Hamster im hinteren Stromgebiet - Joachim Meyerhoff

  • Hamster im hinteren Stromgebiet

    Joachim Meyerhoff

    Kiepenheuer&Witsch

    ISBN: 3462000241

    320 Seiten, 24 Euro


    Über den Autor: Joachim Meyerhoff, geboren 1967 in Homburg/Saar, aufgewachsen in Schleswig, war vierzehn Jahre lang Ensemblemitglied des Wiener Burgtheaters. In seinem sechsteiligen Zyklus »Alle Toten fliegen hoch« trat er als Erzähler auf die Bühne und wurde zum Theatertreffen 2009 eingeladen. Für Werk und Schaffen erhielt der diverse Preise. Seit 2019 ist Joachim Meyerhoff Ensemblemitglied der Berliner Schaubühne.


    Wir kennen schon viel von Joachim Meyerhoff; sein Aufwachsen auf einem Psychiatriegelände, seine Abenteuer bei einem Schulaustausch in Laramie, seine Liebeswirrungen in der Provinz und diverse Erlebnisse als Schauspielschüler. Nach dem Motto „Das ganze Leben ist eine Abenteuer“, lässt er uns nun auch an einer Phase seines Lebens teilhaben, die zu durchleben, ihm sicherlich nicht leicht gefallen ist.


    Mit etwas über 51 Jahren erwischt ihn ein „Schlagerl“ und er landet in einem Krankenhaus in der Wiener Peripherie. Die Kontrolle über die linke Körperhälfte ist futsch, doch sein Sinn für Humor ist geblieben und so schildert er mit einem köstlichen Blick fürs Detail Ärzte und Mitpatienten auf der Intensivstation. In den Nächten kommt die Angst, sein Hirn könnte ihm einen weiteren Streich spielen, und ihm einen erneuten Schlaganfall bescheren und so versucht er sich wachzuhalten, indem er sich an vergangene Reisen erinnert.


    Tagsüber der Blick auf das aktuelle Umfeld, nachts der Rückblick und eine gewisse Flucht in andere Länder, zwischendurch immer wieder kleine Familiengeschichten – wie im Flug scheint die Zeit der Genesung zu vergehen; zumindest liest es sich so, denn alle Abschweifungen die Meyerhoff bietet, lesen sich, wie schon in den vorangegangenen Büchern, sehr kurzweilig und immer mit einem Lächeln auf den Lippen. Sein Humor, sein Blick für kleinste Details lassen selbst tragische Momente nicht hoffnungslos erscheinen.


    Meyerhoff ist einfach ein großartiger Erzähler und obwohl er sicher auf dieses Kapitel seines Lebens hätte verzichten können, verwendet er es, um uns als Leser damit zu unterhalten. Ich wünsche ihm noch viele gesunde und glückliche Jahre, in denen er uns immer mal wieder mit Szenen aus seinem Leben auf dem Laufenden hält und zum Schmunzeln bringt.


    Fazit: Großartige und kurzweilige Unterhaltung mit dem inzwischen schon bekannten und geschätzten „Meyerhoff-Humor“.

  • Ich lese das Buch zurzeit. So nach rd. 100 Seiten fällt es für mich gegenüber den anderen Meyerhoff-Büchern leider etwas ab. Aber das kann ja noch werden, noch bin ich in der ersten Halbzeit, vielleicht gibt es ja nach der Pause noch einen echten "Spielrausch" Schaun mer mal......

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Ich kann mich Eskalina nur anschließen. Joachim Meyerhoffs Beobachtungsgabe, seine detaillierten Beschreibungen und sein Humor überzeugen in „Hamster im hinteren Stromgebiet“ sehr.


    Er erfasst alle Abläufe des Schlaganfalls, den er mit Anfang 50 relativ jung erlitten hat. Vom ersten Anzeichen, der leicht gestörten Einlieferung in die Klinik, die Behandlung und langsame Rekonvaleszenz. Man erlebt alles genau mit.

    Dazu kommt sein liebevoller Blick auf seine Familie und die Mitpatienten.


    Das alles führt für mich zu einen sehr guten Buch.

  • Vielen Dank für Eure Meinungen zu diesem Band von Meyerhoff. Ich wünsche ihn mir als Hörbuch.


    Leider sind nicht alle Bände der Saga "Alle Toten fliegen hoch" auch als Hörbuch, selbstverständlich mit Joachim Meyerhoff als Sprecher, erschienen. Band 2 "Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war" und Band 4 "Die Zweisamkeit der Einzelgänger" wurden nie bisher nicht als Hörbuch herausgegeben.


    Auch jetzt der 5. Band fehlt noch als Hörbuch, obgleich Joachim Meyerhoff ihn vor ausverkauften Haus in der Schaubühne vorgelesen hat. Wo bleibt die Veröffentlichung der gemachten Aufnahmen.

  • Ich lese es gerade und ich liebe es genauso wie seine anderen Bücher. Jedes hat seine Eigenarten, aber es ist trotzdem immer Meyerhoff drin. Er trifft - wie so oft - auch hier genau den richtigen Ton.

    Ich durfte ihn einmal auf einer Lesung erleben. Da war er so wunderbar unverstellt und offen. Ich würde ihn gerne einmal auf der Bühne sehen.

  • Titel: Hamster im hinteren Stromgebiet

    Autor: Joachim Meyerhoff

    Verlag: Kiepenheuer und Witsch

    Erschienen: September 2020

    Seitenzahl: 320

    ISBN-10: 3462000241

    Preis: 24.00 EUR


    Das sagt der Klappentext:

    Was passiert, wenn man durch einen gesundheitlichen Einbruch auf einen Schlag aus dem prallen Leben gerissen wird? Kann das Erzählen von Geschichten zur Rettung beitragen? Und kann Komik heilen? Nachdem der Erzähler Joachim Meyerhoff aus so unterschiedlichen Lebenswelten berichtet hat wie einem Schüleraustausch in Laramie, Amerika, dem Aufwachsen auf einem Psychiatriegelände, der Schauspielschule und den liebesverwirrten Jahren in der Provinz, gerät der inzwischen Fünfzigjährige in ein Drama unerwarteter Art. Er wird als Notfall auf eine Intensivstation eingeliefert.


    Der Autor:

    Joachim Meyerhoff, geboren 1967 in Homburg/Saar, aufgewachsen in Schleswig, war vierzehn Jahre lang Ensemblemitglied des Wiener Burgtheaters. In seinem sechsteiligen Zyklus »Alle Toten fliegen hoch« trat er als Erzähler auf die Bühne und wurde zum Theatertreffen 2009 eingeladen. 2007 wurde er zum Schauspieler des Jahres gewählt. Für seinen Debütroman wurde er 2011 mit dem Franz-Tumler-Literaturpreis und 2012 mit dem Förderpreis zum Bremer Literaturpreis ausgezeichnet. Im September 2016 erhielt er den Nicolas-Born-Debütpreis, den Euregio-Schüler-Literaturpreis, im Januar 2017 die Carl-Zuckmayer-Medaille des Landes Rheinland-Pfalz. Im Mai 2017 wurde Joachim Meyerhoff in der Sektion Darstellende Kunst in die Akademie der Künste aufgenommen und von der Fachzeitschrift Theater heute zum Schauspieler des Jahres 2017 gewählt. 2018 erhielt er für sein Prosawerk den Jonathan-Swift-Preis für Satire und Humor. Seit 2019 ist Joachim Meyerhoff Ensemblemitglied der Berliner Schaubühne.


    Meine Leseeindrücke:

    Vorausgeschickt sei dieses: Ich lese eigentlich nicht gern Romane oder Geschichten in denen es um Krankheiten geht, vor allen Dingen nicht, wenn es sich um eine Krankheit handelt, die mir selbst passiert ist

    Unabhängig davon ist Joachim Meyerhoff wieder ein sehr gutes Buch gelungen. Seine Erzählweise ist mehr als ansprechend, bei ihm kann man stilistisch absolut nichts aussetzen. Trotzdem fand ich seine vorherigen Bücher einfach besser und ansprechender. Wobei aber auch dieses Buch im Gegensatz zu vielen anderen Büchern wirklich gelungen ist. Aber die Thematik in diesem Buch ist einfach nicht so unbedingt etwas für mich.

    Joachim Meyerhoff schreibt mit einem optimistischen Unterton, lässt sich nicht unterkriegen – bei aller Verzweiflung nicht. Denn es wird deutlich, das man eine solche Krankheit nicht einfach mal so eben wegsteckt, einem wird die eigene Endlichkeit mehr als deutlich und klar. Und es ist ohne Frage auch eine Kunst, diese Problematik zu einem wirklich sehr guten Unterhaltungsroman zu verarbeiten. Unterhaltung kann eben auch ernst sein, nachdenklich machen – gerade auch dann, wenn man das Lächeln dabei nicht vergisst.

    Ein sehr lesenswerter Roman dem ich sehr viele Leser wünsche, auch wenn meine persönlichen Befindlichkeiten mir beim Lesen etwas im Wege standen.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Um ehrlich zu sein, habe ich die Teile 3 (Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke) und Teil 4 (Die Zweisamkeit der Einzelgänger) der Reihe noch gar nicht gelesen. Da ich aber weiß, dass die Bücher von Herrn Meyerhoff immer gut sind, habe ich ausnahmsweise mal nicht nach der Reihenfolge gelesen.


    In „Hamster im hinteren Stromgebiet“ erzählt Joachim Meyerhoff von seinem Schlaganfall und die Tage, die danach folgten. Wie man es auch schon aus den andern Teilen der Reihe kennt, erzählt er nicht nur den aktuellen Erzählstrang, sondern auch viel von seiner Vergangenheit. Hier berichtet er, wie er sich durch Anekdoten, die er sich selber ins Gedächtnis gerufen hat, die Nächte schlaflos gestalten konnte, weil er Angst hatte im Schlaf zu sterben bzw. einen erneuten Schlaganfall zu bekomen. Dabei ist immer der für ihn typische Humor dabei. Manchmal musste ich trotz des fiesen Themas laut auflachen.


    Das Buch kann man auch sehr gut lesen ohne vorher die vier anderen Teile zu kennen. Eigentlich lese ich Reihen nicht gerne durcheinander, aber das Buch hat mich einfach viel zu sehr gereizt. Und am Ende habe ich es an einem Sonntag durchgelesen, weil es mich so sehr gefesselt hat. Wie der Autor das macht, ist mir bis jetzt ein Rätsel, aber es funktioniert. Ich höre ihm einfach gerne zu, eher gesagt lese ich gerne, was und vor allem wie er erzählt.


    Wer Joachim Meyerhoff noch nicht als Autor kennt, sollte sich schleunigst eins seiner Bücher besorgen und einfach mal losleegen. Es lohnt sich!

  • Joachim Meyerhoff sitzt gerade mit seiner Tochter zusammen, als er einen Schlaganfall erleidet. Er kommt ins Krankenhaus, wo er 9 Tage erst auf der Intensivstation und dann auf der normalen Station bleiben muss. Diese 9 Tage begleitet der Leser nun Meyerhoff durch seine Erlebnisse und Gedanken.


    Ich muss gestehen, ich hatte vorher noch kein Buch von ihm gelesen, bin aber durch mehrere Interviews immer wieder auf das Buch gestoßen worden. Da auch in meiner Umgebung eigentlich durchgehend positiv über das Buch gesprochen wurde, dachte ich mir, ich gebe dem Ganzen mal eine Chance.

    Ich bin nicht enttäuscht worden. Das Buch liest sich angenehm, ich musste bei manchen Szenen auch lauthals lachen. Meyerhoffs Humor liegt doch auf meiner Wellenlänge.


    Trotzdem gab es auch Dinge, die mich im Nachhinein gestört haben. Die herablassende Einschätzung der Mitpatienten auf der Intensiv gehört dazu. Da merkt man, dass er doch sehr stolz darauf ist, intellektuell (vermeintlich) über den anderen zu stehen. Und auch, ob man wirklich 9 Tage nach einem Schlagerl so einfach aus dem Krankenhaus geworfen wird, erschien mir doch ein wenig fragwürdig. Und auch, warum er nachts panische Angst vor dem Einschlafen hat und tagsüber dann die ganze Zeit schläft, ohne etwas dabei zu finden.


    Gut gefallen haben mir aber besonders gut die Rückblicke auf den Urlaub mit dem Bruder und die Reisen mit Freundin und einem Kumpel. Hier merkt man die enge Verbundenheit, besonders die zu seinem Bruder.


    Alles in allem fand ich das Buch gut zu lesen, die Sprache ist sehr eindringlich und lässt auch nach dem Lesen nicht los. Ich werde mir die anderen 4 Bücher auch noch mal auf den Merkzettel setzen, Ich denke auch die werden mich sicher noch interessieren.

    Von mir daher eine Leseempfehlung


    8 von 10 Punkte

  • streifi Ich kann es nachvollziehen, dass man nachts eher Angst hat zu sterben als tagsüber. Ich gehöre zu denen, die nachts immer besonders viele Gedanken im Kopf haben. Irgendwo habe ich mal gelesen, dass das einen evulotionären Grund hat. Den habe ich aber vergessen. Seitdem finde ich mich aber nicht mehr so unnormal, nur ursprünglich :lache