


    Was ich ja total witzig finde ist, wie die Autorin den Leser immer wieder direkt anspricht und erklärt, warum ein Autor das jetzt so oder so schreiben muss oder auf was sich der Leser einzustellen hat. Das lockert die ganze Geschichte immer wieder auf und gefällt mir ausgesprochen gut.

    Und es gab eine Beschreibung von einem Sonnenaufgang den ich wunderschön gefunden habe ( ich glaube das war im 5. Kapitel)

    Ich bin also im Moment ganz zuversichtlich, dass dieses Buch jetzt im Laufe der Handlung nur noch besser werden kann.

    Das ist mit ein Grund, weswegen ich mich nun entschieden habe, doch auf Deutsch zu lesen.

    Ich bin froh, dass ich mich gleich dazu entschlossen habe, auf Deutsch zu lesen. Ich bin mir sicher, mit englisch wäre ich nicht froh geworden und hätte keinen Spaß an dem Buch gehabt. Und so gefällt mir die Sprache bis jetzt wirklich recht gut.

  • Immerhin habe ich die ersten beiden Kapitel gestern lesen können. Mit dem Einstieg habe ich mich etwas schwer getan, wie Du Rouge, empfand ich es bisher als etwas konfus... Ich hoffe, das gibt sich noch. Aber immerhin, es lässt sich trotzdem recht gut lesen.

    Zum Inhalt lässt sich daher noch nicht so viel sagen, ich denke, die Autorin wollte dem Leser so einen Einblick in ihre Zeit, sowie das wirtschaftliche Geschehen geben. Diese Teile von Geschichten sind ja immer weniger meins, daher warte ich jetzt gespannt auf das erste Auftreten von Shirley.

  • So weit wie nofret78 bin ich inzwischen auch. Seltsamerweise mußte ich bei den Schilderungen der wirtschaftlichen Verhältnisse sehr an „Norden und Süden“ von Elizabeth Gaskell denken, wo ähnliche Probleme eine Rolle spielen - rund fünfzig Jahre später!


    Ansonsten fällt es mir sehr schwer, mich mit der Geschichte anzufreunden. Nicht wegen dem Stil, das Buch ist sehr gut geschrieben und gefällt mir in dieser Hinsicht außerordentlich. Aber die Thematik ist so weit entfernt von dem, mit welchem ich mich die letzten Wochen beschäftigt habe, daß ich enorme Schwierigkeiten habe umzuschalten. Noch bin ich nicht sicher, ob mir das letztlich gelingen wird.


    Wobei ich derzeit nicht mal weiß, wohin sich die Handlung entwickeln soll, da von der titelgebenden „Heldin“, so weit ich das überblicke, noch gar nicht die Rede war. Zumal ich den Ratschlag meiner englischen Ausgabe befolgt habe, die Einleitung zum Buch erst nach der Lektüre zu lesen. Der Hilfsgeistliche Malone ist mir bisher jedenfalls herzlich unsympathisch.


    Rouge

    Lange Personenbeschreibungen sind auch nicht unbedingt etwas für mich, denn je länger die sind, um so weniger kann ich mir eine Person vorstellen. :rolleyes Aber die Schilderungen der politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse stören mich nicht, im Gegenteil - die machen den zeitlichen Rahmen besser verständlich.


    Diese direkte Ansprache der Leser in Büchern mag ich sehr. :-)

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • SiCollier

    Du hast recht, es erinnert mich tatsächlich auch stark an North and South, zumindest die wirtschaftlichen und politischen Beschreibungen. Inzwischen bin ich mit Kapitel 4 durch, von Shirley noch immer keine Spur.

    Aber, es wurde schon etwas persönlicher und lässt mich hoffen. Lesen lässt es sich noch immer recht gut.


    Ach ja, die direkte Ansprache gefällt mir auch sehr gut.

    Das macht das Buch gleich persönlicher.

  • Ich habe heute nun auch die ersten fünf Kapitel fertig gelesen und meine Eindrücke sind fast genauso, wie bei euch.

    Die direkte Anrede des Lesers gefällt mir sehr gut. Da es öfters zwischendurch vorkommt, wirkt es entspannend und ich kann ein wenig "Luft holen", um mich der nächsten sehr umfangreichen Charakterbeschreibung zu widmen.

    Da muss ich wirklich sagen, dass es mir sehr schwer fällt, da noch konzentriert mitzulesen.


    Bei den ganzen verschiedenen Charakteren habe ich teilweise den Faden verloren und habe mich desöfteren gefragt, wo endlich die besagte Shirley auftaucht. :)

    Die politischen und auch wirtschaftlichen Hintergründe und Details gefallen mir sehr gut, da ich dann ein besseres Gefühl für diesen Roman bekomme.


    Mein letzter Eindruck, den ich vom letzten Kapitel hatte, war der Dialog von Robert Moore und Caroline Helstone. Da steckte ich auf einmal so tief drin, da hätte beinahe verpasst aus der S-Bahn auszusteigen.


    Nun bin ich gespannt, wie sich die Geschichte entwickeln wird.

  • So, inzwischen bin ich mit dem ersten Abschnitt auch durch.

    Ich muss gestehen, dass ich mich manchmal dabei erwische quer zu lesen, was an der Weitschweifigkeit liegt. Die Autorin erzählt schon sehr ausführlich und das erscheint mir persönlich etwas langatmig. Nun gut, zu jener Zeit wurde eben einfach so erzählt ...

    Nun bin ich aber gespannt, wann Shirley endlich in der Geschichte auftaucht, oder zumindest die Rede von ihr ist.

  • Diesen Abschnitt habe ich nun auch durch, und es ist schon schade, daß ich derzeit gedanklich (noch) so ganz woanders bin. Denn das Buch ist eigentlich genau mein Fall, was Erzählweise und Schreibstil betrifft. Bei den Personenbeschreibungen lese ich meist etwas schneller, aber ansonsten bin ich sehr angetan. Im Juni habe ich E. T. A. Hoffmanns „Die Serapions-Brüder“ gelesen - da kann mich eine „umständliche“ Erzählweise nicht mehr schrecken. Im Gegensatz zu dort schreitet die Handlung hier ja mit Riesenschritten voran. ;-)


    Interessant fand ich die Bemerkung (S. 11), daß die Wirtin der drei Hilfspfarrer (Kapitel 1) „geschnitten“ wird, bloß weil sie keine Bedienstete hat.


    Grinsen mußte ich ob des Vergleichs von Helstone mit einem Kosaken (S 53, Kap. 3). Ich bin mir nicht so ganz sicher, ob Frau Bronte die richtigen Vorstellungen von einem Kosaken hatte! :grin


    Interessant auch die Diskussionen über Napoleon (S. 54, Kap. 3) und der Glaube an dessen Unbesiegbarkeit. Wir heutige wissen etwas mehr darüber; die Autorin zur Zeit der Niederschrift auch. Insofern doppelt „lustig“, daß sie so ganz aus Sicht der Zeit, in der das spielt, schreibt.


    Später, im 5. Kapitel (S. 85) mußte ich wieder an Gaskells „Norden und Süden“ denken, wurde da doch dieser Unterschied zwischen Nord und Süd direkt thematisiert.


    S. 91 (Kap. 5): „Die Antwort und der Rest der Unterhaltung erfolgten auf französisch, aber da dies ein englisches Buch ist, werde ich es übertragen.:grin

    Schade, daß Tolstoi in seinem „Krieg und Frieden“ die französischen Teile nicht auf Russisch geschrieben hat, dann wären sie in der Übersetzung gleich auf Deutsch.

    Dieser Stil und diese „Unterbrechungen“ des Erzählgangs mag ich ungemein.


    Da ich von englischer Geographie kaum Ahnung habe, wollte ich nun doch wissen, wo die Grafschaft Yorkshire eigentlich liegt. Ich hätte die auf der anderen Seite der Insel gesucht. :rolleyes Hier in diesem Wikipedia-Artikel ist eine Landkarte enthalten, die die Lage markiert.


    Habe ich das eigentlich richtig verstanden, daß Caroline die Tochter des Pfarrers Helstone, mit dem Moore vorher unterwegs war, ist?

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Habe ich das eigentlich richtig verstanden, daß Caroline die Tochter des Pfarrers Helstone, mit dem Moore vorher unterwegs war, ist?

    Nein, Caroline ist nicht die Tochter von Helstone, sondern seine Nichte. Helstone ist der Bruder von Carolines Vater, der schon verstorben ist. Ich glaube, im nächsten Abschnitt wird da noch näher darauf eingegangen.


    SiCollier :Danke für den Link. Und ich hoffe, Du kannst Dich noch gedanklich mehr auf das Buch einlassen und hast trotzdem Spaß am Lesen. Ich bin jetzt schon im nächsten Abschnitt, und je länger ich lese, um so besser gefällt es mir. :-]


    Nun bin ich aber gespannt, wann Shirley endlich in der Geschichte auftaucht, oder zumindest die Rede von ihr ist.

    Ich habe beim lesen auch die ganze Zeit darauf gewartet, dass endlich mal Shirley erscheint. Ich bin nun in der Mitte vom zweiten Abschnitt, und immer noch keine Shirley in Sicht. Dafür aber die reizende Caroline, die ich schon sehr in mein Herz geschlossen habe.:)

    Ich finde den Erzählstil, auch wenn er etwas weitschweifig ist, gerade richtig schön und gut zum entschleunigen. Ich mag das Buch bisher sehr!

  • Also eine solche fehlende Person ist für mich nun kein Problem. Ist dann zwar möglicherweise etwas mühsamer zu lesen, aber wenn's paßt. stört es mich nicht (und für mich paßt es bisher).

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    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Erleichtert stelle ich fest, dass ich nicht alleine bin, mit meiner Schwierigkeit einen Einstieg in das Buch zu finden. Dabei scheint mir die Langatmigkeit der Charakterdarstellungen nicht so sehr das Problem zu sein, als vielmehr die Tatsache, von Kapitel zu Kapitel mit neuen Charakteren konfrontiert zu werden, ohne die des vorherigen Kapitels einzubeziehen. Ich habe mich oft nach der Prämisse des Buches gefragt. Wer ist der Hauptcharakter? Oder wer sind die Hauptcharaktere?


    kelly_rose91  
    Ich war zwar in keiner S-Bahn, aber mir ging es genauso wie Dir mit dem Dialog zwischen Mr. Moore und Caroline. Endlich, dachte ich, kommt "Leben" in die Geschichte.


    Köstlich fand ich die Beschreibung von Mr. Helstones Einschätzung seiner mittlerweile verstorbenen, ehemals sehr stillen Ehefrau gegenüber.


    "Er [Mr. Helstone] dachte, solange eine Frau schwieg, täte ihr nichts weh und sie hätte keine Wünsche. Wenn sie sich nicht über Einsamkeit beklagte, so konnte ihr doch die Einsamkeit, auch wenn sie länger dauerte, nicht lästig sein. Wenn sie nicht sprach und sich nicht vordrängte, keine Vorliebe für dies, keinen Widerwillen gegen jenes ausdrückte, so empfand sie wohl keine Vorliebe und keinen Widerwillen, und es war zwecklos, sie nach ihren Neigungen zu fragen. Er gab sich nicht den Anschein, als verstünde er die Frauen oder als vergliche er sie mit den Männern: sie waren eine andere, sicherlich sehr niedrige Art von Lebewesen. Eine Frau konnte nicht die Gefährtin ihres Mannes sein, viel weniger seine Vertraute und noch weniger seine Stütze." (4. Kap., Ott S.76)

  • Erleichtert stelle ich fest, dass ich nicht alleine bin, mit meiner Schwierigkeit einen Einstieg in das Buch zu finden.

    Na ja, mein Problem ist vor allem, daß ich gedanklich-mental noch ziemlich weit entfernt vom England der napoleonischen Zeit bin. Inzwischen geht es allerdings (nach Kapitel 7), den stilistisch gefällt mir das Buch außerordentlich gut.


    Eine Frau konnte nicht die Gefährtin ihres Mannes sein, viel weniger seine Vertraute und noch weniger seine Stütze.

    Ich fürchte fast, das war zu der Zeit eine relativ weit (?) verbreitete Ansicht.


    Faraday

    Ich denke, ein englischer Klassiker läßt sich nie unter "leichte Sommerbücher" einordnen. ;-)

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Mir fällt es auch noch schwer in das Buch reinzukommen, was aber mehr daran liegt, dass ich im Moment abends einfach zu müde bin, um länger am Stück zu lesen, als am Buch selbst.

    Leichte Sommerlektüre ist das wahrlich nicht. :lache

    Mir fehlt in diesem ersten Abschnitt eine Person, deren Geschichte ich verfolgen möchte. Es fehlt mir einfach etwas Spannung.

    Das Fehlen so einer Person stört mich bisher nicht und das esan Spannung fehlt, da hat uns doch sogar die Autorin schon vorgewarnt. :lache

    Ach ja, die direkte Ansprache gefällt mir auch sehr gut.

    Das macht das Buch gleich persönlicher.

    Die Stellen gefallen mir auch sehr gut und bringen mich immer wieder zum Schmunzeln