'Das Kaffeehaus - Bewegte Jahre' - Seiten 001 - 150

  • Richard geht mir auf die Nerven, ich fands irgendwas zwischen peinlich und lustig, wie er auf diese Olga reingefallen ist, aber ich halte nicht viel von ihm. Er ist zwar noch jung, aber so dämlich muss man doch trotzdem nicht sein. Und diese Selbstverständlichkeit mit der er ständig mit irgendwelchen Mädels ins Bett steigt...

    Ein ganz typischer junger Mann mit einer ganz typischen Affäre! Legt doch bitte nicht die Maßstäbe von heute an! Das Buch spielt in der k.u.k. Zeit. Zu meinen historischen Hintergründen dazu gerne die Bücher von Martina Winkelmann lesen! Angaben stehen hinten im Buch im Literaturverzeichnis!:)

  • Ja, diese Heirat verstehe ich auch nicht wirklich. Sie hätte doch auch als Witwe Geld gehabt und sich lieber in Ruhe jemand aussuchen können als sich zum Gespött zu machen.

    Dann wäre die Trilogie aber dramaturgisch sehr viel langweiliger geworden! Und nochmal: Arthur har Henriette doch nach allen Regeln der Kunst den Hof gemacht! Bis er sie als Ehemann in seiner Gewalt hatte!:)

  • Ihr geht ja sehr hart ins Gericht mit den Figuren. Ich seh das echt ganz anders. Ich kenne viele Frauen aus den älteren Generationen, die nicht allein sein können/wollen und die sich sehr über den Mann identifizieren. Das war damals oft noch so. Vor allem in der gehobenen Gesellschaft. Und sie war ja noch jung für eine Witwe. Sie wollte vielleicht auch einen Mann an ihrer Seite. 'Sicher hatte er eine Werbephase, in der er umgänglicher war. Sie hätte sich wohl länger prüfen sollen. Aber nachher ist man immer schlauer.

    Und wie gesagt, Richard ist ein Mann seiner Zeit. Und das mit Mädels im Bett, naja, das ist doch heute auch nicht anders. Jung und ungebunden ist da ja eigentlich nichts dagegen zu sagen - heutzutage. Leider gab es damals keine Verhütung und so mussten das die Frauen ausbaden, wenn was schief ging. Aber mir hat mein Vater - auch kein Kind von Traurigkeit vor seiner Ehe - das mit den koitus interuptus erklärt und dass das zumindest bei ihm hervorragend funktioniert hätte. Mir wäre das natürlich zu riskant.

    Oh meine Liebe! Du sprichst mir aus der Seele!:*:*

  • So, Ihr Lieben! Jetzt habe ich auf alle Eure Beiträge geantwortet, die ich wichtig fand! Ganz herzlichen Dank für Euer Engagement!


    Aber ich habe eine Bitte an Euch: Ihr könnt sehr gerne offen äußern, wie es Euch mit Figuren etc, geht! Und ich antworte dann darauf sehr offen, aus welchem Grund ich wen wie konzipiert habe!


    Ich lege ganz viel Wert auf meine Figuren, zumal als Psychologin. Und habe mich zu jeder von historischen Motiven inspirieren lassen! Das nur zur Erklärung!


    Aber stellt Euch doch einmal vor, wie langweilig (und dazu historisch unrealistisch) ein Buch geworden wäre mit Richard als Superhelden und Henriette als Powerwoman etc.etc.


    Daher habe ich es bewusst NICHT darauf angelegt, dass meine zumal fiktiven Figuren ohne Fehl und Tadel sind. Zumal sie sich ja auch noch entwickeln sollen!:)


    Lieben Dank für heute! Morgen Abend habe ich einen durch Schnelltest noch ausgedehnteren Friseurtermin! Daher sage ich heute erstmal lieben Dank und bis Donnerstag!:wave

  • An und für sich habe ich auch gut ins Buch hinein gefunden. Was mich allerdings sehr im Lesefluss stört ist hin und wieder der Satzbau (Beispiel Seite 131: Bei den Gauklern fand sie zwar ein notdürftiges Auskommen. Aber...). Manche Sätze enden, ohne dass sie wirklich enden. Sie wirken auf mich unvollständig.


    Richard gehört auch nicht zu meinen Favoriten, aber Sophie mag ich ganz gerne. Auch ihr Onkel Stephan Danzer ist mir sehr sympathisch. Er hat sein Herz am rechten Fleck.


    Insgesamt sind es mir in diesem Abschnitt jedoch noch zu viele Fakten und zu wenig Handlung. Das Ende des Abschnitts kam meinen Lesewünschen schon näher. :) Ich benötige nicht so viele Fakten, wer mit wem und wieso. Ich will Handlung. ;)

  • So, ich bin jetzt auch mit dem ersten abschnitt durch. Sophie mag ich recht gerne, auch wenn sie mir leid tut, besonders auf dem Ball, als sie merkt, dass sie nur deshalb Tanzpartner hat, weil sich die Mutter ihrer Freundin kümmert. Sie hat durch die Freundschaft zwar durchaus Vorteile, aber sie merkt halt auch, wie wenig sie selbst wertgeschätzt wird. Wobei das damals ja eh nicht üblich war, nen Menschen auf Grund seines Charakters zu mögen oder sich mit ihnen abzugeben. Da war der gesellschaftliche Stand sicher wichtiger.

    Bei Richard merkt man das ja ganz deutlich, kein Geld, aber nen alten Namen. Auf Dauer reicht das aber auch nicht, das muss er am Ende dann leider erfahren.

    Seine Obsession für Olga fand ich reichlich daneben. Spätestens als Mizzi ihn gewarnt hat, hätte er die Reißleine ziehen müssen. Zu dem Zeitpunkt war er doch auch schon 27. Da sollte man doch ein wenig gereifter sein. Aber gut, er muss jetzt auch die Konsequenzen tragen.


    Henriettes Verhalten mit der Eheschließung kann ich nicht wirklich einschätzen, dafür fehlt mir das Gefühl für ihre Figur. Der Stiefvater ist auf jeden Fall furchtbar, lässt seien schlechte Laune und seine beruflichen Misserfolge an der Familie aus. Geht gar nicht. Stephan Danzer hingegen ist sehr sympathisch, auch dass er nicht aufgibt seiner Schwester und ihrer Familie irgendwie helfen zu wollen.


    Die Sache mit der Wiener Mundart gefällt mir sehr gut. Nachdem ich gestern auch noch mit einem Kollegen in Wien telefoniert hatte, hatte ich den Singsang richtig gut im Ohr :-)

  • Marie Lacrosse

    Wenn ich Personen "kritisiere", nehme das nicht als Kritik auf. Ich schildere nur meine Emotionen. Denn ich gebe dir ansonsten vollkommen Recht. Das Buch wäre langweilig und weniger lesenswert, wenn Richard (schon?) perfekt wäre, genauso wie Henriette. Also von daher nehme ich die beiden genauso auf, wie von dir beabsichtigt.


    Die österreichischen Wörter mag ich auch sehr. Die geben dem Buch etwas Authentisches. Zuviel sollte es natürlich nicht sein, denn dann würde ich selber kein Wort mehr verstehen. Aber hier finde ich die Mischung sehr ausgewogen.

  • Wenn ich Personen "kritisiere", nehme das nicht als Kritik auf. Ich schildere nur meine Emotionen.

    Das ist ja gerade das Schöne an Leserunden, dass man auch mal diskutieren kann und dabei durchaus verschiedene Meinungen kann. :knuddel1

    Ich finde es total spannend, wie ein Buch unterschiedlich auf Menschen wirken kann. Man liest ein Buch ja sowieso viel aufmerksamer in einer Leserunde und hinterfragt Darsteller viel genauer, als wenn man es alleine lesen würde. Geht mir zumindest immer so.

    Und doppelt spannend, wenn die AutorIN in der Runde dann auch ihre Kommentare dazu abgibt, wie sie ihre Charaktere angelegt hat und warum.

    Hollundergrüße :wave




    :lesend








    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, daß er tun kann, was er will, sondern daß er nicht tun muß, was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Liebe Marie Lacrosse , wie lange hast du denn an der Trilogie geschrieben? Wie und wo hast du recherchiert. Ich kann mir vorstellen, das war nicht so einfach, wegen der doofen Zeiten. Man konnte ja nicht einfach mal schnell nach Wien reisen.


    Und gibt es ein reales Vorbild für das Cafè von Sophie's Onkel? Und womöglich ein Rezept der tollen Torte? Mir läuft beim Lesen immer das Wasser im Mund zusammen. :grin

    Hollundergrüße :wave




    :lesend








    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, daß er tun kann, was er will, sondern daß er nicht tun muß, was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Ich finde es total spannend, wie ein Buch unterschiedlich auf Menschen wirken kann. Man liest ein Buch ja sowieso viel aufmerksamer in einer Leserunde und hinterfragt Darsteller viel genauer, als wenn man es alleine lesen würde. Geht mir zumindest immer so.

    Ja das stimmt. Ich lese ein Buch auch viel aufmerksamer in einer Leserunde. Das ist ja der Spaß an der Sache! :) Man kann sich viel besser auf alles einlassen.


    Das Rezept ist vorne um Umschlag😋😋

    Oh, das habe ich auch noch nicht entdeckt. Da kommt man ja direkt in Versuchung!

  • ad 1: Leider habe ich in meinen Quellen nichts zur Identität des Judenmädchens entdeckt und ihr daher dn fiktiven Namen Rebecca gegeben! Aber es könnte die sein, deren Namen Du kennst, denn sie starb ja kurz nach ihrer Zwangsverheiratung.


    ad2: Lieben Dank! Dass das meiner Lektorin durchgegangen ist mit dem Fürstentitel, ist allerdings ein Wunder! Aber nobody is perfect! Nehme es in die Liste der Korrekturen auf! Natürlich auch den Tippfehler.


    ad3: Ich halte gar nichts davon, unzeitgemäße Begriffe in historsischen Romanen zu verwenden, nur weil man sie heute als diskriminierend empfindet!

    Zu 1). Möglicherweise habe ich mich mißverständlich ausgedrückt. Henriette Stein (und die anderen im Roman "Der Engel mit der Posaune", außer den historischen wie Kronprinz Rudolf etc.) ist eine fiktive Figur, genauso wie das Haus in der Seilerstätte 10 (auch wenn das dem Autor, der das immer wieder betont hat, kaum geglaubt wurde, und auch ich durchaus Probleme habe, das dem Autor zu glauben). Die Situation erschien mir in manchen Dingen ähnlich, daher der "Vergleich".


    Zu 2). Ich habe die erste Auflage, möglicherweise ist das schon berichtigt.

    Bei der Gelegenheit: S. 82, dier 11. Zeile von unten: müßte das da nicht "Richard" heißen? Ich habe den Satz mehrfach durchgelesen, mit "Rudolf" ergibt der für mich keinen Sinn, mit "Richard" aber schon.


    Zu 3). Sehr erfreulich, sehe ich genau so. Ich halte es grundsätzlich für einen Fehler, frühere Zeiten (bzw. die Menschen früherer Zeiten) mit den Maßstäben unserer Zeit zu messen (die Kreuzzüge vielleicht ausgenommen, da hätte man auch damals schon wissen können müssen, daß die sich mit dem Evangelium nicht vereinbaren lassen, doch das gehört hier nicht hierher).



    Aber dafür gibt's doch hinten ein Glossar, mit dem wir uns alle so viel Mühe gemacht haben!

    Das habe ich schon entdeckt, habe ich bisher aber nicht benötigt, weil ich alle Begriffe verstanden habe. Ich wollte eigentlich zum Ausdruck bringen, daß ich es sehr gut finde, daß diese Begriffe (wie "Schlagobers" etc.) hier im Buch verwendet werden - so sollte es für meine Begriffe auch sein

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Insgesamt sind es mir in diesem Abschnitt jedoch noch zu viele Fakten und zu wenig Handlung. Das Ende des Abschnitts kam meinen Lesewünschen schon näher. Ich benötige nicht so viele Fakten, wer mit wem und wieso. Ich will Handlung.

    Bei mir ist es eher anders herum. Rein "handlungsgetriebene" Bücher mag ich eher nicht, da fühle ich mich zu sehr gehetzt. Ich habe etwa die Hälfte des Abschnitts, ich persönlich finde Handlung und Fakten in ausgewogenem Verhältnis.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Ach Herje, da wollte ich im Lesefluss mal sehen, wie weit ich bin und hab dann erst gemerkt, dass ich schon etliche Kapitel weiter war 😱 ich versuch jetzt mal einigermaßen zu ordnen, was wohin gehörte. Die Einführung fand ich sehr interessant, jeder einzelne Charakter erscheint mir sehr facettenreich. Das mit dem Ringtheaterbrand hat mich höchst schockiert und musste ich auch erstmal googeln. Tatsächlich sind in dem Roman viele Aspekten neu für mich, obwohl ich mich eigentlich bisher als Sisi- Kennerin angesehen habe. Wirklich toll und vielschichtig geschrieben und recherchiert!
    Richard ist mir tatsächlich gar nicht so unsympathisch. Ich finde man erkennt hinter diesem Jungspund mit seinen Frauengeschichten dennoch einige feine Charakterzüge, die noch reifen müssen. Ich bin gespannt, welche Rolle das Kaffeehaus noch insgesamt spielen wird. Aktuell sehe ich es als „Fels in der Brandung“ für Sophie, ein Stück Heimat, was für sie in den eigenen vier Wänden immer mehr verloren geht.
    Und... das muss jetzt einfach gesagt werden... ich möchte sofort ein Stück Torte dort essen 😍 Bei der detaillierten Beschreibung schmecke ich die Mokkaprinzentorte richtig!

  • Wenn ich Personen "kritisiere", nehme das nicht als Kritik auf. Ich schildere nur meine Emotionen. Denn ich gebe dir ansonsten vollkommen Recht. Das Buch wäre langweilig und weniger lesenswert, wenn Richard (schon?) perfekt wäre, genauso wie Henriette. Also von daher nehme ich die beiden genauso auf, wie von dir beabsicht

    Das freut mich sehr! Offen gesagt, ich hätte Richard auch nicht gemocht aus heutiger Sicht! Und er wird noch eine ganze Weile brauchen, bis er als Persönlichkeit reift. Diese fiktive Figur gehört zu den Protas, die ich brauche, um das ganze Spektrum der Persönlichkeiten in der k.u.k Monarchie aufzuspannen. Und ich habe ja zu jedem Aspekt viele Seiten recherchiert: Ein k.u.k. Offizier, der mir sympathisch gewesen wäre, war nicht dabei :). Diese Kaste hatte sowas wie Narrenfreiheit. Und es gab noch viel Schlimmere (tauchen später auch in der Trilogie auf)

    Ähnlich ist es mit Henriette: Sie verkörpert die im Habsbugerreich nahezu entrechtete Ehefrau. Das hat mich trotz meiner Recherchen zur Weingut-Trilogie nochmal schockiert, wie unterdrückt die Frauen damals waren. Auch dazu nicht in diesem Band. aber später mehr! Frauenrechte sind ein Leitmotiv des 3. Bandes, den ich gerade abschließe :)

  • Seine Obsession für Olga fand ich reichlich daneben. Spätestens als Mizzi ihn gewarnt hat, hätte er die Reißleine ziehen müssen. Zu dem Zeitpunkt war er doch auch schon 27. Da sollte man doch ein wenig gereifter sein. Aber gut, er muss jetzt auch die Konsequenzen tragen.

    Hier habe ich im Motiv ein wenig bei Emile Zolas Buch 'Nana" geklaut. Da richten sich noch viel gestandenere Männer zugrunde, als Richard. Obsessionen für Halbweltdamen waren übrigens tatsächlich in der k.u.k. Monarchie sehr verbreitet. Es war eine total bigotte Welt: nach außen prüde, nach innen sowas von verderbt (vor allem die Männer!)

    Und natürlich muss Richard es büßen. Das Motiv "das Elend der arrangierten Ehen" konnte ich damit im weiteren Verlauf gut beleuchten. Wobei es wirklich häufig zu solchen Ehen kam, weil sich die jungen Männer vorher total verschuldet hatten und dann jedes Mauerblümchen ehelichen mussten, das eine gute Mitgift hatte. Schauderhaft vor allem für die armen Frauen, die natürlich auch nicht gefragt wurden, ob sie mit der Heirat einverstanden sind.