Sabine Kornbichler - Das Richterspiel

  • Inhalt:


    Schlimmer könnte das alte Jahr für Marlene nicht enden, als sie in der Wohnung einer Kundin eine Tote entdeckt. Die junge Frau wurde ermordet. Ohne es zu wollen, wird Marlene in den Fall hineingezogen. Als sie begreift, wie dunkel der Schatten sein kann, den die Vergangenheit wirft, gerät sie selbst in Gefahr. Um ein Haar wird auch sie Opfer eines Spiels, das vor langer Zeit dazu gedacht war, die Vergangenheit auszulöschen.


    Meine Meinung:


    Manchmal kann man eine kleine Welt retten


    Marlene betreibt in Berlin einen Seniorenservice, in welchem sie sich um alte Menschen kümmert, die ihre Hilfe benötigen. Sei es zum Einkaufen, zum Vorlesen oder einfach nur um der Einsamkeit der alten Menschen durch ihre Gegenwart etwas Abhilfe zu schaffen.


    Heidrun Momberg gehört zu den Lieblingskundinnen von Marlene. Umso mehr ist sie besorgt, als Frau Momberg eines Tages wegen eines Unfalls ins Krankenhaus muss. Als Marlene die Wohnung der alten Dame betritt um nach deren Katze zu schauen, stößt sie dort auf die Leiche einer jungen Frau, die augenscheinlich ermordet wurde. Wer ist diese junge Frau? Warum wurde sie ermordet? Und warum wird Marlene durch einen pensionierten Kommissar in den Fall mit hineingezogen? Und dann gibt es da auch noch den kleinen Leon, der scheinbar spurlos verschwunden ist....


    Eine spannende, rasante Irrfahrt beginnt, auf der Marlene und die Polizei den Mord aufklären wollen. Dabei stoßen sie auf immer mehr Ungereimtheiten, die sich zu einem Strudel entwickeln, aus dem es kein Entrinnen mehr zu geben scheint. Das Ende und somit die Auflösung konnte ich kaum erwarten und so konnte ich das Buch erst wieder aus der Hand legen, nachdem ich die letzte Seite gelesen habe.


    Ich habe bisher alle Bücher von Sabine Kornbichler gelesen und ich mag ihren Schreibstil sehr. In diesem Krimi hat sie mich von Anfang an in die Geschichte hineingesogen und ließ mich bis zur letzten Seite nicht mehr los. Was besonders erwähnenswert an den Büchern von Frau Kornbichler ist, ist die Tatsache, dass ihre Geschichten und auch die darin vorkommenden Personen eine 'Dichte' haben, die perfekter nicht sein können.


    Gut ausgemalte Charaktere, Handlungen, die logisch sind und keine Zweifel hinterlassen und Auflösungen, die alle Fragen beantworten, machen die Bücher dieser Autorin rund. Gepaart mit sehr viel psychologischem Hintergrundwissen und Einfühlungsvermögen in die wunderbaren verschiedenen Personen machen die Romane rund und lassen keine Wünsche mehr offen.


    Bis auf einen: Den Wunsch nach dem nächsten Buch von Frau Kornbichler, welches ich jetzt schon kaum erwarten kann.

  • Ja, vielen Dank für die schöne Rezi, habe das Buch auch auf meine Wunschliste gesetzt, es wäre mein erstes Buch von Sabine Kornbichler, mein Interesse an ihren Büchern ist geweckt...

  • Ich habe das Buch heute beendet.
    Zunächst hatte ich ein paar Schwierigkeiten in das Buch zu finden. Mir erschien die Sprache doch recht einfach, die Namen der (sehr zahlreichen) Protagonisten, z.B. Max Viereck, Klaus Trapp, ziemlich albern.


    Aber dieser erste Eindruck verflog rasch.
    Die Hauptprotagonistin, Marlene, wird unfreiwillig in einen Mordfall hineingezogen, beginnt dann aber zunehmend mit Herzblut zu ermitteln.


    Nach und nach gelingt es der Autorin die Charaktere der Protagonisten auszugestalten, man lernt sie und ihre Motive, ihre Beziehungen zueinander immer besser kennen.


    Neben dem doch letztlich spannenden Kriminalfall werden auch eine Reihe gesellschaftlicher Probleme angesprochen, wie z.B. wie unsere Gesellschaft mit Kindesmisshandlungen umgeht. Das geschieht aber keineswegs platt. Geschickt hat die Autorin einen Streetworker und eine Psychologin in den Roman eingebaut, sodass auch etwas Fundiertes zu diesem Thema gesagt bzw. geschrieben wird.


    Ähnlich geht es mit anderen Themen, z.B. wie Senioren oft leben (müssen) oder ein Leben mit Behinderung.


    Gerade dieses Vielfalt dieses Romanes konnte mich letztlich doch sehr überzeugen.

    Liebe Grüße, Sigrid

    Keiner weiß wo und wo lang

    alles zurück - Anfang

    Wir sind es nur nicht mehr gewohnt

    Dass Zeit sich lohnt

  • toller Roman :anbet hab's an einem Tag verschlungen.
    Man kann gar nicht anders als so lange weiterzulesen, bis man weiß, wer Dagmar umgebracht und den kleinen Leon entführt hat?
    Alle meine Spekulationen führten ins Nichts. Auf den Schluss wäre ich nicht gekommen.
    Schade, dass wir jetzt wieder ewig auf den nächsten Roman der Autorin warten müssen.

    to handle yourself, use your head, to handle others, use your heart
    SUB 15
    _______________________________________________________
    :kuh:lesend

  • Huhu,
    ich habe auch eine Rezi:


    „Richterspiel“ von Sabine Kornbichler ist ein gewieft inszenierter Krimi. Raffiniert baut sie eine Spannung auf, die bis zur Letzten Seite anhält. Ihre Heldin schlittert zwar eher ungewollt in diesen Kriminalfall hinein, doch mit Pfiffigkeit und guter Beobachtungsgabe kann sie bald erste Erfolge verbuchen. Dabei kommt aber auch ihr Privatleben nicht zu kurz. Der neue Freund, die Angst um ihre Katze und auch ihre anderen betagten Kunden bleiben bei der Story nicht auf der Strecke. Neben dem jeweiligen Fall spricht Sabine Kornbichler in ihren Krimis auch immer wieder aktuelle Themen an. Hier sind es die in den Debatten um „echte“ Adoptionen gern mal vergessenen Pflegekinder und das Umgehen mit Kindermisshandlungen in Deutschland.


    Auch wenn Sabine Kirchbichler ihre Leser lange im Dunkeln tappen lässt und die Auflösung am Ende etwas plötzlich kommt, bleibt Richterspiel als ausgeklügelter, clever erzählter Berlin-Krimi sehr gut lesbar.


    Schönen Abend
    Sisch

  • Danke Andrea für die tolle Rezi. :-] Ich weiß gar nicht, wieso ich bis jetzt noch kein Buch von Sabine Kornbichler gelesen habe. :rolleyes Aber jetzt bin ich darauf aufmerksam geworden und habe dieses gleich auf meine Liste gesetzt. :wave

  • Erst mal nur soviel: Ich habe dieses Buch gestern in einem Rutsch gelesen, soweit es mir möglich war, immer nur unterbrochen von den Bedürftnissen meines Kindes. Ich fand es sehr spannend und wollte schließlich wissen, wer denn nun dahinter steckt. Eine ausführliche Rezi schreibe ich noch, aber vorab schon mal:


    9 Punkte


    Sabine Kornbichler und ihre Krimis überzeugen mich immer mehr, auch wenn ich ihre belletristischen Romane doch noch besser finde. Aber nur ein wenig. :grin

  • Meine Rezension


    Der Titel ist gut gewählt, was ich jedoch erst gegen Ende erkannt habe.
    Die Geschichte wird von der Ich-Erzähler Marlene erzählt. Eingestreut sind Kapitel, die frühere und derzeitige Geschehnisse aus der Sicht des Mörders darstellen, ohne jedoch zu viel vorweg zu nehmen, da es recht kryptisch erzählt wird.


    Marlene, die einen Seniorendienst in Berlin anbietet, wird unfreiwillig in einen Mordfall hineingezogen, als sie an Silvester bei dem Haus einer Kundin nach dem Rechten schaut und dabei eine Tote findet. Kurz darauf wird sie von dem blinder ehemaliger Mordermittler Arnold Claussen arrangiert, ihm ihre Augen zu leihen und ihn so zu unterstützen. Marlene, zunächst sehr widerwillig, ermittelt mit der Zeit selbst.


    Sowohl Marlene als auch die weiteren Figuren werden gut dargestellt.
    Mir hat die Geschichte sehr gut gefallen, erst gegen Ende hatte ich einen stärkeren Verdacht, der sich letztlich bestätigte.
    Neben den Kriminalfall werden gesellschaftliche Probleme in die Geschichte integriert, was mich sehr beeindruckt hat. Die Autorin zeigt, dass man beides in einem Roman verbinden kann, ohne das eins von beiden zu kurz kommt. Auch verwendet sie genug Zeit damit, die Motive für den Mord zu erläutern, so dass man sie zwar nicht begreifen kann, jedoch die Hintergründe, wie es dazu kommen konnte, versteht.
    Gerne würde ich sowohl Marlene als auch Arnold Claussen in einem weiteren Buch der Autorin wiedertreffen, sie harmonieren gut zusammen und ergänzen sich sehr.

  • Ich habe es bis vorhin verschlungen und muß meine Eindrücke erst mal sacken lassen.


    Marlene versucht, sich nach dem Tod ihres Vaters eine neue Existenz aufzubauen und hat sich mit einer Seniorenbetreuung selbständig gemacht.


    Nachdem am Silvestertag ihre Lieblingskundin ins Krankenhaus eingeliefert wurde, will sie sich in dieser lauten Nacht um deren Katze kiümmern. Dazu fährt sie mit ihrem neuen Bekannten zum Haus von Heidrun Momeberg und sie finden dort eine Leiche. Es handelt sich um eine der Töchter der Seniorin.


    Da Marlene um jeden Kunden froh ist, nimmt sie auch den Auftrag eines pensionieren, blinden Kommissars an und wird so in die Ermittlungen mit hineingezogen. Zuerst sehr zögerlich und dann immer intensiver beschäftigt sie sich damit, den Mörder und auch den oder die Entführer des kleinen Leon zu finden.


    Die Autorin hat es verstanden, die vielen Protagonisten sehr genau und detailliert zu schildern, so daß man gleich Bilder vor Augen hat. Der Story selbst liegen sehr aktuelle Themen wie Kindesmißbrauch und Kindesentführung zu Grunde und der Leser wird in diesen Erzählstrudel mit hineingezogen, aufgewühlt und teilweise steht einem die Gänsehaut auf.
    Psychologisch ausgefeilt waren für mich auch die Kapitel über die Problematik von Pflegekindern, Pflegeeltern und leiblichen Eltern.


    Die zwischendurch eingefügten Texte des Mörders waren für mich eher verwirrend und ich konnte sie beim Lesen nicht recht zuordnen.


    Weshalb das Buch den Namen "Das Richterspiel" trägt erfährt man erst im letzten Teil und das erklärt dann manches. Das Ende des Buches ist aus dieser Sicht logisch und nachvollziehbar.


    Ein äußerst spannender und fesselnder Berlin-Krimi. Das Buch liest sich flüssig, aber nicht unbedingt leicht und es wird dem Leser noch einige Zeit im Gedächtnis bleiben.


    Von mir 9 Punkte

  • Zitat

    Original von Gwendy
    Chiclana: Ich hab das Buch heute angefangen. Wenn Du noch ein paar Tage warten kannst, dann kann ich es gerne wandern lassen.


    Na dann melde ich mich doch gleich mal als nächste Interessentin. :grin

  • So, das Buch ist gelesen und es war wieder so schön. Jetzt hab ich leider alles von der Autorin gelesen (außen dem Kurzgeschichten-Buch) und muß auf neuen Stoff warten. :-(


    Anfangs fiel es mir etwas schwer, mich in die Geschichte einzufinden. Irgendwie war ich gedanklich immer noch in "Klaras Haus" auf Pellworm (von der selben Autorin), aber dann hat mich die Geschichte gepackt und ich konnte mich immer nur schwer von dem Buch trennen.


    Die Zusammenarbeit von Marlene und Arnold Claussen hat mir gefallen. Gerade das Ruppige bei ihm fand ich sehr sympathisch. Etwas eigenartig fand ich ab und an den verfrorenen Max.


    Die zwischendurch eingestreuten Texte des Mörders/Entführers fand ich auch sehr verwirrend und irgendwie verstehe ich sie immer noch nicht, aber die spielen eigentlich keine Rolle.


    Irgendwann im Lauf der Geschichte hatte ich dann auch den richtigen Verdacht, nun ja Halbverdacht, aber so ganz bin ich nicht auf die Spur des wahren Mörders gekommen, da war Marlene schneller ;-)


    Wieder einmal ein schönes Leseerlebnis und morgen kann das Buch dann gleich zu chiclana wandern :-) :wave

    Liebe Grüße
    Sabine


    Ich :lesend"Talberg 1935" von Max Korn

    Ich höre "Mein Leben in deinem" von Jojo Moyes

    SuB: 163

  • Ich habe das Buch an zwei Abenden verschlungen - spannend war's! :lache


    Den Anfang fand ich ein wenig zäh. Marlenes nerviger Bruder und seinen Kumpel Max mochte ich nicht wirklich und auch nach dem Fund der Leiche hat es noch ein wenig gedauert bis die Geschichte in Fahrt kam. Doch sie kam in Fahrt und dann konnte ich garnicht mehr aufhören zu lesen.
    Dass Marlene einen erblindeten Kommissar in Frührente bei seinen privaten Ermittlungen unterstützt fand ich sehr konstruiert - aber interessant. Trotz seiner ruppingen Art mochte ich Herrn Clausen und fand es spannend, wie er an den Fall heranging. Auch wie der Alltag eine Blinden dargestellt wurde, fand ich überzeugend. Und das Abendessen in der unsichtbar aus Marlenes Sicht konnte ich mir sehr gut vorstellen - und ich fand es weit realistischer als die Zeitungsartikel, die ich über solche Dunkel-Restaurants schon gelesen habe.


    Gut fand ich, dass zum Thema Kindesmißhandlung auch viele Hintergrundinfos geschickt eingebaut werden - das Thema lässt einen so schnell nicht wieder los...


    Die Lösung des Falls fand ich schlüssig, ein bißchen gewundert hat mich allerdings, dass


    Alles in allem: ein spannender Krimi. Dafür gibt es von mir 8 Punkte.

  • Ich bin ein großer Fan von gut durchdachten Krimis, deren Handlung genausogut hier um die Ecke spielen könnte (was sie aber zum Glück nicht macht). Auch Das Richterspiel hat mich daher begeistert. 9 von 10 Punkten.


    Sabine Kornbichler setzt sich auch in diesem Krimi wieder mit einem Thema auseinander, das in der Gesellschaft nicht ausreichend behandelt wird. Bei Kindesmisshandlung wird in viel zu vielen Fällen von den Behörden zu spät eingegriffen und vom Umfeld weggesehen. Die Autorin greift hier die psychologischen Aspekte von allen Beteiligten auf und lässt damit auch mit den Tätern Empathie empfinden. Die Motive für das jeweilige Handeln werden so plastisch beschrieben, dass sie nicht nur glaubhaft, sondern für den Leser nachvollziehbar erscheinen. Die Charaktere sind ausreichend vielschichtig beschrieben, sodass sie einige Überraschungen im Verlauf zulassen. Der Spannungsbogen zieht sich somit durch das ganze Buch. Die Handlung ist schlüssig und beantwortet sämtliche Fragen. Dennoch bleibt genug Raum, sich eine eigene Meinung zu bilden.


    Auch die Nebenschauplätze, wie hier der Alltag von Senioren oder die Frühpensionierung infolge von körperlicher Behinderung, formen ein rundes Bild im Gesamtgefüge. Hervorzuheben ist auch die Recherche der Autorin. Beim Lösen des Falls werden fundierte Sachverhalte der Kriminalistik und Psychologie dargelegt, die dem Krimi das gewisse Etwas verleihen. Da kein Buch von Sabine Kornbichler dem anderen gleicht, ist es immer wieder ein Lesegenuss.