Schreibwettbewerb August 2005 - Kommentare

  • Mir geht es diesen Monat wie MaryRead. Ich habe bis jetzt nicht mal geschafft, die Geschichten zu lesen. Schade, dabei hatte ich mir das fest vorgenommen. Wird aber wieder besser, versprochen. :-)

  • Das habe ich im vorletzten Monat auch gemacht. Je nach Anzahl der Geschichten ist das für mich tatsächlich leichter zu bewältigen, denn meist lese ich sie am Stück vor der Punktevergabe.

  • Schön, dass sich dieses mal wieder mehr am bewerten und kommentieren beteiligen! Meine Kommentare kommen auch gleich.


    @ Wilma


    Was heißt denn o.t.t.?

  • Aber vorher noch das hier...


    @ bartlebooth


    Was hast du gegen Beziehungsruinen?


    Ich fand keine der Geschichten spitzenklasse, aber mehrere gut. Unter diesen die drei Besten auszuwählen, fiel mir ausgesprochen schwer. Hier meine Kommentare zu den Geschichten.


    Nachts in der Ruine – Originelle Idee (im Vergleich), interessante Story und auch noch gut geschrieben. Dafür habe ich drei Punkte vergeben.


    Herr von Olpe – Sehr hübsch. Fand ich zum Grinsen. Deshalb zwei Punkte von mir. Im Nachhinein muss ich zugeben, dass ich mir für den Sieg des Wettbewerbs dann doch etwas Anspruchsvolleres gewünscht hätte.


    Das Kind aus der Vergangenheit – Obwohl ich kein Fantasy-Fan bin, unter allen übrigen Beiträgen immer noch derjenige, der mich am meisten angesprochen und beeindruckt hat. Eine interessante Geschichte, gut erzählt.


    Die letzten Tage einer Ruine – Die Interpretation des Themas gefällt mir. Auch die Umsetzung ist nicht schlecht. Nur die Pointe ist etwas sehr unglaubwürdig. Der 40. Geburtstag hätte es auch getan. Trotzdem gut.


    Toter Briefkasten – Mal keine gruselige Spukgeschichte, sondern eine romantische. Das fand ich schön. Nicht sehr aufregend, die Story, aber sie hat was. Außerdem ist sie schön geschrieben.


    Pompeji – Zur Abwechslung kein Horror, Grusel oder Spuk. Ganz gut gelungen, finde ich, leider mit ein paar stilistischen Flüchtigkeitsfehlern.


    Der Neuanfang – Die Zähne als Ruinen (bei Herrn von Olpe in Reimform gefasst…) – auch eine nette Idee. Ganz hübsch geschrieben, mit Überraschung am Ende. Fand ich alles in allem o.k.


    Auferstanden – Auf der einen Seite gut erdacht (hört sich ein bisschen an wie die Zusammenfassung unzähliger Kneipengespräche :-) ), auf der anderen Seite ganz schön viel Ereignis in so einem kurzen Text. Warum Deutschland auf einmal Mutterland heißt, ist mir nicht klar geworden (vielleicht, um die Textzeile „auferstanden aus Ruinen“ unterzubringen??). Sehr schön fand ich den abschließenden Größenvergleich Deutschland – China!


    Erkenntnis – Ein Dialog macht noch keine Geschichte, aber die Szene an sich ist sehr witzig!


    Jetzt kommen die Geschichten, die mir persönlich nicht so gut gefallen haben. Wer keine negative Kritik hören mag: einfach zum nächsten Beitrag springen!


    Arabische Nacht – Ein Terroranschlag, das war mal eine andere Idee. Lebendig geschrieben, aber etwas ungelenk formuliert. Mir war das Vorspiel zu lang im Vergleich mit dem Drama, das sich hinterher abspielte. Der Schluss ist sehr pathetisch. Ich hätte es besser gefunden, wenn der Verspätungsgrund offensichtlicher gewesen wäre (z. B. sie muss noch mal zurück laufen, weil Geld vergessen). Dann hätte ein einziger Was-wäre-wenn?-Schlusssatz ausgereicht und das lange Geplänkel am Anfang hätte verkürzt werden können.


    Little Boy – Ich wurde in der Schule gezwungen, den Film „The Day After“ anzusehen, und ich glaube, eine Frau, deren linke Gesichtshälfte von der Hitze einer Atombombe verbrannt wurde, überlebt dieses Ereignis nicht um 60 Jahre… Und dann finde ich die Geschichte etwas zu kurz und zu wenig beeindruckend, um ein solches Erlebnis wiederzugeben. Übrigens irritiert mich der Titel, denn Michiko ist doch ein weiblicher Vorname?


    In diesen Nächten – Etwas rätselhafte Spukgeschichte, die mir persönlich zu kitschig geschrieben ist.


    Ewig – Recht sauber formuliert. Aber: Hätte eine Ruine ein wirklich spannendes Ereignis zu erzählen gehabt, hätte es interessant werden können, sie sprechen zu lassen. Doch ein Abriss der Geschichte des Forum Romanums, ohne an irgendeiner Stelle ins Detail zu gehen, das war mir zu langweilig.

    Ein Bargespräch
    – Dieser Dialog konnte mich weder fesseln noch überzeugen. Die Ausdrucksweise der beiden Bauarbeiter ist teilweise zu intellektuell und wenig authentisch.


    Sara – Um ehrlich zu sein: Die Story und ihre Erzählweise mutet mich an wie eine billige Fantasyfilmproduktion.


    Hunger – War mir für eine Gruselgeschichte nicht gruselig genug.


    Ende eines Lebens – Ein etwas zu typischer Streit zwischen Mann und Frau. Die weibliche Rede war mir zu klischeehaft („… hart gearbeitet, um dein Studium zu finanzieren … mit den Kindern wolltest du nichts zu tun haben … deine brotlose Kunst … mit der erstbesten Schlampe ins Bett…“- Das kam mir alles so vor, als hätte ich es schon sehr oft in FFF gehört.) Warum heißt die Geschichte „Ende eines Lebens“?


    Feuer und Flamme – Ich finde den Perspektivenwechsel weder nötig noch gelungen. Wenn die rote Schrift die Gedanken einer Person wiedergibt, kann es nicht heißen: „Ich beschließe, übermorgen wieder her zu kommen.“ Überzeugender wäre: „Ich komme in zwei Tagen wieder her.“ Außerdem herrscht in dieser Geschichte ein wilder Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart, und es gibt weitere dicke stilistische Schnitzer.

  • Zitat

    Original von Waldfee
    Die letzten Tage einer Ruine – Die Interpretation des Themas gefällt mir. Auch die Umsetzung ist nicht schlecht. Nur die Pointe ist etwas sehr unglaubwürdig. Der 40. Geburtstag hätte es auch getan. Trotzdem gut.


    Waldfee
    Die meisten Junkies können froh sein, wenn sie 30 werden. Finde ich persönlich besser als den 40. Geburtstag.


    Was deine Frage nach dem "ott" betrifft: das wird in England im allgemeinen als Abkürzung gebraucht und steht für "over the top". Läßt sich schwer ins Deutsche übersetzen, am ehesten noch mit "ein bißchen übertrieben" oder "weniger wäre mehr gewesen".

  • Hallo Waldfee,


    Zitat

    Aber vorher noch das hier...


    @ bartlebooth


    Was hast du gegen Beziehungsruinen?


    Eine sehr gute Frage! Ich finde Beziehungen als Thema von Literatur insgesamt sehr schwierig. Ich bin keiner der Leser, die finden, eine Liebesgeschichte sei das Salz in der Suppe. Wenn ich etwas über Beziehungen lesen möchte, dann muss es entweder sehr reflektiert sein - romantisches Gesäusel vergällt mir viele ansonsten großartige Romane wenigstens ein Stück weit - oder es muss sehr am Rande stehen und die eigentliche Geschichte muss sich um etwas anderes drehen. Alles dazwischen finde ich eher prekär.
    Mich langweilt außerdem die Fixierung auf Liebesbeziehungen. Ich finde, das ist ein Thema, das sehr stark dazu einlädt, topisch zu werden. Damit meine ich, ich habe oft den Eindruck, es wird hier auf einen gemeinsamen, nicht mehr hinterfragten Erfahrungsschatz verwiesen. Liebe ist, bei allem Reichtum des Wortes und bei aller Widerständigkeit gegen Definitionen (auch das gehört nämlich zur Topik dieses Begriffs) ein Gegenstand, bei dem ich eher selten den Eindruck habe, etwas wirklich Interessantes zu lesen, den ich als sehr reglementiert und bieder empfinde.
    Ich weiß nicht, ob das deutlich war, frage gerne noch einmal nach :-).


    Nochmal zu Erkenntnis
    Ich hatte ja am Anfang auch den Eindruck, die Pointe sei eigentlich keine, sondern einfach nur unlogisch (habe ich ja so auch geschrieben). Und ich habe nach den bisherigen Kommentaren den Eindruck, viele haben diesen kleinen Dialog als im Grunde pointenlos gelesen. Aber vielleicht steckt da doch mehr drin als auf den ersten Blick auffällt, denn dieses: "Von wegen Leben möglich, hier ist nichts, nicht mal Ruinen" ist doch eigentlich ganz interessant. Leben ist also nur möglich, wo vorher schon etwas war (was ja eigentlich dem gängigen SF-Klischee der Eroberer unbewohnter Welten widerspricht). Ich kann also hier auch lesen: Leben ist nur da möglich, wo anderes Leben schon ist, das verdrängt werden kann, oder eben da, wo anderes Leben bereits gescheiert ist. Insofern ironisiert diese Pointe den heroenhaften Aufbau aus dem Nichts, die Originalität.


    Naaa? ;-)


    Herzlich, B.

  • Zitat

    Original von Bartlebooth
    Ich kann also hier auch lesen: Leben ist nur da möglich, wo anderes Leben schon ist, das verdrängt werden kann, oder eben da, wo anderes Leben bereits gescheiert ist. Insofern ironisiert diese Pointe den heroenhaften Aufbau aus dem Nichts, die Originalität.
    Naaa? ;-)


    Holla! Jetzt wird aber analysiert und interpretiert, daß es nur so kracht.
    Soll das einen Versuch darstellen eine leere Leinwand, auf der ein Klecks Farbe draufgepinselt wurde, näher zu erläutern? Erinnert mich ein bischen an den ausliegenden Museumsführer in der hiesigen Kunstgalerie, in denen solche Bilder als wahrlich teure Kunstwerke gerechtfertigt werden sollen. ;-)


    Gruss,


    Doc

  • Zitat

    Original von Doc Hollywood



    Holla! Jetzt wird aber analysiert und interpretiert, daß es nur so kracht.


    Eine meiner Lieblingsbeschäftigungen ;-).

    Zitat

    Soll das einen Versuch darstellen eine leere Leinwand, auf der ein Klecks Farbe draufgepinselt wurde, näher zu erläutern?


    Pffff......
    Moderne Kunst ist ein schwieriges Thema. Vor allem bei bildender Kunst tauge ich da auch nur begrenzt zum kompetenten Erklärer. Aber man braucht doch auch nicht immer nur leicht Konsumierbares und unmittelbar Verständliches, Herr Dr. Hollywood :lache


    Herzlich, B.


  • Mooooment, den Vergleich hast du angestellt. Ich sprach von dem Farbklecks auf der weißen Leinwand.


    Gruß, B.


    EDIT Hier muss man ja aufpassen wie ein Schießhund, um nicht andauernd falsch oder verzerrend zitiert zu werden ;-).

  • Zitat

    Original von Bartlebooth
    Hallo Waldfee,



    Eine sehr gute Frage! Ich finde Beziehungen als Thema von Literatur insgesamt sehr schwierig. Ich bin keiner der Leser, die finden, eine Liebesgeschichte sei das Salz in der Suppe. Wenn ich etwas über Beziehungen lesen möchte, dann muss es entweder sehr reflektiert sein - romantisches Gesäusel vergällt mir viele ansonsten großartige Romane wenigstens ein Stück weit - oder es muss sehr am Rande stehen und die eigentliche Geschichte muss sich um etwas anderes drehen. Alles dazwischen finde ich eher prekär.
    Mich langweilt außerdem die Fixierung auf Liebesbeziehungen. Ich finde, das ist ein Thema, das sehr stark dazu einlädt, topisch zu werden. Damit meine ich, ich habe oft den Eindruck, es wird hier auf einen gemeinsamen, nicht mehr hinterfragten Erfahrungsschatz verwiesen. Liebe ist, bei allem Reichtum des Wortes und bei aller Widerständigkeit gegen Definitionen (auch das gehört nämlich zur Topik dieses Begriffs) ein Gegenstand, bei dem ich eher selten den Eindruck habe, etwas wirklich Interessantes zu lesen, den ich als sehr reglementiert und bieder empfinde.
    Ich weiß nicht, ob das deutlich war, frage gerne noch einmal nach :-).



    Eine eher männliche Sichtweise zum Thema, wie mir scheint (was nicht alle männlichen Leser über einen Kamm scheren soll!). Ich mag Liebesgeschichten - allerdings nur, wenn sie nicht klischeebeladen sind - gerade weil die Liebe ein so facettenreiches und so gar nicht einseitiges Thema ist, das doch jeder in unterschiedlicher Weise erlebt.


    Wirklich NEU ist natürlich keine Geschichte (und schon gar nicht der Dialog einer Raumschiff-Crew, die auf einem unbekannten Planeten landet...). Kommt nur drauf an, wie sie erzählt wird.



    Zitat

    Nochmal zu Erkenntnis
    Ich hatte ja am Anfang auch den Eindruck, die Pointe sei eigentlich keine, sondern einfach nur unlogisch (habe ich ja so auch geschrieben). Und ich habe nach den bisherigen Kommentaren den Eindruck, viele haben diesen kleinen Dialog als im Grunde pointenlos gelesen. Aber vielleicht steckt da doch mehr drin als auf den ersten Blick auffällt, denn dieses: "Von wegen Leben möglich, hier ist nichts, nicht mal Ruinen" ist doch eigentlich ganz interessant. Leben ist also nur möglich, wo vorher schon etwas war (was ja eigentlich dem gängigen SF-Klischee der Eroberer unbewohnter Welten widerspricht). Ich kann also hier auch lesen: Leben ist nur da möglich, wo anderes Leben schon ist, das verdrängt werden kann, oder eben da, wo anderes Leben bereits gescheiert ist. Insofern ironisiert diese Pointe den heroenhaften Aufbau aus dem Nichts, die Originalität.


    Ich hatte viel eher den Eindruck, da musste unbedingt noch das Ruinen-Thema untergebracht werden... :grin Und das ist eher schlecht als recht gelungen...

    Ich habe keine Lösung, aber ich bewundere das Problem.

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  • Bartlebooth,
    o, tapferer Streiter für Literatur.


    Das ist hier ist ein Eulenwettbewerb. Verortet im Flachland zwischen 'Schreibübung' und Hobby. Gelegentliche erhöhte Formationen sind im Flachland durchaus möglich. Und alle erdenklichen Niederungen.


    Kritik siedelt man am besten auf einer, nun, mittleren Ebene an.


    Den Stellenwert, den Du 'Liebesbeziehungen' zumißt, finde ich spannend. Ich teile ihn sogar zu einem Gutteil.
    Innerhalb des komplexen Systems, das 'Literatur' darstellt.


    Im freundschaftlichen Austausch von 'Geschichtchen' hat die endlose Diskussion/Dartsellung der topischen 'Liebe' ihren festen Platz.
    Willkommen im Alltag ;-)


    @doc


    Du brauchst Unterricht in moderner bildender Kunst! Sooooooooo einfach ist das nicht.
    Aber das hatten wir ja schon häufiger.
    :lache

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von magali
    @doc
    Du brauchst Unterricht in moderner bildender Kunst!


    magali
    Für mich ist es dann (bildende) Kunst, wenn Susi Müller das mit einer Stunde Zeit und einem vorherigen Besuch bei OBI nicht auch hinbringt. In unserer Kunstgalerie hängen durchaus auch Sachen, bei denen ich zweifellos "wirkliche" Kunst anerkennen kann. Eine leere Leinwand mit einem gelben Strich in der Mitte gehört da nun mal nicht dazu, weil das besagte Susi Müller original innerhalb einer Stunde reproduzieren kann.


    Aber ich bin durchaus gesprächsbereit in diesen Dingen. ;-)


    Gruss,


    Doc