Henrike Engel - Die Hafenärztin - Ein Leben für die Freiheit der Frauen

  • Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)

    Hamburger Hafen, 1910: Anne Fitzpatrick ist voller Hoffnung. Als eine der ersten Ärztinnen Deutschlands hat sie gerade ein Frauenhaus eröffnet. Ihre Mission ist es, Frauen zu helfen, denen Leid zugefügt wurde. Als die couragierte Pastorentochter Helene bei ihr auftaucht und mitarbeiten will, unterstützt Anne die junge Frau in ihrem Wunsch, etwas Sinnvolles zu tun. […]

    Da werden neben dem Frauenhaus im Hafenbecken zwei Leichen entdeckt. Anne ist erschüttert. Die Opfer hatten Kontakt zur neuen Frauenbewegung, so wie Anne selbst auch. Die Polizei spielt den Vorfall jedoch als Mord im Milieu herunter. Aber warum ermittelt der wortkarge Kommissar Berthold Rheydt trotzdem weiter? Zusammen mit Helene sucht Anne nach Antworten und gerät dabei in immer größere Gefahr.


    Autorin (Quelle: Verlagsseite)

    Henrike Engel pendelte in ihrem Leben ständig zwischen Berlin und München, mit beiden Städten verbindet sie eine komplizierte Liebesbeziehung. Eines aber ist konstant geblieben: ihre Liebe zu Hamburg! Manche Träume jedoch müssen unerfüllt bleiben, und so hat die ehemalige Drehbuchautorin nicht ihren Wohnort in die Hafenstadt verlegt, sondern träumt sich lieber schreibend dorthin.


    Allgemeines

    Erster Teil der Dilogie „Die Hafenärztin“

    Erscheinungstermin: 1. Dezember 2021 (eBook), 3. Januar 2022 (Taschenbuch) im Ullstein Verlag mit 464 Seiten
    Gliederung: Prolog – Hauptteil in 35 Kapiteln – Epilog

    Erzählung in der dritten Person aus wechselnden Perspektiven

    Handlungsort und -zeit: Hamburg, 1910


    Inhalt

    Dr. Anne Fitzpatrick, eine gebürtige Hamburgerin, die die letzten fünfzehn Jahre in England gelebt hat, kehrt im Januar 1910 in ihre Heimatstadt zurück. Sie hat London nicht freiwillig verlassen, sondern musste nach einem Vorfall, bei dem sie sich offenbar strafbar gemacht, hat, fliehen. In Hamburg will sie ihre Arbeit zum Wohl unterprivilegierter Frauen fortsetzen, sie betreibt im Hamburger Hafen ein Haus, in dem Frauen aus der unteren Gesellschaftsschicht, auch Prostituierte, Schutz, eine warme Mahlzeit und auch kostenlose ärztliche Betreuung finden können. Zur Eröffnung kommt auch Helene Curtius, eine wohlbehütete Pastorentochter, die kein Interesse am vorgezeichneten Lebensweg als Ehefrau und Mutter hat, sondern sich lieber den Frauenrechtlerinnen anschließen und auch einen Beruf erlernen will. Die Eröffnungsfeier des Frauenhauses verläuft nicht wie geplant, denn genau an diesem Tag werden in zwei Schuten im Hafen die Leichen zweier Frauen aufgefunden, die ganz offensichtlich einem Psychopathen zum Opfer gefallen sind, der ihnen zuerst die Kehle aufgeschlitzt und dann den Brustkorb aufgebrochen hat. Kommissar Berthold Rheydt und seine Kollegen geraten bei den Ermittlungen unter Druck, als eine dritte Frau grausam getötet wird – alle Opfer bewegten sich im Umfeld des Frauenhauses. Auch Dr. Fitzpatrick fühlt sich bedroht…


    Beurteilung

    Bei dem Roman handelt es sich um eine Mischform zwischen historischem Roman und Krimi. Die Ermittlungen, die die Ergreifung eines offenbar triebgesteuerten Serienmörders zum Ziel haben, finden vor dem gut recherchierten Hintergrund der späten Kaiserzeit statt. Die Gesellschaft ist streng hierarchisch gegliedert, wobei den Frauen wenig Rechte zugestanden werden. Insbesondere gilt dies für die Frauen der Unterschicht, die Armut und täglicher Gewalt ausgesetzt sind. Gebildete Frauen, deren Anspruch über einen traditionellen Lebensentwurf hinausgeht und die sich für Frauenrechte im Allgemeinen sowie den Schutz von Unterprivilegierten im Besonderen einsetzen, haben es schwer. Konservative Politiker bekämpfen sie und auch in den eigenen Familien werden junge, noch minderjährige Frauen stark eingeengt. Für Männer ist es einfacher, sie können sich, auch wenn sie aus einfachen Verhältnissen kommen, aus eigener Kraft, z.B. im Polizeidienst, hocharbeiten. Die drei Protagonisten Anne Fitzpatrick, Helene Curtius und Berthold Rheydt stehen hier für angestrebte gesellschaftliche Veränderungen. Auch technische Fortschritte werden in der Arbeit der Polizei ersichtlich, bei den Ermittlungen werden Fingerabdrücke gesichert und die kurz zuvor von Karl Landsteiner entdeckten Blutgruppen sind in manchen Fällen hilfreich, Blutspuren bestimmten Personen zuzuordnen.

    Die Ausgestaltung der Charaktere ist differenziert, im Falle von Dr. Fitzpatrick allerdings nicht ganz schlüssig, sie agiert oft unkontrolliert und unklug, was nicht recht glaubwürdig wirkt.

    Der Erzählstil ist anschaulich und stellenweise sehr spannend, lediglich die zu ausführliche Schilderung von Fußballspielen der Polizeibediensteten ist etwas ermüdend und für den Handlungsverlauf eher überflüssig.


    Fazit

    Ein lesenswerter historischer Krimi, der einen guten Einblick in die Hamburger Gesellschaft des späten Kaiserreichs bietet!

    8 Punkte

    ASIN/ISBN: B09BW6BDLL

  • Die Hafenärztin, von Henrike Engel


    Cover:

    Passend zum Historischen Roman.


    Inhalt:

    Die Ärztin Anne Fitzpatrik, eine der ersten weiblichen Ärztinnen Deutschlands, ist bei einer Nacht und Nebel Aktion aus London geflüchtet und baut sich nun unter falschem Namen ein Leben in Hamburg auf.

    Doch auch hier wird sie angefeindet.

    Und als sie ein Frauenhaus eröffnen will, werden in unmittelbarer Nähe zwei Frauenleichen gefunden.

    Der ermittelnde Kommissar Berthold Rheydt, der selber Probleme genug hat, gelangt bei seinen Ermittlungen immer wieder zu Anne und stellt fest, dass sie ein Schlüssel zu den Taten sein muss.


    Meine Meinung:

    Ein starker gelungener Anfang, der neugierig macht und klasse Spannung aufbaut.

    Wir erleben eine ganz andere Zeit(1910). Beide Seiten, die Reichen und wohlsituierten Bürger, aber auch die Armen, in den Hamburger Gängevierteln, die nicht das nötige zum Überleben auftreiben konnten.

    Sehr gut geschildert.


    Doch ab der Mitte wird es mir zu abstrus, zu konstruiert. Es wird ein zu großer Bogen geschlagen und zu viel wird in die Geschichte hinein gepackt.

    Frauenbewegung, Gleichgeschlechtliche Beziehung, es geht sogar über Afrika und die Kolonialherrschaft mit ihren Völkermorden bis zur Polizeiarbeit um 1910.

    Je weiter wir dem Ende entgegen kommen, desto unlogischer wird es. Anne, die so sehr darauf bedacht ist ihre Identität und ihr Geheimnis zu verbergen, gibt dies dann freiwillig preis???


    Das Ende ist dann mehr oder weniger offen, da es ja noch weitere Teile geben soll. Das Geheimnis um Anne, warum sie aus London geflohen ist kann man am Ende leicht erahnen, aber es gibt noch genügend Geheimnisse die nicht gelüftet sind.


    Autorin:

    Henrike Engel pendelte in ihrem Leben ständig zwischen Berlin und München, mit beiden Städten verbindet sie eine komplizierte Liebesbeziehung. Eines aber ist konstant geblieben: ihre Liebe zu Hamburg! Manche Träume jedoch müssen unerfüllt bleiben und so hat die ehemalige Drehbuchautorin nicht ihren Wohnort in die Hafenstadt verlegt, sondern träumt sich lieber schreibend dorthin.


    Mein Fazit :

    Der Einstig ins Buch hat mir sehr gut gefallen, aber ab der Mitte wurde ich immer enttäuschter. Und das Ende hat mir dann so gar nicht gefallen.

    Anne eine so kluge Frau agiert so kopflos und unvernünftig.

    Deshalb vergebe ich 3 Sterne.

  • Lewer duad üs Slav

    Das Buchcover ist ein Hingucker. Im Hintergrund ist das historische Hamburg zu erkennen; im Vordergrund die Hafenärztin. Der Buchtitel und vor allem der Klappentext macht auf das Buch neugierig. Schon während den ersten Seiten hat mich der Schreibstil der Autorin Henrike Engel gepackt und ich habe den historischen Kriminalroman in einem Rutsch gelesen.

    Die Geschichte beginnt mit der Flucht der geheimnisumwitterten Dr. Anne Fitzpatrick aus London zurück nach Hamburg, um im Frauenverein als Ärztin notdürftige Frauen und deren Kinder kostenlos zu behandeln und um somit für die Freiheit der Frauen zu kämpfen. Des Weiteren eröffnet sie das grüne Haus am Hafen, um so eine Anlaufstelle für Prostituierte zu sein, die dort mit Essen und medizinischer Behandlung versorgt werden oder einfach nur kommen, um sich dort aufzuwärmen. Finanziell unabhängig und als eine der wenigen Frauen, die Medizin studiert haben, wirkt sie souverän, abgeklärt und authentisch, Die naive Pastorentochter Helene rebelliert gegen ihren strengen Vater und möchte was Nützliches aus ihrem Leben machen. Sie ist von der Frauenbewegung fasziniert und sucht Kontakt zum Verein „Frauenwohl“. Bei der Eröffnung des grünen Hauses entdeckt sie eine Leiche im Hafen. Sie ist noch sehr unreif und anstatt tatkräftig bei dem Verein mitzuhelfen, ist sie mit sich selbst beschäftigt und bemitleidet sich. Der fußballspielende Kommissar Berthold erhält die Chance als Leiter einer kleinen Truppe den Hafenmörder zu finden. Der Leser erhält interessante Informationen über die Ermittlungsarbeiten bei der Polizei im kaiserlichen Hamburg.

    Die Rettung von Anne fand ich etwas konstruiert. Das Ende kam auch etwas abrupt, möglicherweise liegt es daran, weil es noch eine Fortsetzung gibt, die dann im Jahr 1911 handelt.

  • Spannender Kriminalroman im kaiserlichen Hamburg

    Das kunstvolle Buchcover gefällt mir sehr gut. Der Buchtitel hat mich auf das Buch neugierig gemacht und der Klappentext hat mich überzeugt, auch das Buch zu kaufen. Dies ist mein erstes Buch von Henrike Engel und mir hat ihr flüssiger Schreibstil gefallen.

    In diesem Buch werden mehrere Themen angesprochen bzw. angedeutet. Die beginnende Frauenbewegung, die um das Frauenwahlrecht und allgemein um die Freiheit der Frauen kämpfen. Das Leben in der Kaiserzeit in einem streng geführten Pastorenhaushalt, das im Gegensatz zur liberalen weltoffenen Lebensweise steht. Das Elend der Dienstmädchen, die sich dem Dienstherrn gegenüber gefügig zeigen mussten. Die Gründung des Fußballvereins St. Pauli 1910 und schließlich die kriminalistischen Methoden der damaligen Polizei. Jeder dieser Erzählstränge wird durch eine Haupt- bzw. Nebenperson dargestellt, die authentisch wirken.

    Fazit:

    Ich habe das Buch ganz gerne gelesen. Mir sind jedoch einige Patzer aufgefallen, die wohl des Zeitmangels herrühren, was ich schade fand.Von mir gibt es 4 Sterne.

  • Mir hat das Buch so richtig gut gefallen.

    Für mich stimmte da einfach sehr vieles.


    Es ist eher eine Art historischer Krimi, für mich als Krimi Fan natürlich richtig gut. Zudem spielt es noch in der schönsten Stadt der Welt - was für mich das Buch noch intensiver macht. Hamburg, das ich natürlich gut kenne, im Jahre 1910.

    Die beschriebenen Orte kannte ich oft, konnte mir vorstellen, wie sie noch vor der Zerstörung des zweiten Weltkriegs ausgesehen haben - wie die Wege sind, die die Protagonisten gehen.


    Überhaupt die Protagonisten. Im Prinzip gibt es drei Hauptpersonen, über die abwechselnd berichtet wird, allerdings auch im Zusammenspiel miteinander.

    Alle haben Ecken und Kanten, das macht sie so lebensecht.


    Dem Titel nach die Hafenärztin - Anne Fitzpatrick, die aus London fliehen muß - den Grund erfährt man (noch) nicht, kann ihn aber doch erahnen.

    Sie setzt ihre gesamte Kraft darauf, im Hafen das grüne Haus zu eröffnen , eine Art modernes Frauenhaus, in das sich gerade sehr arme Frauen flüchten können, dort ärztlich behandelt werden, für sich und ihre Kinder warmes Essen & Kleindung bekommen sollen.

    Anne setzt ihre ganze Kraft ein, man bekommt das Gefühl, daß sie das auch des Vergessens wegen macht, dabei aber auch ihre volle Überzeugung auslebt.

    Dementsprechend wirkt sie auch etwas unnahbar, nicht jeder ihrer Schritte ist nachvollziehbar. Sprich, ich hätte sie ab und an schütteln mögen, trotzdem ist ihre Figur faszinierend.


    Dann Helene Curtius - die Pastorentochter aus gutbürgerlichem Hause.

    Sie war für mich eigentlich die interessanteste Figur, da sie meiner Meinung nach die größte Entwicklung innerhalb des Buches durchlebt.

    Gerade das gefiel mir besonders, von einer naiven jungen Frau zu einer selbstbewußten jungen Dame, die für sich entdeckt, was sie für ihr Leben möchte.


    Letztlich noch Berthold Rheydt, der Kommissar der Mordkommission, der sich um die Fälle ermordeter Frauen im Hafen Hamburgs kümmern muß. Nebenbei ein leidenschaftlicher Fußballspieler - richtig schön, beim damals gerade entstehenden Verein FC St. Pauli 1910.

    Als Hamburgerin für mich natürlich spannender, als für nicht Hamburger, denke ich mal.

    Ein knorriger Mann, nicht unsympathisch, aber auch nicht der typische Beamte (zum Glück)


    Gerade das Zusammenspiel der Figuren, die Darstellung der Frauenhäuser zur damaligen Zeit, das Elend der Armut, besonders in der Gegend des Hafens. Die bigotte Politik der Zeit.

    All das macht das Buch zu einem für mich sehr spannenden Gesamtbild.

    Ich habe es auch sozusagen in einem Rutsch durchgelesen und mochte zwischendurch gar nicht aufhören.

    Der Schreibstil ist also dementsprechend flüssig und gut.


    Ich warte doch gespannt auf den nächsten Teil, der leider noch so lange auf sich warten läßt.


    Fazit

    Ein spannender Historischer Krimi, der das Kolorit des damaligen Hamburgs sehr gut einfängt, den Figuren Leben einhaucht, so daß man das Gefühl bekommt, sie zu begleiten. Ihre jeweiligen Entwicklungen einfängt und sie auch im Zusammenspiel interessant darstellt.

    Ich kann es doch für Fans historischer Krimis sehr empfehlen.

  • Über die Autorin (Amazon)

    Henrike Engel pendelte in ihrem Leben ständig zwischen Berlin und München, mit beiden Städten verbindet sie eine komplizierte Liebesbeziehung. Eines aber ist konstant geblieben: ihre Liebe zu Hamburg! Manche Träume jedoch müssen unerfüllt bleiben und so hat die ehemalige Drehbuchautorin nicht ihren Wohnort in die Hafenstadt verlegt, sondern träumt sich lieber schreibend dorthin.


    Produktinformation (Amazon)

    ASIN ‏ : ‎ B09BW6BDLL

    Herausgeber ‏ : ‎ Ullstein eBooks (1. Dezember 2021)

    Sprache ‏ : ‎ Deutsch

    Dateigröße ‏ : ‎ 4183 KB

    Seitenzahl Printausgabe: 464


    Interessantes Buch über die Frauenbewegung

    Anne Fitzpatrick hat 1910 im Hamburger Hafen als eine der ersten Ärztinnen Deutschlands ein Frauenhaus eröffnet. Sie will den Frauen helfen, die leiden müssen bzw. mussten. Helene ist Pastorentochter und sehr engagiert. Sie will mitarbeiten und Anne unterstützt die junge Frau. Doch eines Tages werden im Hafenbecken zwei Leichen entdeckt. Diese hatten Kontakt zur neuen Frauenbewegung, genau wie Anne. Doch der Vorfall wird als Milieumord heruntergespielt. Ader Kommissar Berthold Rheydt ermittelt trotzdem weiter. Gemeinsam mit Helene sucht Anne nach Antworten und begibt sich in große Gefahr. Und sie hat ein dunkles Geheimnis.


    Meine Meinung

    Ich mag Bücher die von der Frauenbewegung handeln und darüber berichten, wie es Frauen schafften sich Geltung zu verschaffen. Anne Fitzpatrick ist eine solche Frau und das ließ sich, bedingt durch den unkomplizierten Schreibstil der Autorin auch leicht und flüssig lesen. Keine Unklarheiten im Text störten meinen Lesefluss. In die Geschichte konnte ich schnell eintauchen, mich in die Protagonisten hineinversetzen. In Anne, die weder Mühsal noch Gefahr scheute um den Frauen zu helfen. In Helene die sich gegen ihre Eltern zur Wehr setzte, die ihr ihren Lebensweg vorschreiben wollten, so wie es damals eben üblich war. Man kann heute leicht sagen, dass man sich auch nicht alles hätte gefallen lassen. Doch damals war alles anders, auch die Erziehung. Hätte ich wirklich aufgemuckt, wie ich denke? Ich weiß es nicht wirklich, auch wenn ich es mir vorstellen könnte. Es gibt einen Punkt in diesem Buch, der mir etwas missfällt: Das dunkle Geheimnis von Anne. Worum geht es da? Es ist im ganzen Buch nicht wirklich aufgeklärt worden. Man könnte durchaus etwas vermuten, aber das verrate ich hier natürlich nicht, das muss der geneigte Leser bitte selbst lesen. Ich wollte dem Buch daher eigentlich einen Stern abziehen, auch weil mir ein Personenverzeichnis fehlt. Ich finde einfach sowas gehört zu einem historischen Roman dazu, obwohl es mich nicht bei jedem Stört, wenn es fehlt. Vielleicht weil mir bei manchen Romanen eben alles klar ist. Aber hier ich frage mich, ob es diese Vereinigungen, die im Buch erwähnt werden, wirklich gab, welche Personen Wahrheit und welche fiktiv sind. Und wenn ich ein Buch lese, dann will ich nicht hinterher deshalb recherchieren müssen, bzw. es tun. So ziehe ich den Stern wegen des fehlenden Verzeichnisses ab, denn das Andere, was mich störte, könnte in den Folgebänden aufgeklärt werden. Dass es Folgebände gibt habe ich erst jetzt beim Schreiben dieser Rezension erfahren. Also hoffe ich hier auf Aufklärung, vielleicht stimmt meine Vermutung ja. Doch ich kann das Buch daher zwar sehr gerne weiterempfehlen, denn es gefiel mir sehr gut, aber da ich keine halben Sterne vergebe (dies geht nur bei einigen wenigen Portalen) muss ich leider einen ganzen Stern abziehen und vergebe somit vier von fünf Sternen bzw. acht von zehn Punkten.

    ASIN/ISBN: B09BW6BDLL

  • Sufragetten und Serienmörder

    Sufragetten und Serienmörder - das ist der Rahmen in dem sich Henrike Engels historischer Roman "Die Hafenärztin" bewegt. Angesiedelt im Hamburg des Jahres 1910, also in die Zeit noch vor dem Wahlrecht für Frauen. scheint der Roman de Auftakt einer Serie zu sein. Denn es bleibt einiges offen zu der Hauptfigur, der Ärztin und Frauenrechtlerin Anne Firzpatrick, die trotz des angelsächsischen Namens eine Hamburger Reedertochter ist, heimlich und unter falschem Namen in ihre Geburtsstadt zurückgeommen ist, und sich nun als Ärztin im Hafen um diejenigen kümmert, die besonders schwer von prekären Lebensverhältnissen betroffen sind - die Arbeiterinnen, Prostituierten und ihre Kinder.

    Auch Pastorentochter Helene, die in großbürgerlichen Verhältnissen privilegiert aufwächst, will etwas tun, um die Verhältnise zu ändern, vor allem aber möchte sie als Frau selbstbestimmt leben. Da sie noch nicht volljährig ist, muss sie in ihrem konservativen Elternhaus allerdings um Kompromisse kämpfen. Als sie zur Eröffnung von Fitzpatricks "grünem Haus" heimlich in den Hamburger Hafen fährt, entdeckt sie die Leiche einer Frau. Es bleibt nicht die einzige Tote, und die Art, wie die Morde begangen wurden, weist auf einen Serientäter hin.

    Fitzpatrick ist alarmiert, denn auch das "grüne Haus", in dessen Nähe die Toten gefunden wurden und sie selbst scheinen die Aufmerksamkeit des Täters zu erregen - und das, nachdem die Ärztin bereits in England die Verbrechen des noch immer nicht gefassten Jack the Ripper erlebt hatte. Ob dessen Verbrechen in irgendeiner Weise mit ihrer heimlichen Flucht aus England zu tun hatten und worum es in der Fehde zwischen ihrem Vater und seinem einstigen Nachbarn ging - das bleibt in diesem Buch offen. Angesichts der vielen Andeutungen gehe ich davon aus, dass die eine oder andere Lösung dieser Rätsel in einem Folgeband gefunden werden soll.

    Der Polizist Bertold Rheydt wiederum, der ein privates Trauma mit reichlich Alkohol und körperlicher Verausgabung beim Fußball bekämpft, ist misstrauisch, was Fitzpatrick verschweigt. In welcher Verbindung sie zu dem Täter stecken könnte, bestimmt schon bald seine Untersuchungen. Doch der Fall enntwickelt sich bald zum Politikum, dient Gegnern der Frauenbewegung dazu, das Engagement der Frauen in den Armenvierteln der Hansestadt zu verunglimpfen. Auch auf die Ermittler wird Druck ausgeübt, sie sollen sich auf einen Verdächtigen aus dem Milieu konzentrieren. Rheydt hingegen ist überzeugt: Der Täter gehört den sogenannten besseren Gesellschaftsschichten an. Um ihn zu finden, ist heimliche Ermittlungsarbeit notwendig - in einem Wettlauf gegen die Zeit.

    Auch wenn das Buchcover erst einmal einen historischen Frauenroman nach Herz-Schmerz-Schema vermuten lässt: Hier steckt ordentlich Spannung mit einer Portion Sozialkritik. Gut und Böse sind zwar recht plakativ gezeichnet, doch langweilig wird es bei der Lektüre nicht. Ähnlich wie in den Romanen um die Berliner Hebamme Hulda Gold stehen Anne Fitzpatrick und Helene für Frauen, die sich mit den herrschenden Verhältnissen nicht abfinden wollen und auch die traditionelle Rolle als Ehefrau und Mutter nicht akzeptieren wollen. Ein bißchen Queerness ist auch noch dabei, um den Bruch mit herkömmlichen Lebens- und Verhaltensmustern zu verstärken. Manches ist ein bißchen dick aufgetragen, etwa die Dämonen, die de Polizisten Rheydt plagen. Trotz kleiner Schwächen aber ein Auftakt, der neugierig auf die Folgebände macht.

  • (Historischer) Krimi im Hamburger Hafen

    Das Buchcover passt zum Inhalt des Buches. Auf den ersten Blick sieht es wunderschön aus, wie der flüssige Schreibstil der Autorin Henrike Engel. Auf den zweiten Blick erkennt man jedoch, dass das Bild der jungen Dame nicht stimmig ist (siehe linker Arm), wie so einige teilweise gravierende Personenverwechslungen. Dies hat mich doch etwas enttäuscht.

    Ich finde das Thema der Frauenbewegung in den Anfängen sehr interessant und hätte mir, da ich gerne historische Romane lese, mehr Tiefgang erhofft, zumal im Untertitel „Ein Leben für die Freiheit der Frauen“ lautet. Interessant fand ich Informationen über die Anfänge des Fußballclubs St. Pauli. Für einen historischen Roman ist es mir etwas zu oberflächlich. So ist es eher als Kriminalroman anzusehen, der einen gut unterhält. Nebenbei erfährt man, wie die Polizeiarbeit im Kaiserreich war.

    Die handelnden Personen sind authentisch, Die studierte Anne aus reichem Haus, weiß was sie will und versucht es auch durchzusetzen. Die streng erzogene Pastorentochter Helene hat gerade ihre Schule beendet und weiß, dass sie nicht in die Fußstapfen ihrer Eltern treten will. Sie ist noch sehr kindlich, rebelliert einfach nur gegen ihre Eltern und idealisiert die Frauenbewegung.

    Der verwitweter Kommissar Berthold ist ein Arbeitstier, der in der Freizeit Fußball spielt.

    Fazit:

    Dieses Buch kann ich Leser empfehlen, die gerne Krimis lesen und sich für Hamburg interessieren.

  • Sehr spannender erster Band der Hafenärztin


    Anne Fitzpatrick muss im Jahr 1910 aus London fliehen. Sie bricht von dort mit einem Schiff in ihre alte Heimat Hamburg auf, wo sie vor zwölf Jahre gelebt hat. Jetzt arbeitet sie als Ärztin in einem Hambuger Frauenhaus. Dabei lernt sie Helen Curtius kennen, die eine Leiche entdeckt hat. Kommissar Berthold Rheydt fängt in dem Fall an zu ermitteln.


    Die Autorin Henrike Engel hat einen ausgezeichneten historischen Roman geschrieben. Er hat mich sehr begeistert. Der Schreibstil ist sehr flüssig. Die Geschehnisse werden aus der Perspektive der handelnden Personen Anne, Helene und Berthold geschildert. Anne wird authentisch und bewundernswert dargestellt, wie sie sich als Ärztin in der damaligen Zeit für die Ärmsten einsetzt und sich um sie kümmert. Die historischen Gegebenheiten werden eindrucksvoll erzählt. Ich habe mich beim Lesen ins Jahr 1910 zurückvesetzt gefühlt. Die Frauenbewegung begann sich da gerade zu entwickeln. Besonders gefallen hat mir der Kriminalfall. Er wird sehr spannend bis zum Schluß geschildert. Ich freue mich auf den zweiten Band, der im Mai 2022 erscheinen wird.


    Sehr spannender erster Band der Hafenärztin im Jahr 1910 in Hamburg, der aus einer ausgezeichneten Mischung von Krimi und historischem Roman besteht.

    5/5

  • In weiten Teilen überzeugender Serienauftakt


    Buchmeinung zu Henrike Engel – Die Hafenärztin. Ein Leben für die Freiheit der Frauen


    „Die Hafenärztin. Ein Leben für die Freiheit der Frauen“ ist ein Roman von Henrike Engel, der 2022 im Ullstein Verlag erschienen ist.


    Zum Autor:

    Henrike Engel pendelte in ihrem Leben ständig zwischen Berlin und München, mit beiden Städten verbindet sie eine komplizierte Liebesbeziehung. Eines aber ist konstant geblieben: ihre Liebe zu Hamburg! Manche Träume jedoch müssen unerfüllt bleiben, und so hat die ehemalige Drehbuchautorin nicht ihren Wohnort in die Hafenstadt verlegt, sondern träumt sich lieber schreibend dorthin.

    Klappentext:

    Eine Ärztin im Hamburg der Kaiserzeit kämpft für die Rechte der Frauen

    Hamburger Hafen, 1910: Anne Fitzpatrick ist voller Hoffnung. Als eine der ersten Ärztinnen Deutschlands hat sie gerade ein Frauenhaus eröffnet. Ihre Mission ist es, Frauen zu helfen, denen Leid zugefügt wurde. Als die couragierte Pastorentochter Helene bei ihr auftaucht und mitarbeiten will, unterstützt Anne die junge Frau in ihrem Wunsch, etwas Sinnvolles zu tun.

    Da werden neben dem Frauenhaus im Hafenbecken zwei Leichen entdeckt. Anne ist erschüttert. Die Opfer hatten Kontakt zur neuen Frauenbewegung, so wie Anne selbst auch. Die Polizei spielt den Vorfall jedoch als Mord im Milieu herunter. Aber warum ermittelt der wortkarge Kommissar Berthold Rheydt trotzdem weiter? Zusammen mit Helene sucht Anne nach Antworten und gerät dabei in immer größere Gefahr.


    Meine Meinung:

    Mein erster Eindruck von diesem Buch war positiv und das ist bis zum Ende so geblieben. Die Geschichte wird meist aus der Sicht der Hauptfiguren Anne Fitzpatrick, Helene Curtius und Berthold Rheydt geschildert. Die Ärztin, die Pastorentochter und der Kommissar haben ihre Stärken und auch manche Schwäche, wirken aber durch die Bank sympathisch. Ein Mörder treibt sein Unwesen in den dunklen Hafengegenden Hamburgs und für den begeisterten Fußballer Berthold Rheydt ist es der erste Fall, den er leitet. Die Ärztin kehrt unter einer neuen Identität in ihre Heimatstadt zurück und will den ärmsten Frauen der Stadt helfen. Generell kämpft sie für die Rechte der Frauen und ihre energische und selbstbewusste Art bringt sie in Schwierigkeiten. Die Pastorentochter Helene ist dabei, sich vom Elternhaus abzunabeln und einen Sinn jenseits einer vorbestimmten Hochzeit in ihr Leben zu bringen. All dies wird mit vielen historischen Details und einer bildhaften Schilderung des Lebens zu dieser Zeit verknüpft. Es gibt eine Reihe glaubhafter Nebenhandlungen, aber getrieben wird die Geschichte durch die Mordfälle und die Bedrohung der Ärztin, die unerschrocken ihren Weg geht. Der Schreibstil ist lebhaft und vermittelt viele Emotionen, vor allem wenn der Kommissar beim FC St. Pauli Fußball spielt. Vielleicht sind es aber ein paar Punkte zu viel, die von der Autorin angerissen werden.



    Fazit:

    Dieser Genremix hat mich gut unterhalten und einige interessante Lesestunden beschert. Insbesondere die Figurenzeichnung und die atmosphärische Beschreibung des historischen Hamburgs haben mich überzeugt, aber aus meiner Sicht sind zu viele Themen angerissen worden. Deshalb bewerte ich das Buch mit vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung aus.

    :lesend James Lee Burke - Die Tote im Eisblock

    hörend: Hanna von Feilitzsch - Bittersüße Mandeln

  • Kann „Die Hafenärztin“ mit der „Hafenschwester“ mithalten? Dies war die Frage, die ich mir lange gestellt habe und was mich zuerst davon abgehalten hat, das Buch lesen zu wollen. Ich bin bekanntermaßen ein Fan der Reihe um die Hafenschwester Marthe von Melanie Metzenthin. Zwar liegt der Schwerpunkt von der Hafenärztin Anne Fitzpatrick eher auf den Kriminalfällen, doch leider war der Auftakt der neuen Saga erst ab der Mitte so richtig spannend und mitreißend.

    Henrike Engel hat zweifellos mit Anne Fitzpatrick eine beeindruckende Persönlichkeit geschaffen, welche mir sehr gefällt und die auch über weite Strecken gut agiert. Ihr Gegenpart ist der Kommissar Berthold Rheydt. Dieser hat sowohl Frau als auch Sohn verloren und widmet seine ganze Kraft dem Verbrechen und seiner Leidenschaft dem Fußball. Als Dritte im Bunde spielt die Pfarrerstochter Helene Curtius eine entscheidende Rolle. Sie kämpft für mehr Selbstbestimmung, findet die Hauswirtschaftsschule überflüssig und würde viel lieber Lehrerin werden.

    In der ersten Hälfte des Romans plätschert die Geschichte ein wenig dahin, es war interessant zu lesen, aber gepackt hat mich die Geschichte erst in der zweiten Hälfte. Auch die Protagonisten konnte ich in der Mitte des Buches besser fassen. Gerade mit Helene hatte ich am Anfang so meine Schwierigkeiten, da sie mir ein wenig zu naiv und unbedarft war.

    Weitere Themen des Romans sind die Frauenbewegung und die aufkommenden Techniken in der modernen Kriminalistik. Es gibt auch einige sehr interessante Passagen über den Fußball, die ich als Nicht-Fußball-Fan gerne gelesen habe.

    Der Aufbau der Geschichte ist stringent und nur mit kleinen Zeitsprüngen versehen. Die Erzählperspektiven wechseln zwischen den drei Hauptfiguren hin und her, der Fokus liegt aber bei Anne Fitzpatrick.

    Der Erzählstil der Autorin nimmt immer mehr Fahrt auf, bevor es am Ende zu einem Showdown kommt, der meiner Meinung nach etwas überhastet und zu sehr gewollt war. Der Fall war dann auf einmal sehr schnell geklärt. Der Schreibstil ist gut und leicht zu lesen, Dialoge und erzählende Passagen ergänzen sich gut und sorgen für einen angenehmen Lesefluss.

    Insgesamt hat der Roman mit aber gut gefallen, da ich bei Erstlingen bekanntermaßen ein Auge zudrücke und nicht allzu streng bin. Ein Roman für alle die gerne einen historischen Kriminalfall in Hamburg anno Domini 1910 lesen möchten und sich für die Anfänge der Kriminalistik begeistern können. Band 2 „Die Hafenärztin – Ein Leben für das Glück der Kinder“ ist im Mai 2022 erschienen und ich werde die Geschichte weiterverfolgen.

    7,5/ 10 P.