Die Seelen im Feuer - Sabine Weigand

  • Die Seelen im Feuer
    Sabine Weigand
    ISBN 978-3-8105-2663-2
    Krüger Verlag
    524 Seiten, 19,90 Euro


    Die Autorin: Sabine Weigand stammt aus Franken. Sie ist Historikerin und arbeitet als Ausstellungsplanerin für Museen. Dokumente aus der Stadtgeschichte von Nürnberg waren der Ausgangspunkt ihres Romans „Das Perlenmedaillon“, das wahre Schicksal einer Osmanin am Hof August des Starken liegt dem Roman „Die Königsdame“ zugrunde. Schon bei ihrem ersten Erfolgsroman „Die Markgräfin“ lieferte die reale Geschichte der Plassenburg bei Kulmbach die historische Vorlage.



    Klappentext: Jeder kann verdächtigt werden, jeder wird verhört, jeder kann brennen. Die Angst geht um in Deutschland. 1626 ist es die Angst vor dem Teufel, der Zauberei, den Hexen.
    Es ist ein Ringen um Gut und Böse, aber auch ein Kampf um die Macht. Der intrigante Fürstbischof von Bamberg will die freien Bürger der Stadt in ihre Schranken weisen. Neben den einfachen Leuten hat er es deshalb besonders auf die Stadträte abgesehen. Sie werden verhört und verurteilt. Sie werden verbrannt.
    Mit der jungen Apothekerstochter Johanna schauen wir in eine Welt, in der der Hexenwahn Wirklichkeit ist. Auch sie droht in den Teufelskreis zu geraten, aus dem keiner entrinnt. Gelingt ihr die Flucht ins weltoffene Amsterdam? Bekommen die Bürger von Bamberg endlich Hilfe bei Kaiser und Papst, um dem Brennen ein Ende zu machen?


    Meine Meinung: Es beginnt Ende 1626 mit der pubertären Spinnerei des Hansi Moorhaupt, Sohn des Bürgermeisters der Stadt Bamberg, der nach der Lektüre des Buches „Historia von D. Johann Fausten dem weitbeschreyten Zauberer und Schwarzkünstler“ behauptet, einen Pakt mit dem Teufel geschlossen zu haben. Und es endet 1632 mit einer fast entvölkerten Stadt mit ausgestorbenen Straßenzügen, und verlassenen Häusern und verwaisten Geschäften. „Eine Stille liegt über der Stadt, wie auf einem Kirchhof. Es gibt keine Wehfrauen mehr, keine Musikanten, keine Feste und keine Fröhlichkeit“ - der, der das feststellt, ist einer der Hauptschuldigen an diesem Zustand – Fürstbischof Dornheim, der zusammen mit seinem Weihbischof Förner für die massenhaften Hexenverbrennungen und den Hexenwahn in Bamberg in diesen Jahren verantwortlich ist.


    Es ist ein Buch, dass erschreckt, das aufrüttelt, und das sich an vielen Stellen nicht so einfach lesen lässt, wie andere historische Romane. Zu sehr habe ich mich in die Ereignisse hineinziehen lassen, zu sehr versucht, mir auch nur ansatzweise vorzustellen, welche Qualen die Angeklagten unter der Folter gelitten haben mussten. Es sind historische Briefe und Berichte eingebunden, die durch die Schreibweise der damaligen Zeit etwas schwieriger zu lesen sind, obwohl gerade sie dazu beitragen, dass das Buch trotz der eingestreuten Liebesgeschichte, sehr authentisch wirkt. So authentisch, dass ich es eher als sehr gut recherchiertes Sachbuch, denn als Roman empfunden habe.


    Manchmal fehlte mir persönlich ein wenig das Fortschreiten der Handlung – die nämlich scheint sich einen großteil der Zeit nur auf der Stelle zu bewegen. Eine Hexe nach der anderen wird abgeholt, gefoltert und gerichtet, doch andrerseits wird dadurch auch bewusst, wie quälend langsam den Menschen damals diese grauenvolle Zeit vorgekommen sein mag und so erscheint das, was ich zuerst kritisieren wollte, durch diese Überlegung in einem ganz anderen Licht.
    In einem anderen Licht-einem Verständlicheren, erscheinen auch viele Dinge des Buches, wenn man zu den letzten Seiten vorblättert, denn hier erfährt man mehr über die Intention der Autorin, da erklärt sie, was sie bewogen hat, dieses Buch zu schreiben, sie gibt Einblick in ihre Quellen und schreibt über ihre Gedanken zu diesem Thema. Ich hätte dieses Kapitel gern am Anfang des Buches gesehen, denn wenn man hier gelesen hat, erschließt sich das Buch auf eine ganz andere Weise.


    Fazit: Es handelt sich um ein ausgezeichnet recherchiertes Zeugnis der Zeit der Hexenverbrennung und ist auf jeden Fall bei den anspruchsvollen historischen Romanen anzusiedeln.
    (Die wunderschöne Aufmachung muss unbedingt noch erwähnt werden, denn so häufig findet man solch eine edle Optik nicht - Der Einband ist rundherum mit dem historischen Bild „Martyrium der Hl. Katharina“ bedruckt und wird zusätzlich durch einen transparenten Umschlag geschützt.)

  • Habe zwar noch nie ein Buch von ihr gelesen, aber das hört sich vielversprechend an. Wird jedenfalls schon mal notiert. :wave

    :oha Lg Bellamissimo
    ~~~~~~~~~~~~~~
    Habent sua fata libelli- Bücher haben ihre Schicksale:pferd
    :lesend Der Fluch der Hebamme- Sabine Ebert
    Mit offenen Karten- Agatha Christie

  • @Eska
    Jooo... übersichtlich und ein schönes Sortiment. :grin Aber da die liebe Transport-streifi ja schon weg war, hab ich mich zusammengrissen und gar nix gekauft. :engel

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

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  • Hallo Eskalina :wave


    danke für die schöne Rezi, die ich mit Begeisterung gelesen habe.


    Mein bestelltes Exemplar müsste auch die Tage kommen ....


    Zitat

    Original von Eskalina
    Die wunderschöne Aufmachung muss unbedingt noch erwähnt werden, denn so häufig findet man solch eine edle Optik nicht - Der Einband ist rundherum mit dem historischen Bild „Martyrium der Hl. Katharina“ bedruckt und wird zusätzlich durch einen transparenten Umschlag geschützt


    Darauf bin ich auch sehr gespannt *freu*

    to handle yourself, use your head, to handle others, use your heart
    SUB 15
    _______________________________________________________
    :kuh:lesend

  • bonomania - diese hier habe ich erst gestern dort eingestellt und sie ist noch nicht drin, wahrscheinlich warten sie, bis wieder eine TOP-Rezensent etwas geschrieben hat und z.B. meine Rezi zum Schneemann ist am 07. eingestellt, die ist auch immer noch nicht zu lesen - ich bin gespannt, was sie auf meine Anfrage antworten... :wave

  • Zitat

    Original von Richie
    kleines Eulen-Treffen bei der Lesung nächste Woche in Zirndorf :freude :freude :freude


    Kannst Du die Autorin nicht mal nach München schicken *bitte bitte*

    to handle yourself, use your head, to handle others, use your heart
    SUB 15
    _______________________________________________________
    :kuh:lesend

  • Minutuiös und nah am Geschehen beschreibt Sabine Weigand ein dunkles Kapitel in der Geschichte Bambergs.


    Ausgelöst durch einen Jungen mit viel Phantasie beginnt eine Hatz gegen Hexen und Zauberer, die wir nach heutigen Maßstäben kaum nachvollziehen können. Darauf weist die Autorin auch in ihrem Nachwort hin, das einen sehr guten Einblick in ihrer Absicht gibt, warum sie dieses Buch dergestalt schrieb. Tatsächlich sollte man es evtl., wie Eskalina schon anregt, vor dem Buch lesen.


    Mich persönlich hat das Buch sehr bewegt. Ich empfinde es auch überhaupt nicht als Sachbuch sondern als sehr guten, gut und der Thematik angemessen geschriebenen und recherchierten Roman. Man blickt tief ins Innere der Geschehens, an das, was die Leute umtrieb und zu der Hetze brachte. Ebenso wird sehr gut dargestellt, wie die Leute an der Macht sich selbst immer mehr in die Spirale des Machtmißbrauchs verfingen. Sabine Weigand führt, bis auf eine Ausnahme, alle Menschen, die sie näher beschreibt, nicht als bösartige Wesen vor. Immer ist zu erkennen, das sie tief innen wirklich an den Teufel glaubten. Teilweise in gutem Glauben, verstiegen sie sich zu Exzessen. Gepaart mit der ein oder anderen unguten Charaktereigenschaft, verloren sie das Augenmaß. Derart gut dargestellt hab ich noch das noch nie gelesen.


    Die angeführte leichte Kritik an der Charakterisierung der Figuren kann ich zustimmen. Sie ging auf Kosten der vielen Charaktere und der Konzentration darauf, den Leser verstehen zu lassen, wie und warum das passierte. Und wie die Leute dachten, die es verursachten. Somit ist es für mich aber kein Kritikpunkt. "Seelen im Feuer" ist nicht einfach die Geschichte einer jungen Frau, der schlimmes widerfährt. Zwar passiert das auch alles, aber es ist sehr real und beklemmend und dadurch weniger leichtfüßig als manch anderer historischer Roman. Die Autorin nimmt die Hexenprozesse nicht einfach als Kulisse für eine Geschichte über ein junges Mädchen, sondern macht sie zum Hauptthema. Ich würde mich wünschen, das Autoren öfter so an ihr Thema herangehen würden. Und insgesamt gesehen, ist Johanna als Idenfikationsfigur durchaus annehmbar und stimmig.


    In ihrem schon erwähnten Nachwort erklärt die Autorin sehr deutlich, das wir uns mit unserer heutigen Denkart nicht mehr hineinversetzen können in einen Menschen des 17. Jahrhunderts. Ihrem wunderbaren Einfühlungsvermögen ist es aber zu verdanken, das ich es als Leser ansatzweise ahnen konnte. Für mich ist "Die Seelen im Feuer" ein Lesehighlight gewesen und verstärkt meine hohe Meinung von der Autorin. Das Buch ist bewegend, informativ, erschreckend, erhellend, einfühlsam und sehr gut geschrieben. Ich habe förmlich an den Seiten geklebt.
    10 Punkte :anbet

  • Das Buch hoert sich SO gut an!
    Ich fuerchte, ich muss es mir vor der Leserunde kaufen, die Autorin lese ich ohnehin so gern, und Eure schoenen Rezensionen machen Warten unmoeglich.


    Alles Liebe von Charlie

  • Ich habe es mir geschnappt und bin begeistert: wie immer bei Sabine Weigand ist es nicht nur flüssig geschrieben und angenehm zu lesen, sondern auch hervorragend recherchiert. Durch die Absätze in zeitgenössischem (d.h. 17.Jhdt) Deutsch wirkt es sehr authentisch.


    Hat diese tolle Autorin eigentlich keine Homepage, oder bin ich nur zu blind, sie zu finden???