Wie viele Seiten pro Tag?

  • Jetzt möchte ich mich hier auch mal zu Wort melden. Bin noch absoluter Neuling, allerdings nicht gerade schreibunerfahren. Zumindest bin ich Redakteurin bei einer Tageszeitung, arbeite zehn bis zwölf Stunden am Tag, und versuche in meiner freien Zeit an meinem "Projekt" zu arbeiten, für das sich zumindest Mohrbooks schon einmal interessiert. Wie viele anderen von euch habe ich S. Kings "Das Leben und das Schreiben" verschlungen, und mich danach ganz klein und schlecht gefühlt. Denn derzeit pack ich nicht mehr als etwa 10 Seiten pro Woche und werde es wohl auch kaum auf ein 600-Seiten-Werk bringen. Klar: Es geht nicht um Masse, Bücher haben nichts mit Gewichtheben zu tun, aber irgendwie erscheint es mir doch etwas kläglich. Ich wollte euch mal nach eurem "Ausstoß" befragen. Wie lange arbeitet ihr an einem Buch? Wobei man da sicher zwischen Vollzeit-Autoren und Möchtegernen wie mir unterscheiden muss;)

  • HI tocco,


    ich finde diese Frage, gelinde gesagt, als destruktiv fürs eigene EGO.


    Es ist doch wichtig, was hinten bei raus kommt.
    Wer noch voll berufstätig ist, wird kein Simenon, der ein Buch in sechs Wochen schrieb.


    Aber hier ein Maßstab: Ich bin hauptberuflich Autor und habe einen Netto-output von genau 3,5 Normseiten am Tag. Das allerdings an 365 Tagen im Jahr.


    euer hef

  • Manchmal schreibe ich tagelang überhaupt nicht. Ich habe auch einen Vollzeit-Job (gut, offiziell Teilzeit, aber wenn ich mir das ansehe - letzte Woche habe ich mal so eben 55 Stunden gearbeitet, und der einzige freie Tag war der Samstag - das nenne ich nicht gerade Teilzeit). Da habe ich dann oft keinen "Dampf" mehr zum Schreiben, obgleich ich gewöhnlich sowieso eher morgens als abends schreibe - aber ich bin dann zu "leer".


    Dann wieder gibt es Tage, freie Tage, wo es nur so aus den Fingern sprudelt. Mein voriges Manuskript habe ich im NaNoWriMo fertiggestellt. Die erste Hälfte stand, die ganze Szenenaufstellung war fertig, es war ein reines "Niederschreiben", und da habe ich 250 Normseiten in 30 Tagen geschrieben.


    Das war aber die absolute Ausnahme, vor allem, weil es eben "high outpur" über einen längeren Zeitraum war. Zehn Normseiten an einem Tag sind nicht ungewöhnlich bei mir, durchaus auch mal zwanzig, wenn ich genau weiß, wohin ich will und wie ich dorthin komme, wenn ich nur "runterschreibe" - aber zehn Normseiten JEDEN Tag geht einfach nicht.

  • Wieviele Seiten ich schreibe? :gruebel


    Meistens am Tag so fünf bis acht Seiten - oder an einem wirklich guten Tag bis zu zehn Seiten... :wow und wenn es mir sehr schlecht geht nur zwei bis drei. Aber mit dem Durchschnitt bin ich eigentlich sehr zufrieden... :grin


    Zitat

    Orginal von CorinnaV
    Dann wieder gibt es Tage, freie Tage, wo es nur so aus den Fingern sprudelt.


    Ja, so Tage hab auch ich manchmal... Da schreibe ich manchmal den ganzen Tag und dann über dem Durchschnitt von mir - was heißt :
    Elf bis 12 Seiten!!!! :wow


    LG
    büchergirl90

  • Ich habe keinen Vollzeitjob, aber ein Studium, und wenn ich den ganzen Tag geistig arbeite, ist Schreiben nicht gerade eine Abwechslung. Darum komme ich nicht schnell voran. Dazu kommt noch, dass ich generell eher langsam arbeite. Für meine bisherigen Bücher habe ich 1 1/2 - 2 Jahre gebraucht. Wenn man es hauptberuflich macht, sind das zwar keine Maßstäbe, aber, wie hef sagt, was dabei raus kommt ist das entscheidende. Ich sehe Schreiben im Moment noch als Nebentätigkeit, darum stört es mich auch nicht. Wenn ich etwas Druck hätte, würde es vielleicht schneller gehen, aber momentan ist es noch nicht soweit.

  • Tocco,


    erst einmal meine Hochachtung. Ich weiß, wovon du redest. Ich hatte als Journalistin bei einer Tageszeitung einfach keine Kraft mehr, auch noch am Abend oder an freien Tagen zu schreiben. Irgendwann ist man doch "ausgeschrieben".


    Wenn es dir dennoch auf den Nägeln brennt, dann geh es gelassen an. Wichtiger ist, regelmäßig dran zu bleiben, als sich zusätzlich noch mit einem Muss-Pensum zu beschweren. Das bringt außer selbst verursachtem Stress gar nichts, zumal du ja überhaupt keinen Terminzwang hast!


    Ingrid Noll hat mal in einem Interview gesagt, als man sie zu ihrem Pensum befragte: "Wenn das Buch fertig, ist es fertig. Punkt." Daran versuche ich mich auch zu halten, obwohl ich in der heißen Schreibphase auch schnell dem Wahn verfalle, mindestens fünf Seiten produzieren zu wollen, einfach aus dem Grund, weil ich zu ungeduldig bin.


    Die Sache mit dem täglichen Pensum geistert durch viele Ratgeber, aber ich interpretiere es eher als Anreiz für Laien, generell am Schreiben dran zu bleiben, weil sie sonst in tausend Ausreden bis hin zur legendären Schreibblockade verfallen und vor lauter Frust aufgeben. Das gilt ja für dich als Schreib-Profi nicht.


    Also, schreib! Egal, wieviel in welcher Zeit. Es kommt nur auf Thema, Stil und Inhalt an. :wave

  • Vielen Dank für die netten Antworten. Heute ist es (bisher) zumindest eine dreiviertel Seite geworden - Kleinvieh macht auch Mist;) Ich merke bei mir einen sehr starken Unterschied zwischen Urlaubs- und Arbeitszeit. Nicht nur, weil ich dann mehr Zeit habe, sondern weil ich nicht den ganzen Tag lang schon mit Schreiben beruflich zu tun habe. Den ganzen Tag Texte schreiben und - zum Teil richtig miese - Texte redigieren - da mag man abends gerne mal ein bisschen auf Buchstaben-Distanz gehen und mal was anderes als den Computerbildschirm sehen. Sobald ich mal frei habe, werden's schnell fünf bis zehn Seiten am Tag. Leider habe ich nur sehr selten mal frei;) Ich muss nur meine Ungeduld in den Griff kriegen. Ich habe manchmal das Gefühl, kaum voran zu kommen, und muss mich dann bremsen, nicht zu hastig meine Geschichte abzuspulen.

  • Hach ja, diese Vorgaben. *Hust*
    Neulich habe ich mir extra drei Stunden freiorganisiert, um in Ruhe zu schreiben, weil ich am Anfang eines MS stehe und da immer so ein wenig vor mich hin "krüssele". Es fließt noch nicht so richtig - der Wahn hat noch nicht eingesetzt. Zum Ende dieser drei Stunden hatte ich 273 Worte. ;-(
    Dafür ratterte es am nächsten Tag - einem Tag, an dem ich eigentlich keine Zeit zum Schreiben hatte. Hab mir immer mal Minuten stibitzt und hatte am Abend 2000 Worte im Kasten.


    Ich mache mir keinen Stress mehr. Wenn ich mal nichts habe, habe ich nichts. Wenn ich mal abends weniger habe als am Morgen, dann ist das halt so. Es kommen auch wieder Tage, an denen ich 8.000 Worte in einer Nacht runterrassel und zwischenzeitlich nicht mal aufs Klo gehe.


    Ich *weiß* dass ich schnell schreiben kann. Meinen Erstling (400 Druckseiten) hab ich in exakt in zwei Monaten geschrieben, inkl. Plotting (der gesamten Trilogie) und zum größten Teil nachts, da ich drei kleine Kinder habe. Gesund war das allerdings nicht, danach ging es mir elend und ich brauchte eine laaange Pause. :rolleyes
    One Hektik brauche ich 4-5 Monate für einen Roman, und schneller kann mein Verlag ohnehin nicht verlegen *g*. Ohne Hektik bedeutet: Ich schreibe, wenn mir danach ist. Mal hysterisch, bis die Tasten glühen und ohne zu schlafen und ausreichend zu essen ... und mal eben ne Woche gar nicht, weil ich keine Lust habe.

  • An einem Tag, an dem ich in meinem Hauptberuf arbeite, schreibe ich vor bzw. nach der Arbeit insgesamt zwischen fünf und zehn Normseiten, mit der Tendenz eher zu den zehn. Wenn ich frei habe, also außer dem Schreiben keine größeren Verpflichtungen, werden es in der Regel um die fünfundzwanzig Normseiten. Mein persönlicher Rekord sind vierzig Normseiten an einem Tag.
    Bei mir ist es auch so, dass ich besser schreibe, wenn ich schnell schreibe, wenn ich also "im Fluss" bin. Das merke ich an den Rückmeldungen aus dem Lektorat - die Passagen, die am flottesten runtergeschrieben wurden, bekommen die wenigsten Anmerkungen.
    Ich bin allerdings ein "Quartalsschreiber" - zwischen zwei Romanprojekten kann ich schon mal mehrere Monate gar nichts schreiben.

  • Wenn ich könnte, wie mir der Sinn steht, würde ich mir wohl ein tägliches Ziel von ca 20 Seiten setzen (wie ich an Sonntagen auch oft schaffe) aber da ich zwei Jobs habe, schreibe ich Wochentags fast nichts.
    Fazit: zwanzig Seiten pro Woche :frieden

  • Ich bin soooooo glücklich!!!
    Ich habe nämlich am Do. bis zu 8 Seiten geschreiben :write und mein Roman zählt inzwischen bis zu 203 Seiten. Deshalb habe ich mir von Freitag bis gestern nochmal eine Pause gegönnt, damit sich meine Ideen nochmal sammeln können. Heute werde ich dann aber weiter schreiben...


    LG
    büchergirl90

  • Es gibt Autoren, die setzen sich täglich an den Schreibtisch und verlassen ihn erst wieder, wenn sie exakt drei Seiten geschrieben haben, mit denen sie absolut glücklich sind. Es gibt Autoren, die schreiben wochenlang nichts und dann 300 Seiten am Stück innerhalb von 14 Tagen. Das ist aber keine Arbeitsweise, die man sich aussucht, sondern eine, die man für sich selbst herausfindet. Ich gehe in Schreibklausur und produziere in einer Woche durchschnittlich 160 Seiten, und der Rest des Romans entsteht danach über mehrere Wochen hinweg des Nachts (und nur an Werktagen - ich kann am Wochenende nicht schreiben), wobei der Ausstoß zwischen zwei und zehn Seiten täglich schwankt. Für die erste Fassung benötige ich in aller Regel etwa sechs Wochen, aber das ist nur ein Durchschnittswert und betrifft lediglich den reinen Schreibprozess (Recherche und sonstige Vorarbeiten also nicht mitgerechnet). Ich kenne Autoren, die entwickeln sich im Schreibprozess zu völlig anderen Personen, soziophob und mit tendentiellem Verfolgungswahn, während andere (zu denen ich auch gehöre) Öffentlichkeit brauchen, um kreativ zu bleiben. Es ist bei jedem anders. Man kann vieles ausprobieren, aber man sollte sich nur an sich selbst orientieren.

  • Aus Gesprächen mit Freunden und Kollegen kann ich das, was Tom schreibt, nur unterstreichen. Letztendlich findet jeder sein eigenes Arbeitstempo und seine eigene Vorgehensweise.


    Wenn der Druck noch nicht so groß ist, versuche ich mich selbst in den Hintern zu treten, indem ich mir fünf Seiten pro Tag als Minimum setze. Dafür brauche ich, wenn ich konzentriert schreibe, etwa eine Stunde. Dabei arbeite ich gerne im Cafe oder setze mich nach Unterrichtsschluss in einen ruhigen Raum, wo mich niemand stört. Klausuraufsichten in der Oberstufe eignen sich auch gut - andere korrigieren, ich schreibe :lache
    Wenn der Zeitdruck groß ist, arbeite ich vor allem abends. Da komme ich auf bis zu 25 Seiten, je nachdem, wie gut es "fließt".


    Allerdings schreibe ich grundsätzlich immer erst einmal eine Rohversion, die ich dann nicht überarbeite, sondern liegenlasse und am nächsten Tag mache ich an der Stelle weiter. Die Überarbeitung kommt bei mir am Ende, was dann sicher zeitaufwändiger ist als bei Autoren, die von vornherein überarbeiten. Ich habe jedoch festgestellt, dass ich mich verfranse, wenn ich beim Schreiben korrigiere. Wenn ich beim Schreiben feststelle, dass ich weiter vorne etwas ändern oder ergänzen muss, mache ich daher nur eine Randnotiz ("Do to - später hier XY ändern"), die ich in der Überarbeitungsphase wieder aufnehme.


    Viele Grüße
    Heike

    Der Bernsteinbund - Historischer Roman - Juni 2010 im Aufbau-Verlag
    Die Tote im Nebel - Historischer Kriminalroman - März 2013 im Gmeiner-Verlag

    Rabenerbe/ Rabenbund - DSA-Fantasyromane - 2017/2018 bei Ulisses

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  • Wow, ich bin mal wieder fassungslos über das Schreibtempo der meisten Autoren hier. Um dich zu beruhigen, tocco, ich schaffe maximal ein durchschnittliches Tagespensum von 1500 bis 1800 Wörtern (die dann aber schon ziemlich ausgefeilt sind) – und ich schreibe seit drei Jahren hauptberuflich. Klar, es können auch mal 4000 Wörter werden, aber dann bringe ich am nächsten Tag meist nicht allzu viel zustande. Summa summarum rechne ich mit einem guten Jahr für ein Manuskript von etwa 500 Druckseiten, allerdings sind dann Recherche und Überarbeitung in dieser Zeit enthalten.
    Ich finde deine zehn Seiten pro Woche NEBEN dem Beruf fantastisch – mehr habe ich neben dem Brotjob auch nicht geschafft. Das Problem mit dem "Ausgewrungen sein" kenne ich gut. Und wenn du hochrechnest: zehn Seiten die Woche macht einen 600-Seiter in 15 Monaten. Ist doch super!
    Ganz liebe Grüße von
    SteffiB

  • ...da ich ein bekennender workoholic und Linkshirni bin, brauche ich einen absolut geregelten Schreiballtag (und Ausnahmen gibt es nicht :schlaeger)


    Ab 23.00 Uhr gehört die Zeit mir bis open end.


    So komme ich an 365 Tagen auf genau 3,5 Seiten Netto output p.Tag.
    Darin sind aber Überarbeitung, Recherche und Recherchereisen vorort beinhaltet.
    D.h., dass ich an manchen Tagen nur mit Recherche beschäftigt bin und es auchmal in einer Nacht 20 Seiten werden können


    euer hef

  • Ich bin Studentin und habe das Gefühl, ich bin dann am kreativsten, wenn ich eigentlich für die Uni lernen sollte.
    Da werden es dann schon mal zehn Seiten am Tag.
    An Tagen, an denen ich eigentlich Zeit zum Schreiben hätte, will mir oft gar nichts einfallen.


    Das ist für meinen Wunsch, hauptberufliche Autorin zu werden, sehr, sehr kontraproduktiv... :-(