'Die Dolmetscherin' - Seiten 001 - 100

  • Ich habe die ersten drei Kapitel und schreibe schon einmal ein paar Gedanken, damit ich sie nicht vergesse.

    Ich bin sehr gut in der Geschichte angekommen, die uns Leser*innen mitten in die Vorbereitungen der Nürnberger Prozesse führt. Die ersten Verhöre haben mich sehr an das Buch "Eichmann in Jerusalem" erinnert, zu dem wir auch mal eine Leserunde hatten. "Die Banalität des Bösen", wie Hannah Arendt treffend formulierte, ist auch hier spürbar.

    Ich ziehe meinen Hut vor dir, Titus Müller , dass du dich an ein so großes Thema wagst und dieses komplexe Thema in einen Roman verpackst. :anbet


    In den ersten Kapiteln habe ich schon viel gelernt. Von Camp Ashcan hatte ich vorher noch nicht gehört, wohl aber von einem ähnlichen Ort in Oberursel. Dass es den Gefangenen dort relativ gut geht, hat hoffentlich einen tiefergehenden Grund, der vielleicht später noch zum Tragen kommt. Ich konnte mir vorstellen, dass es eine Art "Einlullen" ist, um sie in Sicherheit zu wiegen und dann bei den Prozessen zu überrumpeln. :gruebel Oder einfach, um ihre Gespräche mitzuhören oder abzuhören und dann gegen sie zu verwenden....


    Asta lasst uns durch ihre Augen an der Geschichte teilnehmen. (Sorry, der Name erinnert mich immer an den AStA, den Allgemeinen Studierendenausschuss). Mir ist Asta gleich sympathisch, wenn auch etwas hitzköpfig oder impulsiv. Ihre Rolle ist mir noch nicht ganz klar, da muss ich noch weiterlesen. Auf jeden Fall scheint sie eine persönliche Verbindung zu Göring zu haben. Darauf bin ich gespannt.

    Auf jeden Fall steckt jede Menge Entwicklungspotential in der Figur, das finde ich richtig spannend.


    Titus Müller : Auf S. 6 ziemlich genau in der Mitte ist ein Punkt zu viel. Sollen wir solche Druckfehler aufführen? Hilft das?

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Besonders ist gleich wieder einmal, Titus´ Art zu erzählen, mit Worten zu jonglieren. Szenen wunderbar bildreich zu beschreiben. Er schafft es, dass man langsam und dass ich Absätze ein zweites Mal lesen möchte.


    Zitat

    S. 6: „Sie lagerten beieinander wie Raubtiere nach getaner Jagd, zufrieden und satt gefressen. Unter dem friedlichen Himmel, beim Tschilpen der Spatzen im Gebüsch, hockte das Böse auf der Wiese, es hatte sich eingenistet, es klebte wie Schlamm an den Gräsern.“

    Großartig!

    Zitat

    S.49: …unter seinen Schuhen schmatzte der Schlamm


    Man kann es sich so richtig schön vorstellen und wenn man die aktuellen Bilder aus Wacken sieht, dann möchte man zurufen: „Hey, unter Deinen Schuhen schmatzt der Schlamm.“


    Titus, der Geschichtenerzähler und Geschichte-Erklärer. Dessen bin ich mir sicher, ich werde wieder eine Menge recherchierter Fakten durch diesen Roman erfahren und einiges dazulernen.


    Ich wusste natürlich nicht, dass es in Luxemburg dieses Quartier gab, in dem Kriegsverbrecher, ihre Verhörer/ Allierte und Kriegsgefangene, Tür an Tür lebten. Die Verhöre dienen der Vorbereitung auf die Nürnberger Prozesse. Man staunt bereits, wenn man den Klappentext liest und dort erfährt, dass Herrmann Göring mit Kammerdiener und 17 Gepäckstücken anreist. Bei der Figur Asta hatte ich vorher keinen Gedanken daran gehabt, dass sie jemand anderes sein könnte, als die von den Amis verpflichtete Dolmetscherin. Ich dachte wirklich, sie ist nur eine Beobachterin, dabei ist sie Spionin und hat einen russischen Verbindungsoffizier. Es ist ganz schnell Spannung im Buch. Asta kennt Göring persönlich seit Vorkriegszeiten.


    Stutzig macht mich - ein wenig - der wiki-Eintrag zu Göring:

    Zitat

    Am 21. Mai 1945 wurde Göring in Begleitung seiner Frau Emmy und seiner Tochter Edda in das geheime US-Lager Camp Ashcan im luxemburgischen Bad Mondorf gebracht, in dem zwischen Mai und September 1945 ein Großteil der bis dahin gefangenen NS-Funktionäre und hochrangigen Militärs festgehalten und verhört wurde.


    Auf Seite 91 wendet sich Göring an Asta, bittet um Kontaktaufnahme zu seiner unbekannt untergebrachten/ untergetauchten Frau Emmy. Stimmt es, dass die Familie Göring gemeinsam ins US-Lager gebracht wurde und dann das Ehepaar getrennt wurde?

    Gehören nun alle 16 Koffer zu Herrmann Göring oder auch welche Emmy und Edda?


    Es kamen mir fast die Tränen, als ich las, wie Horst den Sohn seiner Freundin, Robert, behandelt und was er von ihm verlangt. Ja, s ist bittere Nachkriegszeit, es herrscht Hunger, Wohnraumnot, aber er ist erst sechs Jahre und braucht Geborgenheit/ Sicherheit und Liebe.

    Wird Roberts Vater vielleicht doch zurückkehren? Ich hoffe allerdings, dass Roberts Mutter bereits vorher Horst in den Wind schießt. Noch mehr eigentlich, dass diese gewalttätige Mann verhaftet wird.

    Noch wissen wir nicht, warum Titus diesen Handlungsstrang in den Roman fügt. Ob es eine Querverbindung gibt oder ob wir einfach die beiden Seiten vom so unterschiedlichen Leben, parallel lesen sollen.


    Ich war wirklich gespannt auf den neuen Roman und freue mich sehr, ihn gemeinsam in der Leserunde zu „erarbeiten.“

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Auf Seite 91 wendet sich Göring an Asta, bittet um Kontaktaufnahme zu seiner unbekannt untergebrachten/ untergetauchten Frau Emmy. Stimmt es, dass die Familie Göring gemeinsam ins US-Lager gebracht wurde und dann das Ehepaar getrennt wurde?

    Wie es mit Emmy weiterging, wird später im Roman thematisiert, da will ich jetzt nichts vorwegnehmen. Hier nur so viel: Während Hermann Göring festgenommen wurde, hat man Emmy freigelassen. Sie schlug sich mit ihrer Tochter Edda, ihrer Zofe und Görings Krankenschwester nach der Burg Veldenstein bei Nürnberg durch. Dort hatten Plünderer aber bereits das gesamte Inventar abtransportiert. Zudem musste sie "Reaktionen" aus der Bevölkerung fürchten. Sie schilderte diese Zeit später als "Hausarrest" in Veldenstein, bis sie am 25. Oktober ebenfalls verhaftet und für 5 Monate ins Straubinger Zuchthaus gebracht wurde. Die Zeit danach schildert dann wieder der Roman.


    Freue mich, dass dich die Geschichte bisher gut hineinzieht.

  • Auf S. 6 ziemlich genau in der Mitte ist ein Punkt zu viel. Sollen wir solche Druckfehler aufführen? Hilft das?

    O ja, das hilft mir sehr! Da wir so früh dran sind mit der Leserunde, kann es zumindest bei den E-Books sogar noch vor der Erstauslieferung korrigiert werden. Im Printbuch leider erst bei der 2. Auflage. Aber ich bin immer dankbar für Hinweise auf Druckfehler!

  • Ich bin auch super gut ins Buch gestartet.


    Ich habe dieses Jahr ja schon zwei Sachbücher über das Jahr 1945 gelesen und in Oliver Hilmes "Ein Ende und ein Anfang" wird u.a. auch Görings Einzug in Camp Ashcan geschildert:

    Zitat

    Hermann Göring ist bereits im Mai mit sechzehn monogrammierten Koffern, einer roten Hutschachtel, sieben Uhren, kostbaren Ringen, Broschen, Ketten und Orden, einem vergoldeten Bleistift, einem goldenen Zigarettenetui sowie 81.268 Reichsmark in bar in Bad Mondorf eingetroffen.

    ASIN/ISBN: B0DLP2BV8S


    Und auch die Umstände, die dort herrschten und welche Herren sich da aufgehalten haben wird erwähnt und näher geschildert. So ist das hier jetzt eine tolle Ergänzung für mich, sozusagen das Fleisch auf den bekannten Fakten.

    Asta gefällt mir gut. Allerdings hat sie wohl wirklich nicht im Blick, mit wem sie sich eingelassen hat. Aber gut, sie kennt ja auch nicht die Spionin Reihe von Titus ;-)

    Manchmal gehen wohl die Gäule mit ihr durch. Ich kann das angesichts der Gräuel verstehen, das Verständnis um politische Schachzüge fehlt ihr aber noch. Ich denke sie wird im Laufe des Buches noch eine Menge lernen.


    Ich bin auch gespannt, was es mit Leo auf sich hat, der weiß ja auch mehr, als man es bei einem normalen Kriegsgefangenen vermuten würde.


    Und Robert tut mir wirklich leid. Mit seinen sechs Jahren hat er null halt zu Hause und auch keine Freunde, die ihn irgendwie unterstützen würden. Ich hoffe sehr dass Horst nicht für immer bei seiner Mutter bleibt, allerdings habe ich wenig Hoffnung, dass sie ihn rausschmeißt.

  • Ich gestehe, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen kann. Es passiert richtig viel in diesem Abschnitt.


    Asta ist eine wirklich spannende Persönlichkeit. Ihre Eltern scheinen ja in höheren Nazi-Kreisen verkehrt zu haben, deshalb hat sie Göring als Kind kennengelernt.

    Ich bin gespannt, ob sie Andrus von Görings Brief berichtet. Wie ich sie bisher kennengelernt habe, wohl eher nicht... Das wird sie zunächst allein durchziehen, denke ich.


    Was bahnt sich da mit Leo an? Erste zarte Gefühle meine ich zwischen den Zeilen zu lesen. Zumindest hält Asta gerne seine Hand. Mal sehen, wohin das noch führt. Love is in the air...


    Von den Verhören zu lesen und die Nazi-Größen etwas kennenzulernen ist erschütternd. Auf diese Hintergründe freue ich mich am meisten.


    Noch wissen wir nicht, warum Titus diesen Handlungsstrang inden Roman fügt. Ob es eine Querverbindung gibt oder ob wir einfach die beidenSeiten vom so unterschiedlichen Leben, parallel lesen sollen.

    Da bin ich auch einmal gespannt, wie diese beiden Handlungsstränge zusammengeführt werden.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Und Robert tut mir wirklich leid. Mit seinen sechs Jahren hat er null halt zu Hause und auch keine Freunde, die ihn irgendwie unterstützen würden. Ich hoffe sehr dass Horst nicht für immer bei seiner Mutter bleibt, allerdings habe ich wenig Hoffnung, dass sie ihn rausschmeißt.

    Diese Befürchtung teile ich mit dir. Als ich las, dass Robert erst 6 Jahre alt ist, war ich über das Verhalten der Mutter noch mehr erschrocken. Er hat keinen Raum, um noch länger Kind zu sein.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Dabei hatte Robert ein so viel besseres Leben als andere Kinder seiner Zeit- er hatte noch eine Mutter. Den Eindruck den der Autor von den gewesenen Nazigrössen vermittelt hatte ich beim ersten Betrachten der Bilder aus Nürnberg auch. Welch kleine Durchschnittsmenschen, die mit Macht ausgestattet Unmenschen wurden und ihrer Macht beraubt wieder ihre wahre Größe zeigen. Kleingeistes unter sich, die nichts reflektieren, sondern sich über das Essen beschweren und über die Tatsache, dass so ein kleiner Soldat ihnen Befehle erteilt. Titus hat das alles in seiner Sprache in Worte gefasst, die das historische Geschehen nahebringen nicht als trockene Fakten, sondern als menschliche Tragödie.

    Nemo tenetur :gruebel


    Ware Vreundschavt ißt, wen mahn di Schreipfelerdes andereen übrsihd

    :lesendLou Lingyuan Sehnsucht nach Shanghai :lesend Titus Müller Die Dolmetscherin

  • Asta lasst uns durch ihre Augen an der Geschichte teilnehmen. (Sorry, der Name erinnert mich immer an den AStA, den Allgemeinen Studierendenausschuss). Mir ist Asta gleich sympathisch, wenn auch etwas hitzköpfig oder impulsiv. Ihre Rolle ist mir noch nicht ganz klar, da muss ich noch weiterlesen. Auf jeden Fall scheint sie eine persönliche Verbindung zu Göring zu haben. Darauf bin ich gespannt.

    Auf jeden Fall steckt jede Menge Entwicklungspotential in der Figur, das finde ich richtig spannend.

    Asta erinnert mich eher an Asta Nielsen, aber irgendeine Assoziation hat wohl jeder.


    Eine geheimnisvolle Figur auf jeden Fall, aber darauf versteht sich Titus ja ausgezeichnet. Sie kocht vermutlich ihr eigenes Süppchen, das kommt ab und an durch. Ihre Tarnung, sofern es eine sein sollte, ist inzwischen eh aufgeflogen, sowohl Göring, als auch Rhodes, der wohl der oberste Chef zu sein scheint, wissen, dass es eine Verbindung zu oder einen Auftrag von den Russen gibt.


    Diese Freundschaft zu dem Gefangenen Leo, da bin ich noch nicht sicher, wohin das führen soll. Ob es sie in Schwierigkeiten bringen kann?


    Dann wäre da noch der kleine Robert, der in Berlin seinen Vater sucht und ein elendes Zuhause hat. Was dieser Erzählstrang wohl für uns bereit hält?

  • Ich habe dieses Jahr ja schon zwei Sachbücher über das Jahr 1945 gelesen und in Oliver Hilmes "Ein Ende und ein Anfang" wird u.a. auch Görings Einzug in Camp Ashcan geschildert:

    ASIN/ISBN: B0DLP2BV8S


    Und Robert tut mir wirklich leid. Mit seinen sechs Jahren hat er null halt zu Hause und auch keine Freunde, die ihn irgendwie unterstützen würden. Ich hoffe sehr dass Horst nicht für immer bei seiner Mutter bleibt, allerdings habe ich wenig Hoffnung, dass sie ihn rausschmeißt.

    Das hofft man sicher als Leser, aber ich befürchte eher, dass sich Robert absetzt oder sich doch dieser Straßengruppe anschließt? Die Mutter wird nichts mitbekommen und er ihr aus Angst vor Horst nichts sagen. X/


    Ich bin gerade zufällig in einem anderen Buch auch bei den Nürnberger Prozessen, dem Aufbau des Sicherheitsdienstes in Pullach und Nachforschungen Simon Wiesenthals. Und den Rangeleien zwischen den Alliierten.


    ASIN/ISBN: B08NXN2TPC

  • Dann wäre da noch der kleine Robert, der in Berlin seinen Vater sucht und ein elendes Zuhause hat. Was dieser Erzählstrang wohl für uns bereit hält?

    Wie kommst Du auf Berlin? Hundsgrübbl ist eher fränkisch... Die Szene auf dem Schwarzmarkt dürfte eher in Franken spielen, ich tippe sehr auf Nürnberg. Allein schon, weil es Asta da auch hin verschlagen wird

  • Dabei hatte Robert ein so viel besseres Leben als andere Kinder seiner Zeit- er hatte noch eine Mutter. Den Eindruck den der Autor von den gewesenen Nazigrössen vermittelt hatte ich beim ersten Betrachten der Bilder aus Nürnberg auch. Welch kleine Durchschnittsmenschen, die mit Macht ausgestattet Unmenschen wurden und ihrer Macht beraubt wieder ihre wahre Größe zeigen. Kleingeistes unter sich, die nichts reflektieren, sondern sich über das Essen beschweren und über die Tatsache, dass so ein kleiner Soldat ihnen Befehle erteilt. Titus hat das alles in seiner Sprache in Worte gefasst, die das historische Geschehen nahebringen nicht als trockene Fakten, sondern als menschliche Tragödie.

    Nemo tenetur :gruebel


    Ware Vreundschavt ißt, wen mahn di Schreipfelerdes andereen übrsihd

    :lesendLou Lingyuan Sehnsucht nach Shanghai :lesend Titus Müller Die Dolmetscherin

  • Dann wäre da noch der kleine Robert, der in Berlin seinen Vater sucht und ein elendes Zuhause hat. Was dieser Erzählstrang wohl für uns bereit hält?

    Robert lebt doch bestimmt in Nürnberg. Die Beschimpfungen, die über Robert beim Diebstahl der Frau einprasselten, waren doch handfest, damit südlich "fränkisch"? zuzuordnen. Zudem hat Berlin keine Frauenkirche, aber Nürnberg.

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Robert lebt doch bestimmt in Nürnberg. Die Beschimpfungen, die über Robert beim Diebstahl der Frau einprasselten, waren doch handfest, damit südlich "fränkisch"? zuzuordnen. Zudem hat Berlin keine Frauenkirche, aber Nürnberg.

    Ja, er lebt in Nürnberg, ich hab da nicht mehr dran gedacht.

  • Wie kommst Du auf Berlin? Hundsgrübbl ist eher fränkisch... Die Szene auf dem Schwarzmarkt dürfte eher in Franken spielen, ich tippe sehr auf Nürnberg. Allein schon, weil es Asta da auch hin verschlagen wird

    Wie gesagt, ich hatte es vergessen. Dachte einfach wegen der Trümmer und allem an Berlin, aber sicher ist es Nürnberg. Aber Trümmer gab es ja überall in den Großstädten und neuralgischen Punkten.

  • Ich habe heute morgen endlich anfangen können zu lesen. Ins erste Kapitel kam ich gleich gut rein. Wobei ich anfangs gedanklich bei Ria ud Annie von "Der letzte Auftrag" gedanklich war. Dabei liegt die Lektüre schon wieder länger hinter mir. Aber so langsam komme ich in die richtige Zeit hinein.

  • Ich habe die ersten drei Kapitel und schreibe schon einmal ein paar Gedanken, damit ich sie nicht vergesse.

    Das habe ich gestern gesehen und deshalb auch erstmal nur die ersten drei Kapitel gelesen. Eigentlich hatte ich gar keine Lust mich mit dem Thema oder dieser speziellen Zeit zu beschäftigen, aber Titus schafft es wunderbar, mich in die Geschichte reinzuziehen. Nach wenigen Sätzen war ich an den Protagonisten, der Handlung und den historischen Fakten interessiert.

    Ich bin sehr gut in der Geschichte angekommen, die uns Leser*innen mitten in die Vorbereitungen der Nürnberger Prozesse führt. Die ersten Verhöre haben mich sehr an das Buch "Eichmann in Jerusalem" erinnert, zu dem wir auch mal eine Leserunde hatten. "Die Banalität des Bösen", wie Hannah Arendt treffend formulierte, ist auch hier spürbar.

    Ich ziehe meinen Hut vor dir, Titus Müller , dass du dich an ein so großes Thema wagst und dieses komplexe Thema in einen Roman verpackst. :anbet

    Ja, das ist schon ein Wagnis. Es gibt so viele widersprüchliche Aspekte und mit Asta frage ich mich, worum geht es den Amis eigentlich. Sie scheinen die Nazi-Größen weniger verurteilen oder zum Schuldeingeständnis bringen zu wollen als eher benutzen zu wollen für ihren künftigen kalten Krieg gegen den Kommunismus.

    In den ersten Kapiteln habe ich schon viel gelernt. Von Camp Ashcan hatte ich vorher noch nicht gehört, wohl aber von einem ähnlichen Ort in Oberursel. Dass es den Gefangenen dort relativ gut geht, hat hoffentlich einen tiefergehenden Grund, der vielleicht später noch zum Tragen kommt. Ich konnte mir vorstellen, dass es eine Art "Einlullen" ist, um sie in Sicherheit zu wiegen und dann bei den Prozessen zu überrumpeln. :gruebel Oder einfach, um ihre Gespräche mitzuhören oder abzuhören und dann gegen sie zu verwenden....

    Dieses Ashcan war mir auch nicht bekannt. Interessant fand ich bei Wikipedia zu lesen, dass Erika Mann dort als Korrespondentin tätig war:

    Zitat

    1945 schrieb Erika Mann für den Londoner Evening Standard über den ersten Nürnberger Kriegsverbrecherprozess und verschaffte sich Zutritt zum Gefängnis in Mondorf-les-Bains (Luxemburg), wo die Repräsentanten des NS-Regimes einsaßen. Wie Mann in einem Brief berichtete, sei es bisher noch keiner Frau gelungen, diesen Ort zu betreten. Sie sah leibhaftig unter anderen Hermann Göring, Alfred Rosenberg und Julius Streicher, mit denen sie zwar nicht sprechen durfte, sodass sie später Vernehmungsbeamte zu ihnen schickte und den Gefangenen ihre Identität mitteilen ließ. Besonders Göring zeigte sich geschockt und erklärte, dass, hätte er den Fall Mann bearbeitet, die Sache anders gehandhabt worden wäre: „‚Ein Deutscher von T. M.s Format hätte dem Dritten Reich sicherlich angepaßt werden können‘.

    Titus Müller Hat Deine Asta bewusst einiges von der historischen Erika Mann?


    Asta lasst uns durch ihre Augen an der Geschichte teilnehmen. (Sorry, der Name erinnert mich immer an den AStA, den Allgemeinen Studierendenausschuss). Mir ist Asta gleich sympathisch, wenn auch etwas hitzköpfig oder impulsiv. Ihre Rolle ist mir noch nicht ganz klar, da muss ich noch weiterlesen. Auf jeden Fall scheint sie eine persönliche Verbindung zu Göring zu haben. Darauf bin ich gespannt.

    Auf jeden Fall steckt jede Menge Entwicklungspotential in der Figur, das finde ich richtig spannend.

    Ja, das wird wahrscheinlich noch spannend. :)

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend A. E. Brachvogel: Friedemann Bach

  • O ja, das hilft mir sehr! Da wir so früh dran sind mit der Leserunde, kann es zumindest bei den E-Books sogar noch vor der Erstauslieferung korrigiert werden. Im Printbuch leider erst bei der 2. Auflage. Aber ich bin immer dankbar für Hinweise auf Druckfehler!

    Mir ist auf der ersten Seite etwas aufgefallen, was möglicherweise nicht so gedacht war:

    "Manche von ihnen hatten sich bis zum Bauch entblößt, sie saßen mit geschlossenen Augen da, rückwärts auf die Hände gestützt, und genossen die Sonnenwärme auf ihrem behaarten Körper." Wäre es da nicht passender im Plural zu bleiben?

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend A. E. Brachvogel: Friedemann Bach