'Apeirogon' - 2016 - Kapitel 001 - 146

  • Ich habe den ersten Abschnitt beendet und finde es jetzt sehr schwer, Worte dafür zu finden, was ich beim Lesen empfinde.

    Der Schreibstil gefällt mir sehr. Ich empfinde diese kleinen Assoziationsblitze als sehr passend für die ungeheuerlichen, brutalen Geschehnisse. Je weiter ich lese, um so mehr Verbindungen kann ich ziehen. Zum Beispiel dass die Flugeigenschaften der Vögel als Vorbild für die Konstruktion von militärischen Drohnen dienen.

    Natürlich tauchen beim Lesen ständig die aktuellen Bilder aus den Nachrichten auf. In meinem Kopf schwirrt, wie viel Leid über die Menschen in dieser Region schon seit Jahrzehnten lastet.

    In diesem Abschnitt wird dieses Leid ganz konkret und zwei Tote bekommen ein Gesicht und einen Namen. Das bewegt mich sehr.


    Viel mehr kann ich gerade nicht schreiben. Sicherlich kommen wir aber noch weiter ins Gespräch.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Ich bin erst ganz am Anfang. Mich hat aber schon die erste Seite sehr berührt. Ich wusste nicht, dass es sich hier um reale Personen handelt und es so eben kein bloßer Roman ist. Ich lese das Buch also nochmal ganz anders.


    Ich habe übrigens eine Art "Déjà-vu-Gefühl" in Bezug auf unsere Leserunde zu "Der Wal und das Ende der Welt". Damals passte der Termin genau zu Corona und jetzt lese ich dieses Buch hier ausgerechnet jetzt mit euch.


    In Bezug auf die Vögel, wird ja auch gleich am Anfang ein Vergleich gezogen. Der Mensch ist in dieser Region von Grenzen umgeben, die für die Vögel nicht gelten, bzw. einfach von ihnen überflogen werden.

  • Ich habe übrigens eine Art "Déjà-vu-Gefühl" in Bezug auf unsere Leserunde zu "Der Wal und das Ende der Welt". Damals passte der Termin genau zu Corona und jetzt lese ich dieses Buch hier ausgerechnet jetzt mit euch.

    Daran habe ich auch gedacht und eine Gänsehaut bekommen.


    Mir gefällt das Einbeziehen der Vogelwelt sehr. Ich beobachte gerne Vögel und lese gerne Literatur und Sachbücher zu diesem Thema. Ich finde, das ist hier sehr gelungen.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Diese unterschiedlichen, zusammengetragenen Schnippsel sind teilweise verstörend wie die Ortolane Mitterands, anrührend wie der kleine Tarek, der lieber auf die Beringung verzichtet, als dem Vögelchen Schaden zuzufügen und einfach nur informativ wie die Informationen über den Vogelzug.

    Mir gefällt dieser Stil gut.

  • Mir geht es ähnlich wie baro und Regenfisch, das Buch macht mich im Moment sprachlos und ich weiß nicht wirklich, was ich schreiben soll. Den Erzählstil finde ich sehr außergewöhnlich, aber er gefällt mir sehr gut.

    Ich wusste, dass es sich um reale Personen handelt, trotzdem geht mir das Buch näher als ich erwartet hätte.

  • Ich kann Euch nur zustimmen - ich habe gestern Abend die erste Hälfte des ersten Abschnitts gelesen und fühlte mich anschliessend ein wenig mitgenommen - die Geschichte, verbunden mit dem Wissen, dass sich dahinter reale Personen verbergen, berührt mich sehr, gerade auch vor dem Hintergrund der aktuellen Ereignisse.


    Ähnlich wie Saiya fühlte ich mich da stark an die Ironmonger-Leserunde erinnert. Und durch die Lektüre, die einem einzelne Personen näherbringt, sind die aktuellen Ereignisse in Israel plötzlich gar nicht mehr so weit weg.


    Sprachlich ist dieses Buch ein ziemlicher Kontrast zu dem, was ich sonst lese, auch darauf muss ich mich erst einmal einlassen. Aber es gefällt mir gut.

  • Ich habe gestern Abend mit dem Lesen begonnen und bin erst in der Mitte des ersten Abschnittes.

    Weil ich aber gerade mal Zeit habe, möchte ich schon ein bisschen was dazu schreiben.


    Ich habe mich vor dem Lesen des Buches gar nicht groß informiert, um was es eigentlich geht. Ich wollte nur mal wieder ein Buch zusammen mit den Querbeet-Eulen lesen. Und ich kenne auch bisher keine anderen Bücher von dem Autor ( wobei ich mir jetzt schon sicher bin, dass es nicht mein letztes Buch von ihm sein wird. Ich finde "Apeirogon" bisher so großartig, dass ich unbedingt noch mehr von ihm Lesen möchte! )

    Auch muss ich gestehen, dass ich nicht besonder viele Hintergrundinformationen zu dem Konflikt Isarel-Palästina habe. Natürlich sehe ich die Nachrichten und bin geschockt, was dort gerade passiert. Aber ich habe das Gefühl, nicht genut Informationen zu haben, um mir wirklich ein Urteil über den Konflikt bilden zu können.

    Ich denke aber, dieses Buch bringt mich auf jeden Fall dazu, mich ein wenig mehr mit den Problemen in Israel zu befassen und bestimmt noch ein paar Bücher dazu zu lesen.


    Der Schreibstil des Buches ist ja mal ganz anders mit diesen ganz kurzen Kapiteln, zum Teil nur ein Satz oder ein Foto. Aber ich finde das wahnsinig gelungen und passend. Durch die kurzen Kapitel, Gedankensplitter, Beschreibungen usw. habe ich ständig das Gefühl, weiter lesen zu wollen. Und ich habe auf der einen Seite den Eindruck, die Geschichte aus großer Distanz erzählt zu bekommen aber auf der anderen Seite ist es so bewegend und ergreifend, dass mich die Handlung richtig mitnimmt.

    Da war zum Beispiel die Szene, als Bassam mit seiner angeschossenen Tochter auf der Rückbank des Taxis sitzt und sie einfach nicht ins Krankenhaus gelangen, weil auf dieser einzigen Straße, die sie nehmen dürfen ein Stau ist. Und das ganze wird so nüchtern, in kurzen Sätzen erzählt. Das hat mich richtig verzweifelt gemacht.


    Ich bin wie gesagt noch nicht sehr weit gekommen in dem Buch. Aber ich bin mir jetzt schon sicher, ein großartiges Buch zu lesen.

  • Ähnlich wie Saiya fühlte ich mich da stark an die Ironmonger-Leserunde erinnert. Und durch die Lektüre, die einem einzelne Personen näherbringt, sind die aktuellen Ereignisse in Israel plötzlich gar nicht mehr so weit weg.

    Das ist für mich der riesige Unterschied zur Ironmonger Leserunde: Während beim Wal eine fiktive Geschichte erzählt wird, die zufällig mit der Realität Ähnlichkeiten hat, und der Schreibstil eine gewisse Leichtigkeit hat, ist Apeirogon nicht fiktiv und der Schreibstil alles andere als leicht.

  • Gestern habe ich den ersten Abschnitt abgeschlossen, und die Geschichte nimmt mich ganz schön mit - gerade weil ich weiß, dass es eben KEINE fiktive Geschichte ist, berührt es mich noch mehr.


    Den Stil empfinde ich als sehr ungewöhnlich, aber interessant.


    Ähnlich wie Rouge habe ich zur Thematik des Konflikts zwischen Israelis und Palestinensern wenig Hintergrundwissen, aber das Buch ist eine gute Gelegenheit, sich damit zu beschäftigen.

  • Ich habe jetzt den ersten Abschnitt gelesen. Der Schreibstil ist mal was ganz anderes, wie andere Eulen ja schon angemerkt haben, und doch zieht er mich mitten in das Buch hinein. Vor allem aber das letzte Kapitel hier finde ich sehr verstörend, wie Wahrheiten und Lügen verbreitet werden, sei es über Nachrichten, soziale Medien oder auch nur Mundpropaganda. Das bringt mir das aktuelle Geschehen natürlich auch viel näher. Und ich mag mir gar nicht vorstellen, wie das ist, in ständiger Angst vor Attentaten usw leben zu müssen

  • Ich finde auch, dass das Buch eine richtige Sogwirkung entfaltet.

    Gut gefallen hat mir auch die Stelle, an der Rami von seinem Gefühl, aus mehreren ganz widersprüchlichen Menschen zu bestehen, berichtet. Das ist ganz wunderbar beschrieben.


    Vermutlich muss ich bei diesem Buch noch häufiger an Ishiguros "Der begrabene Riese" denken und mich fragen, ob es nicht doch Umstände gibt, in denen Vergessen eine Möglichkeit wäre.

  • Ich bin jetzt auch mit dem Abschnitt fertig. Gerade die letzten Kapitel, in denen der Tod des Mädchens geschildert wird, haben mich sehr traurig und sprachlos zurückgelassen. Da fehlen einem wirklich die Worte.

    Und ich mag mir gar nicht vorstellen, wie das ist, in ständiger Angst vor Attentaten usw leben zu müssen

    Ich habe mir beim Lesen auch die ganze Zeit die Frage gestellt, wie es sich wohl für die Leute anfühlt, die dort Leben. Sie müssen ja jeden Tag Angst vor einem Attentat und vor Gewalt haben. Ich könnte mir das gar nicht vorstellen. Wahrscheinlich blendet man das dann einfach irgendwann aus. Man kann doch nicht ständig mit so einem Angstgefühl Leben oder?


    Vermutlich muss ich bei diesem Buch noch häufiger an Ishiguros "Der begrabene Riese" denken und mich fragen, ob es nicht doch Umstände gibt, in denen Vergessen eine Möglichkeit wäre.

    An den "begrabenen Riesen " musste ich jetzt beim Lesen noch gar nicht denken. Aber Du hast schon recht. Das mit dem "Vergessen können" ist natürlich hier auch ein großes Thema

  • Ich habe mir beim Lesen auch die ganze Zeit die Frage gestellt, wie es sich wohl für die Leute anfühlt, die dort Leben. Sie müssen ja jeden Tag Angst vor einem Attentat und vor Gewalt haben. Ich könnte mir das gar nicht vorstellen. Wahrscheinlich blendet man das dann einfach irgendwann aus. Man kann doch nicht ständig mit so einem Angstgefühl Leben oder?

    Die Frage habe ich mir auch gestellt. Ich vermute - zum Glück kann ich nur vermuten - dass man es wirklich ausblendet, dass die Angst und die Vorsicht Normalität werden. Und wenn man sieht, wie lange es diesen Konflikt schon gibt, dann kennen es viele Menschen gar nicht anders, sie wachsen damit auf.


    Eine schreckliche, sehr beklemmende Vorstellung - und umso mehr gefällt mir zu lesen, dass es Menschen wie Rami und Bassam gibt, die sich über diesen Konflikt hinwegsetzen und nicht nur die gegnerische Partei, sondern die Menschen dahinter sehen.