'Klara und die Sonne' - Seiten 001 - 060

  • Mir hat der erste Abschnitt ausgesprochen gut gefallen. Ich liebe es sehr, wenn Bücher mir Einblicke in eine neue Welt eröffnen, die ich vorher nicht kannte. Hier ist das absolut der Fall.

    Ich lesen nicht gerne Science-Fiction-Romane, weil mir die meist düstere Stimmung Angst macht. Die Vorstellung, dass nicht menschliche Wesen die Welt beherrschen, behagt mir gar nicht.

    Die Welt, die Ishiguro uns hier vorstellt, scheint mir freundlich. Der erste Abschnitt erinnert mich an eine Geschichte in meinem allerersten Buch, das ich besessen habe, noch in Schreibschrift geschrieben. Darin war eine Geschichte, in der die Puppen in einem Laden nach Ladenschluss lebendig wurden und sich über die Kunden unterhielten.

    Ich finde es ganz toll, wie die KFs in ihrer Unterschiedlichkeit dargestellt werden. Natürlich gefällt mir Klara am besten.

    Josie scheint krank zu sein oder an Magersucht zu leiden. Auf jeden Fall benötigt sie dringend jemanden, der in einen sozialen Kontakt mir ihr tritt. Dass das eine KF sein muss/wird, ist eigentlich sehr traurig.

    Ich muss jetzt leider weg, freue mich aber sehr auf eure Beiträge.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Einen Bezug zum Titel haben wir auch gleich. Die Sonne als Lebensspenderin und das ausgerechnet für künstliche Freunde.


    Die Welt, die Ishiguro uns hier vorstellt, scheint mir freundlich.

    Die Welt erscheint freundlich, ich bin mir nicht sicher, ob das nicht mehr eine oberflächliche Freundlichkeit ist.


    Klara ist offensichtlich eine ungewöhnliche KF. Sie ist sehr viel einfühlsamer und empathischer als ihre KollegInnen.

    KF Rex fand ich richtig fies, der armen Klara einzureden, sie habe die ganze Sonnenenergie für sich genommen. Oder meint ihr, er hat es nicht besser gewusst?


    Mir ist aufgefallen, dass offenbar die gesellschaftliche Stellung sehr wichtig ist. Mehrmals betont Klara die ranghohe Position einer Käuferin.

  • Mir hat der Einstieg auch sehr gut gefallen, die Welt dieses Buches scheint wirklich eine freundliche zu sein, ich glaube das ist aber nur an der Oberfläche und für die Menschen, die im gesellschaftlichen Rang weit genug oben stehen so.

    Klara ist eine sehr interessante Persönlichkeit, da kann man beim Lesen wirklich vergessen, dass sie KF und kein " richtiger " Mensch ist. Trotzdem finde ich diese KFs eher gruselig, vor allem als Ersatz für echte Freunde. Ich denke sie sind eher Aufpasser, ein verlängerter Arm der Eltern als echte Freunde zum Pferde stehlen und Unsinn anstellen, was den Kindern auch irgendwann klar wird. Ich denke da an den Jungen, den Klara beobachtet, der seinen KF ein paar Meter hinter sich laufen lässt, als ob er ihn am liebsten los werden würde.


    Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt, wie es weitergeht, ich habe noch gar keine richtige Vorstellung in welche Richtung sich diese Geschichte entwickeln könnte.

  • Ich finde es ganz toll, wie die KFs in ihrer Unterschiedlichkeit dargestellt werden. Natürlich gefällt mir Klara am besten.

    Josie scheint krank zu sein oder an Magersucht zu leiden. Auf jeden Fall benötigt sie dringend jemanden, der in einen sozialen Kontakt mir ihr tritt. Dass das eine KF sein muss/wird, ist eigentlich sehr traurig.

    Rang und Status scheinen in dieser Welt eine sehr große Bedeutung zu haben. Rang kann man scheinbar sogar am Schnitt der Kleidung ablesen. Emotional aber scheinen die Menschen eher kühl, wenig empathisch und einsam zu sein. Es braucht die Gesellschaft von KFs, um einem Kind genug soziale Interaktion zu geben, und das hat für mich viel Trauriges. Mal sehen, was wir da noch erfahren.

    Ich denke auch, dass Josie sehr krank ist. Vielleicht ist die wache, neugierige und kluge Klara deshalb genau die Richtige für sie. Ich hoffe nur, dass Klara bei Josies Familie keinen Schaden nimmt. Diese KF will lernen, Emotionen lernen, und die können ganz schön weh tun. Auf so etwas sind die KFs nicht vorbereitet.

  • KF Rex fand ich richtig fies, der armen Klara einzureden, sie habe die ganze Sonnenenergie für sich genommen. Oder meint ihr, er hat es nicht besser gewusst?

    Ich glaube, dass er das mit Absicht gemacht hat, dass man den KF ein gewisses Maß an Emotionen mitgegeben hat.

    Die KF der neuen Serie zum Beispiel halten sich für besser und suchen Abstand zu den älteren Modellen. Auf so ein Verhalten kommen künstliche Wesen nicht von allein, denke ich.

  • Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt, wie es weitergeht, ich habe noch gar keine richtige Vorstellung in welche Richtung sich diese Geschichte entwickeln könnte.

    Ich auch, sehr.

    Mir gefällt der Roman bisher sehr gut.

    Noch bin ich ja nicht sehr weit, aber ich habe schon jetzt das Gefühl, dass ich um Klara Angst habe.

  • Ich finde das ganze Konzept auch bedenklich. Vielleicht erfahren wir nich mehr darüber, wie es zur Entwicklung der KFs kam, wie sie notwendigen wurden und warum, denn scheinbar sind sie ausschließlich für Kinder und Heranwachsende gedacht. Künstliche Wesen als Haussklaven, das Konzept kennt man, aber als Begleiter für Kinder :gruebel

  • Ich habe den ersten Abschnitt gelesen und bisher gefällt mir das Buch richtig gut.:)

    Ich finde es so interessant, dass die Geschichte aus Sicht von Klara erzählt wird. ( Ich habe übrigens erst mal länger überlegen müssen, wofür eigentlich die Abkürzung KF steht. Ich hatte diesmal tatsächlich keinen Klappentext gelesen und bin erst am Ende des Abschnittes darauf gekommen, das KF wohl Künstlicher Freund bedeutet.)

    Klaras Blickwinkel ist ja erst mal sehr eingeschränkt, sie sieht nur die Sachen durch das Schaufenster und weiß sonst gar nichts, was so in der Stadt oder auf der Welt passiert. Ihre eigene Welt befindet sich nur in dem Geschäft. Ich bin schon so gespannt, was man nun erfährt, wenn Klara jetzt mit Josie die "richtige" Welt entdecken wird. Oder was sie wohl schon davon weiß ? Wieviel schon bei ihr einprogrammiert ist? Das finde ich richtig spannend.

    Klara ist ja eine super freundlichen, empfindsame und empathische KF. Da drängt sich beim mir immer die Frage nach dem Unterschied zu einem echten Menschen auf. Klara scheint die gleichen Gefühle wie ein Mensch zu kennen. Sie empfindet Mitleid und Trauer, als sie denkt der Bettler wäre gestorben. Und sie kann Freude empfinden. Ob sie wohl zu so etwas wie Liebe und echte Freundschaf fähig ist?

    Ich bin schon gespannt, wie viel man wohl über diese Welt erfährt, in der es nötig ist, Kindern eine KF zur Seite zu stellen. Ich empfinde das eher als traurig, das es überhaupt nötig ist, und die Kinder anscheinend nicht genügend "echte " Freude haben.

  • Die Welt erscheint freundlich, ich bin mir nicht sicher, ob das nicht mehr eine oberflächliche Freundlichkeit ist.

    Ich empfinde die Welt auch nicht als wirklich freundlich, wenn dann nur oberflächlich freundlich. Klara hat ja so eine scharfe Beobachtungsgabe und sie erwähnt immer wieder, dass sie den Eindruck hat, einige Kinder würden traurig aussehen. Und anscheinend ist es wohl auch so, dass einige Kinder mit ihren KFs gar nicht so glücklich sind. Zumindest beobachtete Klara das durch das Schaufenster.

    Und auch die neue Generation der KFs die neu in den Laden kommen, machen auf mich einen eher unfreundlichen Eindruck. Und auch Josie und ihre Mutter scheinen nicht glücklich zu sein. Also ich habe bei vielen Beobachtungen von Klare den Eindruck, dass die Menschen in dieser Welt wohl eher unglücklich sind.

  • Ich finde es so interessant, dass die Geschichte aus Sicht von Klara erzählt wird. ( Ich habe übrigens erst mal länger überlegen müssen, wofür eigentlich die Abkürzung KF steht. Ich hatte diesmal tatsächlich keinen Klappentext gelesen und bin erst am Ende des Abschnittes darauf gekommen, das KF wohl Künstlicher Freund bedeutet.)

    Das ging mir auch so. Ich habe auch nicht gleich gecheckt, aus welcher Perspektive erzählt wird und mich über die Sprache und die Sichtweise gewundert. Ich finde, der Einstieg in das Buch ist Ishiguro richtig gut gelungen. Er hat mich überrascht.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Das ging mir auch so. Ich habe auch nicht gleich gecheckt, aus welcher Perspektive erzählt wird und mich über die Sprache und die Sichtweise gewundert. Ich finde, der Einstieg in das Buch ist Ishiguro richtig gut gelungen. Er hat mich überrascht.

    Ich habe beim ersten Satz, sinngemäß zitiert, weil ich das Buch gerade nicht vor mir habe, "Als wir noch ganz neu waren...", gedacht: Alles ist da mit einem Satz! Sehr guter Einstieg!

  • Ich empfinde die Welt auch nicht als wirklich freundlich, wenn dann nur oberflächlich freundlich. Klara hat ja so eine scharfe Beobachtungsgabe und sie erwähnt immer wieder, dass sie den Eindruck hat, einige Kinder würden traurig aussehen. Und anscheinend ist es wohl auch so, dass einige Kinder mit ihren KFs gar nicht so glücklich sind. Zumindest beobachtete Klara das durch das Schaufenster.

    Und auch die neue Generation der KFs die neu in den Laden kommen, machen auf mich einen eher unfreundlichen Eindruck. Und auch Josie und ihre Mutter scheinen nicht glücklich zu sein. Also ich habe bei vielen Beobachtungen von Klare den Eindruck, dass die Menschen in dieser Welt wohl eher unglücklich sind.

    Ich kann da auch nicht viel Glück, viel Freude sehen. Eigentlich ist das ewige Lächeln, das die KFs stets beibehalten sollen, ein ganz gutes Bild dafür, eine Art Scheinfreude, Scheinglück.

  • Ich finde, der Einstieg in das Buch ist Ishiguro richtig gut gelungen.

    :writeDas finde ich auch! Man ist sofort mitten drin in der Geschichte, ohne langes Vorgeplänkel und erst so nach und nach erschließt sich die Erzählerin und ihr Umfeld. Genauso wie Klara lernen wir aber zunächst nur den Laden kennen, haben einen sehr eingeschränkten Blick nach außen und wissen noch überhaupt nicht, in welcher Welt wir überhaupt gelandet sind. Das finde ich genial gemacht, denn es regt zum einen sofort das eigene Kopfkino an und zum anderen erzeugt es eine große Spannung, weil man wissen will, was sich hinter diesem Einstieg verbirgt. Also ich zumindest bin schon sehr neugierig auf die Welt außerhalb des Ladens. :-].


    Bei eurer Einschätzung der Welt da "draußen" als sehr oberflächliche Welt gebe ich euch recht. Es "scheint" alles perfekt, aber das ist beim genaueren Hinsehen - so wie es Klara gerne tut" eben nur ein Schein und nicht echt. Diese KFs scheinen für Kinder an der Schwelle zum Jugendalter gedacht sein. Die Idee, dass sie als "verlängerter Arm" der Eltern fungieren, finde ich ganz passend, wobei die Wünsche der Kinder bei der Auswahl "ihrer" KF ja doch sehr stark berücksichtigt werden. Auf alle Fälle sollen sie wohl die Kinder/Jugendlichen auf ihrem Weg ins Erwachsenwerden begleiten.


    Noch bin ich ja nicht sehr weit, aber ich habe schon jetzt das Gefühl, dass ich um Klara Angst habe.

    Ja, das habe ich auch. Klara ist mir zu empathisch und denkt viel zu gut von den Menschen. Da könnte sie ganz schwer enttäuscht werden ... ich hoffe nur, es geht ihr bei Josie gut. Josies Mutter wirkt ja nicht besonders sympathisch :(.


    Zwei Dinge haben mich zudem mit großen Fragenzeichen zurückgelassen: zum einen der veränderte Blick von Klara, als Rosa und sie beim letzten Schaufenstertag in den Laden zurückgekommen sind. Was das wohl zu bedeuten hat? Zum anderen die "Cootings-Maschine". Was ist das und was macht die? Dazu habe ich leider noch überhaupt keine Idee - jegliche Bauarbeiten würden doch nicht so dermaßen den Himmel verdunkeln :/.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Der Einstieg ins Buch hat mir auch sehr gut gefallen, es ist sehr interessant aufgebaut, wie sich unser Blickwinkel mit dem Blickwinkel von Klara erweitert. Und dadurch wirkt die Welt vielleicht auch so oberflächlich, da sie durch eine Maschine interpretiert an uns weitergegeben wird. Wirkliche, zwischenmenschliche Interaktion bekommen wir ja nur bei Verkaufsgesprächen mit, und auch da nur durch Klaras Sichtweise. Daher ist vielleicht auch der Status, der an der Kleidung abgelesen wird, keine direkte Kennzeichnung (beim ersten Lesen dachte ich an Uniformen), sondern die Klassifizierung, die eine künstliche Intelligenz vornimmt, die ihr einprogrammiert wurde. Wie ich Ishiguro kenne, bekommen wir darauf aber auch keine klare Antwort und behalten viel Interpretationsspielraum :)

    Zwei Dinge haben mich zudem mit großen Fragenzeichen zurückgelassen: zum einen der veränderte Blick von Klara, als Rosa und sie beim letzten Schaufenstertag in den Laden zurückgekommen sind. Was das wohl zu bedeuten hat? Zum anderen die "Cootings-Maschine". Was ist das und was macht die? Dazu habe ich leider noch überhaupt keine Idee - jegliche Bauarbeiten würden doch nicht so dermaßen den Himmel verdunkeln :/.

    Was meinst du mit dem verändertem Blick? Die Taxifahrer? Was übrigens sehr interessant ist - wurde Rosa so programmiert, dass sie Gewalt nicht wahrnimmt? Hatte sie schon ein traumatisches Erlebnis, dass sie Gewalt nicht mehr wahrnimmt und die Beobachtungen anders interpretiert? Können sich die KFs so stark selber umerziehen? Oder meintest du was ganz anderes?


    Die Cootings Maschine sehe ich auch eher bildlich als ein Hindernis, eine Gefahr, die Sonne wegnimmt (wie Genial ist die Idee, Sonne als Nahrung darzustellen) und Unruhe in den Laden bringt. Ich kann mir vorstellen, dass etwas ähnliches nochmal kommt. Bei der Beschreibung der Straße danach wird ja auch gar nichts als anders oder neuer beschrieben - was natürlich auch daran liegen kann, dass es für Klara nicht relevante Änderungen sind.


    Hach, ich freu mich. Das wird eine diskussionsreiche, interessante Leserunde. Und ich bin froh über recht kurze Abschnitte, da steckt ja genug drin, ich denke es wird nicht weniger.

    Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt, wie es weitergeht, ich habe noch gar keine richtige Vorstellung in welche Richtung sich diese Geschichte entwickeln könnte.

    :write

  • Ich hatte den Eindruck, die KFs werden mit Solarenergie betrieben, deshalb sind sie so sehr auf das Sonnenlicht fixiert.

    Bei der Cootings-Maschine dachte ich an eine Art Straßenbaumaschine, die auch Asphalt verteilt. Das stinkt und qualmt wirklich gewaltig, gerade wenn man gar nicht weiß, was da passiert.


    Habt ihr eine Ahnung, worum es sich bei dem Hochhaus handelt?

  • Ich hatte den Eindruck, die KFs werden mit Solarenergie betrieben, deshalb sind sie so sehr auf das Sonnenlicht fixiert.

    Ich hatte auch an Solarenergie gedacht. Es heißt ja irgendwo: wenn sie ein paar Tage kein Sonnenlicht bekommen fühlen sie sich müde und werden langsamer. Das klang für mich auch wie Solarenergie.


    Bei dem Hochhaus habe ich keine Ahnung. Darüber habe ich aber auch nicht wirklich nachgedacht.