Am Strand - Ian McEwan

  • Orginaltitel: On Chesil Beach
    Orginalerscheinungsjahr: 2007
    207 Seiten


    Über das Produkt: von amazon


    Das Schlimmste am Heiraten ist die Hochzeitsnacht. Zumindest für Edward und Florence, 1962 im prüden England. Begierde und Befangenheit, Anziehung und Angst sind miteinander im Widerstreit in der Hochzeitssuite mit Blick aufs Meer. Die Nacht verändert das Schicksal der Liebenden für immer.


    Über den Autor:


    Wikipedialink


    Meine Meinung:


    Hände weg von Büchern auf der Bestsellerliste. Warum bin ich dieser alten Weisheit nicht gefolgt? Nachdem ich gerade "Saturday" vom selben Autor richtig gut fand, gehört dieses Buch auf die Liste " Bücher die die Welt nicht braucht". sicher Ian McEvan kann erzählen, seine Sprache ist interessant, aber was er hier erzählt ist doch etwas zu heftig- eine arme Frau aus den sechzigern wird durch das lesen eines Aufklärungsbuches frigide und verlässt in der Hochzeitsnacht ihren Mann als es zum ersten Sex kommen soll- toller Plott- Gähnen garantiert. Einfach nur Mist.

    Nemo tenetur :gruebel


    Ware Vreundschavt ißt, wen mahn di Schreipfelerdes andereen übersiet :grin


    :lesend  :lesend

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  • Nö, da bin ich etwas anderer Meinung. Am Anfang war ich auch etwas enttäuscht, aber je länger das Lesen zurück liegt, desto besser wird es.
    Zunächst mal hatte ich einen kleinen Roman erwartet, es kam mir aber eher wie eine kurze Studie vor. In beiden Büchern - Am Strand und Saturday - geht es nur um einen Tag, und Saturday ist da viel ausschweifender.
    Aber was solls, was vermittelt werden sollte kam doch bestens rüber: McEwan geht hier zart, einfühlsam und tiefblickend mit seinen beiden Figuren um, die Frage: wie ging man mit Sexualität vor 50 Jahren um? Ich kann es selbst nicht beurteilen, dazu müßt ich etwa 70 Jahre alt sein - wenn es annähernd so war wie geschildert, daß man über Sex nicht spechen konnte, daß man in Konventionen gefangen war usw., dann ist das ein sehr gutes Buch, denn jetzt habe ich ein Gefühl dafür bekommen...

  • Das Problem war zumindestens in Deutschland zwar auch da- aber sicher nicht so. Ich bin zwar keine siebzig, aber alt genug um mit Menschen dieser Jahrgänge auch schon über solche Themen gesprochen zu haben- und man hatte zwar riesige Probleme- aber eines der größeren war eben, dass Scheidung oder weglaufen noch weniger in Frage kam als no sex. Das dürfte in England nicht viel anders gewesen sein und die problemlose Auflösung der Ehe so prblemlos nicht gewesen sein, wie sie McEwan hier beschreibt. Selbst im verklemmten Mittelalter gab es Sex, selbst während Pest und Kriege tobten- sieh in den Spiegel- deine Existenz ist der Beweis.

  • Zitat

    Das Problem war zumindestens in Deutschland zwar auch da- aber sicher nicht so


    Da bin ich mir nicht so sicher. Natürlich gibt und gab es zu allen Zeiten Menschen, die lustvollen Sex haben oder eben riesige Probleme damit - meine Existenz ist noch lange kein Beweis, daß ich aus schönem Sex entstanden bin (und was ist das überhaupt, das ist auch immer wieder was anderes, für jeden einzelnen aber auch zu verschiedenen Zeiten).
    In Deutschland damals?, wie gesagt, ich weiß es nicht. Ich erinnere mich aber ein Gespräch mit ner alten Oma, die ihren Mann nie nackt gesehen hat, Sex nur unter der Decke usw., das gabs also auch hier. Wurde übrigens nicht als Problem empfunden, da gab es größere, richtig...
    Oder vorehelicher Sex war doch auch oft unvorstellbar. Dabei hab ich natürlich immer im Hinterkopf, daß es immer beides gibt. Es ist ein riesiger Unterschied ob ich in einer Großstadt lebte, oder auf dem Land, heute gleicht sich das sehr an. In welcher Schicht befinde ich mich, welchem Umfeld usw.
    Unabhängig davon, wie ein einzelner sein Leben gestaltet: zweifellos ist das, was gesellschaftlich anerkannt ist, heute anders als vor 50 oder 100 Jahren.

  • Oh, oh, das klingt ja nicht toll.


    Ich habe nämlich, nachdem mir "Saturday" gut gefallen hatte, "Am Strand" bereits gekauft.


    Das nächste Mal warte ich dann lieber auf Deine Rezi, beo :lache.

    Liebe Grüße, Sigrid

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  • Am Strand war mein erster McEwan und wird wohl auch der einzige bleiben. Ich hatte schon von Anfang an Probleme mit der etwas antiquierten Sprache. Das Innenleben und Agieren der Figuren war für mich absolut nicht nachvollziehbar, die ganze Handlung schien mir irgendwie platt ... Ein uninteressantes, fast schon langweiliges Buch, das ich nur zu Ende gelesen habe, weil es so kurz ist.

  • Zitat

    Original von Elbereth
    Da ist ein "V "zuviel und ein "W" zuwenig im Autorennamen :grin


    Und ich denk noch, ist das dieser Autor, von dem man so viel hört? Nö, der schrieb sich irgendwie anders... :gruebel :lache

    Surround yourself with human beings, my dear James. They are easier to fight for than principles. (Ian Fleming, Casino Royale)

  • So, gelesen habe ich es nun.


    Öhm ja....
    Das schlechteste Buch, dass ich von McEwan gelesen habe...und zwar mit Abstand.


    In der Hochzeitsnacht soll es nun zum ersten Mal zu Sex zwischen Edward und Florence kommen - kommt es aber nicht.


    Ich weiß jetzt nicht, ob Anfang der 60er Jahre England wirklich so prüde war? Nicht mal in Andeutungen konnte darüber geredet, ja kaum gedacht werden.
    Das Verhalten von Florence ist schon sehr extrem.


    Was mich allerdings daran stört sind zwei Andeutungen des Autors, die alles möglicherweise in einem anderen Licht erscheinen lassen könnten.



    Da darauf nicht weiter eingegangen wird, weiß ich nicht, was der Autor mit diesen Hinweisen überhaupt bezweckte.


    Wie schon geschrieben, erscheint mir dann die Scheidung doch (zu) sehr unkompliziert zu verlaufen.


    Und in den späten 60ern scheint Edward dann ein recht "ausschweifendes" Leben zu führen. Also 180°-Drehung?


    Wer nicht schon genug von dem Autor hat, dem lege ich sein für mich mit Abstand bestes Buch "Abbitte" ans Herz. Ein kleines Meisterwerk in meinen Augen.


    Umso weniger kann ich verstehen,wie der Autor ein so banales, überflüssiges Buch schreiben konnte :gruebel.

    Liebe Grüße, Sigrid

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  • Ich fand Am Strand nicht so schlecht. Es reicht sicher nicht an Saturday und einige seiner früheren Bücher ran, aber gefallen haben mir z.B. die Schilderungen, wie beide zutiefst davon überzeugt sind zu wissen, was der jeweils andere fühlt und denkt. Sehr amüsant.


    Wie hier schon gesagt wurde, sind auch mir einige Andeutungen aufgefallen, die eine Interpretation in eine bestimmte Richtung zulassen, aber der Faden verläuft im Sand.


    Schön zu lesen war für mich auch der Rahmen: Wie war die Stimmung in der Zeit, wie sind Florence und Edward aufgewachsen. Aber es stimmt schon, Florence Naivität scheint eher aus einem anderen Jahrhundert zu stammen (wie Edward ja dann auch verärgert feststellt).


    Trotzdem war Am Strand für mich durchaus lesenswert, wenn auch kein Highlight.

  • Sorry, aber das mit dem Missbrauch halte ich für abwegig- die Überlegungen der Frau kreisen um ein Aufklärungsbuch und die, zugegeben sehr technische Beschreibung von Sexualverkehr- nie über eigene Erfahrungen oder Berührungsängste.

  • Du hast sicher Recht, beo, das ist kein Buch, in dem Erfahrungen bezüglich Missbrauch irgendeine Rolle spielen.


    So zwei eingestreute Halbsätze hätten da nur meiner Meinung nach nicht hingehört.
    Zumal ich weiß, dass der Autor es auch viel besser kann.

    Liebe Grüße, Sigrid

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  • Zitat

    Original von €nigma
    Ich habe das Buch inzwischen ebenfalls gelesen und habe die Andeutungen aber auch so verstanden, dass Florence von ihrem Vater missbraucht oder zumindest bedrängt wurde. Ihr Ekel stammt sicher nicht nur von der Lektüre des Ratgebers.


    Ich fand das nur sehr merkwürdig oder seltsam, sowas mal soeben anzudeuten und dann nicht weiter darauf einzugehen.
    Erstmal kann man das ja auch leicht überlesen und zum anderen hätte sowas ja in seinen Auswirkungen auf Florence und ihre Reaktion in der Hochzeitsnacht dann einfliessen müssen/sollen.


    Fand ich ungeschickt gemacht vom Autor.

    Liebe Grüße, Sigrid

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  • Zitat

    Original von beowulf
    eine arme Frau aus den sechzigern wird durch das lesen eines Aufklärungsbuches frigide


    Das Buch habe ich gerade gelesen und finde, dass das Problem dann doch komplexer dargestellt wird. Ich fand die Beschreibungen sehr psychologisch genau und konnte das Verhalten der beiden Protagonisten nachvollziehen. Ich würde mich dem Fazit von Edward (nachdem ca. 40 Jahre vergangen sind) anschließen: "Sie hatte nur die Gewißheit seiner Liebe gebraucht und die Bestätigung, daß keine Eile geboten war, da das ganze Leben noch vor ihnen lag." (S. 206)


    Allerdings muss ich dazu sagen, dass ich 1962 nicht erlebt habe, weder in Großbriannien noch in Deutschland. Daher kann ich also nichts zu der Diskusion beiragen, wie "typisch" die beiden sind. Allerdings finde ich auch nicht so wichtig, wie viele so waren, sondern könnte mir vorstellen, dass die Zeit und die gesellschaftlichen Umstände solche Emfindungn hervorgebracht haben können.


    Zwar hat mir "Abbitte" erheblich besser gefallen, aber dennoch gibt es auch hier einige Elemente, die ich wiedererkenne: die psychologsich genaue Beschreibung der Empfindungen der Personen und die Überlegung, wie in einziger Tag das Leben der beteiligten Personen verändern kann.
    .

  • Am Strand – Ian McEwan


    On chesil beach, 2007
    Aus dem Englischen von Bernhard Robben


    Meine Meinung:
    In eleganten, fast veredelten Stil beschreibt Ian McEwan minutiös das Scheitern der Beziehung eines jungen Ehepaars in ihrer Hochzeitsnacht im Jahr 1962.
    In Rückblicken werden Edward und Florence vorgestellt und auch ihre Beziehungen zu den Eltern und den sozialen Stellungen der Zeit betrachtet.
    Meiner meinung nach sind aus den Zwängen der Konventionen heraus ihre Schwierigkeiten herzuleiten. Im abschließenden Ausblick wird deutlich, dass Edward Florence wirklich geliebt hat.


    Für mich ist „Am Strand“ mehr eine Novelle als ein Roman. Das ergibt sich nicht nur aus der Anzahl der Seiten sondern auch aus dem Umfang was in der Geschichte erzählt werden soll
    Ian Mc Ewan ist ein Autor, von dem ich noch nie etwas Schwaches gelesen habe.
    Auch „Am Strand“ nimmt seine wichtige Stellung im Werk McEwans ein, ohne dass es wirklich an seine besten Romane wie Saturday oder Liebeswahn heranreicht.

  • Also der "Reisser " ist dieser Roman auf alle Fälle nicht 1
    Jedenfalls lange nicht so gut wie "Saturday" (davon abgesehen muss man damit rechnen ,das nicht jeder "Schuh" gleich ist (ist eben Handarbeit eines Schreibers !


    L.G. teufelchen