'Unorthodox' - Kapitel 5 - 7

  • Kapitel 5 habe ich jetzt gelesen.


    Deborah ist jetzt 17 Jahre alt und "reif", um verheiratet zu werden. Die Suche ist in vollem Gang, ohne Deborah. Sie trifft dann ihre mögliche Schwiegermutter und deren Tochter zum "Besichtigen".

    Gestört hat mich, dass D. auf die Tochter herabblickt, nur weil diese nicht so gut aussieht, und sich als etwas besseres fühlt.

    Kurz darauf findet das erste Treffen mit ihrem mögliche Bräutigam statt, das zum Ende hin für sie doch recht positiv verläuft. Sie hatte aufgrund seiner Kleidung schon Angst, dass der ein "Aroiny" ist, also ein Anhänger von Aaron, einem Sohn des Rabbis, und ihre Familie sind Anhänger von Zalman.

    Ich hoffe, dass sie in Eli jemanden hat, der seine Aussage : "Ich möchte lieber bei jemandem landen, der Persönlichkeit hat" ernst meint.

    Zumindest hat sie nun den Verlobungsvertrag unterschrieben, der sehr ernst genommen wird und nicht gebrochen werden darf.


    Leider wird ihre gute Freundin Mindy verheiratet, noch dazu mit einem streng religiösen Mann.

    Sie kann ihre Bücher nicht mehr verbergen, hört auf zu lesen, gibt sich auf und ist damit beschäftigt, Kinder zu bekommen.

    Ich finde es wirklich schlimm, dass die Zukunft aller Frauen dort genau gleich und austauschbar ist, sobald sie verheiratet sind.

    Irrlicht und Hexe (7. Hexenregel: Unterschätze nie die Kraft des Wortes - es hat eine besondere Kraft, es kann befreien, anstoßen und verändern, aber auch verletzen und zerstören)

  • schön Irri daß du weiter in der LR dabei bleibst :knuddel1


    Die Brautschau und dieses Arrangement wer wann wen begutachtet - einfach schrecklich. Aber ich habe die Hoffnung, daß Eli etwas moderner ist und sie eine etwas freiere Ehe führen können. Der Verlobungsvertrag wird unterzeichnet und MUSS auch eingehalten werden.


    Es folgen die Hochzeitsvorbereitungen und damit die Kallah-Lehrerin. Also ehrlich, das übertrifft alles was ich bisher gehört habe. 14 saubere Tücher und wenn ein Fleck in der Unterwäsche ist, bekommt der Rabbi den Slip gebracht :cursing:

    Ich glaube Deborah weiß sehr viel nicht über ihren Körper und Sexualität, bei der Mikweh scheint sie aus allen Wolken zu fallen.


    Bei den protzigen Geschenken frage ich mich dann schon, woher das Geld plötzlich kommt. Der Großvater hat ständig geknausert und jetzt wird das Geld mit vollen Händen ausgegeben. Die beiden sehen sich auch nicht, dafür schicken die Familien für irgendwelche Anlässe ständig teure Präsente hin und her. Und weshalb trägt sie zur Hochzeit nur ein Leihkleid?

  • Nee, Deborah weiß rein gar nichts über ihren Körper, es gibt ja Null Aufklärung. Sie wusste ja nicht einmal, dass sie in ihrem Körper die Stelle hat, um Sex machen zu können.

    Und auch die Aufklärung darüber: :bonk


    Erst einmal ist eine Frau (ganz klar) unrein während ihrer Periode, aber was sie dann tun müssen, um (für den Mann) wieder rein zu sein, zieht mir die Schuhe aus.

    Da hat der Rabbi ja immer gut mit zu tun, wenn ihm immer Beweise vorgelegt werden müssen.


    Ihre Großeltern sind sehr wohlhabend (das stand auch irgendwo), der Großvater ist nur zu geizig.

    Deborah kann ja nur wegen ihres Problem-Charakters und ihrer fehlenden Eltern nicht dem Wohlstand entsprechend verheiratet werden. Was wahrscheinlich ihr Glück ist, sonst hätte sie einen tiefst regligiösen Mann bekommen.

    Irrlicht und Hexe (7. Hexenregel: Unterschätze nie die Kraft des Wortes - es hat eine besondere Kraft, es kann befreien, anstoßen und verändern, aber auch verletzen und zerstören)

  • Ich habe einen "schönen" Spruch gefunden (nicht im Buch, aber passt):


    "Die vollkommene Dame wird darauf achten, daß in den Bücherregalen die Werke männlicher und weiblicher Autoren streng getrennt stehen. Man sollte sie nur dann zusammenstellen, wenn die Verfasser miteinander verheiratet sind."

    Gough :lache

    Irrlicht und Hexe (7. Hexenregel: Unterschätze nie die Kraft des Wortes - es hat eine besondere Kraft, es kann befreien, anstoßen und verändern, aber auch verletzen und zerstören)

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  • Hier hat mich gewundert, dass Deborah so wenig weiß. wenn man bedenkt, dass alles Anfang der 2000er passiert.

    Über den angeblichen Sexualkundeunterricht musste ich grinsen und habe mir das bildlich vorgestellt.


    Der Rabbi hat ja wirklich zu tun. Ist dieses Procedere allgemein üblich oder nur bei den ultraorthodoxen Juden so.


    Die Großeltern haben ja eine sieben Zimmerwohnung sehr aufwendig für die Eltern von Deborah eingerichtet. Ich denke, dass Zedi auch deshalb Geld gespart hat, um Deborah eine standesgemäße Hochzeit zu ermöglichen.

  • Ich habe einen "schönen" Spruch gefunden (nicht im Buch, aber passt):


    "Die vollkommene Dame wird darauf achten, daß in den Bücherregalen die Werke männlicher und weiblicher Autoren streng getrennt stehen. Man sollte sie nur dann zusammenstellen, wenn die Verfasser miteinander verheiratet sind."

    Gough :lache

    vielleicht sollten wir dahingehend unsere Bücherregale prüfen :chen

  • Ich lese gerade dessen praktische Umsetzung (nach der Hochzeit, Kapitel 7) und die mehr oder weniger öffentliche Diskussion darüber. Haarsträubend! :yikes

    :write


    Da sind tatsächlich zwei so jungfräuliche Wesen zusammen und wissen nicht was los ist. Vermutlich gab es in der Schule auch keine Aufklärung über Bienen und Blümchen …..


    Eine verunglückte Hochzeitsnacht gibt es bestimmt des Öfteren - alkoholbedingt :grin

    Aber wenn zwei nicht wissen was Sache ist, wo es lang geht, dann lange Zeit herumwerkeln, nein, das ist unvorstellbar. Eine Qual schlechthin:(


    Dann nach der Hypnose eeeeendlich und sie ist sofort schwanger.


    Und man muß sagen, sie berichtet tatsächlich aus ihrem Leben, das ist nicht für den Roman erdacht! :yikes

  • Ja, das finde ich auch richtig schlimm. Es gibt für beide Seiten Null Aufklärung, gerade so viel, wie es für notwendig erachtet wird.

    Da ist es ja wirklich vorauszusehen, was in der Hochzeitsnachts passiert, und da werden die beiden nicht die Einzigen sein.

    Wichtig ist aber nur, dass die Frau dafür sorgt, dass der Mann ein erfülltes Sexleben hat, und sie ist auch Schuld, wenn es nicht so gut klappt. Selbst nach der Standpauke von ihrer Tante ist ihr immer noch nichts klar und, genauso wenig, wie genau sich alles erledigen soll.

    Irrlicht und Hexe (7. Hexenregel: Unterschätze nie die Kraft des Wortes - es hat eine besondere Kraft, es kann befreien, anstoßen und verändern, aber auch verletzen und zerstören)

  • Ich habe gerade das siebte Kapitel beendet. Für mich war das bis jetzt das Kapitel, welches mich am meisten berührt hat.

    Wenn ich mir vorstelle, wie schwierig es unter Umständen schon in unserer offenen Gesellschaft ist, einen guten Arzt und eine richtige Diagnose zu bekommen, muss das psychische Leiden der Autorin in dieser Zeit immens gewesen sein. Und dann löst die richtige Diagnose das Problem nicht einmal, sondern zieht noch Monate eine Therapie nach - die dazu am Ende nicht die optimalen Ergebnisse bringt.

  • Ich habe das 7. Kapitel auch gerade beendet. Was man nicht alles so lernt. Ich kannte dieses Krankheitsbild gar nicht. Hilfe von der Familie hatte sie überhaupt nicht, im Gegenteil.

    Auch heute sind Arzt-Odysseen keine Seltenheit mit oft ungewissem Ausgang.

    Fühlen tut sie immer noch nichts, aber Eli kann jetzt seinen ehelichen Pflichten nachkommen und ist zufrieden. Da er es nicht weiß, kommt es ihm gar nicht in den Sinn, dass auch sie etwas davon haben sollte.

    Ja nu, nun ist sie schwanger und ihre Familien sind glücklich.

    Irrlicht und Hexe (7. Hexenregel: Unterschätze nie die Kraft des Wortes - es hat eine besondere Kraft, es kann befreien, anstoßen und verändern, aber auch verletzen und zerstören)

  • Den Abschnitt habe ich jetzt schneller gelesen, die "erwachsene" Deborah fand ich interessanter. Arme Frau - keine Aufklärung, der Mann hat auch keine Ahnung und dann auch noch Vaginismus, das ist echt hart. So verklemmt wie da alles abläuft ist Lust nur schwer zu empfinden, selbst für die Männer. Gestutzt habe ich ja, als Eli ihr erklärt, dass sich die pubertären Jungs seiner Schule gegenseitig einen runtergeholt haben - müsste das nicht streng verboten und ganz schrecklich unrein sein?

    “You can find magic wherever you look. Sit back and relax all you need is a book." ― Dr. Seuss

  • Hier noch ein Link zu einem Artikel über Paartherapie und Sexualtherapie für jüdische Paare, den ich interessant fand (ich hatte ihn schon bei der LR zu Chani Kaufmann gepostet):

    https://www.juedische-allgemei…/gemeinsam-auf-die-couch/


    Und Vaginismus tritt nicht nur bei ultrareligiösen Frauen auf:

    https://www.buzzfeed.com/de/la…er/botox-vagina-schmerzen

    “You can find magic wherever you look. Sit back and relax all you need is a book." ― Dr. Seuss

  • Den Abschnitt habe ich jetzt schneller gelesen, die "erwachsene" Deborah fand ich interessanter. ...

    Da gings mir andersrum, bei diesen drei Kapiteln hab ich mich sehr schwergetan, weil ich die teilweise echt heftig fand. Da gings Deborah vorher ja richtiggehend gut. Interessant ja, auf alle Fälle, aber eben auch teilweise erschreckend.


    In Kapitel 5 hat mich sehr angerührt, wieviel Deobrah sich von ihrer Hochzeit verspricht. Sie glaubt ja tatsächlich, sie bekommt damit endlich Freiheit und Unabhänigkeit. Ich hätte es ihr sehr vergönnt, aber irgendwie war ja klar, dass das wohl nichts wird. Zusätzlich zu ihrer Familie hat sie ja durch die Heirat nochmal eine, die ihr reinredet und Vorschriften macht. Mich hat nur gewundert, dass sie Mindys Schicksal sehr klar vorhersieht aber trotzdem glaubt, bei ihr könnte es ganz anders sein.


    Den Wandel von Deborah fand ich in Kapitel 6 sehr besorgniserregend. Von dem jungen, unbekümmerten Mädchen, das sich ihr Leben durch Hintertürchen aufbaut wird sie zu einer jugenen Frau, die eine vorbildliche und perfekte Ehefrau sein will. Auch hier ist von vornherein klar, dass diese Ziele zu hoch sind. Und auch nicht zu ihr passen - traurig fand ich es trotzdem.


    Und dann die Zeit nach der Hochzeit. Wirklich schlimm und da hat sie mir sehr leidgetan! Wie schon gesagt, dass die Hochzeit nicht ihre Träume erfüllt, war eigentlich schon vorher klar, aber dass es Deborah von Anfang an so schlechtgeht, fand ich schon heftig. Da geht ja so ziemlich alles schief, was schiefgehen kann. Ein paar Wochen ungetrübtes Verheiratetenglück hätte ich ihr schon gewünscht.


    Die Brautschau und dieses Arrangement wer wann wen begutachtet - einfach schrecklich.

    Das fand ich auch. So soll eine glückliche Ehe entstehen? Wenn zwei einfach zusammengekoppelt werden, egal, ob sie auf der gleichen Wellenlänge schwimmen, von mögen oder gar lieben überhaupt nicht zu reden? Und nach einer halben Stunde Kennenlernzeit soll man auch noch "Ja" sagen? Das fand ich wirklich gemein. (So nach dem Motto: du wolltest das doch). Das Ganze kann dann bestenfalls wirklich nur ein Nebeneinander-leben sein.


    Ihre Großeltern sind sehr wohlhabend (das stand auch irgendwo), der Großvater ist nur zu geizig.

    So habe ich das auch in Erinnerung. Wobei der Großvater für mich gar nicht "geizig" im herkömlichen Sinn ist, er will das Geld ja nicht horten (schließlich gibt er es ja bei den Vermählungsgeschenken gerne aus), sondern ist der Meinung, Geldausgeben ist Luxus und Luxus hat hier auf Erden nichts verloren (so habe ich das zumindest in Erinnerung). Müssen wir in unserer Kultur nicht nachvollziehen können.


    Hier hat mich gewundert, dass Deborah so wenig weiß. wenn man bedenkt, dass alles Anfang der 2000er passiert.

    Über den angeblichen Sexualkundeunterricht musste ich grinsen und habe mir das bildlich vorgestellt.


    Der Rabbi hat ja wirklich zu tun. Ist dieses Procedere allgemein üblich oder nur bei den ultraorthodoxen Juden so.

    Ich habe mich auch gewundert, dass Deborah so gar keine Ahnung hat. Nicht von der Schule oder ihrem Umfeld, aber sie liest doch viel! Da muss sie doch irgendwann auf ein Buch gestoßen sein, dass Sexualität zumindest andeutet.


    Der Rabbi wird meiner Meinung nach nur bei "Sonderfällen" gefragt. Wobei ich das auch ziemlich seltsam finde. Ansonsten habe ich es so verstanden, dass die Frauen in dem Reiningungsbad die Freigabe erteilen.


    Wenn ich mir vorstelle, wie schwierig es unter Umständen schon in unserer offenen Gesellschaft ist, einen guten Arzt und eine richtige Diagnose zu bekommen, muss das psychische Leiden der Autorin in dieser Zeit immens gewesen sein. Und dann löst die richtige Diagnose das Problem nicht einmal, sondern zieht noch Monate eine Therapie nach - die dazu am Ende nicht die optimalen Ergebnisse bringt.

    Da kann ich dir nur zustimmen! Vor allem, weil ja Deborah so extrem prüde aufgewachsen ist. Und nun muss sie von einem (mänlichen) Arzt zum nächsten und ihre Frauenbeschwerden schildern. Dazu immer der Druck der Familie im Nacken. Das stelle ich mir wirklich sehr extrem vor.



    Wichtig ist aber nur, dass die Frau dafür sorgt, dass der Mann ein erfülltes Sexleben hat, und sie ist auch Schuld, wenn es nicht so gut klappt. Selbst nach der Standpauke von ihrer Tante ist ihr immer noch nichts klar und, genauso wenig, wie genau sich alles erledigen soll.

    Das fand ich auch extrem schlimm! Deborah hat zwar überhaupt keine Ahnung, soll es aber wie durch Zauberhand plötzlich wissen und können. Das Schlimme für mich war, dass sie diese zweifelhafte Pflicht, für ein gutes Sexleben zu sorgen, so bereitwillig annimmt. Zwischendurch kommt ihr zwar schon in den Sinn, dass dazu zwei gehören, aber letztlich gibt sie sich doch selber die Schuld. Und anstatt dass die Tante einfach mal Klartext redet, druckst sie auch nur rum und setzt Deborah so zusätzlich unter Druck.


    Man kann Eli natürlich viel vorwerfen, aber ich finde, so schlecht hat er es - auch angesichts seiner Unerfahrenheit - nicht gemacht. Natürlich hätte er vieles viel besser machen können - keine Frage, aber woher soll er das wissen. Er stand bestimmt auch unter großem Druck - Verlierer sind in einer solchen Situation beide.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Zwischendurch kommt ihr zwar schon in den Sinn, dass dazu zwei gehören, aber letztlich gibt sie sich doch selber die Schuld. Und anstatt dass die Tante einfach mal Klartext redet, druckst sie auch nur rum und setzt Deborah so zusätzlich unter Druck.

    Da fand ich den Anruf der jüdischen Frau, deren frisch verheiratete Tochter dasselbe Problem hat, aufschlussreich. Auch wenn bei den Satmaren kein Wert auf einen liebevollen Umgang gelegt wird, scheint es in anderen Familien doch engere Bindungen zu geben. Jene Mutter sorgt sich, auch wenn mir aufgefallen ist, dass ihre Motive nicht genannt werden. Da kann es also sein, dass die Mutter nur nicht Zielscheibe von Klatsch und Tratsch werden wollte. Mir legte aber der Anruf positives Verhalten der Mutter nahe.

  • Gestutzt habe ich ja, als Eli ihr erklärt, dass sich die pubertären Jungs seiner Schule gegenseitig einen runtergeholt haben - müsste das nicht streng verboten und ganz schrecklich unrein sein

    Natürlich ist es verboten , dies gilt auch für andere Religionen, die streng konservativ sind. In der katholischen Kirche war es auch nicht erwünscht, wurde man erwischt kamen die Drohungen mit der Hölle usw. Ob das heute noch gilt, keine Ahnung.