Gendern - notwendig oder nervig?

  • Was mich derzeit verwirrt:
    Wenn ich dieser These folge, dass binäre Systeme automatisch zu einer Hierarchie und zu Unterdrückung führen...
    Warum wird dann bei White/PoC ein binäres System eingeführt?
    In dem Fall wird ein Subjekt erschaffen analog zum feministischen Subjekt des Feminismus der zweiten Welle, das wiederum ja gerade dekonstruiert werden soll. Vermutlich gibt es auch da eine Theorie/These zu, die das in Einklang bringt?

    Ach, ich kann es mir eigentlich selbst denken.
    Es gibt dieses binäre System bereits, die Benennung macht's nur deutlich. Und erst die Benennung macht die Dekonstruktion möglich. Irgendwas in der Art...

  • :thumbup: Deine Meinung hast Du klar formuliert Tom  :wave

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Tom Liehr: Im wechselnden Licht der Jahre

  • "Opferkonkurrenz" ist auch ein seltsamer Begriff. :gruebel Mir scheint es, den Intellektuellen geht es einfach zu gut, so dass sie sich künstlich Probleme machen.

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Tom Liehr: Im wechselnden Licht der Jahre

  • Finde ich eigentlich schade. Für mich sieht Lehrer*in eindeutiger und grammatisch richtiger aus als Lehrende.

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    :lesend Tom Liehr: Im wechselnden Licht der Jahre

  • :freude Hurra, es gibt noch Hirn:

    Was das Gendern in der Schriftsprache betrifft, hat der Rat für deutsche Rechtschreibung soeben unmissverständlich Stellung bezogen.

    https://www.rechtschreibrat.co…fehlungen-vom-26-03-2021/


    Damit sind die idiotischen Sprachverhunzungen zum Zwecke einer falsch verstandenen Geschlechtergleichstellung nun auch offiziell grammatische bzw. orthografische Fehler. Es sei denn, den Empfehlungen des Rats, diesen Unsinn NICHT in das Amtliche Regelwerk der deutschen Rechtschreibung aufzunehmen, würde nicht gefolgt. Das ist jedoch noch nie passiert.


    Danke! :anbet

  • Für mich sieht Lehrer*in eindeutiger und grammatisch richtiger aus als Lehrende.

    Die Partizipkonstruktionen - wie "Radfahrende" oder "Studierende" oder "Kandidierende" - sind genauso unselige (und semantisch falsche) Krücken auf dem Weg nirgendwohin wie Gendersternchen oder -doppelpunkte. Und sie gehen von einer irrigen Annahme aus.


    Was ich verblüffend finde, ist, wie sehr sich dieses Axiom - im maskulinen Genus stehende Substantive meinen den weiblichen Sexus höchstens mit, und alle anderen Sexus* (auch abwesende) sind überhaupt nicht gemeint - in den Köpfen festsetzt, wie diese Behauptung in der Aufmerksamkeit angelangt ist, und mit ihr die unterschwellige Diagnose, man wäre misogyn und transphob, würde man sie dennoch als Oberbegriff verwenden. Die Scheren sind in die Köpfe implantiert. Das ist einerseits bewunderswert, wie das gelungen ist, und andererseits erschütternd.


    *Sexus ist der Plural von Sexus. Ich habe nachgeschaut. Benutzt man ja nicht so oft. ;)

  • Tatsächlich fließt das, was unter dem Begriff geschlechtergerechte Sprache verstanden wird, bereits jetzt an Hochschulen optional in die Bewertung ein (siehe z.B. Uni Kassel).


    Es ist also durchaus möglich, dass man an einer Hochschule eine schlechtere Benotung erhält, wenn man die Rechtschreibregelung diesbezüglich verwendet.

  • Ein Freund von mir, der Unidozent ist, wendet Phettberg in seinen Seminaren an, wo jetzt viel mehr gelacht wird (er ist Statistiker). Ich hoffe inständig, dass das auf der Ulkstufe bleibt. Dann mache ich lieber fünf Minuten Pause bei jedem Gendersternchen. Ansonsten: Siehe Link in einem meiner letzten Beiträge. 😎

  • Ein Freund von mir, der Unidozent ist, wendet Phettberg in seinen Seminaren an, wo jetzt viel mehr gelacht wird (er ist Statistiker). Ich hoffe inständig, dass das auf der Ulkstufe bleibt. Dann mache ich lieber fünf Minuten Pause bei jedem Gendersternchen. Ansonsten: Siehe Link in einem meiner letzten Beiträge. 😎

    Zu Statistik passt es aber schon wirklich gut.

    Bei negativen Konnotationen würde ich allerdings ä statt y verwenden.

  • Die etwas absurde, aber immerhin konsequente Phettberg-Methode ist ein gutes Beispiel bzw. zeigt anschaulich, woran all das - zum Glück, wie ich ganz persönlich finde - scheitern wird: An der Akzeptanz beim "gemeinen Volk". All das ist ja ohnehin eine zutiefst akademische Angelegenheit, initiiert in den Terrorzellen der Universitäten, die früher "soziologische Fakultät" hießen, und von dort fast ausschließlich innerhalb der akademischen Blase multipliziert. Mann und Frau auf der Straße geht das komplett am Arsch vorbei. Diese Entwicklungsrichtung entkräftet auch das regelmäßig wiederholte Argument, Sprache sei in Bewegung und man solle sich dem nicht verweigern. Wir sind hier mit einer anderen Phänomenologie konfrontiert als beim Verlust von Begriffen wie Kutsche oder Telefonzelle oder der Durchsetzung von Termini wie geil, urst oder googeln.

  • OK, was ist urst? Ein Tippfehler von Wurst oder Durst vermutlich nicht...


    Meine Kinder bringen auch immer wieder Konstrukte mit deren Ursprung mir unbegreiflich sind. So Antworten wie "Weil Baum." oder Sätze wie "Mach mal Auge.". :bonk

    “You can find magic wherever you look. Sit back and relax all you need is a book." ― Dr. Seuss

  • Ich hatte letztens das Thema mit dem Gatten. Wir waren uns einig, dass wir beide nicht gegen gendern haben, aber ich finde einfach dieses *innen etc. total bekloppt. Dann lieber Leserinnen und Leser oder was auch immer. Mich nervt das beim Zuhören, wenn da eine Lücke ist. Die gehört da nicht hin.