"Die Liebenden von Dschidda" - Sulaiman Addonia

  • Wo fang ich an?


    Also erstmal danke für den grandiosen Tipp Delphin und danke Sigrid dass du das Buch hast wandern lassen.Ein sehr bemerkenswertes Buch. Ähnlich erschüttert und tagelang in Gedanken bei der Geschichte war ich beim "Drachenläufer"
    Delphin, ich stimme dir zu, auch die Männer leider unter diesem unmenschlichen System. Aber was manche Männer tun um die Zeit bis zur arrangierten Hochzeit zu überbrücken, das haut einen schon um.
    Ich befürchte ja, da dieses Buch von einem Mann geschrieben ist, dass es autobiografische Züge enthält.
    Ich muss da nachher mal googeln, ob es über den Schriftsteller noch ein bißchen mehr zu erfahren gibt, als auf dem Klappentext vermerkt ist.


    Absolut lesenswert!!!

    Herzlichst, FrauWilli
    ___________________________________________________
    Ich habe mich entschieden glücklich zu sein, das ist besser für die Gesundheit. - Voltaire

  • Freut mich (und Delphin bestimmt ganz besonders :-]), dass es Dir gefallen hat bzw. auch einen Eindruck bei Dir hinterlassen hat, FrauWilli.

    Liebe Grüße, Sigrid

    Keiner weiß wo und wo lang

    alles zurück - Anfang

    Wir sind es nur nicht mehr gewohnt

    Dass Zeit sich lohnt

  • Zitat

    Original von buzzaldrin
    Es ist immer sehr beruhigend, wenn du und uert auch an einem Buch Interesse habt - dann weiß ich, dass ich da eigentlich so falsch nicht liegen kann :grin der Vollständigkeit halber fehlt hier jetzt nur noch das Posting von Eskalina ... ;-)


    :yikes Ich habe den Thread völlig übersehen, sonst hätte ich doch schon meinen Senf dazu gegeben...Das Thema interessiert mich sehr, und das Buch ist gleich auf meiner WL gelandet. Danke für deine Rezi. :wave

  • Zitat

    Original von Delphin


    Oh ja, und wie. :hop :hop :hop


    @ Delphin: ich lasse mein Buch ja gerade wandern und sorge so für "Verbreitung" unter den Eulen.
    Nun hat es auch Eskalina "erwischt" :grin.

    Liebe Grüße, Sigrid

    Keiner weiß wo und wo lang

    alles zurück - Anfang

    Wir sind es nur nicht mehr gewohnt

    Dass Zeit sich lohnt

  • Erst einmal ein dickes Dankeschön an Sigrid :kiss. Ohne sie wäre mir ein ganz tolles Buch durch die Lappen gegangen.


    Ich habe gestern Nacht die ersten 20 Seiten gelesen und heute auf den Balkon die restlichen Seiten. Das Buch lies mich nicht mehr los. Nasar wuchs mir während des Lesens unheimlich ans Herz. Die Zustände in Saudi-Arabien ließen mich fassungslos weiter lesen. Ich musste die ganze Zeit mich daran erinnern, dass die Geschichte nicht im Irak spielt, sondern in Saudi-Arabien. Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich Saudi-Arabien mit Dubai gleichsetze. Laut Wikipedia ist Dubai aber nur ein Emirat von den Vereinigten arabischen Staaten. Da herrscht wohl eine große Wissenslücke. :rolleyes


    Zurück zu der Geschichte. Was mich auch ein wenig irritiere waren die Beziehungen zwischen den Männern. Soviel wie ich weiß, ist Homosexualität im moslemischen Glauben eine Todsünde. Ich las kopfschüttelnd wie Männer untereinander miteinander umgingen. Welche verrückten Auswirkungen die "Religionsfreiheit" und verstockte, menschenverachtende "Imane" haben, zeigt dieses Buch. Auch das Alkoholverbot wird geschickt umgangen. Was bringt das ganze Gerede von Sünde, wenn die Menschen immer einen Weg finden, diese "Gebot" auszuhebeln. Leider leiden die Schwächsten in der Gesellschaft meist darunter. Und wieder einmal wird klar, dass nicht der Islam das Übel ist, sondern die Menschen die ihn meinen auslegen zu können, wie es ihren kranken Kopf gerade in den Sinn kommt.


    Die Liebesgeschichte zwischen Nasar und Fiore ist wunderschön geschrieben. Wie sie sich langsam annähern in einem System in dem das Anschauen einer Frau schon Folter mit sich bringen kann. Und trotzdem trotzen sie dem System auf ihre Art und Weise.


    Bisher eines meiner Lesehighlights dieses Jahr. Daher gibt es auch volle 10 Punkte. Ich hoffe einfach mal, dass wir vom Autor noch mehr zu lesen bekommen.

  • :fetch so hatte meinen Beitrag schon fertig und dann stürzt dieser blöde PC ab :fetch also auf ein Neues
    So jetzt finde ich keinen Anfang :schlaeger


    Ganz lieben Dank nochmals an Sigrid fürs Wandernlassen :knuddel1



    Ich bin noch ganz im Bann dieses tollen Buches.


    Der Autor hat es verstanden so fesselnd zu schreiben, daß man das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte. Er hat auch die Schauplätze und das Geschehen derart plastisch geschildert, ich fühlte mich mittendrin. Ich habe durch dieses Buch sehr vieles über die Kultur erfahren, was mir bislang nicht bekannt war und mich teils auch fassungslos zurückgelassen hat. Ich denke hier z. B. an eine derart strenge Geschlechtertrennung, die Religionspolizei, ferner an das Parfum trinken (stelle ich mir schon sehr eklig vor).


    Auch habe ich mir bislang noch keine Gedanken gemacht, daß den Männern bis zu ihrer Hochzeit die Bekanntschaft mit Frauen nicht gestattet war und sie deshalb männliche Geliebte hatten.


    Die Liebesgeschichte war sehr berührend und für uns in seiner Tragik nicht nachvollziehbar.


    .. und ich muß FrauWilli recht geben, das Buch läßt einen die nächsten Tage gedanklich mit Sicherheit nicht mehr los.


    Von mir ebenfalls volle Punktezahl

  • Sulaiman Addonia erzählt die Geschichte des jungen Naser, der von seiner Mutter aus dem Krisengebiet Eritrea nach Saudi-Arabien in ein besseres Leben geschickt wird. Dieses bessere Leben entpuppt sich schnell als trügerisch, denn Frieden bedeutet für Naser nicht unbedingt persönliches Wohlergehen. Schicksalsbestimmend sind die Launen und die Größzügigkeit des jeweiligen Bürgen, von dem jeder Ausländer in Saudi-Arabien abhängig ist.
    Naser hat mit seinem Kefir weniger Glück und auch bei seinem Onkel findet der getriebene Junge keine Unterstützung. So sehnt er sich immer wieder nach Hause zurück und zur Liebe seiner Mutter, bis ihm eines Tages ein Liebesbrief vor die Füße fällt und das Leben Nasers eine Wendung zu nehmen scheint. Addonia schildert anhand dieses Briefes, wie in einem streng muslimisch geprägten Land, Liebende zueinander Kontakt aufnehmen und sich gleichzeitig der Gefahr aussetzen, festgenommen zu werden. Der Autor lässt den Leser bei der Entwicklung dieser Liebe bangen und versteht es, langsam aber wirkungsvoll einen Spannungsbogen aufzubauen und mit dem Protagonisten auf ein gutes Ende der Geschichte zu hoffen.


    Mein Fazit:
    Eine tolle Geschichte mit großer Erzählkraft, die nachwirkt und eine Leseempfehlung wert ist.


    Anmerkung:
    Ich habe die Geschichte in deutscher Sprache gelesen. An der Übersetzung hatte ich nichts zu bemängeln, kann mir aber vorstellen, dass das Buch in englischer Sprache eine noch größere Sogwirkung entfaltet.

  • Zitat

    Original von Salonlöwin
    Eine tolle Geschichte mit großer Erzählkraft, die nachwirkt ...


    Man kann sich auch gar nicht losreißen ... irgendwie. Ich muss ständig drüber nachdenken und weiterlesen, weiterlesen. Das ist mir schon seit einer Weile mit keinem Buch mehr passiert!

  • Ich habe danach schon verschiedene - gute - Bücher gelesen, aber Die Liebenden von Dschidda bleibt mein Monatshighlight :-)


    Das WB wieder mal eine tolle Überraschung, hätte es nach dem Titel in der Buchhandlung vermutlich übersehen

  • Zitat

    Original von Richie
    Das WB wieder mal eine tolle Überraschung, hätte es nach dem Titel in der Buchhandlung vermutlich übersehen


    Ja, vor allem auch mit dieser Aufmachung. Auf den ersten Blick sollte man meinen, das Buch wäre total kitschig. Ich habe es eben beendet und für extrem gut befunden - ein wunderbares Leseerlebnis, das wirklich nachwirkt!

  • Ich habe das Buch auf einer Bahnfahrt gelesen und bin völlig begeistert und irritiert zu gleich. Es ist ein wirklich unglaublich, gut geschriebenes, gefühlvolles Buch.
    Mein Monatshighlight, wirklich.
    Die Männerwelt ist sehr gut dargestellt und erschreckend zu gleich. Jedem zu empfehlen, der sich für diese Thematik interessiert.

  • Meine Meinung:


    Das Buch ist ein Schmöker, eine Liebesgeschichte, die sich wegliest wie nichts. Ich habe das Buch in nur zwei Tagen runtergelesen.
    Es gelingt dem Autor, die Geschichte durchgehend spannend zu erzählen. Die Spannung bezieht das Buch aus der Ahnung eines drohenden Unglücks – ich habe mich beim Lesen immer gefragt, wie lange das mit den beiden wohl noch gut gehen würde …
    Die verwendete Symbolik (pinkfarbene Schuhe im Kontrast zur schwarzen Verschleierung der Frauen und der weißen Kleidung der Männer) ist ein gutes Abbild der Zustände im Land, dieses Bild wird mir sicher im Gedächtnis bleiben. Sehr gut gefallen hat mir auch, dass die Handlung nicht streng chronologisch erzählt wird, sondern dass immer mal wieder kleine Rückblenden in Form von Erinnerungen und Gedanken der Hauptperson sehr geschickt eingestreut sind.
    Sehr interessant war für mich auch die fremde Kultur Saudi Arabiens, für mich war das bisher eine fremde Welt und der Autor hat es geschafft, mir das Land und die Menschen näher zu bringen. Nach der Lektüre dieses Buches habe ich gleich noch ein wenig weiter zu Saudi Arabien gelesen, im Länderlexikon und im Internet.


    Einige Kritikpunkte am Buch habe ich allerdings auch.
    Zum einen hatte ich ein Glaubwürdigkeitsproblem.
    Homosexualität unter Männern zur Überbrückung der Zeit bis zur Eheschließung, okay, das könnte ich mir schon vorstellen – aber in solchen Ausmaßen? Und auch die Ansichten und das Verhalten der Protagonistin Fiore waren mir in Anbetracht des streng islamischen Hintergrundes doch ein wenig zu westlich-emanzipiert.
    Zudem waren mir die beiden Hauptcharaktere zu glatt gezeichnet. Naser war mir zu tugendhaft, zu eindimensional, er hatte zu viel von einem Musterknaben und erstklassige emanzipierte Ansichten hatte er selbstverständlich auch. Nasers Freunde durften Ecken und Kanten haben und deshalb haben die mir auch besser gefallen. Und auch Fiore war mir wie gesagt zu glatt-emanzipatorisch beschrieben, als Ikone der Frauenbewegung wäre sie allemal durchgegangen, aber als Romanfigur hätten mich ein, zwei Widersprüche sehr gefreut.
    Ich hatte schon den Eindruck, dass der Autor manchmal ein bisschen dick aufträgt …


    Alles in allem aber trotzdem eine Leseempfehlung, weil sich das Buch sehr schnell wegliest und man nebenher Saudi Arabien näher kennenlernen kann.
    Und 8 Punkte.


    Leseprobe:


    Vom Verlag Hoffman und Campe gibt es eine Leseprobe vom Anfang des Romans. <klick>