Das Vermächtnis Shivas - Charlotte Wolf

  • Zum Inhalt des Buches wurde in den bisherigen Rezensionen das Wesentliche geschrieben, deshalb hier nur meine Meinung:


    In diesem "Wölfchen" - Buch fesselte mich nicht so sehr die eigentliche Handlung. Zwar fand ich Robyn äußerst sympathisch und einige Passagen recht spannend, aber durch die Unterbrechungen im Erzählstrang blieb für mich doch insgesamt mehr Distanz zur Geschichte und den Protagonisten als bei Büchern von "Nicole C. Vosseler" ;-).


    Genossen habe ich vor allem den Erzählstil, die eigenwilligen und klasse besetzten "Nebenrollen" und die auch diesmal so dichten, anschaulichen Beschreibungen von Personen, Stimmungen und exotischen Schauplätzen :anbet !


    Trotzdem oder gerade deswegen :gruebel ein wunderbar unterhaltsames und interessantes Buch, welches ich mit 8 Eulenpunkten bewerte!

  • Ein gelungenes Buch, das den Leser auf zwei sehr unterschiedliche Reisen mitnimmt. Zum einen auf die Reise der Hauptperson Robyn nach Indien, zum anderen auf die Reise eines verfluchten Diamanten durch verschiedene Epochen der Geschichte. Diese beiden Stränge werden sehr geschickt miteinander verbunden. Die kurzen, lehrreichen Episoden zum Diamanten beleben die Rahmenhandlung und sind sehr interessant. Landschaften und vor allem Menschen werden gekonnt geschildert, so dass sie wie von selbst vor dem eigenen Auge auftauchen. Schade nur, dass Robyn, die Hauptperson immer etwas unnahbar bleibt, und ihre Gefühle und Gedanken zwar angesprochen, aber zu oft nicht ausgeführt werden.
    Anfangs scheint der Buchverlauf festzustehen, doch birgt der Verlauf der Geschichte doch die eine oder andere Überraschung, so dass man mit der Protagonistin nicht mehr weiß, wem den nun zu trauen ist. Das Ganze mündet in ein spannendes, sehr überraschendes Finale, wobei mir allerdings die Auflösung des Ganzen etwas zu konstruiert erschien. Dem Lesevergnügen tat das keinen Abbruch.


    Besonders gut gefielen mir zwei Dinge: Zum einen verstand es die Autorin, mir mit liebevollen Details das gesellschaftliche Leben zu Beginn des 20. Jahrhunderts nahezubringen. Egal ob es sich um Bücher, Tänze oder Speisenfolgen handelt, ganz nebenbei erzählt umrahmen diese Kleinigkeiten die eigentliche Geschichte und schaffen eine wundervolle Atmosphäre.


    Zum anderen war ich fasziniert von den vielen realen Begebenheiten, die in dem Buch verarbeitet wurden. Gerade die Wanderung des Diamanten von einer historischen Person zur nächsten erzählt viele historische Geschichten, die sich so ähnlich tatsächlich zugetragen haben. Toll, soviel Geschichtswissen ganz nebenbei in einem Unterhaltungsroman zu verpacken, ohne dass das Buch im Geringsten belehrend oder langweilig wirkt.


    Fazit: Ein richtiges Wohlfühlbuch, das einen in andere Zeiten mitnimmt und vergnügliche Lesestunden beschert. Auf jeden Fall empfehlenswert!

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Auch für mich war das Buch eine richtiges Wohlfühlbuch. Ich habe Robyn tortz aller Widrigkeiten um diese Reise beneidet und hab mich sehr gefreut wenigstens im Kopf dabei sein zu können. Zu gerne wäre ich auf der Arcadia mitgereist und hätte alle kennengelernt.


    Ich freue mich schon, auch wenn es ein weiteres Wölfchen gibt ;-)

  • Bei über 80 Beiträgen zu diesem Buch bleibt mir eigentlich als Spätleserin nicht viel anderes übrig, als mich ohne lange Verschnörkerlungen in den Chor der Begeisterung einzureihen.


    "Gerissen" hat mich gleich die Anfangsszene auf dem Tennisplatz, in der es Nicole - alias Charlotte Wolf - sehr subtil verstanden hat, die Sympathien zu verteilen. Aber dann habe ich doch die gesamte Seefahrt gebraucht, um hinter das Geheimnis des versnobten Verlobten Edward zu kommen. Sehr schön fand ich auch, dass wir eigentlich auf zwei Reisen waren: Auf dem Schiff und auf dem Weg des blauen Diamanten durch die Jahrhunderte, was auf großartige Weise miteinander verwoben wurde.


    Ich kann also meinen Vorschreibern nur Recht geben: Ein Prosecco-Buch, :-), allerbeste leichte Kost zum Wohlfühlen.


    Aber der Champagner für "Sansibar" steht schon kalt. :-]

  • @ Lese-rina


    Vielen Dank für Deine schöne Rezi zum Buch! :wave



    @ beowulf



    *freu* :-]



    @ streifi


    Freu mich riesig, dass Dir das Wölfchen so gut gefallen hat! :knuddel1



    @ Rita


    Dankeschön für all das Lob! :-)


    Zitat

    Original von Rita
    Aber der Champagner für "Sansibar" steht schon kalt.


    Gaaaahhh, ob das wirklich ein Champagner-Buch geworden ist, weiß ich noch nicht - das werdet ihr mir dann aber sicher ab der LR im Juni sagen können! :lache
    Momentan tendiere ich sehr zu nordafrikanischem Malventee: Karkadeh würde glaube ich sehr gut passen... :-)

  • Bei dem Buch tue ich mich mit einer Rezi schwer. Das Buch wurde mehrfach mit „Prosecco“ verglichen. Nun, Perl- und Schaumweine sind überhaupt nicht mein Fall. Nicht mal an Silvester geht so ein Gesöff Getränk an mich ran. Insofern war ich beim Lesen natürlich etwas „sub-optimal“ vorbelastet.


    Ich bin mir nicht sicher, ob es gut war, daß ich wußte, wer die Autorin ist. Nicht gut ist auf jeden Fall die Covergestaltung meiner Bertelsmann-Clubausgabe, die sich sehr an die anderen Romane anlehnt und damit Parallelen zieht, die vielleicht fürs Marketing (und das Aussehen im Bücherregal) gut sind, nicht jedoch für mich als Leser, weil das Vermächtnis Shivas eben doch etwas anderes als der von mir heiß und innig geliebte Himmel über Darjeeling ist. Die Covergestaltung der Edition Fredebold ist für meine Begriffe auf jeden Fall besser.


    Im Gegensatz zu den meisten anderen hier blieben die Nebenfiguren für mich leider relativ farblos. Sie waren zwar da, spielten ihren Teil, doch lebendig wurden sie in meinem Kopf nicht. Das war eigentlich nur Robyn, Frank, Edward und Adele vorbehalten.


    Die Geschichte selbst fand ich interessant, zumal ich durchaus ein Faible für Erzählungen mit zwei (oder mehr) Zeitebenen habe. Was es letztlich mit Edward auf sich hatte, habe ich nicht erwartet und hat mich völlig überrascht.


    Alles in allem hat mir das Buch dennoch gut gefallen; ich werde bestimmt auch das nächste Charlotte Wolf Buch lesen, noch lieber natürlich das nächste Nicole C. Vosseler - Buch. :-)



    Um mich zum Abschluß selbst zu zitieren:
    :gruebel Damit bin ich jetzt zwar nicht so ganz zufrieden, aber ehe ich gar nix poste, belasse ich es dabei.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Vielen Dank, SiCollier, für Lob und Kritik, für Deine Gedanken und Eindrücke zum Buch und drumherum. :wave


    Zitat

    Original von SiCollier
    noch lieber natürlich das nächste Nicole C. Vosseler - Buch.


    *freu*


    Ein solches kommt ja nun bald - und ich kann schon mal verraten, dass das DANN nachfolgende Buch aus dem Konstanzer Schreiberstübchen auch wieder ein Nicole-Buch sein wird. :-)

  • Huch, wo bin ich denn jetzt gelandet? Falsche Verknüpfung...
    Ich wollte eigentlich zu dieser Rezension von Twain: Meine Weltreise nach Indien. Following the Equator, 1895-1896 :gruebel
    Ist die gelöscht worden? ?(

  • Ich habe eben den neuen Bertelsmann-Newsletter bekommen. Das Wölfchen gibt es im Rahmen des Jubiläums-Spar-Finales ab sofort für 4,99 Euro so lange der Vorrat reicht :wave
    Der Preis gilt, wenn man einen weiteren Artikel zum regulären Preis mit erwirbt.


    http://www.derclub.de/is-bin/INTERSHOP.enfinity/WFS/BC-DECM-Site/de_DE/-/EUR/DisplaySpecial-Start?s=spezial_p131&cid=2010-09-01_DerClub_Standard&trc1=Introimage&trc2=1007258081982

  • Ich habe dieses Buch verschlungen, daran konnten nicht mal die Nordsee und der traumhafte Juister Strand etwas ändern, die mich nicht vom Buch weglocken konnten.


    Einfach eine wunderbar erzählte Geschichte, die mich mit ihren zwei Erzählsträngen gefesselt hat. Oft geht es mir mit mehreren Erzählebenen so, dass ich es als Unterbrechung im Lesefluss empfinde. Hier war die Geschichte des Diamanten eine wertvolle Ergänzung, die die Reise von Robyn erst rund gemacht hat. Dazu die Briefe von Adele, durch die Robyn ihre Familiengeschichte erfahren hat, noch eine wunderbare Ergänzung.


    Vielen Dank, liebe Nicole, für die spannenden Lesestunden.


    9 Punkte von mir.

  • So, nun habe ich es auch endlich gelesen, das Wölfchen. Und es hat mir richtig gut gefallen! Eigentlich war ich darauf vorbereitet, eine in Indien spielende Geschichte zu lesen, doch erstens kommt es anders ... und zweitens befinden wir uns die meiste Zeit an Bord eines Schiffes, in der großen Ära der luxuriösen Dampfschiffe, die Europa mit dem Rest der Welt verbanden. Durch das geschlossene Setting entwickelt sich die Geschichte beinahe zum Kammerspiel, in dem sich die Hauptpersonen Robyn, Edward und Frank umtanzen und belauern, bis der Leser überhaupt nicht mehr weiß, wem Robyn denn nun eigentlich trauen kann. Die Hauptpersonen des Buches sind interessant und in keine Schublade zu packen – ein großes Plus! Selbst die aufmüpfige Robyn, Freigeist in einer Zeit, in der die Frauen sich ihre Freiräume gerade erst zu erkämpfen beginnen, zeigt typisch weibliche Schwäche, liebt Mode und trägt Korsett, während sie auf dem Weg ins Abenteuer ihres Lebens ist.
    Sehr gut gefallen haben mir auch die Einschübe, die den Weg des Diamanten, um den sich die ganze Geschichte dreht, nachvollziehen; abenteuerliche Geschichten, die vom fernen Indien bis an den französischen Königshof und schließlich zu Robyns Tante führen, wo die beiden Erzählebenen aufeinandertreffen.
    Ich habe beide Geschichten gespannt mitverfolgt, habe gerätselt, mal in die falsche, dann doch in die richtige Richtung gedacht, und am Ende das Buch zufrieden zugeklappt. Toll!
    :wave SteffiB

    Ship me somewhere's east of Suez,
    where the best is like the worst,
    where there aren't no ten commandments
    an' a man can raise a thirst


    Kipling