Tatort - Das Sonntag-Abend-TV-Programm?

  • ... und er verleidet mir wirklich die Krimis, weil er kaum zu verstehen ist mit seiner Nuschelei und immer fahrig wirkt - leider scheint der Pool der Krimi-Schauspieler sehr klein zu sein, da er ständig auftaucht, entweder als Ermittler oder als Täter - für mich ein Grund abzuschalten.

    Keine Ahnung, was ihr alle gegen Brambach habt. Er kann so faszinierend ausrasten. Ein Hauch von Urgewalt. Archaisch :lache Das kann nur einer viel besser (m.E. ein C-Movie, aber Woods ist wie immer klasse)



    ab 2.34


    :grin

  • Das war zwar kein "Tatort" gestern Abend, sondern ein "Polizeiruf 110", aber es war fantastisch, oder? :anbet Okay, auch hier musste man gelegentlich das eine oder andere Logikloch überhüpfen, und die Psychotherapeutin und Hypnoseexpertin, die mit mir geschaut hat, hat das eine ums andere Mal die Augenbrauen skeptisch schmunzelnd hochgezogen, aber davon abgesehen hat ein tolles, originelles Team mit einer spektakulären, spannenden, bravourös inszenierten Darbietung die Nachfolge von Matthias Brandt alias Hanns von Meuffels in sehr würdevoller Weise angetreten. Besonders beeindruckend war die Leistung von Dennis Doms, der das Missbrauchsopfer Polou spielte. Ein guter Krimiabend. So darf das weitergehen.

  • Abgefahrener Tatort! Ich glaube nicht, dass er beim großen Publikum punkten kann: zu verworren, zu durchgeknallt, zu viele Längen.

    Aber nach ein paar tausend Jahren Kulturgeschichte wissen wir, dass so ziemlich alles möglich ist.

    Ein paar starke Bilder. Das okkulte Ritual mit passendem Score war exzellent in Szene gesetzt und hätte ruhig noch ein paar Sekunden länger dauern können.

    Die Kampfszene gemahnt an den guten alten „Fight Club“. Die dazugehörige Philosophie lieferte Chuck Palahniuk in der Vorlage damals schon selbst „Was weiß ein Mann über sich selbst , wenn er sich noch nie geprügelt hat.“ :grin Oder so ähnlich. Würde ich unterschreiben. Es ist nicht nur das Adrenalin …

    Für und Wider ergibt bei mir insgesamt 7 Eulenpunkte.



    Nachtrag: Die zauberhafte Arie, die den Kampf begleitete, sang natürlich niemand anderes als die Callas selbst: die "Arie der Dalila" aus "Samson et Dalila".


    So, der zweite Nachtrag ist aber nur das fehlende zweite l der Dalila. Zu edel die Arie der Dalila, als dass man Dalila ohne l stehenlassen könnte. :grin

  • Mir war das zu okkultistisch. Und Prügelszenen mag ich einfach nicht, das tut mir weh, egal welche Erfahrungen ich dabei mache. Diese Wiedergeburtsnummer, das es wohl sein sollte, kann ich aber nachvollziehen. Und die Schlussszene mit dem Buch fand ich gut. Trotzdem gibt es bessere Tatorte.

  • Gut im Aufbau, mäßig im Abgang. Einige Handlungselemente ergaben nur wenig Sinn, die Auflösung war zwar originell, aber lapidar.

    Edit: Den Satz des Pfarrers: "Ich spüre diese Unruhe, die Ihr Atheisten nicht einmal an Euch selbst bemerkt." (aus dem Gedächtnis zitiert) fand ich lustig.

  • Nachtrag: Was mir immer wieder unangenehm auffällt in Krimis, es wird ständig dieser Coffee to go getrunken. Kann denn nicht da mal angesetzt werden? So als gutes Beispiel? Kommen die mal drauf, dass das zusätzlich Müll produziert? Ich weiß, niemand will belehrt werden aber wenn man das dauernd vor der Nase serviert bekommt, sagen sich doch sicher welche: Da guck, im Fernsehen machen die das doch auch.

    "Leute die Bücher lesen, sind einfach unberechenbar." Spruch aus "Wilsberg "
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  • Ich habe "Hüter der Schwelle" bereits im Juni bei der Open Air Premiere in Stuttgart gesehen.

    Von daher wusste ich, dass es sich hier um eine Folge handelt, die "etwas anders" ist.

    Ich war auch hin und her gerissen, was ich letztendlich davon halten sollte...……..

    Nun habe ich diese "Tittelbach-Kritik" gelesen und die gefällt mir ganz gut.


    http://www.tittelbach.tv/programm/reihe/artikel-5345.html

  • Also mir macht der Polizeiruf mittlerweile mehr Spaß als jeder Tatort... Die Kombi Sarnau /Hübner heute war wieder großartig.

    :thumbup:

  • „Der dunkle Zwilling“.

    Die Kombination aus Serienmörderplot und Drama (die Tochter) kam recht kurzweilig daher. Der Autor legte zwei Fährten aus, aber der geübte Zuschauer weiß schnell, dass es nur „Papa“ sein kann, denn die Tochter hatte eine wichtige Funktion im Plot.

    Seine Begründung, er sei schon als Mörder geboren ((das Erdrosseln der Zwillingsschwester (natürlich ganz gewiss nicht bewusst) mit der Nabelschnur hat der Autor irgendwo übernommen, wo fällt mir aber jetzt auf die Schnelle nicht ein)) ist als Erklärung dünn, denn dass es direkt in der guten alten DNA verankert ist, also in dieser langen Kette aus Nukleotiden gilt als relativ unwahrscheinlich, wiewohl Serienkiller aus sexuellem Sadismus heraus in der Regel wie bei allen sexuellen Deviationen in frühester Kindheit (2-5) geprägt

    werden.

    Wen es interessiert, hier mal ein paar besonders krasse Serienmörder-Fälle:

    Der US-Amerikaner Ted Bundy beispielsweise war ein sexueller Sadist. Er sah gut aus, war begabt und brachte etwa 30 junge Frauen um. Es war schwierig ihm beizukommen, hatte er doch z.B. sogar Vorlesungen über die Schwierigkeiten grenzübergreifender Strafverfolgung gehört. In maßloser Selbstüberschätzung verteidigte er sich vor Gericht selbst. Das ging glücklicherweise in die Hose. Die Naturwissenschaften lassen sich nicht austricksen.

    In der Regel aber ist der Mythos vom hochintelligenten Serienmörder ein bloßer Mythos. Die Ausnahme aber bestätigt die Regel: Theodore Kaczinski, der UNA-Bomber, der ebenso wie Charles Manson längst zur Popkultur gehört, ermordete drei Menschen und verletzte Dutzende mit seinen Bomben, die er getreu seinem Motto „Zurück zur Natur“ aus einfachsten Mitteln fertigte. Der geniale Mathematiker warf seine Professur mit 27 Jahren in den Mülleimer, zog nach Montana und lebte dort in einer Blockhütte ohne Strom und fließendes Wasser ... Von dort aus bombte er dann gegen die technische Zivilisation als solche an. Ein Gehirn, das lange mit seinen Verfolgern spielte, bis sein Bruder ihn irgendwann an Stil und Diktion seines „Manifestes“, das in der Washington Post abgedruckt wurde, erkannte. Der UNA-Bomber war ein Öko-Terrorist. Er mordete ausschließlich aus ideologischen

    Gründen.

    Hanson aus Alaska vergewaltigte seine Opfer und flog sie dann in die Wildnis Alaskas aus. Dort gab er ihnen einen kleinen Vorsprung. Dann lud er sein Jagdgewehr durch und nahm die Verfolgung auf … (mindestens 17 Tote)

    Und zu guter Letzt hier noch Gavarillo. Der pädophile Sadist tötete mindestens 138 (!) Jungen, vermutlich waren es aber mehr als 200. In einem der gewalttätigsten Länder der Welt, mit nahezu endemische Gewalt, wurde er nach einer Liberalisierung des Strafrechts zu 30 Jahren verurteilt. Da er bei der Aufklärung behilflich war, wurde das Strafmaß auf 22 Jahre reduziert. Die hat er 2021 abgesessen. Er ist dann 64 Jahre alt und wird nach mindestens 138 Morden wieder auf die Menschheit losgelassen. Sagenhaft!

    Uswusf.

    Der Rostocker Polizeiruf lebt auch von den Spannungen zwischen Kommissar und Kommissarin. Genau das richtige Maß hier. Das muss nicht mal eine sexuelle Spannung sein.

    Genügend Konfliktpotential ist da, und die beiden Schauspieler spielen ihre starken Figuren exzellent.

    Die Dialoge sind zumeist gelungen. Eine Portion böser Witz ist auch drin.

    Dass der Serienmörder nun sein Trophäenzimmer im Keller nicht mal abschloss, sondern nur mit zwei Umzugskisten verstellte, obwohl sein Tochter misstrauisch war und er ja auch jederzeit mit einer Hausdurchsuchung rechnen muss, war ein Blackout des wirklich guten Autors. Komisch nur, dass das niemandem auffällt, denn beim Film, so hört man, quatscht dem Autor jeder rein, der was zu sagen hat, und auch diejenigen, die nichts zu sagen haben.

    Gelungen. 8 Eulenpunkte von mir.



    Neuere Forschungen deuten daraufhin, dass eben doch eine (teilweise sogar starke) genetische Disposition geben kann. Streitpunkt dürfte weiterhin noch sehr lange die schon klassische Frage bleiben, was mehr prägt: Genom oder Umwelt.

    Hier eine kurze Zusammenfassung der momentanen Erkenntnisse und Interpretationen:

    https://www.stuttgarter-nachri…3e-8014-635549185854.html

  • Ich fand den auch sehr, sehr gut und würde sogar ein Eulenpünktchen mehr als magister wigbold geben. Ich finde außerdem, gerade beim "Polizeiruf" aus Rostock ist, so seltsam das klingen mag, Fernsehen in Full HD sogar dramaturgietragend. Obwohl die ARD ja nur 720p-Signale ausstrahlt, also quasi halbes Full HD, genügt diese Auflösung, um bei Nahaufnahmen auf fast schon schmerzhafte Weise zu sehen, wie die Darsteller - Charly Hübner und Anneke Kim Sarnau - an ihre Grenzen gehen, Mut zur Hässlichkeit und Abgelebtheit im Detail zeigen, die Rollen an sich herankommen lassen. Außerdem gefällt mir die horizontale Erzählstruktur ausgezeichnet, dieses Weiterreichen von Handlungselementen und Geschehnissen von einer Folge zur nächsten, während man bei einigen "Tatort"-Folgen das Gefühl bekommt, die Drehbuchautoren hätten vorher keine einzige Folge mit dem jeweiligen Ermittlerteam angeschaut. Gerade beim von vielen heißgeliebten Münster-Tatort sind sehr viele Geschehnisse und Figurenwandlungen einfach wieder vergessen worden, aber die Fangemeinde scheint das nicht zu tangieren.

    Das ist hier ganz anders, und deshalb irritiert es auch erst einmal nicht weiter, dass beispielsweise Sarnaus Wortfindungsstörungen ("Anatomie!") nicht erklärt oder aufgelöst wurden.


    Der Fall war spannend und die Folge hinreißend inszeniert, aber bei der Besetzung müssen die Macher der Sonntagabendkrimis wirklich mal damit anfangen, über den Tellerrand zu schauen. So cool Simon Schwarz auch ist, als Täter oder Verdächtiger ist er bei mir langsam echt durch. ;)