Ein neuer Horizont - Maiken Nielsen

  • Produktinformation (Amazon):

    • Herausgeber ‏ : ‎ Wunderlich; 1. Edition (19. Oktober 2021)
    • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
    • Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 496 Seiten
    • ISBN-10 ‏ : ‎ 3805200722
    • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3805200721
    • ASIN ‏ : ‎ B093P5LCS7


    Kurzbeschreibung (Verlag):

    Korea, 1950: Die junge Zeitungsreporterin Nellie berichtet als einzige Frau vom Krieg zwischen Nord- und Südkorea. Um sie herum sterben Soldaten – aber auch Kollegen. Während sie nicht weiß, ob sie ihren Einsatz als Kriegsreporterin überleben wird, hat sie mit einem persönlichen Trauma zu kämpfen: Sieben Jahre zuvor ist ihre Zwillingsschwester Laura verschwunden, mit der sie auf dem Schiff ihres Vaters aufwuchs. Halt findet sie bei dem Pressefotografen Jake, mit dem sie seit ihrem ersten Aufeinandertreffen eine zarte Liebe verbindet. Doch Jake muss in seine Heimatstadt Berlin zurückkehren, um den Wiederaufbau der Stadt zu dokumentieren. Abgesehen davon gibt es dort jemanden, mit dem er noch eine Rechnung offen hat … Und während die Welt in zwei Hälften zerfällt, kämpft Nellie gleich an mehreren Fronten – nicht zuletzt um ihr Glück.

    Zur Autorin (Verlag):

    Maiken Nielsen wurde 1965 in Hamburg geboren. Einen Teil ihrer Kindheit und Jugend verbrachte sie auf Frachtschiffen und wurde dort von ihren Eltern unterrichtet. Sie absolvierte ihr Abitur in Hamburg und reiste danach ein Jahr lang per Anhalter durch Europa. Im Anschluss an diese Reise studierte sie u.a. Linguistik in Aix-en-Provence. Sie liest und spricht sechs Sprachen.

    Seit 1996 arbeitet Maiken Nielsen als Autorin, Reporterin und Rundfunksprecherin für das NDR Fernsehen. Sie dreht TV-Dokumentationen („Als die Sturmflut nach Hamburg kam“, „Geraubte Leben -Europa im KZ Neuengamme“) und schreibt Romane.

    Meine Meinung:

    Nellie ist nach Korea gereist um dort als Kriegsreporterin zu arbeiten. Allerdings werden ihr als Frau auch immer wieder Steine in den Weg gelegt. Unterstützt wird sie von Jake, der allerdings bald zu einem Auftrag nach Berlin aufbricht. So kämpft sie sich weiter allein durch, um ihre Ziele zu erreichen. Schließlich hat sie ihrer Schwester Laura, die verschwunden ist, versprochen das Leben für sie mitzuleben.


    Nick hat unterdessen in Berlin auch noch eine Rechnung offen. Er will erfahren, wer seine Familie im Krieg verraten hat und denjenigen zu Verantwortung ziehen.

    Maiken Nielsen nimmt uns diesmal mit nach Korea, mitten in den beginnenden Krieg. Gerade die Kriegsszenen sind so beschrieben, dass man meint, hautnah dabei zu sein und man muss doch des Öfteren die Luft anhalten, ob Nellie es da wohl wieder unbeschadet rausschaffen wird. Aber nicht nur diese Szenen gehen unter die Haut, auch Jakes Streifzüge durch das zerstörte Berlin haben mich mitten in das damalige Leben mitgenommen. Das Thema Denunziation zieht sich durchs ganze Buch, sowohl Nellie als auch Jake müssen damit Bekanntschaft machen. Da zeigt sich recht deutlich, dass Menschen zu ihrem eigenen Vorteil doch gerne mal andere anschwärzen. Egal in welchem System und in welcher Lage.


    Ich fand das Buch ganz hervorragend geschrieben, es war keine Minute langweilig. Auch wenn man Nellie manchmal schütteln möchte für die Risiken, die sie eingeht. Schön fand ich auch die Beziehung zu ihrer Schwester Laura, die in Rückblicken erzählt wird und zu einem elementaren Handlungsstrang wird. Daraus erklärt sich ein Teil von Nellies Handeln.

    Auch Jakes Geschichte hat mich sehr berührt. Er hat es wirklich nicht leicht gehabt im Krieg, daher ist es schon bewundernswert, wie ausgeglichen er doch ist und wie vernünftig, was das Thema Rache betrifft.


    Ich kann dieses Buch nur empfehlen, ich habe viel über Korea und den Krieg, der das Land geteilt hat, gelernt. Und ich habe mit Jake, Nellie und ihrer Familie mitgefiebert, mitgelitten und mich mitgefreut. Daher von mir eine dicke Leseempfehlung!


    10 von 10 Punkte


    ASIN/ISBN: 3805200722

  • Nellie hat eine sehr enge Beziehung zu ihrer Zwillingsschwester Laura, mit der sie unbeschwert auf dem Schiff ihres Vaters aufwachsen ist. Aber dann verschwand Laura spurlos. Doch die Schwestern hatten sich versprochen, dass „wenn eine ins ewige Grab rutscht, die anderen für zwei lebt“. Nellie ist Kriegsreporterin geworden und bekommt, nachdem ein Kollege ausgefallen ist, die Chance aus Korea zu berichten. Es wird ihr aber nicht leicht gemacht, denn man traut einer Frau nicht zu, dass sie den Strapazen gewachsen ist. Doch Nellie beißt sich durch. Der Fotograf Jake unterstützt sie, aber er muss schon bald für einen Auftrag zurück nach Berlin.


    Maiken Nielsen hat mich schon mit ihren Romanen „Und unter uns die Welt“ und „Space Girls“ begeistern können. Auch dieses Buch hat mich von Anfang an gepackt. Die Kriegsszenen in Korea sind manchmal schwer zu ertragen, aber sie sind unabdingbar für den Verlauf der Geschichte. Wir erleben mit, wie furchtbar Napalm ist und fühlen die drohende Gefahr einer Atombombe. Aber auch das Leben im geteilten Berlin der Nachkriegszeit ist nicht einfach.


    Nellie versucht sich in Korea durchzubeißen, auch wenn ihr der Pressesprecher Colonel Grady ständig Schwierigkeiten macht und ihre männlichen Kollegen sie auch nicht so ganz ernst nehmen. Besonders Dick Tucker scheint es auf sie abgesehen zu haben. Ich finde es bewundernswert, wie todesmutig sich Nellie in die umkämpften Gebiete wagt. Sie tat mir aber auch leid, wenn man ihr immer wieder Steine in den Weg legte, obwohl sie doch nur die Wahrheit erzählen wollte. Sie gerät immer wieder in Gefahr und schafft es doch zu überleben. Dabei ist sie sehr empathisch und wächst manchmal über sich hinaus. Nellies Mutter Hanna Stochow lebt im Ostteil von Berlin und arbeitet in einem Kino im Westen. Nellie und ihre Mutter haben sich schon lange nicht mehr gesehen, doch Hanna verfolgt besorgt Nellies Werdegang. Jake verknüpft in Berlin Job und Privates. Er stromert durch die Stadt auf die Suche nach einem besonderen Motiv, gleichzeitig ist er aber auch auf der Suche nach der Person, die seine Familie während des Krieges denunziert hat. Nellie und Jake sind sich sicher, dass sie sich immer wieder finden. Ich habe ihnen alles Glück der Welt gewünscht.


    Dieser Roman ist erschreckend und grausam, emotional und berührend. Die Autorin Maiken Nielsen erzählt auf unmissverständliche Art über die Schrecken des Krieges, die Not der Menschen, die politischen Interessen und über die Schicksale von Menschen, die einfach leben oder etwas bewegen wollen.


    Für mich ist dieses Buch ein ganz besonderes Highlight, das ich gerne weiterempfehle.


    10/10

  • Nachdem mir die beiden letzten Bücher von Maiken Nielsen so wahnsinnig gut gefallen haben, habe ich mich schon sehr auf den neuen Roman "Ein neuer Horizont" der Autorin gefreut. Und meine hohen Erwartungen an eine packende und emotionale Geschichte wurden nicht enttäuscht. Auch ihr neues Buch konnte mich wieder von der ersten Seite an absolut begeistern.


    Die Geschichte spielt im Jahre 1950 und die Hauptfigur ist die starke und sympathische Nellie. Sie arbeitet als Auslandskorrespondentin für eine amerikanische Zeitung und berichtet als einzige Frau vom Krieg zwischen Nord-und Südkorea. Ihr Einsatz als Kriegsreporterin in dem fremden Land ist wahnsinnig gefährlich und nervenaufreibend. Sie muss sich nicht nur ständig gegen ihre männlichen Kollegen behaupten, sondern gerät während der Kriegshandlungen auch in lebensgefährliche Situationen. Außerdem muss Nellie auch noch für zwei leben: sie verlor vor sieben Jahren ihre geliebte Zwillingsschwester Laura, der sie versprochen hat, alle Abenteuer für sie mitzuerleben.

    Zum Glück findet Nellie in dieser gefährlichen Situation ihre große Liebe wieder: den Pressefotografen Jake. Doch Jake kann nicht lange mit ihr zusammen in Korea bleiben. Er wird nach Berlin abgerufen, um die Situation in der geteilten Stadt zu fotografieren. In Berlin trifft Jake nicht nur auf Nellies Mutter Hanna, sondern spürt auch seiner eigenen tragischen Familiengeschichte nach.


    Der Roman hat mich von den ersten Seiten an gefesselt und nicht mehr losgelassen. Nellie ist so eine wahnsinnig mutige, tapfere und sympathische Hauptfigur. Ich habe sie sofort in mein Herz geschlossen. Sie erlebt in Korea ganz furchtbare Kriegshandlungen: Menschen, die ihr nahe standen werden verwundet oder sterben, die koreanische Bevölkerung wird mit Napalm Bomben angegriffen und ihre männlichen Kollegen legen ihr ständig Steine in den Weg. Aber Nellie lässt sich nicht beirren und kämpft sich durch ihr Leben. Ihr Ziel ist es, die Bevölkerung über den schrecklichen Krieg zu informieren. Und gleichzeitig kämpft sie auch noch um ihr eigenes Glück. Sie glaubt nicht an den Tod ihrer geliebten Zwillingsschwester und hofft auch ein gemeinsames Leben mit ihrer großen Liebe Jake.


    Das Buch ist so anschaulich und lebendig geschrieben. Ich konnte es während des Lesens kaum aus der Hand legen. Die Kapitel behandeln abwechselnd die Handlung rund um Nellie in Korea und die Geschehnisse in Berlin, aus Sicht ihrer Mutter Hannah. Und dann gibt es immer wieder Rückblenden in Nellies Vergangenheit, als sie noch zusammen mit ihrer Zwillingsschwester eine Kindheit auf hoher See verbracht hat.


    Das Buch hat mich sehr berührt und bewegt. Vor allem die Handlung in Korea fand ich ganz toll geschildert. Ich habe durch das Buch einiges über das Land Korea und den Krieg im Jahre 1950 dazugelernt.

    Man merkt der Geschichte an, wie gut die Autorin alles recherchiert hat.


    Ich empfehle dieses Buch sehr gerne weiter. Ich gebe 9 von 10 Eulenpunkten und freue mich schon, auf weitere Bücher dieser tollen Autorin.

    Vielen Dank auch für die sehr sympathische Begleitung der Leserunde :blume

  • Hoffnung auf einen neuen Horizont

    Meine Meinung zur Autorin und Buch

    Maiken Nielsen, hat mich schon mit ihrem Roman über ihren Großvater „ Unter uns die Welt „ und „ Space Girls „ mehr als begeistert. Mit ihrem neusten Werk hat sie sich selbst übertroffen. Es geht um den Korea Krieg und die Auslandskorrepondentin Nelli, die als einzige Frau über den Krieg zwischen Nord- und Südkorea berichtet, ihre Figur ist angelehnt Maguerite Higgins und weiteren Kriegsreporterinen zbs. Martha Gellhorn . Auch hat sie selbst einige Erfahrungen aus ihrer Kindheit auf See und den Häfen eingebracht. Ihre Recherche ist sehr gut und alle Figuren und ihre Charaktere wirken Authentisch. Ihr Schreibstil ist sehr klar, kraftvoll und Bildhaft, man wird beim Lesen wie ein Strudel in die Geschichte hinein gezogen, man kann sich ihr nicht mehr entziehen. Ich habe mit Nellie mitgelitten, gelacht und geweint, sie ist mir beim Lesen sehr ans Herz gewachsen, genauso wie ihre große Liebe Jake.

    Es beginnt mit 1932, als die beiden Zwillinge Nellie und Laura mit ihren Eltern auf See sind, ihr Vater ist Kapitän eines großen Frachters und die Familie begleitet ihn. Ich fand es sehr schön die zwei als Kinder kennen zu lernen, ich fand sie da schon sehr willensstark. Aber durch einen tragisches Unglück verliert sie ihre Zwillingsschwester, dieses Trauma verfolgt sie, sie glaubt nicht das Laura Tod ist, denn das würde sie spüren behauptet sie. Es sind inzwischen 7 Jahre vergangen, Nellie arbeitet als Korrespondentin für die Chicago Post, sie ist mehr als hervorragend. Obwohl man ihr viele Steine in ein Weg legt, schafft sie als einzige Frau unter lauter männlichen Reportern nach Korea zugehen um dort über den Krieg zu berichten. Es war mehr als spannend sie zu begleiten, aber auch erschreckend und erschütternd was in diesem Krieg geschah. Ich habe sie für ihren Mut und Courage bewundert, es war ja auch sehr gefährlich und die Grabenkämpfe mit manchen männlichen Kollegen waren schon hart. Jake ihre große Liebe und Pressefotograf ist zufällig auch dort, es ist wie ein Fels in der Brandung für sie. Aber Jake muss zurück in seine ehemalige Heimatstadt Berlin, obwohl er nie wieder mehr dorthin wollte. Es ist seine traurige und tragische Kindheit und der Verlust seiner Familie,es war interessant und traurig zugleich mit ihm abzutauchen in seine Vergangenheit. Auch Nellie erlebt noch viele schreckliche Dinge, die Flüchtlinge, die Napalmbomben die, die Amerikaner abwerfen, lässt sie diese Grausamkeiten aus einer anderen Perspektive sehen. Sie will die Menschen aufrütteln mit ihren Artikeln die sie schreibt, um endlich Frieden zu stiften. Sehr schön war es auch mit ihr die Kultur der Menschen dort kennen zu lernen. Eine sehr berührende und Faettenreiche Geschichte, die uns auch ins Nachkriegs Deutschland entführt, eine geteilte Stadt, wie auch Korea in Nord und Süd geteilt ist. Ich hoffte und betete das Nellie und Jake es überleben , Glücklich werden, und das Nellies Wunschdenken das Laura doch überlebt hat in Erfüllung geht.

  • Ich kannte schon Bücher von Maiken Nielsen, besonders „Und unter uns die Welt“ fand ich sehr spannend und so war ich neugierig auf das neue Buch „Hinter dem Horizont“, das in Korea spielte. Die Zeit in den 50er Jahren, als Nord- gegen Südkorea kämpfte, unterstützt von anderen Nationen, war der historische Hintergrund.


    Dieses Thema war mir völlig unbekannt und so ließ ich mich gespannt nach Korea entführen, an der Seite der Kriegsreporterin Nellie. Sie hat gegen viele Vorurteile zu kämpfen als einzige Frau an vorderster Front, ihre Kollegen und die Militärs legen ihr etliche Steine in den Weg, den sie durch Wagemut trotzdem beschritt.

    Parallel spielt ein Erzählstrang zeitgleich im Nachkriegs-Berlin, wo Nellies Mutter ums Überleben kämpft und auch die Widrigkeiten der Teilung der Stadt überstehen muss.


    Ein dritter Strang spielt in der Vergangenheit, in der wir Nellie und ihrer Zwillingsschwester Laura begegnen.


    Mich hat der Roman total mitgerissen, die Kriegsberichte waren teilweise schwer erträglich, so nahe gingen mir die Ereignisse, die wir mit Nellie erleben. Ich konnte sie oft nicht verstehen, dass sie so riskante Wagnisse einging für die beste Story, zumal sie ja noch Nick hatte, ihren Seelenverwandten, den sie liebt und wiedersehen möchte. Auch ihre Zwillingsschwester Laura ist für sie wichtig, da gibt es noch ungelöste Familiengeheimnisse, denen sie auf der Spur ist.


    Die Passagen in Berlin fand ich ebenfalls sehr fesselnd, sie boten ein wenig Entspannung gegenüber den Szenen in Korea. Zusammen mit den Einblicken in die Kindheit der Zwillinge bot sich am Ende ein rundes Bild und so manches Fragezeichen löste sich auf.


    Mir hat das Buch wirklich gut gefallen, es hat mein historisches Wissen erweitert und ich habe mitgelitten und -gefühlt. Vielen Dank auch für die Begleitung der Leserunde Maiken  

  • Die Zwillingsmädchen Nellie und Laura verbringen viele Jahre ihrer Kindheit und Jugend mit den Eltern auf einem Boot und reisen um die Welt. Diese ungewöhnliche Art zu leben schweißt die Schwestern besonders eng zusammen und macht es ihnen aber auch schwerer, mit anderen Menschen eine Beziehung einzugehen, die an diese Intensität herankäme. Eines nachts verschwindet Laura auf dem Meer und ihr Leichnam wird nie gefunden. So hängt über der Familie die ungeklärte Frage, was in jener Nacht wirklich passiert ist und auch wenn der Verstand weiß, dass die Schwester tot sein muss, kann Nellies Herz das nicht akzeptieren. Sie wird Kriegsreporterin und schleppt die alte Reiseschreibmaschine von Laura bis ins ferne Korea, um auf dieser ihre Reportagen zu schreiben.


    Man fragt sich als Leser bald, warum Nellie sich den Gefahren dieses Berufes aussetzt. Unzählige Male entgeht sie nur knapp Verletzung und Tod, sieht hunderte von Soldaten sterben, verliert Kollegen und muss sich selbst die Frage stellen, ob ihre Berichterstattung überhaupt einen Sinn ergibt in einer Welt, die aus den Fugen geraten scheint. Einige der männlichen Kollegen behandeln sie mit Überheblichkeit, die Ablehnung hoher Offiziere gegen Frauen als Kriegsreporter erschwert ihr die Arbeit. Der einzige Anker in all diesem Chaos wird der Kriegsfotograf Jake, den sie aus Friedenszeiten kennt und mit dem sie bald eine große tiefe Liebe verbindet.


    Aber auch Jake trägt ein Trauma mit sich herum und er verlässt Nellie um nach Deutschland zu reisen und den Menschen zur Rechenschaft zu ziehen, der im Krieg den Tod seiner gesamten Familie mit verschuldet hat. Dabei trifft er auch Nellies Mutter, die sich nach dem Verschwinden von Laura vom Vater getrennt hat und in ihre Heimatstadt Berlin zurückgekehrt ist.


    Dieses Buch habe ich aus zwei Gründen gelesen. Zum einen, weil ich ein Fan der Autorin Maiken Nielsen bin. Zum anderen, weil ich immer wieder auf der Suche nach spannenden ungewöhnlichen Themen bin und mir dadurch Neues und Ungekanntes eröffnen möchte. Und "Ein neuer Horizont" hat all meine Erwartungen erfüllt. Man erfährt viel über das Handwerk der Kriegsreporterin, einiges über den Koreakrieg aber auch über den Versuch von Menschen, über Verluste und Traumata hinweg zu kommen. Die Autorin hat ein großes Gespür für eine eindringliche Sprache, die frei von Kitsch dennoch nicht vor großen Gefühlen zurückschreckt. Es fällt nicht schwer, den Darstellern ganz nahe zu kommen und ihre Schicksale mitzuerleben.


    Ein wundervoll intensives Leseerlebnis mit einem unerwarteten und sehr passenden Ende.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend

    Aslak Nore - Meeresfriedhof


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Ein neuer Horizont. Der Romantitel weckt Hoffnung in mir. Hoffnung auf eine neue, friedvolle Zukunft. Eine Zukunft, in der die Protagonistin Nellie nicht zurückgewiesen wird. Eleanor Ericsson muss in ihrem Beruf, der gleichzeitig ihre Berufung zu sein scheint, immer wieder gegen ihre Zurückweisung ankämpfen und sich behaupten. Eine Zurückweisung, die allein darin begründet liegt, dass sie eine Frau ist. Sie ist als Kriegsreporterin an der Front in Korea. Nur wenige ihrer männlichen Kollegen oder der Offiziere akzeptieren Nellie.




    Nellie muss sich nicht nur gegen die Männerwelt behaupten und zusehen, wo sie beruflich bleibt. Auch privat hat sie ganz schön zu kämpfen. In rückblickenden Erzählungen erfahre ich mehr über ihre Kindheit. Wie unbeschwert sie aufgewachsen ist. Mit ihrer Zwillingsschwester Laura und ihren Eltern, die beide Manam und Takat nennen. Manam und Takat ist seeisch. Laura und Nellie haben nicht nur eine besondere Verbindung zueinander, sondern auch ihre eigene geheime Sprache entwickelt.

    Diese Unbeschwertheit und Zuneigung steht in krassem Gegensatz zu den Erlebnissen, denen Nellie in Korea ausgeliefert ist.

    Ein weiterer Erzählstrang führt mich während Nellies Recherche an der Front in Korea zu ihrer Mutter Hanna nach Berlin. Und dort wird herrlich berlinert. Die Lebensfreude, die Direktheit, die ihre Bekannte Lilo dort versprüht, wirkt direkt auf meine Mundwinkel und lässt diese nach oben ziehen. Der Ton ist zwar manches mal ein wenig harsch, die Beweggründe der agierenden Charaktere sind aber immer nachvollziehbar - auch wenn sie nicht immer edel und lobenswert sind.

    Beim Lesen der Geschichte fühle ich mich stets mitgenommen und mittendrin im Geschehen. Maiken Nielsen hat so spannende und lebensnahe Ereignisse gepaart - und das im wahrsten Sinne des Wortes.

    Da gibt es zum Einen die Zwillinge Nellie und Laura, das Leben der Menschen in Ost- und West-Berlin und nicht zuletzt den Krieg zwischen Süd- und Nord-Korea. Die Beziehungen der Menschen zu- und miteinander machen die Geschichte lebendig.

    Maiken Nielsen hat einen sehr bildhaften Erzählstil und die Emotionen sind für mich beim Lesen spürbar. Ich habe so viele Lieblingsstellen in dem Buch. Die einen bringen mich zum Schmunzeln, die anderen zum Nachdenken, wieder andere stimmen mich traurig und manche wecken mein Kämpferherz. Die schönsten Momente allerdings sind die, in denen ich mit Nellie feiern und jubeln kann. Und das tue ich voller Inbrunst.

    Gefeiert habe ich auch die Momente, in denen Maiken Nielsen die Literatur- und Filmszene ins Geschehen einbindet. Das macht es für mich als Leser so greifbar und ich fühle mich, als wäre ich in der Zeit um 1950 tatsächlich dabei. Und das, obwohl ich da noch nicht einmal geboren war.

    Ein neuer Horizont ist zu einem meiner Herzensbücher geworden. Mich wundert es nicht, dass Maiken selbst einen Teil ihrer Kindheit und Jugend auf Frachtschiffen verbracht hat. So eindrücklich, wie sie über die Kindheit von Nellie und Laura schreibt.


    Fazit

    Ein neuer Horizont ist für alle, die neben fremden Welten gern lebensnahe Geschichten entdecken. Ein neuer Horizont ist so unbeherrscht und mitreissend wie das Leben selbst. - Oder wie die See, voller Abgründe und Zauber.

  • „Ein neuer Horizont“ war mein erstes Buch von Maiken Nielsen, aber nicht mein letztes. „Unter uns die Welt“ und „Space Girls“ möchte ich auf jeden Fall auch noch lesen.


    Die Zwillinge Nellie und Laura sind auf dem Meer geboren und aufgewachsen. Sie gehören so fest zusammen, dass sie sogar eine eigene Sprache entwickelt haben: „seeisch“ und andere Menschen aus ihrem Leben ausschließen möchten. Als sie erwachsen werden, wendet sich das Blatt, Laura schließt Nellie plötzlich aus ihrem Leben aus und als sie plötzlich verschwindet, ist Nellie am Boden zerstört. Da sie Laura versprochen hat für zwei zu leben, falls Laura sterben sollte, wird sie Kriegsreporterin und reist nach Korea und berichtet dort vom Krieg.


    Ich habe noch nie ein Buch gelesen, in dem ich mich mitten im Krieg befunden habe, zumindest nicht auf diese Art und Weise. Maiken Nielsen hat mich mitten ins Geschehen genommen, ich befand mich mehrmals in Lebensgefahr, hatte Angst und hatte Hoffnung. Ich habe Menschen verloren, die mir wichtig waren und welche, die mir helfen konnten oder Potenzial hatten Freunde zu werden. All das hat sie in knapp 500 Buchseiten geschrieben und ich habe ihr jedes Wort geglaubt. Vom Koreakrieg wusste ich bis dahin gar nichts, außer dass es ihn gab. Ich habe mit dem Thema kein bisschen gefremdelt, weil die Autorin alle Zusammenhänge für nicht-eingeweihte Menschen wie mich ausreichend erklärt hat.


    Nellie ist keine willkürlich ausgedachte Person. Vorbild für Nellie ist Marguerite Higgins, die nicht nur im Zusammenhang mit der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau bekannt wurde, sondern auch noch den Pulitzer-Preis für ihre Berichterstattung im Koreakrieg erhalten hat. Wahrscheinlich wird Marguerite Higgins genauso darunter gelitten haben, dass Frauen in den 1950er Jahren nicht so wirklich ernst genommen wurden. Nellie lebt in dem Buch ihre halsbrecherische Ader total aus und springt ohne Übung mit dem Fallschirm aus einem Flugzeug um nur mal eine unvorstellbare Sache zu nennen. Ob Marguerite Higgins auch so gehandelt hat? Man weiß es nicht.


    Obwohl das Buch sehr kriegslastig ist, ist es für mich kein negativ behaftetes Buch. Die Autorin hat es einfach verstanden, die Beschreibungen nicht ins Negative rutschen zu lassen. Wenn du also Bücher magst, in denen über starke Frauen erzählt wird, die wirklich unglaubliche Dinge tun, bist Du bei Nellie und bei „Ein neuer Horizont“ genau richtig.