'Die goldenen Jahre des Franz Tausend' - Seiten 076 - 155

  • Nach Thomas Mann tauchen mit Carl von Ossietzky und Kurt Tucholsky noch mehr bekannte Namen auf, da ich anders als meistens, das Nachwort noch nicht gelesen habe, bin ich sehr gespannt, was sie mit der Geschichte um Franz Tausend zu tun haben.


    Ahrndt hat es ja echt hart getroffen, ich hätte ja doch gedacht, dass der Journalist seine Quelle wirklich zu schützen weiß und ihn nicht einfach so ans Messer liefert. =O und dann landet er ausgerecht bei der Politischen Polizei, klar er kann froh sein, überhaupt wieder einen Job bei der Polizei bekommen zu haben, aber mit diesem Spitzeljob wird er auf die Dauer bestimmt nicht zurecht kommen.


    Sehr treffend Ossietzkys Kommentar zur SPD.


    Zitat


    Sie sind Hochstapler, die eine Partei repräsentieren, die es gar nicht mehr gibt. Die SPD ist ein kläglich verlassenes Wrack, dem die Massen nach links und rechts wegströmen.

    Könnte aus der Zeitung von heute sein und nicht aus den 1920ern.

  • Es kommt wirklich Knüppelhart für Ahrndt, der arme Heinrich tat mir schon sehr leid, dascer seine Stelle verliert.

    Wo er sich doch so rührend um Elisabeth und ihre Kinder kümmerte.

    Ich hätte wenigstens gedacht das der Polizeipräsident, seine schützende Hand über ihn halten könnte. Irgendwie traurig das der Chef von der Zeitung nicht dichtgehalten hatte, typisch Presse.

    Dieser Eduard, gefällt mir ganz und gar nicht, ein schmieriger Typ, der heimlich mit Waffen handelt.
    Heinrich muss sein geliebtes München verlassen und Land bei der politischen Polizei in Berlin, ich habe Bauchschmerzen und das Gefühl das er dort nie glücklich wird, aber besser wie Arbeitslos.

    Die Begegnung mit Thomas Mann, war erfreulich, ich glaube er und Heinrich können noch Freunde werden, hier schlagen zwei Herzen in einer Brust. Mal gespannt ob er den anonymen Schreiber, der unter Thomas Mann Artikel veröffentlicht findet. Mann ahnt das es nur sein Sohn sein kann.

    Carl von Ossietzky, und noch einigen Größen begegnen wir, sie schreiben für eine politische Zeitung, der Satz gefiel mir sehr gut Seite 132:

    „Ludendorff ist ein Mathematiker des Schlachtfelds, ein Grundbuchbeamter des Todes, von dem kein wärmender Strahl ausgeht.“, Carl hat ihn gut wiedergegeben.


    Ehrlich gesagt von Carl von Ossietzky, habe ich noch nie gehört, wieder was neues erfahren.

    Mir Schein die Ehe ist nicht glücklich.

  • Irgendwie hätte ich mir bei dem Buchtitel erwartet, dass es konkreter um Franz Tausend und seine Machenschaften geht, aber in diesem Abschnitt kommt er tatsächlich nur ganz am Rande vor.

    Dafür erwischt es den armen Heinrich Ahrndt wirklich knüppeldick. Dabei wollte er doch nur alles richtig machen - und muss dann herausfinden, dass ihn irgendjemand bei der Zeitung so richtig in die Sch... geritten hat, indem er entgegen allen Versprechungen seinen Namen in dem Zeitungsartikel erwähnt. Es war ja sehr großherzig von ihm, Elisabeth das Geld zu geben, um ihren Garten zurückzukaufen, aber dafür ist er selbst jetzt quasi mittellos. So kann er gar nicht anders, als die Stelle bei der Politischen Polizei anzunehmen, obwohl ja schon absehbar ist, dass da nichts Gutes bei rauskommen wird. Vermutlich ist ihm selbst das auch klar, aber angesichts der Lage auf dem Arbeitsmarkt und seiner Vorgeschichte darf er nicht wählerisch sein.


    Der Besuch bei Thomas Mann hat mir auch gut gefallen und ich finde es durchaus interessant, so viele Details über den Schriftsteller zu erfahren, aber ich habe mich beim Lesen doch gefragt, was das mit Franz Tausend zu tun hat - außer, dass sich Thomas Mann weiterhin mit dem Thema der Hochstapelei befasst. :gruebel


    Carl von Ossietzky war mir vom Namen her durchaus ein Begriff, aber Konkretes weiß ich auch nicht über ihn. Die Ehe ist definitiv nicht glücklich, aber ich glaube nicht, dass Ossietzky es übers Herz bringt, seine Familie zu verlassen. Sein Einstellungsgespräch bei der "Weltbühne" hat mir gut gefallen. Auch hier ist aber absehbar, dass Ossietzky sich da wohl über kurz oder lang um Kopf und Kragen schreiben wird. Und auch hier frage ich mich, wo die Verbindung zu Franz Tausend ist... :gruebel


    Die letzte Szene in diesem Abschnitt fand ich schon ziemlich heftig - der Giftgas-Zwischenfall in Hamburg und dann wird das alles einfach unter den Teppich gekehrt, damit "das Ausland" bloß nicht merkt, was da in Deutschland schon wieder im Gange ist.

    Ossietzky fand ich hier ja schon ein bisschen naiv, wenn er glaubt, einer möglichen Verfolgung entgehen zu können, indem er einfach einen Allerweltsnamen auf sein Klingelschild schreibt.


    LG, Bella

  • Carl von Ossietzky, und noch einigen Größen begegnen wir, sie schreiben für eine politische Zeitung, der Satz gefiel mir sehr gut Seite 132:

    „Ludendorff ist ein Mathematiker des Schlachtfelds, ein Grundbuchbeamter des Todes, von dem kein wärmender Strahl ausgeht.“, Carl hat ihn gut wiedergegeben.

    Das ist, wie alle guten Sätze von Ossietzky im Roman, ein Original-Zitat von Carl von Ossietzky. Freut mich, dass dich seine Fähigkeit, treffende Worte zu finden, genauso begeistert wie mich. :)

  • Der Giftgasunfall, ging mir auch sehr nah, seine Kinder zu verlieren, ist schon das schlimmste was einem passieren kann und dann noch dieser Qualvolle Tod. Hätte der Polizeiarzt nicht so geschlampt vielleicht hätte man sie noch retten können.

  • Der Besuch bei Thomas Mann hat mir auch gut gefallen und ich finde es durchaus interessant, so viele Details über den Schriftsteller zu erfahren, aber ich habe mich beim Lesen doch gefragt, was das mit Franz Tausend zu tun hat - außer, dass sich Thomas Mann weiterhin mit dem Thema der Hochstapelei befasst. :gruebel

    Nach Heinrichs Besuch bei Thomas Mann glaube ich immer mehr, dass ihm Franz Tausend als Inspiration dient. Dabei denke ich noch nicht mal, dass sie sich irgendwann tatsächlich begegnen werden, sondern dass Mann die Ereignisse weiterhin über die Presse verfolgt. Dass sein eigener Sohn ebenfalls zum Hochstapler wurde, ist schon eine lustige Begebenheit in diesem Zusammenhang. Er scheint mit diesem Thema ausweglos behaftet zu sein... :chen


    Konkret um Franz Tausend geht es in diesem Abschnitt ja wirklich nicht. Aber auch die übrigen Handlungsstränge sind für mich spannend und interessant zu lesen, insofern vermisse ich die titelgebende Figur momentan gar nicht.


    Heinrichs Taktik, Tausend das Handwerk über den Presseartikel zu legen bzw. die Polizeiarbeit in die richtige Richtung zu leiten, ist deutlich nach hinten losgegangen. Der Journalist könnte wohl genauso gut bei einem heutigen Revolverblatt arbeiten, von sachlicher Berichterstattung hält er nicht viel. Die Konsequenz ist dramatisch - Heinrich steht von jetzt auf gleich ohne Auskommen da - und ich kann mich dem Eindruck nicht verwehren, dass dies Mauck sehr zupasskommt.


    Heinrichs inneren Monolog, als er so durch die Straßen nach Hause stapft und die (ehemaligen) Kollegen an jeder Ecke stehen sieht und über sein verlorenes Leben sinniert, und dann seinen Sinneswandel, um seine Sache zu kämpfen und bei Karl Mantel vorzusprechen, fand ich sehr gut. Leider kann auch Mantel ihm hier nicht groß weiterhelfen, insgeheim hat Heinrich in ihm aber einen stillen Befürworter gefunden, so scheint mir. Und er bestärkt ihn darin, das Angebot Kahlen-Huntes anzunehmen und die Stelle in Berlin anzutreten. Kahlen-Huntes will ihn damit wahrscheinlich auch einfach weg schaffen, in der Hoffnung, er kommt Franz Tausends Betrugsmasche nicht weiter in die Quere.


    Zu Beginn des Kapitel 11 musste ich sehr schmunzeln. Bei Erwähnung des Berliner Polizeipräsidiums, der "Roten Burg", hab ich gedacht "gleich kommt Gereon Rath um die Ecke". :grin Allerdings kam der ja erst einige Jahre später nach Berlin (an dieser Stelle hab ich dann doch mal in den Klappentext gespinkst, wann die Handlung genau spielt). Die Baustellen am Alex waren da aber noch die gleichen.


    Gut gefällt mir übrigens, dass immer wieder Informationen zum täglichen Leben zur damaligen Zeit eingestreut sind. Z.B. der Austausch der Straßenpolizisten durch die erste Ampelanlage in München oder auch die Reklamen an den Baustellen am Alexanderplatz.


    Ob Heinrich in Berlin glücklich wird? Er hat seine Vergangenheit dort, die jedoch nicht rosig war. Zu seiner Familie nimmt er vorerst keinen Kontakt auf, sondern stürzt sich in die Arbeit, die so ganz anders ist als in München. Er soll nun Ossietzky bespitzeln. Und ich vermute ganz stark, dass er seine Erkenntnisse nicht weitergeben wird, wenn sie Ossietzky schaden / wenn Heinrich ein Unrecht in seiner Arbeit erkennt.


    Carl von Ossietzky ist mir, wie den meisten anderen hier, nur vom Namen her bekannt. Weiteres über ihn müsste ich nachschlagen, aber das erspar ich mir und lese lieber die Geschichte weiter. Seine journalistische Karriere ist ja imposant und er scheint ein guter Beobachter und pointierter Schreiber zu sein, der sich mit seiner Meinung nicht zurückhält. Deshalb steht er wohl auch unter Beobachtung durch die politische Polizei. Ich teile belladonnas Meinung, dass das einfache Überkleben seines Klingelschildes ihn nicht vor politischer Verfolgung schützen wird.


    Es bleibt spannend und ich muss unbedingt weiterlesen, um zu erfahren, wie die Geschichte wieder den Schwung zurück zu Franz Tausend findet und wie er mit allem zu tun hat. Im Moment bewegt sich alles weit außerhalb Tausends Dunstkreis, wie mir scheint...

  • Irgendwie hätte ich mir bei dem Buchtitel erwartet, dass es konkreter um Franz Tausend und seine Machenschaften geht, aber in diesem Abschnitt kommt er tatsächlich nur ganz am Rande vor.

    Das hat mich auch etwas gewundert, aber mir gefällt es sehr gut, dass das Buch viel mehr Themen aufgreift, als Titel und Klappentext vermuten lassen.

  • Zu Beginn des Kapitel 11 musste ich sehr schmunzeln. Bei Erwähnung des Berliner Polizeipräsidiums, der "Roten Burg", hab ich gedacht "gleich kommt Gereon Rath um die Ecke". :grin Allerdings kam der ja erst einige Jahre später nach Berlin (an dieser Stelle hab ich dann doch mal in den Klappentext gespinkst, wann die Handlung genau spielt). Die Baustellen am Alex waren da aber noch die gleichen.

    So weit ist das gar nicht auseinander, Kapitel 11 spielt 1928, und Gereon Rath tritt 1929 auf.

  • So weit ist das gar nicht auseinander, Kapitel 11 spielt 1928, und Gereon Rath tritt 1929 auf.

    Ah! Danke für den Hinweis. Den Zeitstrahl hab ich im Roman nicht so richtig im Blick. Der spielt einfach "irgendwann in den 1920er Jahren". Deswegen hatte ich mich hier am Klappentext orientiert.


    Und dass in Berlin Baustellen länger dauern, daran hat sich ja bis heute nix geändert. :schnellweg:lache

    :chen

  • Ich bin mit dem Abschnitt fertig und das Buch gefällt mir weiterhin sehr gut.
    Den Titel "Die goldenen Jahre des Franz Tausend" empfinde ich mittlerweile als zynisch. Er selbst hat sicherlich goldene Jahre erwäht (dafür muss er gar nicht in diesem Abschnitt vorgekommen, dass kann man sich ja denken, so lange Menschen blöd genug sind, auf ihn hereinzufallen), aber alle anderen um ihn herum leiden unter den untschiedlichsten Schrecken und Problemen, die diese Zeit zwischen den zwei Weltkriegen mit sich gebracht hat. Dieser Gegensatz gefällt mir und er wird ja durch die Figuren aus den unterschiedlichsten Kreisen sehr gut vermittelt.

    Carl von Ossietzky finde ich als historische Figur unglaublich spannend und interessant. Ich kenne nur wenige Fakten über ihn. Dieser Roman macht mir große Lust, mehr über ihn zu erfahren. Das sind die Dinge, die an Historischen Romanen so schätze. Leider passiert mir das nicht mehr sehr oft in diesem Genre.

    Der Gasunfall war erschreckend und so war er für mich auch erzählt. Ich mag also das Buch auch sprachlich sehr gern. :)

  • Ich empfinde den Titel primär als irreführend, weil ich eine ganz anderes Buch erwartet habe als das, was ich nun bekommen habe. Was nicht einer gewissen Ironie entbehrt, denn ich werde hier genauso in die Irre geführt wie die Leute, die sich von den Ankündigungen des Herrn Tausend haben leiten lassen...


    Sprachlich gefällt mir das Buch jedoch auch sehr gut, weil sich der Schreibstil immer sehr schön an die jeweiligen Protagonisten anpasst.


    LG, Bella

  • Ja, irgendwie wird Franz Tausend, etwas sträflich vernachlässigt.
    In erster Linie geht es um Carl Ossietzky, der sehr viel Raum einnimmt.

    Sonst gefällt mir der Roman sehr gut, aber auch ich bin mit anderen Vorraussetzungen von der Geschichte ausgegangen.

  • Ich habe ausnahmsweise eure Kommentare zuerst gelesen, was ich sonst eigentlich nicht tue, um meinen Eindruck unverfälscht wiederzugeben. Doch da mich dieser Abschnitt sehr irritiert hat und ich krampfhaft nach der Verbindung zu Franz Tausend immer Ausschau halte, der wie ihr alle geschrieben habt, nur am Rande vorkommt, habe ich diese Regel gebrochen.

    Mir geht es genau so wie euch, auch für mich ist der Titel irreführend und ich habe etwas komplett anderes erwartet. Es macht das Buch nicht schlecht, aber die Erwartungen, die man erst einmal an das Buch hatte wurden enttäuscht. Ich mag keine Mogelpackungen, ob bei Lebensmitteln, Kosmetika etc. oder bei Büchern. Die Romane von Titus haben so etwas nicht nötig lieber Verlag!


    So nun zum Abschnitt, der Giftgasangriff hat mir auch einen Schauer über den Rücken gejagt, wirklich schrecklich wie die beiden Jungen ums Leben gekommen sind.

    Carl war mir auch nur vom Namen her bekannt, was er wirklich gemacht hat und wofür er stand, ehrlich gesagt keine Ahnung. Ich lasse mich gerne von Titus eines besseren belehren, er wird für uns Leser schon das essentielle herausgefiltert haben.

    Mein Liebling ist auch der Kommissar, er ist wirklich ein geradliniger und "echter" Kerl. Seine Selbstlosigkeit, wie er sich um Elisabeth und ihre Kinder kümmert, hat mich sehr berührt und ihm viele Pluspunkte bei mir ein gebracht. Das er seinen Job verliert hat mir leid getan und ja auch ich glaube er wird in Berlin nicht glücklich werden.


    Ich bin sehr gespannt, was uns im nächsten Abschnitt erwartet. Lass mich jetzt einfach mal überraschen...

  • Heinrichs Taktik, Tausend das Handwerk über den Presseartikel zu legen bzw. die Polizeiarbeit in die richtige Richtung zu leiten, ist deutlich nach hinten losgegangen.

    Da hätte sich Heinrich Ahrndt wohl besser gleich an den Polizeipräsidenten gewendet und nicht erst nach seiner Kündigung.

    Bei Erwähnung des Berliner Polizeipräsidiums, der "Roten Burg", hab ich gedacht "gleich kommt Gereon Rath um die Ecke".

    Darauf hoffe ich immer noch, dass Gereon oder Charly da mal kurz durch die Gänge schleichen. :lache

    Allerdings kam der ja erst einige Jahre später nach Berlin

    Ich gebe die Hoffnung noch nicht auf.


    Dass der Tausend jetzt nicht mehr auftauchte, ist mir egal. Ich will mich auf die Erzählung einlassen und lasse mich nicht von Titel oder Klappentext leiten. Eher etwas störend oder verwirrend fand ich die vielen unterschiedlichen Schauplätze. Plötzlich waren wir in Hamburg und ich sah da keinen Grund für und dann ging es mit Carl von Ossietzky weiter. Nicht der goldene, sondern eher der rote Faden fehlt mir gerade ein ganz klein wenig. Die vielen historischen Details finde ich aber wunderbar.