Jilliane Hoffman - Vater unser

  • Jilliane Hoffman
    Vater unser
    OT: Plea of Insanity (2007)



    Die Autorin
    Bevor sie mit dem Schreiben begann, war Jilliane Hoffman stellvertretende Staatsanwältin in Florida. Sie beriet Spezialeinheiten der Polizei in rechtlichen Belangen. Heute lebt sie mit ihrer Familie in Fort Lauderdale. Mit ihren ersten beiden Büchern "Cupido" (OT: Retribution) und "Morpheus" (OT: Last witness) landete sie an der Spitze der Bestsellerlisten. Mehr auf der Homepage der Autorin.


    Klappentext
    Mord in Miami. Der Täter: der angesehene Chirurg Dr. David Marquette. Die Opfer: seine Frau und seine drei kleinen Kinder. Hat der Familienvater unter dem Eindruck einer schizophrenen Wahnvorstellung gehandelt, wie seine Anwälte behaupten? Oder hat Marquette kaltblütig gemordet, wie Detective John Lantorino glaubt? Der routinierte Leiter der Mordkommission meint sogar, beweisen zu können, dass der Arzt ein lang gesuchter Serienkiller ist.
    Staatsanwältin Julia Valentine ist fest entschlossen, in diesem Sensationsprozess die Wahrheit zu ergründen - und das gegen alle Widerstände: Ihr Chef will die Todesstrafe für Marquette, um den nächsten Wahlkampf zu gewinnen; die liberale Presse hingegen fordert, die Anklage gegen einen offensichtlich kranken Mann fallen zu lassen.
    Aber kann ausgerechnet Julia herausfinden, ob Dr. Marquette zum Zeitpunkt der Tat zwischen Gut und Böse unterscheiden konnte? Denn die junge Frau hat eine Vergangenheit, die sie seit fünfzehn Jahren erfolgreich verdrängt...


    Meinung
    Als erstes möchte ich festhalten, dass ich es nervig finden, wenn Klappentexte Fehler enthalten. Lt. Klappentext heißt die Protagonistin Julia Valentine, lt. Buch aber Julia Valenciano. Und aus Latarrino wurde Lantorino. Aber egal, da trägt ja die Autorin keine Schuld daran.


    Das Buch ist anders als ihre zwei anderen Bücher, aber doch ähnlich. Die junge Staatsanwältin Julia Valenciano arbeitet seit einigen Jahren bei der Staatsanwaltschaft Miami. Als B-Anwältin die noch ziemlich grün hinter den Ohren ist, darf sie sich mit minderschweren Verbrechen wie häuslicher Gewalt beschäftigen. Doch dann bietet sich ihr die Chance ihres Lebens: Sie hat die Möglichkeit, als zweite Anwältin in einem aufsehenerregenden Prozess zu fungieren. Ein Familienvater wird beschuldigt, seine Frau und seine drei Kinder bestialisch abgeschlachtet zu haben. Die Staatsanwaltschaft fordert die Todesstrafe, die Verteidigung plädiert auf Unzurechnungsfähigkeit aufgrund von Schizophrenie. Schon bald sieht sich Julia mit mehr als nur der Frage nach der Schuld des Angeklagten konfrontiert. Sie muss sich ihrer eigenen Vergangenheit stellen.


    Staatsanwältin mit Vergangenheit... das kommt den Lesern von Hoffman's Büchern sicherlich bekannt vor. Anfangs dachte ich an eine ähnliche Verwicklung wie in Cupido, das stellte sich dann aber als falsch heraus. Der Charakter von Julia wird gut gezeichnet, ihre Unerfahrenheit und ihr ständiges Erröten haben sie mir richtig sympathisch gemacht. Leider wird auf die anderen Charaktere zu wenig eingegangen. Vor allem John Latarrino, der leitende Detective des Falles, bleibt blass. Ganz ohne Liebesplänkeleien geht es auch in diesem Buch nicht. Genau genommen, sind es zwei Liebschaften. Aber beide spielen keine große Rolle in der Story.


    Positiv hervorheben möchte ich, dass Hoffman viel Hintergrundinformation in den Roman gepackt hat. Man erfährt vieles über die doch oft tabuisierte Krankheit Schizophrenie. Des weiteren natürlich auch über die Arbeit der Staatsanwaltschaft. Auf polizeiliche Ermittlungsmethoden wird in diesem Buch nicht sonderlich eingegangen (nette Abwechslung). Des weiteren haben mir die kursiv geschriebenen "Rückblenden" in Julias Vergangenheit gut gefallen. Sie wurden nicht in eigene Kapitel gefasst, sondern mitten in Dialoge und Handlungen platziert, was gut widerspiegelt wie sehr Julia immer wieder damit zu kämpfen hat.


    Leider gibt es auch Kritikpunkte. Dieses Buch hat sich meiner Meinung nach den Aufdruck "Thriller" nicht verdient. Sondern eher Gerichtsroman. Nervenaufreibende Momente gibt es eigentlich keine. Des weiteren ist die erste Hälfte des Buches etwas zäh, die Story dümpelt vor sich hin, die Spannung kann nur mühsam aufrecht erhalten werden. Öfters dachte ich mir "Hallo? Ist das alles?". Ab ca. der Hälfte wird das Buch dann besser, es folgen ein paar "Ohh" und "Ahh" Erlebnisse nachdem man erfährt was es mit Julias Vergangenheit auf sich hat. Aber wirklich überzeugt hat mich das Buch nicht, schade um das viele Geld für die Hardcover Ausgabe. Ich hoffe, dass Hoffman das Thema "Staatsanwältin mit Vergangenheit" nun ruhen lässt. Ich trau mich ja fast nicht es zu sagen, aber irgendwie riecht es auch hier ein wenig nach einer Fortsetzung.


    Dieses Buch wird die Leserschaft spalten. Ich denke, es wird viele Leser geben, die enttäuscht sein werden. Aber auch viele, denen das Buch gut gefallen wird. MMn deutlich besser als Morpheus, aber an Cupido reicht es nicht heran.


    Da mir der Schluß gut gefallen und mich etwas überrascht hat ergibt das dann zusammen großzügige 8 Punkte von mir.

    LG, Uhu :katze


    Bücher bergen mehr Schätze als jede Piratenbeute auf einer Schatzinsel... und das Beste daran ist, daß man diese Reichtümer an jedem Tag im Leben aufs neue genießen kann. (Disney, Walt)

  • Ich bin auch schon um das Buch herumgtiegert und konnte mich nicht entscheiden ...
    Einerseits hat es mich ja schon interessiert, aber ich hatte Angst,dass es wieder so viel mit Gericht und dem Zeug zutun hat ( was mich spätestens nach "Morpheus" schon angeödet hat ...).
    Gut, dass ich jetzt hier die Rezi gelesen hab. So wie Bubo erzählt, wär das Buch wohl nix für mich gewesen ;-).

  • An erster Stelle erst einmal danke für die Rezi!!!


    Ich möchte das Buch jetzt erst recht haben!!!


    Ich werde aber auf jeden Fall auf das Taschenbuch, weil mir gebundene Bücher einfach zu viel kosten!

    :wave Gruß Dany


    Die Wirklichkeit ist etwas für Leute, die mit Büchern nicht zurechtkommen.
    Leserweisheit

  • Nun ja, ob ich mir den antun werde...


    Mein Bedarf an der Autorin mit fast gleichen Namen ist eigentlich für eine Weile gedeckt.


    Mal sehen vielleicht später mal. :hmm

    Gruss Hoffis :taenzchen
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    :lesend Der fünfte Tag - Jake Woodhouse
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  • Das Buch ist mir wegen der Aufmachung aufgefallen,
    ich fand den Titel und Cover einfach Super,
    war gespannt auf die Rezi,
    lieben Dank Bubo bubo.
    Ist aber nichts für mich.

    Nicht wer Zeit hat, liest Bücher, sondern wer Lust hat, Bücher zu lesen,

    der liest, ob er viel Zeit hat oder wenig. :lesend
    Ernst R. Hauschka

    Liebe Grüße von Estha :blume

  • Danke für diese ausführliche Rezension.


    Ich freue mich das das Buch inzwischen erschienen ist, werde es mir aber aus der Bücherei ausleihen. Zum einen habe ich die ersten beiden auch nicht selbst und zum anderen warte ich erst mal wie es mir gefällt.


    LG

  • Das klingt ja nicht schlecht und deckt sich eigentlich schon mit meinen Erwartungen. Ich habe das Buch vor 4 Wochen zum Geburtstag bekommen (englische Ausgabe), bin aber leider noch nicht zum Lesen gekommen, da ich gerade in der Endphase meines Fernstudiums stecke.


    Aber Danke Bubo bubo für die Rezi vorab!

    :write "Wenn die Menschen nur über das sprächen, was sie begreifen, dann würde es sehr still auf der Welt sein." -Albert Einstein-


    :lesend

  • Julia Valenciano ist eine junge aufstrebende Staatsanwältin in Miami, Florida. Als sie einen kleinen Part, hinter dem Starstaatsanwalt Rick Beliddo, bei einem Aufsehen erregenden Mordprozess übernehmen soll, sieht sie ihre große Karrierechance. Der Fall scheint klar: David Marquette soll seine gesamte Familie ermordet haben. Doch während die Staatsanwaltschaft, unterstützt von einer erregten Öffentlichkeit, die Todesstrafe fordert, plädiert die Verteidigung auf Unzurechnungsfähigkeit. David, so ihr Argument, leide unter Schizophrenie. Ist die schwer nachweisbare Krankheit mehr als eine bloße Ausflucht ausgebuffter Anwälte?


    Als Julia sich in den Fall vertieft, entdeckt sie, dass ihr die Geschehnisse näher gehen, als sich zunächst zugestehen will, denn auch in ihrer eigenen Familie gibt es Fälle von Schizophrenie. Für Julia beginnt eine harte Zeit zwischen Überzeugung und Selbstzweifeln.


    Nachdem Jilliane Hoffman ihre Heldin C. J. Townshead (bekannt aus „Mephisto“ und „Cupido“) erst einmal in den Ruhestand versetzt hat, nimmt sie sich einem neuen alten Problem der amerikanischen Justiz an: Der Umgang mit Schizophrenie (oder anderen Geisteskrankheiten) und das Verhängen der Todesstrafe – also der Frage nach Schuld und Schuldfähigkeit angesichts einer endgültigen Strafe.


    Dabei beleuchtet sie kritisch die Rolle der Staatsanwälte, denen es oft eher um einen Karrieresprung geht, als um ein angemessenes Urteil – begünstigt durch ein System, das den juristischen Berufsaufstieg von Wahlentscheidungen abhängig macht und dadurch scheinbar populären, harten Urteilen Vorrang vor einer rationalen Beschäftigung mit Tat und Täter gibt. Ein spannender, lesenswerter Thriller, der uns zum Ende hin zwar etwas verwirrt, aber trotzdem einen höchst interessanten Einblick in die US-Justiz gibt.


    Mehr von Jilliane Hoffman
    Morpheus
    Cupido

  • Von *Cupido*, ihrem besten Buch bisher, weit entfernt.
    Wer gerne mehr über die Arbeit vom Gericht und von Staatsanwälten wissen will und wer sich mit der Krankheit Schizophrenie beschäftigt, der ist mit diesem Buch gut bedient.
    Von Spannung keine Spur, deswegen ist es für mich auch kein Thriller.
    Julia wird symphatisch beschrieben und die arme muß dabei auch noch ihre schwere Kindheit verarbeiten. Laut Ende würde ich auch denken, das es eine Fortsetzung geben wird. Aber muss das sein?
    Gebt Euer Geld lieber für ein richtig gutes Buch aus. :-]

  • Bubo, ich kann dir leider nur zustimmen: es ist eher ein Gerichtsroman denn ein Thriller.
    Enttäuscht hat mich auch, dass nicht C.J. Townsend die Hauptperson war (wie in Cupido und Morpheus), sondern eine neue Ermittlerin, aber okay, das ist Geschmackssache.
    Spannende Geschichte, gut gezeichnete Charaktere, aber irgendwie zu sehr konstruiert und, wie gesagt, kein Thriller. Deshalb von mir auch nur 8 Punkte.

    ************


    Hazel


    "Ganze Weltalter voll Liebe werden notwendig sein,
    um den Tieren ihre Dienste und Verdienste an uns zu vergelten."


    Christian Morgenstern

  • Ich habs eben zuende gelesen.


    Mir hats gut gefallen. Spannend fand ichs auch.
    Wie ihr schon sagtet es schreit ja förmlich nach einer Fortsetzung.
    Bin gespannt.


    Mir haben alle drei Bücher von ihr gefallen. :wave


    Und obwohl "Cupido" ein spannender Thriller war hebt den mal nicht zu doll raus, es gab schon bessere. Gell. :wave

  • Meine Rezension:


    Ehrlich gesagt bin ich sehr zwiegespalten was meine Meinung zu diesem Buch angeht. Vorab sei aber schon mal gesagt, dass Jilliane Hoffman leider nicht an die Excellenz ihres ersten Thrillers "Cupido" angeknüpft hat. Den zweiten Teil (Morpheus) habe ich bisher noch nicht gelesen, werde es aber demnächst tun.


    Für die erste Hälfte des Buches habe ich sage und schreibe eine ganze Woche gebraucht. Wer mich kennt, weiß, dass ich im Normalfall in einer Woche sogar zwei Bücher schaffe. Die Seiten zogen sich und die Story plätscherte mehr vor sich hin, als dass sie Spannung aufbaute. Der Mord, der in einem Thriller doch eigentlich im Mittelpunkt stehen sollte, oder zumindest die Aufklärung dessen, verschwand total im Hintergrund. Jilliane Hoffman hat sich meiner Meinung nach viel zu lange und zu detailliert damit beschäftigt, das Leben der Anwältin Julia und ihre Vergangenheit zu beschreiben. Fast dachte ich, ich befände mich in einer Dokumentation über den Job von Anwälten und Richtern. Ich war sehr oft versucht, das Buch beiseite zu legen und es nicht weiter zu lesen.


    Für die zweite Hälfte des Buches brauchte ich dann aber auf einmal nur ein paar Stunden. Ich wollte wissen, die es zu ende geht und die Spannung wurde tatsächlich aufgebaut. Zwar auch nicht so sehr, dass ich schwitzige Hände bekam, aber immerhin doch so sehr, dass ich die zweite Hälfte eben in einem Rutsch durchgelesen habe.


    Von daher würde ich das gesamte Buch eher als "mittelprächtig" bewerten. Ein spannender Thriller ist für mich was anderes. Nämlich ein Buch, welches mich schon ab der ersten Seite in seinen Bann zieht und bei dem ich nicht eine einzige Seite lang ans "Wegstellen ins Bücherregal" denke. Aber dennoch hat es sich gelohnt, das Buch bis zum Ende zu lesen. Auch wenn das Ende an sich eigentlich mehr oder weniger offen ist. Man kann also vielleicht eine Fortsetzung vermuten?



    Liebe Grüße,
    Andrea